Dieses spezialisierte Transfertool kann Daten von anderen Rechnern, selbst Windows-PCs auf den Mac umziehen, ein Vorgang, der auch als „Migration“ bekannt ist. Das Tool startet automatisch beim ersten Mac-Start, man kann es aber auch später noch für den Import von Daten verwenden.
Daten beim ersten Mac-Start übertragen
Die meisten Mac-Anwender kennen den Migrationsassistenten vom ersten Start ihres neuen Mac: Während der Konfiguration des Mac fragt ein Dialogfenster, ob man die Daten von seinem alten Rechner übertragen will. Bejaht man dies, aktiviert sich im Hintergrund das Dienstprogramm Migrationsassistent: Diese App von Apple ist auf das Importieren von Nutzerdateien spezialisiert. Man kann den Vorgang sofort durchführen oder später manuell starten. Wir empfehlen, die Daten umgehend zu übertragen. Ist der Mac noch nicht konfiguriert, ist nämlich der problemlose Import des kompletten alten Benutzer-Accounts möglich. Man muss dann zwar etwas länger auf seinen neuen Mac warten, hat aber dafür alle gewohnten Voreinstellungen und Tools des alten Rechners vor sich – bis hin zum Bildschirmhintergrund. Systemdateien überträgt das Tool übrigens nicht. In der Praxis ist dies aber sogar ein Vorteil, wird doch ein komplett neuer Systemordner angelegt und potenziell störende Altdateien fallen weg. Insofern ist der Migrationsassistent auch eine Aufräumhilfe.
Exkurs Bootcamp
Für Bootcamp-Nutzer, die ihre Dateien auf eine neue Installation übertragen wollen, ist der Migrationssassistent nur begrenzt wertvoll. Man kann die Software wie bei jeder anderen Windows-Installation starten und die Daten übertragen – allerdings nur auf ein Mac-System. Die Windows-Version kann die Daten exportieren, nicht jedoch empfangen. Wir empfehlen, auf dem neuen Mac eine komplett neue Bootcamp-Partition anzulegen und dann die Dateien von der alten Bootcamp-Partition unter Windows zu übertragen. Windows bietet dazu mit dem Systemtool Windows Easy Transfer ein Pendant zum Migrationsassistenten, alternativ können Sie die Funktion „Sichern und Wiederherstellen“ verwenden.
Der Umzug einer kompletten Bootcamp-Partition auf einen neuen Mac ist möglich, wir würden dies aber nur sehr eingeschränkt empfehlen. Mit Winclone gibt es für 40 US-Dollar ein Tool für die Übertragung einer Komplettinstallation. Die Bedienung ist allerdings nicht ganz einfach, so muss man unter anderem die Übertragung der Daten mit dem Windows-Systemtool Sysprep vorbereiten. Probleme hat das Tool mit Macs unter OS X 10.11 (public Beta). Partition-Backups eines Macbook Baujahr 2015 sind nicht mit älteren Macs kompatibel – Grund ist die andere Blockgröße der Festplatten. Nach der Übertragung müssen außerdem die Bootcamp-Treiber für den neuen Mac installiert werden und nach unserer eigenen Erfahrung ist die Übertragung manchmal ganz einfach fehlerhaft und die übertragene Bootcamp-Partition nicht bootfähig.
Der einfachste Weg: Time Machine
Der einfachste Weg läuft über ein vorhandenes Time Machine Backup: Die Daten sollten allerdings aktuell sein. Sie müssen nur die Time-Machine-Festplatte an den neuen Mac anschließen und das Tool überträgt ihre Dokumente, Programme und anderen Daten auf den frischgekauften Rechner. Nutzt man das Time-Machine-Medium für mehrere Geräte, kann man eines der Backups gezielt auswählen. Eine Info zeigt außerdem an, von wann das letzte Backup stammt.
Bereits vorausgewählt sind Programme, Dokumente sowie Einstellungen. Bei den Dokumenten und Daten können Sie über die Option „Bearbeiten“ eine genauere Auswahl vornehmen. In einer Ordneransicht listet das Tool alle Hauptordner des Mac auf, unerwünschte kann man abwählen. Das ist besonders dann praktisch, wenn der neue Rechner weniger Speicherplatz als der alte aufweist. Mit „Fortfahren“ übertragen Sie nun alle ausgewählten Daten auf den neuen Mac.
Die Alternative: Direktverbindung zum alten Mac
Um die Daten migrieren zu können, können Sie den neuen und den alten Rechner miteinander verbinden – drahtlos oder per Kabel. Nach Anmeldung des neuen Mac im Heimnetz ist der Datenumzug über die WLAN-Verbindung möglich. Unkomfortabler aber deutlich schneller ist eine Verbindung per Netzwerkkabel. Dazu können Sie einfach ein Ethernetkabel in beide Macs stecken, oder an Ihren Router anschließen. Eine weitere Möglichkeit ist der Anschluss per Firewire- oder Thunderbolt-Kabel. Wollen Sie zwei Macs im gleichen Netz abgleichen, starten Sie auf dem zweiten Rechner das Dienstprogramm Migrationsassistent. Im Bedienfenster wählen Sie nun die Option „Auf einen anderen Mac“. Nach einer kurzen Pause ist auf dem Zielrechner das Mini-Bild des Quell-Rechners zu sehen, den Sie nun auswählen. Auf jedem Rechner erscheint jetzt aus Sicherheitsgründen ein Zahlencode, den Sie bestätigen. Nun fragt Sie die Version auf dem neuen Mac, welche Daten Sie übertragen wollen.
Das Übertragen der Daten von einem alten Mac kann einige Stunden dauern, vor allem wenn es sich um einen Mac mit herkömmlicher Festplatte handelt. Eine Übertragung ist auch drahtlos möglich, oft ist aber die Verbindung zweier Geräte per Kabel schneller und zuverlässiger. Ältere Macs sind oft mit langsamen Airport-Karten ausgestattet und die Übertragung ist nicht nur zäh, Verbindungsabbrüche können den Vorgang zusätzlich in die Länge ziehen.











Wie bei früheren Systemversionen kann man seinen Mac außerdem in den so genannten Target-Modus versetzten. Der Rechner bootet dann in einem speziellen Festplattenmodus und ist wie eine externe Festplatte verwendbar. Aktivieren kann man diesen Modus über die Systemeinstellung „Startvolume“ oder indem man beim Systemstart die Taste „T“ gedrückt hält. Interessant ist diese Methode bei großen Datenmengen, da der Mac über eine schnelle Firewire- oder Thunderbolt-Schnittstelle mit dem neuen Mac verbunden ist. Mit Firewire 800 sind Datenraten von bis zu 80 MB/s möglich, bei Thunderbolt ist die verbaute Festplatte respektive SSD der limitierende Faktor. Leider sind Thunderbolt-Kabel immer noch teuer, im Apple Store kostet eins der Kabel stolze 39 Euro. Für einen Systemadministrator, der häufig Macs portieren muss, ist Thunderbolt aber eine interessante Alternative. USB wird für Direkttransfers leider nicht unterstützt, die Ausnahme ist die USB-Schnittstelle des neuen Macbook 12-Zoll. Allerdings ist nur die Datenübertragung zwischen zwei neuen Macbook 12-Zoll per USB-C-Kabel möglich, für andere Macs benötigt man einen Adapter für USB oder Ethernet.
Das Dienstprogramm bietet noch einige weitere Möglichkeiten. Etwas versteckt ist die Option „Anderer Server“. Dies ermöglicht einen Mac oder Server per Eingabe einer Netzadresse auszuwählen. Übrigens funktioniert der Migrationsassistent nicht nur auf Desktop-Macs, man kann über das Dienstprogramm auch Daten von OS X Servern importieren. Allerdings funktioniert die Migration hier nicht per Netzwerk, sondern nur über den direkten Anschluss einer Festplatte oder per Firewire oder Thunderbolt.
Registrierte Programme muss man übrigens nach der Migration nur selten neu registrieren, eine neue Aktivierung wird allerdings bei vielen Adobe-Programmen fällig. Tipp: Die Datenübertragung funktioniert auch mit einer ausgebauten Festplatte Ihres alten Mac – etwa wenn der alte Mac defekt ist und die Festplatte noch funktionsfähig ist. Bauen Sie die Platte dazu einfach in ein USB-, Thunderbolt- oder Firewire-Gehäuse ein.
Tipps für problemlose Datenmigration
- Firewalls verhindern die Datenübertragung, Sie müssen vor der Datenübertragung die Firewalls auf beiden Geräten deaktivieren.
- Filevault verhindert den direkten Zugriff auf die Mac-Daten, deaktivieren Sie Filevault über die Systemeinstellung „Sicherheit“.
- Der Quell-Mac muss das gleiche oder ein älteres Betriebssystem haben. Daten von einem Mac mit OS X 10.11 können Sie nicht auf einen Mac mit OS X 10.10 migrieren.
- OS X 10.4 wird von aktuellen Systemen nicht unterstützt, Sie müssen den Rechner vorher aktualisieren oder Daten manuell übertragen.
- Um Daten von einem PC zu übertragen, müssen auf dem PC Firewall und Antivirensoftware deaktiviert sein.
- Vor der Übertragung der Daten eines Windows-Rechners sollten Sie die Festplatte mit der Reparaturfunktion chkdsk prüfen.
- Aktive Programme auf dem Windows-Rechner sollten Sie vor dem Transfer beenden.
- Achten Sie bei der Migration per Time-Machine-Backup auf das Alter des Backups
- Stellen Sie bei der Migration per WLAN die beiden Rechner möglichst nah nebeneinander beziehungsweise zum Router.
- Deaktivieren Sie auf dem Zielrechner unter Mountain Lion die Option „Zugang zu meinem Mac“
- Achten Sie bei einem Macbook darauf, dass das Netzteil angeschlossen ist.
- Nach der Übertragung sollten Sie Ihren alten Mac, falls Sie ihn nicht mehr verwenden oder verkaufen wollen, per iTunes deaktivieren
Nachträgliche Datenmigration
Sie können die Datenübertragung beim Einrichten überspringen oder auf einzelne Daten wie die Computereinstellungen beschränken. Man kann den Migrationsassistenten manuell starten und nicht sofort benötigte Daten wie Videos und Fotos vom alten Rechner erst später übertragen. Der große Unterschied: Bei der ersten Nutzung wird automatisch der komplette Benutzer des alten Mac migriert. Bei einer späteren Übertragung zeigt der Migrationsassistent eine Warnung, dass bereits ein Benutzeraccount vorhanden ist. Wahlweise können Sie den bestehenden Account ersetzen oder beide Accounts erhalten. Sie müssen dann allerdings für jeden Account unterschiedliche Benutzernamen verwenden – zwei Benutzer mit gleichem Namen darf es nicht geben. Nützlich ist das Tool schließlich um Daten von mehreren Macs zusammenzuführen – etwa um Dokumente eines nicht mehr benötigten Zweitrechners zu importieren.
Windows-Festplatte vor dem Umzug auf den Mac überprüfen
Was viele Erstkäufer eines Macs übersehen: Man kann mit dem Migrationsassistenten auch die Daten eines Windows-Rechners übertragen. Dazu gehören unter anderem Lesezeichen, Dokumente des Benutzers und E-Mails. Unterstützt werden Windows XP SP3, Windows Vista, Windows 7, Windows 8 und Windows 10. Auf dem Mac muss mindestens macOS Sierra installiert sein.
Die Bedienung ist leider etwas umständlicher als bei der Mac-Version. So sollte man vor Installation und Nutzung einen Virenscanner deaktivieren, da dieser die Dateizugriffe des Apple-Tools als gefährlich einstufen könnte.
Die eingebaute Festplatte muss zudem einwandfrei funktionieren. Dazu hat Windows ein Systemtool integriert, dass die Datenintegrität prüfen kann. Klicken Sie dazu über die Start-Schaltfläche den Eintrag “Ausführen”. Dort geben Sie “cmd” ein, und bestätigen mit der Eingabetaste (Enter). Anschließend öffnet sich das Kommandozeilenprogramm, in dem Sie “chkdsk” eingeben, und erneut die Eingabe drücken. Ergibt das Programm keine Fehler, sind Sie bereit für den Datenumzug.
Daten von einem Windows-Rechner übertragen
Auf dem PC müssen Sie sich mit einem Administrator-Account anmelden. Damit der neue Mac auf ihren Windows-Rechner zugreifen kann, laden Sie nun das Tool Windows-Migrationsassistent von der Apple Webseite . Im Unterschied zur Mac-Version startet das Tool wie jedes andere Windows-Programm und der Rechner ist weiter benutzbar – was Sie aber vermeiden sollten. Außer der Deaktivierung eines eventuell vorhandenen Virenscanners sollten Sie auch die automatische Installation von Systemupdates ausschalten, da diese den Übertragungsvorgang unterbrechen können. Nach diesen Vorbereitungen starten Sie nun auch auf dem Mac den Migrationsassistenten und wählen bei der Übertragungsart die Option „Von einem Windows PC“. Im gleichen Netz sollten sich die beiden Rechner nun automatisch finden, der Windows-Rechner wird dann im Fenster des Mac-Programms eingeblendet. Wählen Sie nun den Windows-PC als Quelle aus und drücken auf „Fortfahren“. Sowohl der Migrationsassistent auf dem Mac als auch auf dem PC zeigen eine Ziffer mit sechs Zahlen an. Überprüfen Sie, dass diese übereinstimmen und bestätigen Sie mit „Fortfahren“. Nun können Sie auf dem Mac die zu übertragenden Daten auswählen, beispielsweise Mail-Accounts, Bilder, Dokumente und die Daten auf dem Schreibtisch. Während des Umzugs wird auf Ihrem Mac ein neuer Benutzeraccount erstellt, der die PC-Daten enthält.
Klonen mit Festplattendienstprogramm und Carbon Copy Cloner
Statt Daten mit Apples Dienstprogramm zu migrieren, kann man sie mit einer Klonsoftware wie Carbon Copy Cloner und Super Duper übertragen. Dieses Klonen der kompletten Festplatte funktioniert auch mit dem Festplattendienstprogramm, unter Profis hat sich hier vor allem die Software Carbon Copy Cloner bewährt. Der Vorteil: Man kopiert die Daten in einem Durchlauf auf den neuen Rechner und kann sofort weiter arbeiten. Für die meisten Anwender bleibt aber die Nutzung des Migrationsassistenten die sinnvollere Lösung. Das so genannte Klonen wirkt nämlich nur auf den ersten Blick wie die einfachste Methode und kann schnell Probleme verursachen. So muss die Software einige komplexe Aktionen durchführen, etwa die neue Startfestplatte bootfähig machen. Das Anlegen einer so genannten Rettungspartition ist zusätzlich notwendig und Probleme können durch die vom alten Rechner abweichende Hardware des neuen Mac auftreten. Empfehlenswert ist Klonen, wenn man eine Festplatte austauscht oder in Firmenumgebungen. Ein Systemadministrator kann mit dem Aufspielen eines fertigen Festplatten-Abbildes schließlich schnell und bequem dutzende Macs einrichten.
Die Datenübertragung funktioniert in einem schnellen Netz meist problemlos, viele Anwender berichten allerdings von Verbindungsproblemen – Mac und PC können sich gegenseitig nicht finden. Abhilfe schafft man meist, indem man Firewalls auf Mac und PC deaktiviert. Die sicherste Lösung ist die Verbindung per Ethernet. Ein weiterer Unterschied: Bei der Übertragung von Outlook-Mails, -Kontakten und Terminen hat die Windows-Version nur Zugriff auf die Daten des angemeldeten Benutzers. Nutzen Sie auf dem PC mehrere Benutzer, müssen Sie den Vorgang mit jedem Benutzerkonto separat wiederholen.
Tipp : Verkauft oder verschenkt man einen Mac, ist es ein netter Zug ihn in den Auslieferungszustand zurückzusetzen ( Eine ausführliche Anleitung haben wir hier ). Der neue Mac-Besitzer sieht dann beim ersten Start den Einrichtungs-Dialog und kann bequem seine Daten übertragen. Dazu installiert man einfach ein System neu und unterbricht die Erstkonfiguration.
Serie Dienstprogramme
In unserer Serie zu den Dienstprogrammen von OS X sind bisher erschienen:
Ein Dienstprogramm für Ihre Festplatte: Speicher organisieren, Daten schützen
Festplattendienstprogramm: Erste Hilfe bei Programmfehlern
Wie die Systeminformationen des Mac bei Problemen helfen
Was die Aktivitätsanzeige über Speicher und Prozesse verrät