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Der für vernetzte Lautsprechersysteme bekannte Hersteller Sonos unterstützt ab sofort Apple Music . Über die neue Version der Controller-App, die noch im Betastadium ist, kann jetzt eine Verbindung zu Apples Streamingdienst eingerichtet werden. Zur Verfügung steht Sonos-Kunden mit Apple Music-Account der komplette Music-Katalog, ebenso Beats 1 und Nutzer-Abspiellisten. Ab Anfang des Jahres gibt es eine finale Version, die Apple-Music-Unterstützung bleibt allerdings auf die iOS-App beschränkt. Über die Mac-, PC- und Android-Version kann ein Nutzer Apple Music nur steuern, nicht einrichten. Teilnahme am Beta-Programm ist über die iOS-App möglich, die Einstellung findet sich unter „Erweiterte Einstellungen“. (Achtung: Laut Sonos kann das erforderlich Update des Systems bis zu 15 Minuten dauern).
Los geht’s
Apple startet wie angekündigt am 30. Juni. Die erste Show auf Beats 1 beginnt Punkt 18 Uhr MESZ mit dem Titel „Spring King“ der Band „City“ aus Manchester. Was mag uns Zane Lowe damit sagen? Dass er Manchester United nicht mag? Weil sonst hätte er vielleicht ja etwas von „Rooney“ gespielt…
Voraussetzung für Apple Music ist auf iOS-Geräten iOS 8.4 mit der neuen Musik-App. Diese bekommt auch gleich ein neues Logo und ähnelt nur noch entfernt dem ehemaligen iTunes für iOS.
An Apple Music kommt man dann gar nicht vorbei. Mit einem Tipp kann man sich für ein Einzelabo oder das Familienabo entscheiden, zunächst kostenlos für drei Monate. Die Preise betragen auch in Euro 9,99 und 14,99. Wieder kündigen kann man das Abo, indem man einfach die automatische Abo-Verlängerung in seinem iTunes-Account abschaltet. Dann ist’s aber Ende September vorbei mit den Streams.
Ein bisschen fummlig die Oberfläche, auf der man seinen persönlichen Geschmack konfiguriert. „Zweimal tippen auf Genres, die man liebt und einmal auf Genres, die man mag“ heißt es bei Apple. Einzelne Genres lassen sich auch komplett entfernen. So wird man nicht von Helene Fischer belästigt, selbst wenn man auf Fish steht.
Aus den vorher angegeben Geschmäckern – die man auch wieder anpassen kann – generiert Apple Music die ersten Empfehlungen: Kuratierte Wiedergabelisten, die laut Apple mehr bieten sollen als bloße Algorithmen: Empfehlungen für Musikliebhaber an Musikliebhaber. Erster Eindruck: Gar nicht schlecht.
Lässt man die empfohlene oder selbst gewählte Musik abspielen, kann man nun mit einem Pfeil links oben den Player auf eine Leiste am unteren Ende des Screens minimieren. So schaut man sich erst mal weiter im Angebot um, während man sich etwa von Zane Lowe und Kollegen beschallen lässt.
Entdeckt man einen interessanten Song, kann man ihn nach einem Tipp auf das Kontextmenü (die drei Punkte) in die Warteliste der nächsten Titel schieben. Über das gleiche Menü kann man sich auch titelbasierte Sender zusammenstellen – also das, womit vor fast zehn Jahren Pandora angefangen hat und Apple bisher als Genius-Liste mit einer Beschränkung auf 25 Titel aus der eigenen Bibliothek angeboten hatte.
Einzelne Songs und ganze Alben oder Wiedergabelisten lassen sich für den Offline-Modus speichern. So kann man auch unterwegs hören, ohne die Datenflatrate über zu strapazieren. Oder permanente Aussetzer im Stream zu haben, weil das WLAN schlecht oder gar nicht vorhanden ist.
Connect ist nach dem gescheiterten Ping der zweite Versuch Apples, iTunes mit Social Media zu verknüpfen. Diesmal könnte es klappen. Die Romantik ist aber flöten. Früher hieß es noch: „Ich mach’ dir ein Tape mit französischer Ambient-Musik“, dann: „Ich brenn’ dir ’ne CD mit karelischem Blues-Rock“ und jetzt: „Schau mal, was ich für einen ausgefallenen Musikgeschmack habe und gerade höre.“ The Times They Are a-changing. Aber Bob Dylan ist ja auch bei Apple Music dabei.
In den auf einzelne Titel basierenden Streams – „Sender“ genannt – lassen sich Titel überspringen. Nicht so bei Beats 1, dem 24/7-Radioprogramm von Apple Music. Das kommt dem terrestrischen Radio nicht nur nahe, das ist klassisches Musikradio, nur eben über das Internet übertragen. Mit der Konsequenz, dass man niemals zwei oder mehr Geräte im gleichen Raum Beats 1 speilen lassen sollte – synchron empfangen die natürlich nicht. Wir stellen uns gerade die Live-Übertragung eines Sport-Events auf diese Weise vor, wenn das entscheidende Tor gefühlt in der 112., 113. und 114. Minute fällt. Aber bei Beats 1 geht es schließlich um Musik.
Über Connect bleibt man nicht nur mit Freunden in Kontakt, sondern kann auch Künstler verfolgen. Und erfährt so Neues von den Lieblingen, sofern diese Inhalte in Connect einstellen. Die Interpreten der eigenen Bibliothek sind bereits automatisch als „Verfolgt“ eingestellt, jeden anderen kann man mit einem einfachen Tipp hinzufügen. Mal schauen, ob das besser klappt als seinerzeit Ping.
Gemach, die eigenen Sachen, liebevoll über Jahre gepflegt, von CD gerippt, von LP digitalisiert, im iTunes Store oder bei Amazon gekauft oder von Freunden „geliehen“: sie sind immer noch da. Alles zu finden unter „Meine Musik“. Aber diese Bibliotheksbestandteile nehmen via iTunes Match auch noch an Apple Music teil. So kann man sich Sender oder Genius-Listen auch aus obskuren Filmmusiken der frühen Siebziger erstellen lassen.
Dann mal ran an die Musik: Einfach ausprobieren, durchhören, vielleicht auch mal Sachen, die man eigentlich nicht mag – Meinungen und Geschmäcker sind schließlich durch Erfahrung anpassbar. Es herrscht kein Kaufzwang. Nur: Wenn das Abo endet, bleibt nur noch die eigene Musik und die daraus generierten Genius-Listen. Keine Sender, kein Connect, kein Beats 1.
Mit iTunes 12.2 hat sich Apple am Abend des 30. Juni Zeit gelassen, nun ist aber Apple Music auch auf dem Mac und dem Windows-PC verfügbar. Im Herbst soll dann sogar eine App für Android kommen.
Stephan Wiesend schreibt seit 2001 für IDG Artikel zu den Themen Mac-OS, iOS, Software, Hardware und Praxis. Seit 2003 arbeitet er als freier Autor in München und hat bereits mehrere Bücher zum Thema Apps veröffentlicht.