Nicht verändert hat sich auch in diesem Jahr die grundsätzliche Strategie von Adobe Creative Cloud. Mala Sharma, Vice President of Creative Cloud Product Marketing & Business Strategy bei Adobe, definiert das das Creative-Cloud-Versprechen so: „Alles was der Kunde braucht ist an einem Ort, in einer vernetzten und integrierten Erfahrung, so dass er nahtlos gestalten kann. Es geht aber nicht nur darum unseren Kunden Werkzeuge zu geben, sondern auch alles, was sie sonst noch brauchen.“ Also erweitert Adobe immer weiter seine Sammlung von Desktop- und Mobile-Apps, nicht nur um Online-Dienste, sondern auch um Assets, die der Designer zum Gestalten braucht.
Aus Fotolia wird Adobe Stock
Den Anfang machten bei nützlichen Online-Diensten der Schriftenservice Typekit und das Kreativnetzwerk Behance, l etztes Jahr auf der Hausmesse Adobe MAX hat der Hersteller eine Talentsuche per Behance eingeführt. Der große Neuzugang der 2015er Version wird der Bilderdienst Adobe Stock sein, mit dem sich der Softwareriese erstmals ins Terrain des Stock-Bildmaterials vorwagt – laut Einschätzung von Adobe ein Multi-Milliarden Markt. Dank des Zukaufs von Fotolia Ende letzten Jahres musste Adobe jedoch nicht von Null anfangen, sondern konnte sich darauf konzentrieren Stockmaterial – ähnlich wie vor ein paar Jahren bei Typekit – an die hauseigenen Tools anzubinden. Die direkte Anbindung des Bilderdienstes an die Tools soll aber nicht der einzige Vorteil gegenüber der Konkurrenz sein. Adobe möchte den Kauf und Verkauf von Bildmaterial stark vereinfachen. „Über 90 Prozent unserer Kunden sind Käufer und selbst Erzeuger von hochwertigem Bildmaterial,“ so Sharma.

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Davon erhoffe man sich auch, in Sachen Qualität und Vielfalt die Latte höher als die Konkurrenz legen zu können. Beim Preismodell setzt man auf Transparenz und Einfachheit: Neben dem Einzelkauf von Bildern für 9,99 Euro pro Bild, ist eine Zehner-Lizenz für Bilder zu monatlich 49,99 Euro erhältlich. Creative Cloud-Abonnenten sparen dazu mit 29,99 Euro im Monat 40 Prozent. Großabnehmer können für 159,99 Euro 750 Bilder monatlich kaufen. Vor allem beim Verkauf von Bildern über Stock-Anbieter sind die Modelle oft undurchsichtig, hier will man für Anbieter ein simples und transparentes Modell schaffen. Auch das Creative-Cloud-Abo selbst will flexibler werden. Künftig gibt es Creative Cloud für Einzelanwender, Small Business und Enterprise. Die große Unternehmenslizenz beinhaltet zum Beispiel Möglichkeiten für höhere Sicherheitslevel und dedizierte Server beim Speichern.
Wie geht es weiter mit Fotolia und Bestandskunden?
Fotolia-Kunden fragen sich natürlich, wie es mit ihrem Service angesichts Adobe Stock weitergeht. In den offiziellen FAQ heißt es dazu: „Fotolia hat eine große Kundenbasis an Käufern, die die Wahl haben bei Fotolia zu bleiben oder zu Adobe Stock zu wechseln. Wir wollen nicht Fotolia Kunden zu Adobe Stock übergeben, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben den Service zu testen. Mit der Zeit rechnen wir damit, dass Kunden, von denen viele mit Adobe Desktop Apps arbeiten, zu Adobe Stock wechseln werden um von den großen Vorteilen der Creative Cloud Integration zu profitieren. Bis dahin wollen wir nicht diesen lebendigen, wachsenden Marktplatz stören.“
Weiter heißt es auf die Frage, wie lange Fotolia noch Stock-Inhalte verkaufen wird: „Es gibt keinen Plan das Fotolia Business zu schließen und Fotolia wird in absehbarer Zeit weiterhin Stock Inhalte verkaufen. Dennoch erwarten wir dass die Kunden zu Adobe Stock aufgrund der großen Vorteile aufgrund der Creative Cloud Einbindung wechseln werden.“
Es scheint auch keinen Grund zur Sorge zu geben, dass Adobe Fotolia vernachlässigen wird. „Mit Millionen aktiven Nutzern werden wir weiterhin in Fotolia investieren und die exzellente Erfahrung beim Produkt und Kundenservice bieten, die Kunden gewohnt sind.“ Es ist also kein Ende von Fotolia in Sicht, aber Adobe rechnet dennoch damit, dass die meisten Fotolia-Kunden wechseln werden.

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Desktop und Mobile r ücken enger zusammen
Schon in der letzten Version betonte Adobe, dass die mobilen Apps der Creative Cloud keine Spielereien sind, sondern ernstzunehmende Bestandteile des kreativen Workflows , die Ergebnisse auf Profi-Niveau liefern. Da sie oft Desktop-Apps zuarbeiten oder im Austausch stehen, will Adobe den Austausch zwischen den Apps vereinfachen. Mobile und Desktop sollen künftig wie eine einzige App zusammenspielen. Als Bindeglied soll die neue Technlogie mit dem Namen Creative Sync dienen.

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Sie kümmert sich etwa darum, dass Dateien, Schriften, Assets, Einstellungen und mehr immer griffbereit sind. Der Kreative beginnt seine Arbeit zum Beispiel in Sketch auf dem iPad und macht nahtlos dann in Photoshop auf dem Mac weiter. Übrigens ab Juni nicht nur auf dem iPad: Die Android-Gemeinde hatte sich im letzten Jahr beklagt, dass die Kreativ-Apps nur für iOS zu haben waren. Jetzt sollen sie mit kompatiblen Versionen von Brush, Shape, Color und Photoshop Mix beglückt werden. Dazu kommt eine neue Kreativ-App: Der Farbenpicker Color bekommt ein Pendant in der Videowelt. Hue nimmt aber nicht nur wie Color zweidimensionale Farbfelder auf, es kann Licht und Farben in einem dreidimensionalen Bild speichern und dann auf Filmmaterial anwenden. Zum Beispiel könnte Hue die grüne Grundstimmung aus dem Matrix-Film aufnehmen und dann in Premiere Pro oder After Effects transportieren.

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Photoshop bekommt Artboards
Neben neuen Diensten und Apps hat Adobe nicht die Kernprogramme vergessen und auch sie in Creative Cloud 2015 erweitert und verbessert. Die beliebten Artboards aus Illustrator gibt es jetzt auch in Photoshop. So können in einem einzigen Dokument mehrere Zeichenflächen verschiedener Dimensionen angelegt werden, zum Beispiel nebeneinander Screendesigns für Tablet und Smartphone. Photoshop bringt jetzt Werkzeuge für App-Designer mit. Indesign und Illustrator wurden vor allem Performance-optimiert und sollen jetzt zehnmal schneller als die CS6-Version laufen. Illustrator bringt neue Funktionen und Tools für die immer populäreren Infografiken mit. Untereinander sollen sich die Programme mit so genannten Linked Assets verstehen, die in einer App gemachte Änderungen automatisch mit in eine andere mitnehmen, nach dem Motto: Einmal bearbeiten, überall auf Stand. Webdesigner können in Dreamweaver Websitees mit responsive Layout einfacher als zuvor gestalten.

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Video-Profis bekommen in Premiere Pro neben der Hue-App insgesamt einfachere Farb-Workflows. After Effects hat seine Vorschaufunktionen verbessert und kann jetzt per Webcam einfache 2D-Charakter animieren. Fotografen entfernen mit einer neuen Funktion in Lightroom und Photoshop Dunst aus ihren Bildern. Rauschen kann jetzt auch in Blur-Gallery Effekte hinzugefügt werden. Der beliebte Bereichsreparatur-Pinsel und die Pfad-Werkzeuge in Photoshop sollen ganze 120mal schneller arbeiten als bisher. Lightroom kann Fotos mit verschiedenen Belichtungen in ein einzelnes HDR-Bild kombinieren.