Zwei Jahre nach der letzten Untersuchung hat die Menschenrechtsorganisation China Labor Watch (CLW) dem Fertiger Pegatron in seiner Fabrik in Shanghai erneut einen Besuch abgestattet – undercover freilich. Die Ergebnisse seien erschütternd, berichtet CLW auf seiner Website: Weder Pegatron noch dessen Auftraggeber Apple hätten die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern können.
In seiner letzten Aktualisierung des Supplier Responsibilty Reports hatte Apple noch angemerkt, dass 92 Prozent seiner Zulieferer sich an die gesetzlich als Höchstgrenze festgelegten 60 Wochenarbeitsstunden halten würden. Demzufolge würde Pegatron zu den acht Prozent gehören, die sich nicht daran halten, schenkt man dem Bericht der CLW Glauben. Darin heißt es, dass junge Wanderarbeiter in Zwölf-Stunden-Schichten iPhones zusammenschrauben würden. Bezahlung erhielten sie nur für zehneinhalb Stunden am Tag und kämen dabei auf einen Stundenlohn von 1,85 US-Dollar.
Für die Einarbeitung seien 24 Stunden vorgesehen, Pegatron beließe es bei gerade einmal acht Stunden, zwinge aber die Arbeiter dazu, eine Bestätigung über eine 20-stündige Einarbeitung erhalten zu haben. Während seines Einsatzes bei Pegtron habe der Informant der CLW auch keinerlei Informationen über Notausgänge erhalten, eine Evakuierungsübung fand in der Zeit nicht statt. Jeder Mitarbeiter habe auch eine Liste der in der Produktion verwendeten Stoffe erhalten, wo genau aber Cadmium, Quecksilber und andere Toxine zum Einsatz kommen, gehe daraus nicht hervor und auch nicht, wie man sich vor den Substanzen schützen könne.
Auch die Unterbringung der meist aus ländlichen Räumen stammenden Arbeitern spricht laut CLW deren Würde Hohn. Bis zu 14 Arbeiter seien in einem Schlafraum untergebracht, an den Wänden wuchere Schimmel und in den Stockbetten machen sich Wanzen breit.
Vor zwei Jahren, als CLW über ähnliche Zustände berichtet, war Apple-CEO Tim Cook nach China gereist, um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auf den Weg zu bringen. In seinem Supplier Responsibility Report betont Apple, sich von Zulieferern zu trennen, die die Vereinbarungen verletzen und Standards unterschreiten. Zuletzt hatte Apple angeblich einen Großteil seiner iPhone-Produktion von dem ebenfalls in der Kritik stehenden Foxconn zu Pegatron verlegt, auch um Geld zu sparen , wie die CLW anmerkt. Man darf auf Apples Reaktion auf die erneuten Vorwürfe gespannt sein.
Apple ist beileibe nicht der einzige Kunde der Asus-Tochter Pegatron, auch Dell, HP, Intel, Fujitsu, Lenovo, Microsoft, Nokia und andere lassen bei Pegatron ihre Geräte fertigen. Apple als derzeit wertvollstes Unternehmen der Welt, das immer auf die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards pocht, steht jedoch unter besonderer Beobachtung.