Mehrausgaben: Gerüchte um die Entwicklung eines Apple-Autos nehmen immer mehr Gestalt an. So hat der Mac-Hersteller seinen Etat für Forschung und Entwicklung um 1,5 Milliarden US-Dollar erhöht. Wie zudem heute das Manager Magazin in seiner Druckausgabe berichtet, spricht Apple mit BMW über die Karosserie des Elektrofahrzeugs i3. Eine mögliche Kooperation oder Lizenzierung könnte für beide Unternehmen sinnvoll sein. Apple müsste nicht Ressourcen für Aufgaben des klassischen Fahrzeugbaus bereit stellen, BMW könnte sein ambitioniertes Fahrzeug endlich so richtig auf die Straße bringen, wenn es ganz andere Käuferkreise anspricht.
Erste Gerüchte über eine Kooperation Apple-BMW hatte es schon im März 2015 gegeben, nach einer längeren Gesprächspause haben die Unternehmen aber offensichtlich den Faden wieder aufgenommen. Dabei scheint es zu weiter Annäherungen gekommen zu sein: Wie das Manager Magazin berichtet, soll Apple-CEO Tim Cook das Leipziger BMW-Werk besichtigt haben, in dem der i3 vom Band rollt.
Apple gibt mehr für Forschung und Entwicklung aus: Ein Kommentar
Schaut man sich die berichteten Zahlen von Apple an und vergleicht diese mit dem Vorjahr, staunt man nicht schlecht. Während der ersten neun Monate des Jahres 2014 hat Apple 4,4 Milliarden US-Dollar für Forschung ausgegeben. In diesem Jahr sind es schon 5,9 Milliarden. Eine Steigerung von anderthalb Milliarden US-Dollar, also muss das Unternehmen dieses Geld für neue Projekte ausgeben.
Wir haben uns die Zahlen – die addierten Summen und die Einzeln-Ausgaben pro Quartal – im Detail angeschaut. Alles, was sich daraus herleiten lässt – Apple plant seit Anfang 2011 minutiös seine Ausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung . Diese Kosten gestaltet der Konzern absolut zyklisch, so dass der meiste Brocken auf das dritte Quartal im Jahr fällt. Vergleicht man die Höhe der R&D-Kosten mit den umgesetzten Einnahmen, entwickeln sich diese beiden auch absolut synchron – im Schnitt gibt Apple pro Quartal 2,8 Prozent vom Umsatz für neue Projekte aus. Traditionell fällt diese Kurve im Q1 des jeweiligen Jahres bis zu der Marke von rund 2 Prozent, im Q3 – dagegen sprunghaft über die 4-Prozent-Marke. Neue Produkte lassen sich bei solchen zyklischen Entwicklungen nicht ablesen: Selbst im Q3 2014, als Apple zwei iPhone-Modelle und eine neue Produkt-Reihe von Apple Watch vorgestellt hat, betrugen die R&D-Kosten absolut 1,6 Mrd. US-Dollar, also 4,3 Prozent vom Gesamtumsatz, ein Normalwert bei Apple-internen Forschungsplanung. Spekulationen über ein neues Produkt wie ein Apple Auto nur anhand der R&D-Ausgaben halten wir für unbegründet. Halyna Kubiv
Warum ein Auto? Darum!
Auch wenn sich aus der aktuellen Steigerung von Apples R&D-Budget kein Schluss ziehen lässt, dass ein Apple Car unmittelbar bevorsteht, verdichten sich die Anzeichen für das Projekt “Titan”. Hunderte Mitarbeiter sollen schon damit beschäftigt sein, Apple heuer Veteranen aus der Automobilindustrie an und interessiert sich angeblich für die Karosserie des i3. Sofern die Berichte alle zutreffen, wird sich “Titan” nicht nur um die Verbesserung der iPhone-Integration Car Play drehen…
Das autonom fahrende Auto ist das Geschäft der Zukunft, das haben nicht nur Automobilhersteller erkannt, sondern auch die Unternehmen aus dem Silicon Valley. Solche Gefährte, wie sie beispielsweise Google und Audi bereits auf öffentlichen Straßen erproben, könnten Verkehrs- und Umweltprobleme lösen helfen. Autonome Fahrzeuge kennen keine Schrecksekunde und bremsen nicht nur in Gefahrensituationen sofort, sondern fahren auch zügig an der Ampel an. Autonome Fahrzeuge können dicht an dicht auffahren, ohne Gefährdung, ohne Lichthupe. Autonome Fahrzeuge können ihren Fahrgast vor dem Büro oder der Wohnung abladen und sich selbst auf die Suche nach einem Parkplatz machen oder sich dem nächsten Fahrgast zur Verfügung stellen – der dann nicht einmal mehr einen Führerschein haben müsste. Autonome Fahrzeuge werden bereits jetzt in Serie gebaut, nur schaltet der Autopilot sich aus gesetzlichen Gründen noch ab, wenn der Fahrer die Hände vom Lenkrad nimmt.
BMW und Apple könnten von einer Kooperation oder auch nur einer gegenseitigen Lizenzierung beide profitieren. Den i3 (und auch den i8…) bringt BMW leider noch nicht so stark auf die Straße, wie es das Konzept verdient hätte. Wer aber heute abfällig sagt “Ein BMW ohne 250-PS-Benzinmotor? Unmöglich!”, der wird vielleicht in wenigen Jahren begeistert ausrufen “Cool! Ein Apple-Auto mit weiß-blauer Raute! Da steig’ ich ein!”. Apple wiederum würde sich im Projekt Titan die Karosserieentwicklung sparen können – worin Google noch kräftig investieren muss, damit das Google Car auch schick wird.
Es fehlt wohl nicht einmal an Infrastrukturen, denn Apple Car und Konsorten wären hauptsächlich für die Stadt gedacht und müssten lediglich über Nacht an die Steckdose. Und dass man Strom auch wunderbar aus regenerativen Energien gewinnen kann, beweist Apple schon heute. Bei BMW dürften sie im Schatten von Ohu II und der in Bayern praktizierten Karikatur einer Energiepolitik auch darüber begeistert sein. Peter Müller