Wenn Sie jemals in die faszinierende Welt der Audio-Produktion eintauchen wollten, dann sind Sie bei einem Mac an der richtigen Adresse. Jeder neue Mac hat Garageband bereits auf dem System vorinstalliert und bietet somit für Einsteiger viele Möglichkeiten, mit der Bearbeitung von Musik und Audio zu beginnen. Doch dank der zahlreichen Einstellungsoptionen können sich auch erfahrenere Produzenten mit Garageband anfreunden. Ein wichtiges Argument für die Arbeit mit Garageband: Die Software ist auch für iOS-Geräte kostenlos und arbeitet mit der Desktop-Version zusammen. So lassen sich unterwegs auch schnell Ideen auf iPhone oder iPad skizzieren und einfach auf den Mac importieren. Oder man kann einem Projekt zusätzliche Spuren hinzufügen, wie etwa Alltagsgeräusche oder akustische Instrumenten an Orten mit besonderen klanglichen Voraussetzungen. Bevor man seinen Mac und passende Mikrophone dort aufbaut, lässt sich das iPhone schnell und bequem als Aufnahmegerät und Mischpult einsetzen.
Natürlich hat Apple auch ein Programm für Musik-Bearbeitung auf Profi-Niveau auf Lager: Logic Pro X . Für 230 Euro können sich Anwender die Software aus dem App Store auf ihren Mac laden – und im Vergleich zu anderen Programmen ist dieser Preis sogar mehr als attraktiv. Vergleichbare Konkurrenzprodukte, wie etwa Cubase, liegen bei rund 500 Euro und Pro Tools 11 kostet sogar noch weitaus mehr. Aber wenn Garageband doch so gut ist, weshalb sollten Sie dann überhaupt auf Logic upgraden?
Nun, das kommt ganz darauf an, was Sie im Rahmen der Audio-Bearbeitung so vorhaben. Wir stellen Ihnen die Unterschiede dieser beiden Programme vor und zeigen, welches Programm sich für Sie am besten anbietet. Mit der jüngsten Fassung Logic Pro X 10.3 hat Apple zudem die Kooperation zwischen Mac und iPhone/iPad verbessert, auch dies berücksichtigen wir in unserer Analyse. Denn wie auch in Garageband kann man in Logic einen Mixdown für sein Projekt erstellen, diesen für das iOS-Gerät exportieren und anschließend die dort aufgenommenen Spuren zurück in das ursprüngliche Stück holen.
Logic Pro X vs GarageBand: Was ist im Paket?
Natürlich umfasst das rund 200 Euro teure Logic Pro X mehr Funktionen als das kostenlose Garageband. Allerdings hat Apple in den letzten Updates für Garageband mit so manchen Features aus Logic Pro X nachgerüstet. Die Unterschiede zwischen den beiden Programmen bleiben dennoch gewaltig.
Garageband ist im Prinzip eine einfache Version seines großen Bruders, die es einem erlaubt, Instrumente und Gesang auf dem Mac aufzunehmen. Dafür benötigt man je nach Anwendungsbereich ein Mikrophon, Midi-Keyboard oder Mischpult, um ein optimales Audiosignal in Garageband oder Logic Pro X zu empfangen. Mit Adpatern wie denen der iRig-Serie lassen sich auch problemlos Gitarren und Bässe an den Mac (und auch an iOS-Geräte) anschließen.
Alternativ lässt sich die Tastatur auf Ihrem Mac als MIDI-Controller nutzen oder Sie laden die kostenlose Logic Remote App für das iPad herunter und verwandeln das Tablet in einen Controller, um virtuelle Instrumente darauf spielen zu können. Bei Garageband haben Sie Zugriff auf 50 verschiedene Keyboards, Schlagzeuge und Gitarren-Modelle. Die umfangreiche Bibliothek mit Loops, Softwareinstrumenten und virtuellen Schlagzeugern umfasst mehrere Gigabyte und ist nicht in der Grundfassung des Programms vorhanden, um nicht überflüssigerweise Speicherplatz zu verbrauchen. Wer will, kann diese Bibliothek aber nachladen, dieser “In-App-Kauf” ist mittlerweile auch gratis.
Bei besagten Loops handelt es sich um Audio-Clips, die aus verschiedenen Musik-Genres stammen und mit in eigene Musik integriert werden können. Außerdem können diese Sounds völlig frei genutzt werden, weil auf diesen kein Copyright liegt. Falls Sie also manche der Loops kommerziell nutzen oder damit einen Mega-Hit landen sollten, brauchen Sie sich nicht vor einem Besuch des Apple-Anwalts fürchten
Erweiterte Features in Logic Pro X

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Im Vergleich zu Garageband hat Logic Pro X da doch ein paar mehr verfügbare Instrumente und Loops. Über einen optionalen und kostenlosen, 35 GB großen Download werden rund 20.000 Loops heruntergeladen. Viele dieser Loops gehören zu bestimmten Sets, wie zum Beispiel dem 70s Electric Piano, sodass verschiedene Pattern kreiert werden können. Logic bietet somit eine viel größere Auswahl an unterschiedlichen Loops, bei Garageband muss man eine reduzierte Auswahl in Kauf nehmen. Das Format der Softwareinstrumente und Loops ist für Garageband und Logic aber das Gleiche, was Sie in Garageband in ihr Projekt integriert haben, können Sie später auch in Logic Pro X nutzen.
Logic Pro X liefert darüber hinaus eine Reihe beeindruckender Werkzeuge zum Erzeugen von Sounds, wie zum Beispiel Space Designer, Ultrabeat Drum Synthesizer und den EXS24-Sampler, die nicht Bestandteil von Garageband sind.
Das womöglich ungewöhnlichste dieser Tools nennt sich Sculpture, von dem Apple behauptet, dass es den Sound von vibrierenden Materialien wie etwa Holz, Glas, Nylon oder Metall erzeugen kann, sodass ganz besondere Sound-Kreationen möglich sind. Ebenfalls enthalten ist ein Noten-Feature, welches eingespielte Musik automatisch in Notensysteme einträgt, sodass Musiker das Gehörte auch auf dem digitalen Notenpapier verfolgen können.
Ein Feature, welches beiden Programme mittlerweile integriert haben, nennt sich Drummer. Innerhalb weniger Klicks ist eine „Live“-Drummer Spur auf dem Bildschirm erstellt. Der Vorteil hierbei: Anstatt selber den Rhythmus einspielen zu müssen, bedient man sich der Dienste eines virtuellen Drummers. Lautstärke und Komplexität der Rhythmen können mit Schiebereglern angepasst werden, genauso wie verschiedene Musik-Genres. Der Anwender hat die Auswahl aus verschiedenen Drummern, die jeweils einen eigenen Stil haben. Dieses Feature hilft dabei, einen gewissen Grundrhythmus vorgegeben zu bekommen. Dem virtuellen Drummer kann man eine Spur zuweisen, nach deren Rhythmus er sich zu richten hat. Vielleicht ist Ihnen ja eine besonders verzwickte Basslinie gelungen, an deren Synkopen sich der Drummer richten soll – bitte sehr!
Seit dem Frühjahr 2017 sind in Garageband und Logic neu drei virtuelle Percussionisten, die im Latin-, Songwriter- oder Pop-Stil Congas, Bongos, Rasseln und andere Klänge beisteuern. Garageband kennt die Einschränkung, dass sich nur zwei Spuren mit virtuellen Drummern dem Projekt hinzufügen lassen können.
Wer mag, kann allerdings auch aus den zahlreichen Drum-Kits aus der Mediathek auswählen und selbst den Rhythmus vorgeben. Diesen spielt man etwa über ein USB-Keyboard ein oder über die virtuelle Musiktastatur mit dem Mac-Keyboard. Nutzer des Macbook Pro (ab Herbst 2016) sind hier im Vorteil, solange sie über eine Touchbar verfügen, denn auf der OLED-Leiste sind die Symbole der Instrumente zu sehen, die man nutzt. Sonst muss man sich immer merken, welche (Klavier-)Taste denn nun die Bass-Drum wummern lässt und welche das Hi-Hat zischen.

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Gitarristen können sowohl in Garageband als auch in Logic arbeiten, da in beiden Programmen bis zu 25 verschiedene Gitarren- und Bass-Amps zu finden sind sowie 35 verschiedene Effekt-Pedale. Diese klingen alle hervorragend und sind dank der grafischen Einstellung leicht zu bedienen und einzustellen. Dabei sind die virtuellen Verstärker ihren analogen Vorbildern optisch nachempfunden. Nur hat Apple – anders als etwa IK Multimedia mit seinem Programm Amplitube – keine Lizenzen der Hersteller erworben oder erwerben müssen. Den geschwungenen Schriftzug einer britischen Schmiede erkennt man aber auch, wenn da “Garageband” geschrieben steht und nicht etwa “Marshall”.

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Ein Feature, welches ausschließlich bei Garageband zu finden ist, nennt sich „Learn to Play“ und zeigt Ihnen – wie der Name schon vermuten lässt – auf interaktive Art und Weise die ersten Schritte auf dem Klavier und der Gitarre. Es gibt sogar Tutorials, in denen Stars wie Sting oder Norah Jones Einsteigern zeigen, wie manche ihrer Songs auf Gitarre oder Klavier gespielt werden. Für das Erlernen der Basic auf Klaviatur oder Griffbrett gibt es aber weit geeignetere Anbieter.

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Logic Pro X vs Garageband: Die Oberfläche

Optisch unterscheiden sich Garageband und Logic erst auf den zweiten Blick, denn sowohl die Arbeitsweise als auch die Optik ähneln sich in beiden Programmen sehr stark. Natürlich hat Apple diese Parallelen ganz bewusst gewählt, um Anfängern in Logic von Garageband den Umstieg zu erleichtern. Doch auch hinter den Kulissen teilen sich die beiden Programme eine Gemeinsamkeit, nämlich die Code-Basis. Damit ist es Nutzern möglich, dass an Projekten, egal ob in Garageband oder Logic erstellt, auch im jeweils anderen Programm weitergearbeitet werden kann
Das Layout des Arbeitsbereichs ist sauber, smart, aufgeräumt (Apple typisch eben) und gestaltet somit den Arbeitsprozess sehr angenehm. Der Nutzer kann über die Menü-Leiste die Bibliothek, Informationen, Dynamische Hilfe sowie eine Symbolleiste ein- und ausblenden und sich somit seinen Arbeitsbereich individuell anpassen. Die einzelnen Spuren können ebenfalls separat angepasst werden, indem jeder Spur eine eigene Farbe zugewiesen wird. Somit behält man leichter den Überblick über Instrumenten-Gruppen.
Beide Programme sind als Ein-Fenster-Programme gestaltet. Dies kann manchmal dazu führen, dass man die Übersicht über manche Fenster verliert, da diese überlappen. Wer mit mehreren Bildschirmen arbeitet, kann auf diesen verschiedene Logic-Anwendungen anzeigen lassen
Logic Pro X vs Garageband: Fortgeschrittene Features

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Auf den ersten Blick sind Logic und Garageband sehr ähnlich und wirken recht simpel und schlicht. Wer mehr Komplexität will, muss einen Blick in die Einstellungen werfen, denn dort sind die meisten von Anfang an deaktiviert.
Über Erweiterte Werkzeuge können Einstellungen zu Surround, MIDI, Bedienoberflächen, Notation und erweiterter Bearbeitung aktiviert werden.
Die grundlegenden Funktionen aus Garageband sind natürlich auch in Logic enthalten, nur kann der Logic-Anwender auf viel mehr Werkzeuge zurückgreifen und dadurch viel effizienter arbeiten.
Das Schneiden von Audio-Tracks ist in Garageband mitunter eine echte Qual. In Logic ist der Schneideprozess viel intuitiver, da das Scherenwerkzeug und Marker die einzelnen Bereiche viel präziser auswählen können, als es in Garageband möglich ist.
Nur ein Beispiel für die größere Flexibilität von Logic Pro X: In Garageband ist man das gesamte Projekt über an die Tonart und den Takt gebunden, den man anfangs gewählt hat, in Logic Pro X lassen sich Tonart, Tempo und Takt von Abschnitt zu Abschnitt anpassen.
Zusammenarbeit mit iOS
Logic Pro X ist ein zu komplexes Programm, um es auf iOS portieren zu können. Doch hat Apple mit Logic Remot e eine sinnvolle App im Angebot, die sich als Fernsteuerung für Logic nutzen lässt. Garageband hingegen gibt es für iPhone und iPad, aber auch hier muss sich der Musiker auf Einschränkungen einstellen, es fehlt bei iOS-Geräten schlicht an I/O-Schnittstellen. Dafür bieten Garageband für iOS und das Hilfsprogramm Music Memo s einen leichten Einstieg in Projekte, hier eine Skizze aufgenommen, mit einem smarten Keyboard oder Drummer ergänzt und zur Weiterverarbeitung an Garageband oder Logic Pro X auf den Mac exportiert. Der Rückweg war bisher ausgeschlossen, auf dem Mac erstellte und bearbeitete Musikprojekte ließen sich nicht mehr auf iPhone und iPad zurück importieren. Das ist seit Logic Pro X 10.3 und Garageband für iOS 2.2 eingeschränkt möglich. In Logic kann man nun ein Projekt für iOS exportieren, dabei werden alle Spuren in eine einzelne Tonspur gemäß der getroffenen Einstellungen zusammengemischt. Auf dem iOS-Gerät kann man weitere Spuren einspielen, iPad und iPhone erweisen sich schließlich als sehr transportabel. Diese zusätzlichen Spuren erscheinen dann in Logic Pro X (und auch nur dort), öffnet man das ursprüngliche Projekt – nach der Weiterverarbeitung werden sie beim nächsten Export dem Mix hinzugefügt. pm
Fazit
Garageband bietet eine solide Grundlage an Sounds, Effekten und Bearbeitungsmöglichkeiten eigener Audio-Projekte und ist obendrein kostenlos. Hobby-Musiker, die ab und dann mal zum Keyboard oder zur Gitarre greifen, sind mit Garageband bestens bedient. Im Vergleich zu Logic wirkt Garageband zwar deutlich simpler, anderen kostenlosen Audio-Programmen der Konkurrenz ist das Tool wiederum um Längen voraus
Wer jedoch erst einmal mit Logic gearbeitet und das volle Leistungspaket entdeckt hat, der wird dieses nicht mehr missen wollen.