IBM soll im Februar 2015 26 Prozent seiner 430.000 Mitarbeiter entlassen. Demnach müssen also fast 112.000 Menschen gehen.
Diese Entlassungswelle, die zu dem riesigen unter dem Codenamen “Project Chrome” laufenden Umstrukturierungsprojekt gehört, würde den bisherigen Negativrekord aus dem Jahre 1993 noch übertreffen. Damals setzte Big Blue 60.000 Mitarbeiter vor die Tür. Und zwar rund um den Globus.
Der im Silicon Valley gut vernetzte IT-Wirtschaftsjournalist Robert X. Cringely hatte als erster von dem riesigen Stellenabbau berichtet. Die Entlassungen sollen Cringely zufolge nächste Woche beginnen und bis Ende Februar abgeschlossen sein. Cringely macht massives Missmanagement für die Probleme von IBM und dem daraus resultierenden Stellenabbau verantwortlich.
IBM ist schon seit einiger Zeit kein PC-Hersteller mehr – Hardware macht nur noch einen ganz kleinen Teil am Geschäft von IBM aus. IBM verdient sein Geld stattdessen in erster Linie mit Dienstleistungen für Datenzentren, Mainframes und damit verbundener Software. Doch weil immer mehr Unternehmen ihre eigenen Datencenter schließen und ihre IT hin zu Cloud-Diensten verlagern, gerät IBM unter Druck. Denn damit benötigen die Firmen IBM und dessen Dienstleistungen nicht mehr.
So lautet das IBM-Motto bereits seit einiger Zeit “Cloud First”, wie Susan Volkmann, die IBM-Verantwortliche fürs Cloud-Geschäft in der DACH-Region erst heute Morgen noch auf einem Pressetermin in München gegenüber der COMPUTERWOCHE betonte – jedoch ohne einen Bezug zu den Gerüchten über die Massenentlassungen.
Entsprechend soll denn auch besonders der Mainframe und Storage-Bereich einen schweren personellen Aderlass erleiden, wenn die US-Berichte zutreffen.
IBM hat dieses Problem durchaus erkannt und vor einiger Zeit den Cloud-Service-Provider SoftLayer gekauft und erst kürzlich ein neues Cloud-Rechenzentrum in Frankfurt eröffnet . Damit muss IBM nun seine Aufholjagd auf Microsoft , Google und Amazon starten. Für die nötige Umstrukturierung dürfte aber angesichts des Umfangs der Entlassungen vielen der im Unternehmen verbleibenden Mitarbeitern die Motivation fehlen. Oder wie US-Medien lästern: Viele IBMler dürften jetzt erst einmal ihre LinkedIn-Profile auf den aktuellen Stand bringen…
Das sagt IBM Deutschland… nicht
Unsere Schwesterpublikationen COMPUTERWOCHE und PC-WELT fragten bei IBM Deutschland nach, was an den US-Berichten dran ist. Die dürre Antwort von Hans-Jürgen Rehm, Unternehmenskommunikation IBM Deutschland: “IBM kann zu Gerüchten und Spekulationen keine Stellungnahme abgeben.”
Update: Laut IBM “nur einige Tausend” Jobs betroffen
Mittlerweile hat IBM nach Informationen des Wall Street Journal Medienberichte über geplante Massenentlassungen zurückgewiesen. In einem per E-Mail verschickten Statement lässt ein IBM-Sprecher verlauten, dass es zwar Umstrukturierungen gebe und auch einige Tausend Mitarbeiter betroffen seien, es handle sich damit aber um eine deutlich geringere Zahl als durch die Gerüchte kolportiert. IBM wolle Platz für neue Leute mit neuen Fähigkeiten schaffen. “IBM kommentiert keine Gerüchte, auch keine lächerlichen oder welche ohne Grundlage”, schreibt der Sprecher.
Es heißt weiter: “Wenn irgendjemand öffentlich bekannte Informationen wirklich geprüft oder uns einfach einmal gefragt hätte, hätte er gewusst, dass IBM bereits ein 600-Millionen-Dollar-Umstrukturierungs-Programm angekündigt hat.” Im vergangenen Jahr habe Big Blue bereits 45.000 Neueinstellungen getätigt, um in Feldern wie Cloud, Analytics, Security, Social und Mobile zu wachsen – auch jetzt noch gebe es 15.000 offene Stellen weltweit. ( PC-Welt / sh)