Die Fotografie hat ja schon einiges an Revolutionen hinter sich: Erst wurde alles digital, und mittlerweile haben Smartphones den richtigen Kameras zumindest dann klar den Rang abgelaufen, wenn es um die Zahl der geschossenen Bilder geht. Und damit ändern sich auch die Ansprüche: Zeigte man früher seine Urlaubsfotos erst lange nach der Reise in Papierform herum, erwartet die Fangemeinde daheim heutzutage eher die tagesaktuelle Foto-Berichterstattung. Dafür braucht man Apps und Dienste, mit denen sich von unterwegs Fotos im Netz veröffentlichen lassen. Und da Leute, die immer intensiver ihr iPhone nutzen, in der Folge immer seltener ihren Computer verwenden, ertrinken die Anwender in der Flut ihrer Bilder. Da kommt das Angebot, seine Bilder in der Cloud zu speichern, zu bearbeiten und weiterzureichen, für viele gerade recht.

Im Markt finden sich etliche Angebote für die Speicherung und Veröffentlichung von Bildern, die sich aber in der Herangehensweise unterscheiden. Manche Dienste wie etwa Flickr haben ihren Ursprung in der Social-Media-Ecke und waren ursprünglich nicht zum Sichern, sondern nur zum Präsentieren der Bilder gedacht. Umgekehrt haben klassische Cloud-Anbieter wie etwa Dropbox eher als Zusatznutzen den Umgang mit Fotos gelernt. Und natürlich mischt auch Apple mit der iCloud-Fotomediathek (siehe auch Seite 62) mit, doch es gibt mittlerweile etliche Alternativen, die die gleiche Leistung versprechen.
Anbindung an den Rechner?
Ein gewichtiger Unterschied der verschiedenen Foto-Clouds ist die Frage, ob sie den PC oder Mac noch als zentrale Anlaufstelle sehen. Bei Apple beispielsweise gibt es auch für den Mac eine Fotos-App, die etwa die gleichen Bearbeitungsmöglichkeiten wie unter iOS bietet, während Google zum Beispiel auf die Bearbeitung im Browserfenster vertraut. Die meisten anderen Anbieter synchronisieren die Bilddateien einfach in einen Ordner auf dem Mac oder PC, wo sie sich bearbeiten und wieder zurücksichern lassen.
Alles in die Cloud?
Noch kann sich nicht jeder mit dem Gedanken anfreunden, seine komplette Fotobibliothek einem Cloud-Anbieter anzuvertrauen, statt seine Bilder auf eigenen Festplatten zu sammeln. Was dafür spricht: Man kommt von überallher an seine Bilder, egal ob man am PC sitzt, das iPad auf dem Schoß hat oder mit dem iPhone am Strand sitzt. In der Regel sorgen die Cloud-Anbieter über Apps und Webinterfaces auch für rudimentäre Bearbeitungsmöglichkeiten für die Bilder. Und obwohl kein Anbieter wirklich für die Sicherheit der Daten garantiert, darf man getrost annehmen, dass er für Backups sorgen und einen Datenverlust nicht riskieren wird. Wer seine liebsten Bilder auch noch zusätzlich selbst sichert, dürfte auf der sicheren Seite sein. Wer dem Cloud-Anbieter voll vertraut, kann seine Bilder vom iPhone und anderen Geräten getrost löschen und den Speicherplatz anderweitig nutzen.
Dropbox Carousel
Mit Carousel bietet Dropbox eine spezielle Foto-App und spendiert deren Nutzern zusätzliche 3 Gigabyte Platz. Die App ist bislang recht simpel, sodass man teils noch auf die normale Dropbox-App ausweichen muss, doch der Dienst an sich funktioniert wie gewohnt sehr gut.
Nachteile muss man allerdings auch nicht lange suchen: Die meisten Cloud-Anbieter haben natürlich ein Limit für die Datenmenge, die man speichern darf, und möchten mehr oder weniger viel Geld sehen, wenn man mehr Platz braucht. Und niemand garantiert einem, dass die kostenlosen Anbieter in der Zukunft, wenn man sich von ihnen längst abhängig gemacht hat, nicht doch Geld für ihre Dienstleistung verlangen. Ein Umzug einer kompletten Fotobibliothek mit mehr als 100 Gigabyte ist nichts, was man sich irgendwann gerne antun würde.






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Einige Anbieter limitieren die Auflösung oder Dateigröße von Bildern und sichern nur verkleinerte Versionen – wer viel Geld für ein hochauflösendes Kamerasystem ausgegeben hat, kann das eigentlich nicht akzeptieren. Auch bei Videos gibt es oft Limits bezüglich der Länge und Auflösung. Und schließlich sind die Bearbeitungsmöglichkeiten für Bilder in der Cloud teils gar nicht, teils nur rudimentär vorhanden.
Amazon Photos
Auch Amazon versucht, seine Prime-Kunden mit unbegrenztem Speicherplatz auf den Amazon-Photos -Dienst zu locken. Leider ist die App zu simpel und bietet weder Möglichkeiten zur Bearbeitung noch zur Freigabe der Bilder für andere. Letzteres klappt nur über die Webversion des Dienstes.
Viele Anbieter, viele Preise
Mittlerweile ufert die Zahl der Anbieter für Foto-Clouds geradezu aus. Anbieter wie Apple oder Dropbox haben ein simples und ehrliches Geschäftsmodell, denn sie verlangen für den Speicherplatz, wenn er denn über das eher bescheidene Gratisangebot hinausgeht, einfach Geld. Speziell Apple verlangt durchaus stattliche Beträge für den iCloud-Speicher: Eine einigermaßen gut gefüllte Fotobibliothek kann durchaus sehr groß sein. Die knapp 25 000 Fotos des Autors dieser Zeilen füllen knapp 200 Gigabyte – und um diese neben weiteren Daten bei Apple zu parken, wäre der zweitgrößte iCloud-Account mit 500 Gigabyte für 10 Euro im Monat fällig. Andere Anbieter wie Amazon oder Microsoft agieren etwas subtiler und bieten ihre Foto-Clouds als Extraleistung zu anderen Abo-Angeboten an. Microsoft und Amazon beispielsweise haben zwar auch begrenzte, kostenlose Angebote, doch wer bei Microsoft Office 365 abonniert oder bei Amazon Prime-Kunde wird, bekommt beinahe unbeschränkten Platz für seine Fotos und wird damit gleichzeitig umso abhängiger vom Anbieter.
Microsoft Onedrive
Unbegrenzten Speicherplatz für Fotos bekommen bei Microsofts Onedrive nur Office-365-Abonnenten für rund 7 Euro pro Monat. Zwar lassen sich Freigaben per Passwort schützen, doch wenn man die automatische Bildersicherung nicht aktiviert, ist der selektive Upload sehr umständlich.
Google ist auf den ersten Blick freigiebiger, weil der Foto-Speicherplatz tatsächlich unbegrenzt ist. Doch das gilt nur dann, wenn man eine maximale Auflösung von 16 Megabyte pro Bild und eine stärkere Kompression der Bilder akzeptiert. Speichert man die Bilder im Original, muss man mit 15 Gigabyte auskommen oder zusätzlichen Speicher erwerben. Das zu Yahoo gehörige Flickr bietet tatsächlich kostenlos ein Terabyte Speicher für Bilder in Originalgröße und in der Länge limitierte Videoclips an – das reicht selbst Profifotografen meist aus.
Sicherheit und Vertrauen
Bilder repräsentieren die eigene Geschichte und enthalten nicht nur Aufnahmen von Freunden, sondern auch Metadaten wie etwa die per GPS ermittelten Aufnahmepositionen – wichtige und private Daten also, von denen man sich wünschen würde, die Anbieter würden sie verschlüsseln. Doch das Gegenteil ist meist der Fall: Kaum ein Anbieter verzichtet auf die Suchmöglichkeit nach dem Aufnahmeort, und viele durchsuchen die Fotos nach Gesichtern, Text, Autos, Tieren und anderen Motiven, um Stichworte zur Sortierung automatisch zu liefern. Google geht sogar so weit, automatisch Diashows, Panoramen oder stilisierte Versionen aus einigen Bildern zu generieren, die man übernehmen kann. Diese Möglichkeiten sind teils sehr praktisch, erfordern aber auch, dass man dem Anbieter der Foto-Cloud extrem vertraut. Denn die Menge an persönlichen Informationen, die man hier preisgibt, ist schon enorm, und die Missbrauchsmöglichkeiten für Unternehmen, die auch den Inhalt von Fotos analysieren können, sind überaus groß.
Google Fotos
Wählt man den unbegrenzten Speicherplatz, komprimiert Google auf Kosten der Qualität die Bilder und Filme stärker. Die Google-Fotos -App bietet einfache Bearbeitungen und erlaubt sehr einfach auch selektive Uploads vorhandener Bilder, was den Dienst zu einem der universellsten macht.
Oder doch nur die Mini-Cloud?
Doch in vielen Fällen muss man sich auch nicht mit Haut und Haaren der Foto-Cloud verschreiben, sondern kann sie nach Bedarf und nur für die wichtigsten Aufnahmen nutzen. Dazu muss der Schalter für den automatischen Upload aller Bilder natürlich aus bleiben, und man muss per Hand seine Bilder auf den Server laden. Leider ist der selektive Upload mit einigen Apps sehr umständlich, zudem benötigt man natürlich viel Disziplin.
iCloud-Mediathek, Fotostream und Fotofreigabe erklärt
Die Qual der Wahl …
Wir haben uns einige Foto-Clouds von größeren Anbietern etwas näher angesehen und können dennoch die Frage, welchen man wählen sollte, nicht wirklich beantworten. Die erste Frage, die man sich stellen muss, lautet, ob man überhaupt seine Bilder aus der Hand geben möchte. Und wenn man es möchte, gilt es, den vertrauenswürdigsten Anbieter zu wählen, bei dem man seine Bilder in guten Händen wähnt. So gesehen, ist die Entscheidung für eine Foto-Cloud sehr persönlich und subjektiv geprägt. Ein weiteres Kriterium sind die Preise: Hier fällt Apple als Erstes heraus, denn die iCloud-Fotomediathek ist das teuerste Angebot, obwohl die Funktionalität durchaus sehr gut ist. Amazon und Microsoft sind nur dann günstig, wenn man gleichzeitig ein Office-oder Prime-Abo haben möchte und bereit ist, das Schicksal seiner Fotobibliothek daran zu knüpfen.
Flickr
Bei Flickr liegt die Betonung auf dem öffentlichen Ausstellen der Bilder, doch hochgeladene Bilder bleiben zunächst privat und lassen sich sogar recht gut bearbeiten. Wer den automatischen Upload deaktiviert, muss einzelne Fotos wenig intuitiv über das Kamerasymbol hochladen.
Flickr kann seinen eigentlichen Bestimmungszweck als Foto-Community nicht verleugnen und macht das Teilen der Bilder entsprechend leicht, zudem bietet es brauchbare Bearbeitungsmöglichkeiten und Schnittstellen zu vielerlei Programmen auf Mac und PC. Das kann Google nicht im gleichen Maße bieten, zudem ist der Dienst nur dann unbegrenzt kostenlos, wenn man in Kauf nimmt, dass Bilder und Filme stark komprimiert werden. Solange man aber nur das iPhone zum Fotografieren und Filmen nutzt, ist diese Einschränkung recht gut zu akzeptieren. Doch wie man sieht, gibt es nicht den einen Dienst, der alle anderen schlägt, und man tut gut daran, sorgfältig zu prüfen, welches der Angebote man annehmen sollte.