Hardwarekäufe sollen ja eigentlich Spaß machen. Man freut sich über ein neues Gerät mit mehr Leistung und geringerem Stromverbrauch, packt es aus, schließt es an und ist (meistens) zufrieden. Nicht so bei Druckern: Deren Kauf kann schnell in höllische Preis-Leistungsvergleiche ausarten: Was kostet das Gerät? Was kostet die Tinte? Welche Funktionen hat der Drucker eigentlich? Soll er scannen? Fotos drucken? Faxen? Denn eigentlich sind Drucker für den Heimbereich und das kleine Büro seit über einer Dekade aus entwickelt, neue Modelle bieten selten einen nennenswerten Mehrwert. Glücklich also, wer einen Drucker besitzt, der funktioniert und günstig im Betrieb ist. Ärgerlich nur, dass das dumme Ding kein Airprint unterstützt – und das iPad Pro immer mehr zum Arbeitsgerät wird.
Airprint ist praktisch – und nachrüstbar!
Dass Apple auf Airprint setzt, hatte ursprünglich einen einfachen Grund: iOS erlaubt keine Druckertreiber-Installation die riesige Druckerbibliothek im CUPS-Druckersystem, das zum Beispiel auf dem Mac vorinstalliert ist, hätte die seinerzeit in puncto Speicher sehr schwach ausgestatteten iPhones und iPads unnötig belastet. Zudem hatten iPhone und iPad ja auch keinen USB-Anschluss. Deshalb rief man mit Airprint eine Software-Schnittstelle ins Leben, die das Drucken mit iOS-Geräten deutlich erleichtert. Dummerweise setzten viele Hersteller Airprint erst spät oder bei manchen Modellen bis heute nicht um, weshalb in vielen Haushalten und Büros gute, ältere Drucker stehen, die aber keinen Druck per iPad und iPhone erlauben. Da inzwischen auch der Mac Airprint unterstützt und es viele Hersteller mit der Druckertreiber-Pflege nicht so genau nehmen, ist es allerdings gleich doppelt sinnvoll, mit Airprint drucken zu können.
Von iPad und iPhone auf jedem Drucker drucken
Zwar bieten die meisten Hersteller inzwischen eigene Drucker-Apps, die es erlauben, auch Nicht-Airprint-Drucker von iPhone und iPad aus zu nutzen. Doch ähnlich wie die Druckertreiber für den Mac werden diese oft eher schlecht als recht gepflegt. Wodurch es passieren kann, dass diese nach einem iOS- oder iPadOS-Upgrade zunächst den Dienst quittieren – bis der Hersteller geruht, die App zu aktualisieren. Hinzu kommt, dass die Bedienung aufgrund des Systemdesigns von iOS und iPadOS oft ausgesprochen umständlich ist: Das Dokument muss für den Druck zunächst an die App übergeben werden. Im Notfall geht das – praktisch ist es aber nicht. Zum Glück lässt sich Airprint mit geringem Kosteneinsatz einfach nachrüsten. Ein energiesparender Printserver auf Basis des Bastelrechners Raspberry Pi erlaubt es, beliebige Drucker mit USB-Schnittstelle in kabellosen Airprint-Drucker zu verwandeln.
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Den Raspberry Pi als Printserver nutzen
Der Raspberry Pi ist ein kleiner Computer auf ARM-Basis, der aufgrund seiner extremen Flexibilität und hohen Energieeffizienz seit vielen Jahren in der sogenannten Maker-Szene und bei Bastlern beliebt ist: Er ist leistungsstark genug für komplexe Anwendungen wie Roboter-Steuerung oder 3D-Druck dienen, eignet sich aufgrund seines geringen Preises aber auch gut für einfache Server-Aufgaben. Der aktuelle Pi 4 ist derzeit ab ca. 50 Euro zu haben, für den Printserver-Einsatz eignen sich aber alle Modelle mit WLAN, also Raspberry Pis ab Version 3. Grundsätzlich ist ein Airprint-Printserver natürlich mit jedem Linux-Rechner möglich, sei es ein alter PC oder Mac mit Linux oder jeder andere Einplatinen-Rechner wie das Asus TinkerBoard oder der Banana Pi. Aufgrund seiner Energieeffizienz, Verbreitung, Beliebtheit und der daraus folgenden hervorragenden Hard- und Software-Unterstützung ist der Raspberry Pi aber die bei weitem beste Wahl.
Raspberry Pi OS als Grundlage
Das passende Raspberry-Pi-Betriebssystem Raspberry Pi OS, eine Debian-basierte Linuxdistribution, ist gratis auf der RaspberryPi-Website erhältlich. Der Raspberry Pi bootet standardmäßig von günstigen Micro-SD-Karten, die Sie schnell austauschen können, um den Pi für ein anderes Projekt zu verwenden oder etwas auszuprobieren. Dank des Raspberry Pi Imagers für macOS findet das Betriebssystem auch im Handumdrehen seinen Weg auf den Pi, um ihn für den ersten Einsatz vorzubereiten. Anschließend muss noch ein wenig Software installiert werden.
Übrigens lohnt sich die Investition: Der Pi kann nämlich mit zusätzlichen Einrichtungsschritten gleichzeitig auch als Mini-NAS, Media-Server oder Heimautomatisierungs-Zentrale arbeiten, muss also nicht exklusiv für den Airprint-Betrieb eingesetzt werden. So können Sie gleich mehrere Geräte durch den Pi ersetzen.

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Raspberry-Pi-Printserver einrichten: So geht’s
Um den Raspberry Pi als Airprint-Printserver zu nutzen, müssen Sie die Speicherkarte zunächst am Mac vorbereiten und Raspberry Pi OS installieren. Laden Sie dazu den kostenlosen Raspberry Pi Imager herunter und kopieren Sie ihn aus dem Disk-Image in den Programme-Ordner. Verbinden Sie anschließend den Cardreader mit Ihrem Mac und stecken Sie die MicroSD-Speicherkarte ein. Nun können Sie mit der eigentlichen Einrichtung beginnen.
- Zeit zum Abschließen: 30 minuten
Werkzeuge benötigt: Raspberry Pi Imager Benötigte Materialien: Raspberry Pi, Mac, MicroSD-Karte, Cardreader Kosten: 60 Euro
Raspberry Pi Imager starten und Betriebssystem wählen

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Starten Sie den Raspberry Pi Imager aus dem Programme-Ordner: Die Einrichtung des Pis erfolgt mit diesem Tool in vier einfachen Schritten: OS wählen, Optionen festlegen, Speicherkarte wählen und Betriebssystem auf die Speicherkarte schreiben. Klicken Sie zunächst auf „OS wählen“ und klicken Sie auf „Raspberry Pi OS (32-bit)“. Es gibt auch eine 64-Bit-Variante, die derzeit aber noch nicht zu 100 Prozent kompatibel ist – die 32-Bit-Version ist daher die sichere Bank.
Optionen wie WLAN und SSH setzen

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Durch die Auswahl des Betriebssystems wird ein Zahnrad im Raspberry Pi Imager eingeblendet: Hier verbergen sich die Konfigurations-Optionen für das Raspberry-Pi-Betriebssystem. Klicken Sie es an und setzen Sie einen Haken bei „SSH aktivieren“, um eine weitere Einrichtung über den Mac zu ermöglichen, sowie „WiFi einrichten“, um den Pi direkt kabellos zu machen. Unter letzterem Punkt geben Sie noch die SSID, also den Namen Ihres WLANs, sowie das Passwort an. Zusätzlich können Sie noch die Spracheinstellungen (DE) setzen. Klicken Sie danach auf „Speichern“, um die Optionen zu schließen.
Speicherkarte für Raspberry Pi OS auswählen

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Klicken Sie jetzt auf „SD-Karte wählen“. Achtung: Stecken Sie jetzt die MircoSD-Karte in einen Kartenleser an Ihrem Mac. Achtung: Der Raspberry Pi Imager zeigt alle verfügbaren Laufwerke an, es besteht die Gefahr, statt der Speicherkarte aus Versehen eine externe Festplatte oder einen USB-Stick zu überschreiben! Prüfen Sie also genau, ob Sie den richtigen Datenträger nehmen. Klicken Sie die Speicherkarte an, um sie auszuwählen.
Raspberry Pi OS auf Speicherkarte kopieren

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Klicken Sie jetzt auf „Schreiben“, um Raspbery Pi OS auf die Speicherkarte zu schreiben. Der Imager warnt, dass alle Daten auf der Speicherkarte überschrieben werden: Bestätigen Sie das mit „Ja“. Anschließend fragt das Tool noch nach dem Admin-Kennwort Ihres Macs. Geben Sie es ein und klicken Sie auf „OK“. Das Imager-Tool lädt Raspberry Pi OS jetzt herunter, setzt die Konfiguration und schreibt es auf die MicroSD-Karte. Das kann einige Minuten dauern
SD-Karte umstecken und Raspberry Pi das erste Mal starten

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Nach Abschluss des Kopiervorgangs meldet der Imager Erfolg und wirft die Speicherkarte automatisch aus. Sie können sie jetzt in den Raspberry Pi stecken und den Mini-Rechner an den Strom anschließen, er startet automatisch. Da Sie ihm bereits die WLAN-Zugangsdaten mitgeteilt haben, wird er sich automatisch mit Ihrem WLAN verbinden. Das war es auch schon: Der Raspberry Pi ist einsatzbereit
Raspberry Pi per SSH verbinden

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Sie können den Raspberry Pi jetzt bequem mit SSH vom Mac aus fernsteuern. Starten Sie ein Terminal-Fenster und geben Sie den Befehl ssh pi@raspberrypi ein. Bestätigen Sie die Nachfrage nach der Verbindung mit „yes“. Dadurch wird der Pi zu den bekannten Geräten hinzugefügt. Falls der Pi eine DNS-Spoofing-Fehlermeldung ausgibt, müssen Sie noch alte SSH-Keys des Pis aus der Datei /.ssh/known_hosts in Ihrem Mac-Benutzerordner löschen.
Geben Sie anschließend erneut ssh pi@raspberrypi und anschließend das Passwort „raspberry“ ein: Sie sind jetzt mit dem Pi verbunden. Künftig können Sie den Pi immer auf diese Weise vom Mac-Terminal oder einem vergleichbaren Tool auf dem iPhone/iPad (etwa iSH) ansprechen.
Airprint-Server auf dem Raspberry Pi installieren

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Nach der Grundeinrichtung des Raspberry Pi müssen Sie nur noch die Airprint-Funktion aktivieren. Dazu ist es nötig, einige Befehle über die SSH-Verbindung einzugeben: Zunächst sollten Sie den Pi auf den aktuellsten Stand bringen, indem Sie den Befehl
sudo apt-get update && sudo apt-get upgrade -y
eingeben: Dadurch wird der Pi aktualisiert. Das nachgestellte -y bedeutet, dass das Update ohne Nachfragen durchläuft.
CUPS und Avahi auf dem Pi installieren

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Das Drucker-Treibersystem CUPS (Common Unix Printer Driver System) ist bereits Teil des aktuellen Raspberry Pi OS und enthält alles, was Sie für den AirPrint-Betrieb benötigen. Sie sollten das aber sicherheitshalber prüfen, indem Sie
sudo apt-get install cups -y
eingeben: Ist CUPS installiert, sagt Ihnen das Terminal das. Andernfalls wird CUPS einfach installiert. Geben Sie anschließend noch
sudo apt-get install avahi-daemon -y
ein: Auch hier sollte der Pi melden, dass Avahi bereits installiert ist und andernfalls die Installation durchführen.
CUPS anpassen und Weboberfläche aktivieren

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Falls Sie CUPS auf dem Pi manuell nachhelfen wollen, ist es sinnvoll, das Web-Interface zu aktivieren. Hier wird es ein wenig „frickelig“: Sie müssen die CUPS-Konfigurationsdatei cupsd.conf anpassen: Geben Sie also
sudo nano /etc/cups/cupsd.conf ein: Der Text-Editor nano startet daraufhin mit der entsprechenden Datei. Suchen Sie die Zeile „Listen localhost:631“ und ersetzen Sie den Eintrag mit „Port 631“.
Suchen Sie anschließend die Zeilen „Restrict access to…“ und ergänzen Sie alle drei Einträge jeweils mit „Allow @local“. Fügen Sie außerdem am Ende ein
DefaultEncryption Never
ein. Anschließend speichern Sie mit (control)+(x) ab und beenden den Editor. Zuguterletzt können Sie den CUPS-Dienst noch einmal mit
sudo service cups restart
neu starten. Das CUPS-Webinterface ist jetzt mit jedem Browser im Netzwerk – etwa ihres Macs – unter http://raspberrypi:631 erreichbar.
USB-Drucker per Airprint in Betrieb nehmen

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Verbinden Sie jetzt den Drucker, den Sie per Airprint verwenden wollen, per USB mit dem Raspberry Pi und schalten Sie ihn ein. Drucker, die am USB-Port des Raspberry Pi angeschlossen sind, werden ab sofort automatisch per WLAN freigegeben. Falls das nicht klappt, sollten Sie den Pi einmal neu starten. Ab sofort finden sowohl der Mac, als auch iPhone und iPad den USB-Drucker im Netzwerk.
Drucker ohne Treiber in Betrieb nehmen
Wenn Sie einen „Standarddrucker“, am besten von HP, besitzen, ist die Chance recht groß, dass er problemlos mit CUPS in Betrieb genommen werden kann. Bei anderen Modellen sieht es leider nicht so gut aus: Manche Exoten werden zwar von CUPS erkannt, können aber nicht korrekt angesteuert werden. In solchen Fällen benötigen Sie eine sogenannte PPD-Datei, die Sie bei der Druckereinrichtung in CUPS auf dem Raspberry Pi laden können. Die finden Sie in aller Regel auf der mitgelieferten CD oder auf der Hersteller-Website unter Linux-Downloads. Falls Sie sie dort nicht finden, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Sie sie auf Ihrem Mac aufstöbern können: Unter /Library/Printer/PPDs/Contents/Ressources/ liegen die PPD-Files aller Drucker, die im System installiert sind, darunter natürlich auch Ihr regulärer Drucker. Leider klappt das aber auch nicht immer. In solchen Fällen – und wenn sich partout kein Treiber finden lässt – kommen Sie wohl um den Neukauf eines Airprint-Druckers nicht herum.