Bei seinem Erscheinen war der Mac Pro eine teure aber topaktuelle Workstation, ideal für leistungshungrige Video-Programme wie Premiere und Final Cut Pro X. Das war allerdings Ende 2013 und seitdem sind schon mehrere Generationen an Grafikkarten erschienen, zuletzt etwa die keineswegs nur für Gamer interessante NVIDIA GTX Titan oder Radeon RX480. Für Kreative wird eine schnelle Grafikkarte aber immer wichtiger: Will man das Schnittmaterial für einen 4K oder gar 8K-Film bearbeiten oder gar Virtual-Reality-Anwendungen nutzen, braucht man eine schnelle Karte oder gar ein Cluster mehrerer Geräte.
Für den Mac Pro stehen aber nur die gleichen Grafikkarten zur Verfügung, die es auch 2013 gab. Der Vergleicht ist dabei eigentlich nicht ganz fair: Apple hatte sich für Workstation-Grafikkarten namens AMD Fire Pro entschieden, die zwar Stabilität und zertifizierte Treiber bieten, aber nicht die Performance aktueller Consumer-Grafikkarten bieten. Mit diesen muss der Mac Pro aber offensichtlich konkurrieren. Allenfalls für den uralten Mac Pro mit lahmer CPU gibt es Upgrade-Karten – wenn auch nur von Spezial-Versendern und gegen dicken Aufpreis.

Das neue Macbook Pro ist zwar ein erstklassiges mobiles Schnittsystem, bei aufwendigeren Projekten wünscht sich manch Profi aber ein echtes Desktop-System. Apples 5K-iMacs kann da ebenfalls wenig bieten, erlaubt das flache Gehäuse doch nur schwächere Grafikkarten wie eine AMD Radeon R9 M395X. Dient eine Grafikkarte aber nur als „Beschleuniger“ für Resolve und Co. könnten externe Grafikkarten die Lösung für Mac-Cutter sein. Die aktuelle Grafikkarte steckt dabei in einem externen Gehäuse und wird mit Thunderbolt-Kabel mit dem Mac verbunden. Bei Programmen wie After Effects und Resolve kann man diese Grafikkarte dann ansteuern und für Berechnungen nutzen. Mit Thunderbolt 3 steht diese Möglichkeit aktuell nur Macbook-Pro-Nutzern, vermutlich aber auch bald iMac-Käufern zur Verfügung. Dabei gäbe es im Videobereich eine Fülle weiterer interessanter PCI-Karten, beispielsweise die Red Rocket-X, die den Workflow mit Red-Kameras beschleunigt.

©Apple
Im März bringen der russische Spezialist Bizontech und Akitio neue Thunderbolt-3-Lösungen auf den Markt. Bei der Akitio Node handelt es sich um Gehäuse mit Thunderbolt-3-Schnittstelle, die Platz für ein eigenes starkes Netzteil und eine Fullsize-Grafikkarte bieten. Die Akitio Node (für 300 US-Dollar ohne Grafikkarte) beinhaltet etwa ein eigenes 400-Watt-Netzteil und kann beispielsweise eine AMD RX 480 beherbergen. Ein Anwender hat sogar testweise einen Mac Mini von 2011 im Node-Gehäuse integriert und so eine Art Franken Mac Mini geschaffen. Die Lösung ist aber offensichtlich noch nicht sehr ausgereift, so muss man noch eine Reihe an Zusatztreibern installieren und Sicherheitsfunktionen des Systems deaktivieren. Nicht ganz, was ein Profi unter einem stabilen und ausgereiften System versteht.
Die Lösung von Bizontech ist teurer, dafür kann der Hersteller bereits auf eine ganze Reihe an Referenzkunden verweisen – darunter auch deutsche Produktionsfirmen. Im Unterschied zur Lösung von Akitio zahlt man zwar allein für das Gehäuse 700 US-Dollar, erhält aber laut Hersteller Plug-and-play-Kompatibilität – für einen Profi ein echtes Kaufargument. Für Gamer sind die Lösungen wohl zu teuer, für den Preis einer externen Grafikkarte bekommt man gleich vier Konsolen oder einen erstklassigen Spiele-PC.
Soll man aber heute schon zu einer eGPU greifen? Zumindest bis zur nächsten WWDC sollte man vielleicht besser warten. Wahrscheinlich erfährt man bis dahin mehr zum Thema iMacs, Mac-Desktop und Thunderbolt 3.