Drahtloses Internet hat seine Tücken: Der WLAN-Router ist aufgebaut und eingerichtet, doch ständig reißt die Verbindung ab. Im Garten oder auf dem Balkon laden Websites mit Geschwindigkeiten, für die man sich selbst in den 1990er Jahren geschämt hätte. Und bei jeder sich bietenden Gelegenheit reißen Downloads ab. Wer unter solchen Problemen leidet, neigt dazu, zum nächsten Elektronikmarkt zu rennen und zusätzliche Repeater, Ethernet-Kabel, Accesspoints oder andere Lösungen einzukaufen, die das Problem in vielen Fällen noch verschlimmern: Während Ethernet-Kabel das WiFi-Prinzip ad absurdum führen, können auch die besten und teuersten Repeater nichts ausrichten, wenn das WLAN selbst gestört wird oder schlicht nicht richtig eingerichtet ist. Zudem halbiert jeder Repeater die theoretische Durchsatzgeschwindigkeit, was gerade bei älteren Routern schnell zu langsamen Verbindungen führt.
Die Ursachen für schlechte WLAN-Verbinden sind vielfältig
Bevor Sie also loslaufen, um zusätzliche Stromverbraucher und Stolperfallen einzukaufen, sollten Sie zunächst das bereits vorhandene Wi-Fi-Netzwerk optimieren. Denn für eine unzuverlässige WLAN-Verbindung sind in vielen Fällen einfach nur banale Störer oder falsche Einstellungen am Router verantwortlich, die die WLAN-Leistung massiv drücken. Das Problem: Gerade in Mehrfamilienhäusern und Wohnsiedlungen sorgt die hohe WLAN-Dichte sowie die Anwesenheit verschiedener Elektrogeräte mit Funk – vom Kinderspielzeug über das Babyfon bis zum kabellosen Festnetz-Telefon – für einen unaufhörlichen Quell von Störern direkt aus den Nachbarwohnungen. Hinzu kommen andere technische Geräte, die das WLAN-Funkband beeinträchtigen können. Und nicht zuletzt die baulichen Bedingungen der Wohnung und die Position des Routers selbst können dafür verantwortlich sein, dass das WLAN-Signal einfach nicht da ankommt, wo es hin soll. Doch keine Sorge: Mit den folgenden Tipps und Tricks holen Sie das Maximum aus Ihrem WLAN-Router und erhalten zuverlässige, schnelle Verbindungen, wo bisher Funklöcher keine rechte Freude am kabellosen Surfen aufkommen lassen wollten.
WLAN-Funk verstehen
Um die WLAN-Leistung zu optimieren, muss man zunächst verstehen, wie WLAN-Funk arbeitet. Die Funktechnik sendet hauptsächlich auf dem 2,4 GHz-Frequenzband, das leider nicht nur von WiFi-Geräten, sondern auch von allerlei anderen technischen Geräten verwendet wird. Neuere Router und Endgeräte unterstützen auch das 5-GHz-Band, auf dem deutlich weniger Funkverkehr herrscht. Bei beiden Bändern handelt es sich um sogenannte Mikrowellen, die vor allem eine Eigenschaft haben: Sie bringen Wassermoleküle in Rotation und erwärmen sie damit. Die geringe Leistung (maximal 100 Milliwatt bei 2,4 GHz, maximal ein Watt bei 5 GHz) reicht zwar aus, um Kontakt mit Endgeräten zu halten. Gefährlich für den Menschen ist sie laut Bundesamt für Strahlenschutz allerdings nicht, solange Sie sich den Router nicht permanent an den Kopf halten oder ihn direkt neben Ihrem Bett oder unter Ihrem Schreibtisch positionieren: Die Weltgesundheitsorganisation rechnet mit einer spezifischen Absorbtionsrate von bis zu zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht bei dieser Art Strahlung; Smartphones wie das iPhone liegen hier bei Werten um 0,7 Watt, und die halten Sie sich direkt an den Kopf. Selbst das aktuelle iPhone 7, mit vergleichsweise hohen SAR-Werten, gilt als völlig ungefährlich. Da die WLAN-Leistung mit der Entfernung vom Sender deutlich abnimmt, besteht also in aller Regel keine Gesundheitsgefahr, selbst wenn der Router voll aufgedreht ist. Das Problem ist jedoch ein anderes: Da die Mikrowellen Wassermoleküle anregen, verliert ein WLAN-Signal massiv an Leistung, sobald es etwas, das Wasser enthält, passieren muss. Das können ganz banale Bierkisten-Stapel sein, aber auch Baustoffe wie Glas, Holz und Beton und nicht zuletzt Mensch, Tier und Pflanze. Zudem wird das Signal, weil es elektromagnetisch ist, natürlich auch von allem gehemmt, was aus Metall besteht. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich ein schlechtes WLAN-Signal durchaus in ein Gutes verwandeln lässt – wenn Sie nur den Router an die richtige Stelle setzen.

01 Den Router richtig positionieren
Ein ebenso banaler wie effizienter Trick, um die Qualität des WLAN-Netzes in den eigenen vier Wänden deutlich zu erhöhen, ist die Positionierung des WLAN-Routers. In vielen älteren Wohnungen ist der Telefonanschluss für DSL-Internet im Eingangsbereich angebracht oder hinter einem Sofa oder dem TV-Gerät. Viele Anwender neigen deshalb dazu, den – in aller Regel leider nicht sonderlich hübschen – Router irgendwo zu verstecken: Der Kabelkrempel soll unsichtbar sein, weshalb Router in Schränken, unter Sideboards und hinter Möbeln verschwinden. Leider ist das eine der größten Fehlerquellen und eine der Hauptursachen für schlechten Empfang. Denn alles, was den Router optisch versteckt, kann auch das WLAN-Signal hemmen.
Schon deshalb sollten Sie den Router immer erhöht und möglichst zentral in Ihrer Wohnung positionieren, ohne dass die Sicht auf das Gerät behindert wird. Die allermeisten Router besitzen nicht ohne Grund kleine Aufnahmen für Schrauben, die Sie in die Wand dübeln können: Hängen Sie den WLAN-Router also am besten irgendwo in den Flur und sorgen Sie dafür, dass er „über die Köpfe“ der meisten Personen hinweg funken kann. Dazu müssen Sie nicht einmal dübeln: Auch ein hohes Regal kann zunächst ausreichen. Wichtig ist letztlich, mögliche Signalbremsen auszuschalten – je höher der Router installiert ist, desto weiter reicht das Signal, weil die Dichte störender Objekte in Bodennähe in aller Regel deutlich höher ist als auf zwei Metern Höhe. Übrigens: Apps wie das kostenlose Netspot helfen dabei, den WLAN-Empfang in den eigenen vier Wänden zu prüfen. Dazu müssen Sie in der App nur einen (groben) Grundriss Ihrer Wohnung zeichnen und anschließend die verschiedenen Bereiche prüfen.

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02 Antennen ausrichten
Eine weitere Möglichkeit, den WLAN-Empfang ohne zusätzliche Endgeräte zu optimieren, ist die korrekte Ausrichtung der Antennen: Viele Router besitzen eine oder mehrere Antennen, die das WLAN-Signal senden. Anwender verstecken Sie aber gerne hinter dem Router. Hier ist es natürlich wichtig, dass diese Antennen Luft zum Atmen haben: Sie sollten so ausgerichtet werden, dass sie nicht vom Router selbst oder anderen Objektiven blockiert werden. Im Grunde hängt das auch mit der Router-Positionierung zusammen. allerdings ist es sinnvoll, die Antenne so einzustellen, dass sie rundum maximal freien Raum hat. Sitzt der Router auf einem Regal oder Sideboard, sollten die Antennen im 90-Grad-Winkel nach oben abstehen, hängt er an der Wand, sollten Sie darauf achten, dass die Antennen entweder senkrecht nach oben oder senkrecht nach unten zeigen. Manche Router erlauben zudem die Installation einer zusätzlichen oder leistungsstärkeren Antenne, die das WLAN-Signal optimieren kann. Dazu muss die vorhandene Antenne, soweit möglich, nur abgeschraubt werden.

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03 Telekommunikations-Klumpatsch entzerren
Ein weiterer klassischer Fehler bei der Router-Installation wird von der Lage des Telefonanschlusses (und damit des DSL-Anschlusses) bedingt: Man neigt dazu, alle Telekommunikationsgeräte in eine Ecke der Wohnung zu packen, wo der Telefonanschluss ist. Das bedeutet, dass der Router in unmittelbarer Nähe mit schnurlosen Telefonen – übrigens mit Funk-Kinderspielzeug die wohl größten Störenfriede für das WLAN-Signal –, WLAN-Drucker mit Faxfunktion und anderen Geräten zu kämpfen hat. Hier gibt es die Möglichkeit, den Router wie in Tipp 1 möglichst weit oben an der Wand anzubringen – oder gleich mit einem längeren DSL- oder Ethernet-Kabel zentraler in die Wohnung zu setzen. Gleiches gilt für Telefon, Drucker und Co.: Die Geräte stören sich im Zweifel gegenseitig und sollten daher einen eigenen Platz haben, der mindestens einen Meter vom Router entfernt ist, auch wenn das möglicherweise zusätzlichen Kabelsalat bedeutet.

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04 WLANs in der Umgebung prüfen und Kanal optimieren
Ebenfalls erhebliche Störenfriede sind die WLAN-Netze der Nachbarn – und eigene in der Wohnung. Die können Sie zum Beispiel mit einer App wie Netspot oder Apples Dienstprogrammen aufspüren. Starten Sie dazu per Spotligth das Programm “Diagnose für drahtlose Umgebungen”. Unter Fenster/Scan finden Sie einen WLAN-Scanner. Wandern Sie mit Ihrem Macbook in der Wohnung herum und lassen Sie dabei das Tool laufen: Die App zeigt Ihnen alle WLANs an, die Ihr Mac empfangen kann. Sie werden staunen, wie viele das in aller Regel heutzutage sind. Jedes WLAN stört dabei das andere in einem geringen Maß, die Gesamtheit der WLANs, die Leistung des Routers und die Art der Installation in der Nachbarwohnung kann aber dafür sorgen, dass Ihr WLAN gestört wird. Dagegen lässt sich freilich nichts unternehmen, außer das eigene WLAN möglichst weit aus dem Bereich der Nachbar-WLANs herauszunehmen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Prüfen Sie, welche besonders starken WLANs in der Umgebung welchen Kanal benutzen und setzen Sie anschließend den Kanal Ihres Routers möglichst weit davon weg: Sind die Nachbarn auf Kanal 1 unterwegs, sollten Sie Kanal 6 nutzen, wird vor allem Kanal 6 frequentiert, können Sie auf Kanal 11 und 12 ausweichen und so weiter. Gute Router wie eine aktuelle Fritzbox machen das sogar automatisch.

05 Auf das 5-Gigahertz-Netz ausweichen
Effektiver ist allerdings der Einsatz eines 5-Gigahertz-WLANs nach 802.11n oder, besser noch, 802.11ac-Standard. Das hat den Vorteil, dass Störer wie Funktelefone, ferngesteuertes Kinderspielzeug, Bluetooth-Geräte, schnurlose Telefone und viele andere technische Geräte von vornherein eliminiert werden. Der Nachteil ist eine geringere Reichweite. Das modernere Funkband hat trotzdem einige technische Vorteile: Da es breiter ist und derzeit nur von neueren Routern unterstützt wird, dürften die meisten Ihrer Nachbarn das 2,4 GHz-Netz „verpesten“, während nur sehr wenige Router auf 5 Gigahertz funken, es also weniger Störer gibt. Erkennbar sind 5-GHz-Netze in der Nachbarschaft mit iStumbler an dem entsprechenden Eintrag in der Spalte „Band“: Steht hier 5 GHz, haben Sie ein entsprechendes WLAN im Empfangsbereich. In aller Regel sind das jedoch nur wenige WLANs. Voraussetzung für den Betrieb eines 5-GHz-Netzes ist jedoch, dass all Ihre Endgeräte das 5-Gigahertz-Netz empfangen können – das ist bei älteren oder eher preiswerten Geräten leider nicht immer der Fall.

06 Dualband-Funktionen richtig nutzen
Doch auch für dieses Dilemma gibt es eine Lösung: Viele moderne Router haben einen technischen Kniff zur Optimierung des WLAN-Empfangs: Sie besitzen sowohl einen Modus für 2,4 Gigahertz, als auch einen für 5 Gigahertz und können dieses parallel bedienen. Der Router spannt dazu zwei WLAN-Netze auf, eines im 2,4- und eines im 5-GHz-Netz. Diese Netze können Sie über den Netzwerknamen – die sogenannte SSID – trennen, etwa indem Sie sie „WLAN 2,4“ und „WLAN 5“ nennen. Oder sie können einfach beiden Netzwerken den gleichen Namen und das gleiche Passwort geben. Der Vorteil dieser Lösung: Die Endgeräte suchen sich automatisch das bessere Netz aus und Sie müssen sich keine Gedanken darüber machen, ob alle WLAN-Empfänger Ihr WLAN empfangen können. Anschließend können Sie für beide WLANs mit Hilfe von iStumbler separat die Funkkanäle optimieren.

07 Leistung voll aufdrehen
Wichtig und ebenfalls oft vernachlässigt ist die WLAN-Leistung: Viele Anwender neigen dazu, diese aus Gründen der Strahlungsvermeidung auf ein Minimum herunter zu setzen. Wie bereits erwähnt, sind die Strahlungswerte von WLANs laut Bundesamt für Strahlenschutz zu vernachlässigen, sofern der Router nicht direkt neben Ihrem Bett, Ihrem Schreibtisch oder Ihrem Sofa steht. Nach Beherzigung von Tipp 1 und 2 sollte das aber ohnehin nicht mehr der Fall sein. Drehen Sie die Leistung des Routers also immer auf 100 Prozent – viele WLAN-Probleme verabschieden sich dann von ganz allein. Wenn Sie trotzdem bedenken haben, werfen Sie einen Blick auf das Abstandsgesetz : Physikalisch nimmt Strahlung um das Quadrat des Abstands in Metern ab: Bei zwei Metern Abstand bekommen Sie bei einem voll aufgedrehten WLAN nur ein Viertel des Strahlungsdurchflusses wie in einem Meter Abstand.
Das sollten Sie bei der Routerpositionierung berücksichtigen, weshalb der WLAN-Sender auch möglichst zentral in der Wohnung oder im Haus aufgebaut werden sollte. Dabei sollte er aber möglichst viel Abstand zu den Orten haben, an denen Sie sich viel aufhalten, also Schreibtisch, Sofa und Bett. Ist der Abstand zwischen Router und Ihnen bei zwei Metern, besagt das Abstandsgesetz, dass Sie nur noch ein Viertel der maximalen Leistung abbekommen: Bei 2,4-Gigahertz-Netz nur noch 25 Milliwatt, beim 5-GHz-Netz 250 Milliwatt. Im Vergleich zu den Werten, die Smartphones in der Hosentasche, an Kopf und Handfläche an Strahlung absondern, ist das WLAN-Signal daher ein zu vernachlässigender Faktor.

08 Unnötige Störquellen zuhause abstellen
Zuguterletzt sollten Sie natürlich auch darauf achten, dass es bei Ihnen zu Hause keine Störquellen gibt: Wird zwischen Router und Empfänger mit der Mikrowelle gekocht, kann es sein, dass das Signal abreißt oder gestört wird, gleiches gilt für Telefonate mit kabellosen Telefonen oder einfache Funktechnik, darunter auch Bluetooth-Peripherie oder vergessene zusätzliche Router. Oft unbeachtete Störquellen sind technisch veraltete Repeater, Geräte mit eigenem WLAN oder Bluetooth, wo die Funktechnik gar nicht gebraucht wird – etwa Drucker, Stereoanlagen oder NAS-Systeme. Aber auch ein metallischer Wäscheständer im Kleiderschrank oder Zimmerpflanzen können das Signal stören, weil sie metallisch sind oder viel Wasser enthalten. Wenn Sie aufmerksam durch Ihre Wohnung gehen, werden Sie eine Reihe von Störenfrieden finden, die sich leicht eliminieren lassen. Ideal ist natürlich immer eine Sichtlinie zwischen Router und Endgerät, um besten WLAN-Empfang zu gewährleisten. Übrigens: Die Verbindungsqualität lässt sich unter macOS ganz einfach anzeigen, indem Sie mit gedrückter Alt-Taste auf das WLAN-Symbol klicken.
