Die Serie hält, aber gerade so: Apple hat auch im ersten Quartal seines Geschäftsjahres 2015/16 mehr iPhones verkauft als im Jahr zuvor – wie es bisher in jedem Quartal seit dem Verkaufsstart des iPhones der Fall war. Das Wachstum ist aber nur noch minimal ausgefallen, 74,8 Millionen Geräte waren es im Weihnachtsgeschäft 2015, ein Jahr zuvor 74,5 Millionen. Die Erwartungen der Wall Street von 75,5 Millionen Geräten hat Apple knapp verpasst.
Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau: Apple hat im Dreimonatszeitraum von Oktober bis Dezember einen Umsatz von 75,9 Milliarden US-Dollar erzielt und dabei einen Gewinn von 18,4 Milliarden US-Dollar eingefahren. Das ist damit das stärkste Quartal, das Apple je bilanziert hat. Allein der vom iPhone eingebrachte Umsatz beträgt 52,6 Milliarden US-Dollar.
iPhone nur noch knapp im Plus
Ewig wird das iPhone aber nicht wachsen können, irgendwann wird der Markt gesättigt sein. Vor einem Jahr waren waren iPhone 6 und 6 Plus neu, insbesondere in Asien kamen die größeren Geräte gut an und sorgten für ein Plus von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Phone 6S und iPhone 6S Plus haben zwar Ende September an ihren ersten Verkaufswochenende einen neuen Rekord gesetzt, dazu beigetragen hat aber vor allem, dass Apple schon am ersten Wochenende in China an den Start gehen konnte.
Apple sieht insgesamt sein zweites Quartal skeptisch und rechnet mit einem Umsatz zwischen 50 und 53 Milliarden US-Dollar. Die Vorjahresmarke von 58 Milliarden US-Dollar und die Erwartungen der Wall Street von 55 Milliarden US-Dollar werde man damit verfehlen. Entscheidend dafür wird die Entwicklung des iPhone sein, das in den kommenden beiden Quartalen erstmals weniger Umsatz generieren wird als jeweils im Jahr zuvor. Der Analyst Gene Munster sieht aber nach den beiden folgenden Quartalen das iPhone 7 für einen neuen Schub sorgen, Apple werde dann wieder mehr iPhones verkaufen . Das wird dem Aktienkurs kurzfristig aber nichts nützen, gestern schloss AAPL an der Nasdaq mit 99,99 US-Dollar, bis zum Mittwoch Vormittag (MEZ) hat der Kurs aber schon um zwei Prozent nachgegeben. Anleger belohnen eben nicht die Erfolge der Vergangenheit, sondern richten ihren Blick auf die Zukunft.
Und die sieht nicht so rosig aus, räumt Apple-CEO Tim Cook ein, der sich Sorgen über den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres macht. Extrembedingungen, wie es sie noch nie zuvor gegeben habe, würden die Weltwirtschaft belasten. Insbesondere in China werden die Geschäfte schwer, der starke US-Dollar tut sein übriges. Erste Auswirkungen der China-Krise könne man bei Apple bereits in den Büchern sehen, besonders in Hongkong liefen derzeit die Geschäfte mau. Im zurückliegenden Quartal ist der Umsatz in “Greater China” (Volksrepublik China, Taiwan, Hongkong) um 14 Prozent auf den neuen Rekordwert von 18,4 Milliarden US-Dollar gestiegen. Apple setzt nach wie vor auf ein starkes Business in China. Fast die Hälfte aller iPhone-Käufer dort hätten ihr erstes Apple-Smartphone erstanden, China werde auch weiterhin ein starker Absatzmarkt bleiben, versichert Apple-CEO Tim Cook im Conferenecall nach Bekanntgabe der Bilanz. Chinesen werden ihre 3G-Smartphones gegen neuere Modelle mit LTE-Unterstützung eintauschen, skizziert Cook künftige Geschäfte.
iPad kommt nicht auf die Beine
Weiterhin schwere Zeiten macht das iPad durch, das sich erneut schlechter verkauft hat als im Vorjahr. Nur noch 16,1 Millionen Geräte gingen über Ladentische, vor einem Jahr waren es noch 21,4 Millionen. Da hilft auch das iPad Pro nicht, der mit dem iPad erzielte Umsatz erreichte 7,084 Milliarden US-Dollar. Das macht dann einen Umsatz von 440 US-Dollar pro Gerät, was nur leicht über dem Wert von 420 US-Dollar pro iPad liegt, der sich aus der letztjährigen Bilanz errechnet.
Selbst der der Mac ist leicht rückläufig
Die Marktforscher von Gartner haben errechnet , dass Apple im Weihnachtsquartal 5,5 Millionen Macs verkauft habe. Nach Gartner würde dies ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeuten – der Rest des PC-Marktes schrumpft. Apple hat hat aber andere Berechnungsgrundlagen, denn Apple nennt nur 5,3 Millionen verkaufte Macs, was einen leichten Rückgang gegenüber den 5,5 Millionen im Vorjahr verkauften Geräten entspricht. Auch der Mac-Umsatz fällt leicht, von 6,9 Milliarden US-Dollar auf 6,7 Milliarden.
Andere Produkte und ihre Auswirkungen auf die Bilanz
Die “anderen Produkte” nehmen jedoch einen deutlichen Zuwachs, von 2,6 Milliarden US-Dollar auf 4,3 Milliarden US-Dollar. Das Plus von 1,7 Milliarden US-Dollar geht aber nicht allein auf die Apple Watch zurück, auch das Apple TV 4 dürfte Spuren in der Bilanz hinterlassen haben. In die gleiche Kategorie verbucht Apple auch die iPods – und nennt nun schon im fünften Quartal in Folge keine genauen Verkaufszahlen mehr. Diese dürften weiter gesunken sein, wenn auch das keine wesentlichen Änderungen in der Bilanz zur Folge haben dürfte. Andere Produkte sind auch die von Beats – die Verkaufszahlen der Apple Watch zu errechnen, ist somit sehr schwierig, Apple hüllt sich weiter in Schweigen.
Services: Musik, Apps und iCloud
Apple betont zudem, die weltgrößte Service-Firma zu sein und will damit womöglich ein wenig vom stagnierenden iPhone ablenken. Der Umsatz mit iTunes, Apple Music, dem App Store, iCloud, Apple Pay und weiteren Diensten ist laut Bilanz im ersten Quartal um 15 Prozent auf 5,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Im gesamten zurückliegenden Geschäftsjahr 2014/15 hat Apple mit seinen Diensten 19,9 Milliarden US-Dollar eingenommen, was einem Plus von 10 Prozent gegenüber 13/14 entspricht. Die kolportierte Zahl von 10 Millionen Abonnenten für Apple Music hat Cook weder dementiert noch bestätigt, der Streamingservice hätte bei einem Kundenstamm in dieser Größenordnung rund 300 Millionen US-Dollar zur Quartalsbilanz beigetragen.