Als Hersteller eines Backup-Programms hat man es mit Apple nicht leicht, weshalb schon mancher Entwickler das Handtuch geworfen hat: Ist doch mit Time Machine ein kinderleicht bedienbares Backup-Programm bereits vorinstalliert, gleichzeitig beschränkt Apple für Dritthersteller der Zugriff auf Mac-Daten immer stärker. Mit der fehlenden Dokumentation des Dateisystems APFS musste sich der Entwickler des Tools Carbon Copy Cloner ebenfalls herumschlagen.
Es gibt aber gute Gründe, warum ein Tool wie Carbon Copy Cloner, auch CCC genannt, weiter interessant bleibt. Es bietet einige sonst nicht verfügbare Funktionen und kann ein startfähiges System auf eine externe Festplatte klonen.
Simpler Modus
Öffnet man den Carbon Copy Cloner das erste Mal, ist mancher von der Fülle an Optionen überrascht. Profis wissen die Konfigurierbarkeit zu schätzen, Einsteiger bleiben dann aber oft lieber bei Time Machine. Dabei gibt es eine besondere Oberfläche für Einsteiger: Wählt man in den Menüleiste unter „Copy Cloner“ die Option „Einfacher Modus“ sieht man plötzlich nur noch zwei Felder: Per Drag-And-Drop kann man hier nun Quelle des Backups und Ziel des Backups festlegen – mehr ist nicht mehr nötig.

APFS-Unterstützung
Interessant ist die aktuelle Version 5.1 des Carbon Copy Cloners nicht zuletzt durch die weitgehende Unterstützung von APFS: Während Time Machine ja weiterhin nur HFS+ nutzen kann, unterstützt das Tool auch Backups auf APFS-Medien. Problemlos kann man so beispielsweise ein System von einer HFS-Partiton auf eine APFS-Partition kopieren und umgekehrt. Unterstützt wird außerdem die Nutzung von APFS-verschlüsselten Medien. Das ist wichtig für mobile Anwender, die Backup-Dateien auf einer externen Festplatte bleiben so vor fremden Zugriff geschützt. Das ist auch deshalb essentiell, da neuere Macs mit T2-Chip gar nicht mehr von einem verschlüsselten HFS+-Volume starten könnten.
Nutzen sollte man APFS aber nur auf SSDs, auf herkömmlichen Festplatten gibt es deutliche Performance-Probleme – will man Backups auf ein APFS-Medium erstellen, sollte man besser zur externen SSD greifen.
Schnappschüsse
Sehr mächtig, aber auf den ersten Blick auch sehr verwirrend ist die Schnappschussfunktion von APFS (Snapshot): In das neue Dateisystem ist nämlich eine Art Versionsverwaltung integriert: Auch ohne externe Backup-Festplatte speichert APFS laufend Versionen eines System oder einer Datei, etwa einer Word-Datei oder eines Videos. Beim versehentlichen Löschen einer Datei kann man diese dadurch oft noch retten.

In der neuen Version unterstützt CCC diese Schnappschussfunktion, man kann mit dem Tool sogar die vom System erstellten Snapshots auflisten und erfährt den belegten Speicherplatz. Nutzen kann CCC diese neue Technologie sowohl auf der internen APFS-Systemfestplatte als auch auf dem externen Backup-Volume.
Das Prinzip ist eigentlich nicht neu, mit der Funktion „Safety Net“ bietet CCC diese Funktion ja bereit seit längerer Zeit. Mit der neuen Snapshot-Funktion kann man aber noch weit mehr Systemzustände speichern, sowohl auf der Systemfestplatte als auch auf dem externen Backup-Speicher. Dank der Verwaltung durch APFS belegen diese Snapshots nur wenig Platz. Mißlingt ein Update, kann man so schnell zum Zustand vor dem Updaten zurückkehren. Über die Systemeinstellungen kann man die Zahl dieser Snapshots festlegen, um Platz zu sparen löscht CCC alte Snapshots automatisch.
Ein Problem: Durch die komplexe Versionsverwaltung und andere Eigenheiten von APFS sind Angaben zum freien Speicherplatz auf einem APFS-Medium nicht mehr zuverlässig. Hier liefern aber auch Finder und Festplattendienstprogramm oft völlig unterschiedliche Daten.
Startfähiges System klonen
Eigentlich klingt es nach einer einfachen Aufgabe: CCC kann ein komplettes laufende System auf ein anderes Medium kopieren, etwa eine externe SSD. Praktisch ist dieses Klonen etwa, wenn man die interne Systemfestplatte durch eine neue SSD oder Festplatte ersetzen will. Will man in sein altes Macbook eine neue interne SSD einbauen (was ja bei einigen Modellen noch möglich ist), steckt man dazu die neu gekaufte SSD in ein Leergehäuse, überspielt die Daten auf die SSD und muss die SSD dann nur noch einbauen. Man spart sich so die mühsame Installation eines neuen Systems auf der leeren Platte. Erfahrene Anwender klonen ihr System oft vor einem größeren Systemupdate, da ein neues System manchmal für Kompatibilitätsprobleme sorgt – beispielsweise bei dem für den Workflow immens wichtigen Plug-in von Cubase.
Diese simpel klingende Aufgabe ist aber dank eines immer komplexeren macOS gar nicht so einfach, so muss CCC für diese Aufgabe laufend aktualisiert werden. Gut: Das Tool prüft, ob das Klonen auf ein bestimmtes Medium ein startfähiges System ergibt und warnt bei nicht geeigneten Dateiformaten oder Partitionen.
Stärke von CCC ist aber außerdem noch eine ganze Reihe an Spezialfunktionen. So kann das Tool die so genannte Rettungspartition eines Macs archivieren und auf Wunsch auf die neue SSD kopieren. Diese Partition wird bei der Erstinstalllation eines Systems erstellt und fehlt deshalb beim Klonen eines Systems. Sogar eine unregistrierte Version von CCC kann einen Mac klonen, was mit zur großen Beliebtheit des Tools beigetragen hat. Die Software Super Duper von Shirt Pocket eignet sich ähnlich gut für das Klonen eines Systems, bietet aber einen weit geringeren Funktionsumfang.
Backups – mehr Optionen als Time Machine
Neben dem gezielten Klonen eines Systems ist Carbon Copy Cloner aber auch ein funktionsreiches Backup-Programm: Nach der ersten Komplett-Kopie kann man zeitgesteuert oder manuell die Daten aktualisieren. Anders als Time Machine kann man für diese so genannten inkrementellen Backups eigene Zeitpläne erstellen – etwa ein Backup in der Mittagspause oder nach Dienstschluss. Diese Flexibilität ist ein echtes Kaufargument gegenüber Time Machine, so sind mit dem Tool problemlos Backups auf Netzvolumes möglich, auf Wunsch startet auch das Anschließen einer Festplatte den Backup-Vorgang. Fand schon längere Zeit mehr kein Backup statt, wird man außerdem von dem Tool daran erinnert. Als Standard sichert CCC den kompletten Mac, auf Wunsch kann das Tool aber auch nur einzelne Ordner sichern oder man kann bestimmte Ordner vom Backup ausnehmen – beispielsweise den Download- oder Filme-Ordner.

Für Profis steht die Erstellung mehrerer Backup-Pläne zur Verfügung, sogar die Gruppierung von mehreren Backup-Plänen ist in der aktuellen Version möglich und sorgt für mehr Übersicht. Auf Wunsch führt das Tool vor oder nach dem Backup ein Shell-Skript durch, erfolgreiche Sicherungen meldet es bei Bedarf per E-Mail. Eine vollständige Liste dieser Funktionen ist hier verfügbar.
Insgesamt geht das Tool weit über die Funktionalität von Time Machine hinaus, die fortgeschrittenen Funktionen machen es aber doch immer mehr zur Software für Profis und Admins. Den meisten privaten Anwendern würden wir deshalb für Backups doch eher zu Time Machine raten.
Wiederherstellung weniger komfortabel als mit Apple Time Machine
Eine komfortable Wiederherstellung wie mit Time Machine ist nicht möglich, versehentlich gelöschte Dateien muss manuell suchen und zurück kopieren. Startfähige Backups kann man zwar auch mit anderen Lösungen wie Super Duper und Get Backup erstellen, Carbon Copy Cloner hat sich aber in den letzten Jahren einen Ruf besonders hoher Zuverlässigkeit erworben. Ein Upgrade von einer früheren Version kostet die Hälfte. Für Firmen gibt es eine Pro-Version , die ab 92,50 Euro kostet.
Empfehlung Carbon Copy Cloner
Für Heimanwender ist ein bootfähiges Systembackup wohl nicht nötig, mit dem Bedienkomfort von Time Machine kann der Carbon Copy Cloner nicht mithalten. Nutzt man seinen Mac beruflich, ist Carbon Copy Cloner aber eine sehr wertvolle Time-Machine-Ergänzung.
Carbon Copy Cloner
Preis: € 37
Note: 1,5 sehr gut
Leistung (50%) 1,5
Ausstattung (30%) 1,5
Bedienung (10%) 2,4
Dokumentation (10%) 1,0
Vorzüge: Guter Funktionsumfang, hohe Zuverlässigkeit
Nachteile: Umständliche Wiederherstellung, unübersichtliche Oberfläche und Dateiauswahl
Alternativen: Super Duper, Get Backup, Time Machine
Ab OS X 10.10 (ältere Versionen weiter verfügbar)