Nun mal ehrlich: Sortieren Sie ihre Fotos? Die meisten schmeißen ihre Bilder wohl einfach in ihre Fotobibliothek: Man schließt seine Kamera an und kopiert die Fotos – fertig. Dann wird das ein oder andere Foto noch schnell korrigiert und die Sache ist erledigt. Nachträgliches sortieren, bewerten und Katalogisieren kann man ja immer noch später machen – spätestens dann, wenn man in Rente ist. Doch da ergibt sich schon das nächste Problem: Rentner haben ja bekanntlich am wenigsten Zeit. Also fristen viele unnütze und doppelte Fotos ihr digitales Dasein auf dem Rechner. So wächst die Bibliothek mit den Jahren schnell auf einige zehntausend Fotos an. Das ergibt viele Gigabyte an überflüssigen Daten. Auf Rechner mit knapp bemessenen SSD-Speichern kann das schnell zum Problem werden. Und wenn Sie die Fotos mit der iCloud-Fotomediathek auf allen Ihren Geräten verwenden möchten, dann kann Ballast auch unnötig Geld kosten.
Dieser Datenmüll sammelt sich aus mehreren Gründen: Aus Versehen doppelt importierte Fotos, misslungene Fotos, die man nicht aussortiert hat oder Bildschirmfotos von iPhone und Mac. Erfahren Sie, wie Sie mit möglichst geringem Aufwand die Bibliothek von Fotos für macOS.
So organisiert Fotos die Bilder
Die Bibliothek von Fotos organisiert die Medien (Fotos und Videos) in einer eigenen Dateistruktur. Sie sehen nur das Mediathek-Icon im Ordner „Bilder“ Ihres Benutzerverzeichnisses. Dieses Icon ist ein zu einem Paket geschnürter Ordner, der alle Fotos, Videos und Mediatheken-Infos erhält. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Icon, lässt sich dieses Paket öffnen (Paketinhalt zeigen) und man sieht die komplette Dateistruktur der jeweiligen Mediathek. Alle Original-Bilder von Fotos für macOS sind im Ordner „originals“ gespeichert. Die Unterordner sind mit Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet und die Bilder haben kryptische Bezeichnungen, die sie von Fotos beim Import zugewiesen bekommen. Auf keinen Fall darf man hier etwas ändern, weil dadurch die Bibliothek beschädigt werden kann. Damit die Mediathek von Fotos für macOS zuverlässig funktioniert, sollten Sie nur in „Fotos“ selber Bilder zufügen, löschen, umbenennen oder verschieben.

Die Bibliothek von Fotos für macOS besteht aus einer zu einem Paket geschnürten komplexen Dateistruktur, an der man tunlichst nichts ändern sollte. Aber einmal reinschauen schadet ja nichts.
Thomas Armbrüster
Die Bibliothek von Fotos für macOS besteht aus einer zu einem Paket geschnürten komplexen Dateistruktur, an der man tunlichst nichts ändern sollte. Aber einmal reinschauen schadet ja nichts.
TIPP Nicht jeder möchte die Sortierung der Fotos im Finder gänzlich Fotos für macOS überlassen. Hierzu gibt es eine kleine, unscheinbare Funktion: Deaktiviert man unter „Fotos > Einstellungen > Allgemein“ die Markierung bei „Objekte in die Fotomediathek kopieren“, belässt Fotos die Original-Dateien an ihrem ursprünglichen Platz und legt lediglich Vorschaubilder sowie einen Verweis auf die Originalbilder an. So lassen sich im Finder die Fotos nach einer eigenen Logik organisieren. Dabei besteht allerdings eine große Gefahr: Ändern Sie im Finder die Originalbilder, etwa durch Verschieben oder Umbenennen von Ordnern, dann findet Fotos diese Verknüpfung nicht mehr.

Normalerweise kopiert Fotos alle Medien in seine Bibliothek. Möchten Sie die Bilder an ihrem ursprünglichen Ort belassen, deaktivieren Sie in den Einstellungen von Fotos den Punkt „Objekte in die Fotomediathek kopieren“.
Thomas Armbrüster
Fotos ausmisten
Die schwierigste Aufgabe eines jeden Fotografen ist das Aussortieren. Das merken Sie dann besonders schmerzlich, wenn Sie aus Dutzenden Fotos die zehn besten aussuchen und den Rest löschen sollen. Für viele Profi-Fotografen ist dies das tägliche Brot und sie müssen sich Strategien angewöhnen, sehr schnell Fotos auszusortieren. Das für Profis wie für alle anderen Fotografen entscheidende: Es muss schnell gehen. Überlegen Sie zu lange, ob man ein Foto behält, wandert es nie in den Papierkorb und Sie haben weiterhin zig Aufnahmen derselben Szene in der Bibliothek.
Sollten Sie befürchten, einen Schatz für immer zu verlieren, dann empfehlen wir diese Strategie: Blättern Sie möglichst schnell durch die Fotos und markieren die Aufnahmen, die nicht gelungen sind. Wichtig ist: Treffen Sie Ihre Auswahl ohne Nachdenken, es soll spontan geschehen. Die Fotos kann man nach eigenem Gusto auf verschiedene Weise markieren. In unserem Fall versehen Sie zunächst die zu löschenden Bilder mit einem Schlagwort. Das Fenster „Schlagwort“ ruft man mit Command (⌘)-K auf. Dort legt man beispielsweise ein Schlagwort „Aussortiert“ an. Zum schnellen Markieren weist man dem Schlagwort noch eine Kurztaste zu, zum Beispiel „x“. Eine kleine Hürde muss man beseitigen: Fotos für macOS kann sowohl Fotos als auch Filme verwalten. Damit Sie nicht aus Versehen ein Video aussortieren, legen Sie ein intelligentes Album an, das nur Fotos enthält und keine Videos. Dies ist schnell geschehen: Dazu wählt man „Ablage > Neues intelligentes Album“. Als Bedingung geben Sie folgendes an: „Foto > ist nicht > Video“. Das intelligente Album kann man „Alle Fotos ohne Videos“ nennen.
Nun wechseln Sie in der Mediathek zu „Alle Fotos“ oder zu einem Album. Wählen Sie das erste Foto aus und drücken die Leertaste, die das Foto groß darstellt. Lassen Sie das Schlagwort-Fenster geöffnet und verschieben es so zum Rand, dass Sie das Foto gut sehen können. Nun lassen sich alle Fotos mit der Taste „x“ markieren, die Sie aussortieren möchten. Mit der Pfeiltaste wechseln Sie zum nächsten Foto. Wie bereits erwähnt: Es muss schnell gehen. Später können Sie immer noch die aussortierten Fotos durchsuchen und Ihre Meinung ändern. Dazu reicht ein erneutes Markieren des Fotos mit „x“, und das Schlagwort wird wieder entfernt. Sind alle überflüssigen Fotos gekennzeichnet, können sie gelöscht werden. Dazu gibt man im Suchfeld das Schlagwort „aussortiert“ ein, markiert alle Fotos mit Command (⌘)-A und legt sie in den Papierkorb von Fotos.

Zu löschenden Fotos weist man ein Schlagwort zu, nach dem man dann suchen und die Bilder auf einen Schlag löschen kann.
Thomas Armbrüster
Mehrere Bibliotheken verwenden
Fotos für macOS erlaubt es, mehrere Bibliotheken zu verwenden. Sinnvoll ist dies beispielsweise, wenn Sie private Familienbilder und Bilder für die Arbeit oder einen Verein getrennt voneinander verwalten möchten. So behalten Sie auch eine bessere Übersicht über Ihre Fotos. Um eine neue Mediathek anzulegen, halten Sie beim Starten von Fotos die Taste Option (⌥) gedrückt. Es erscheint ein Auswahlfenster, über das Sie eine neue Mediathek anlegen, sowie zwischen mehreren vorhandenen Mediatheken wählen können. Es kann aber immer nur eine Mediathek geöffnet sein.

Starten Sie das Programm Fotos mit gedrückter Taste Option (⌥), können Sie aus mehreren Bibliotheken wählen.
Thomas Armbrüster
Doppelte Fotos löschen
Es passiert manchmal unbemerkt, dass Bilder doppelt in der Mediathek von Fotos landen: Entweder importiert man sie aus Versehen zweimal, oder sie sind bereits in der Quelle doppelt vorhanden. Außerdem lassen sich markierte Fotos sehr schnell mit Command (⌘)-D aus Versehen duplizieren. So sammeln sich über die Jahre unbemerkt viele Duplikate an. Doch diesen Datenballast können Sie recht komfortabel reduzieren. Denn für das Finden von doppelt vorhandenen Bildern (und Videos) gibt es in Fotos unter macOS Ventura eine neue Option. Fotos sucht automatisch nach Duplikaten und legt dazu in der Seitenleiste unter „Fotos“ einen Eintrag „Duplikate“ an. Es muss sich dabei jeweils um exakt dasselbe Bild handeln. Nur das Aussehen genügt nicht, sondern auch das Dateiformat und die Auflösung müssen übereinstimmen. Die gefundenen Duplikate werden jeweils nebeneinander dargestellt, wenn man auf „Duplikate“ klickt. Und mit einem Klick auf „2 Objekte zusammenführen“ wird eines der Duplikate in den Papierkorb von Fotos befördert. Zuvor muss man den Vorgang jeweils bestätigen. Um mehrere Duplikate gleichzeitig zusammenzuführen, markiert man mehrere Duplikate. Rechts oben im Fenster blendet sich dann ein Button „… Objekte zusammenführen“ ein, den man anklickt. Auch dieser Vorgang muss noch bestätigt werden.

Fotos erkennt automatisch, wenn es Duplikate von Bildern gibt und sammelt sie in einem eigenen Ordner.
Thomas Armbrüster
Fotos bearbeiten lässt Bibliothek anschwellen
Mit Fotos für macOS lassen sich Bilder gut bearbeiten. Dabei können Sie jederzeit wieder zurück zum Originalbild wechseln. Damit das funktioniert, erstellt Fotos eine Kopie des Ausgangfotos. Damit belegt ein bearbeitetes Bild aber mehr Speicherplatz als ein unbearbeitetes. Selbst bei sehr einfachen Änderungen wie dem Drehen des Fotos hat man es am Ende doppelt auf der Festplatte. Professionelle Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Lightroom sind intelligenter: Hier protokollieren die Programme nur die Bearbeitungsschritte eines Fotos und sparen so Speicherplatz.
TIPP Man kann Bilder auch mit einem anderen auf dem Mac installierten Bildbearbeitungsprogramm bearbeiten. Dazu klicken Sie in Fotos mit der rechten Maustaste auf das Bild und wählen „Bearbeiten mit“ aus. Hier erscheint eine Liste mit den installierten Bildbearbeitungsprogrammen, beispielsweise Adobe Photoshop oder Affinity Photo. Auch hier speichert Fotos die bearbeitete Version und behält zusätzlich das Originalbild.

Bilder lassen sich mit Fotos für macOS auch in anderen Programmen bearbeiten. Allerdings legt Fotos auch dann das Bild doppelt an.
Thomas Armbrüster
TIPP Um unnötige Doppler zu vermeiden, dreht man Bilder vor dem Import mit einem anderen Programm. Denn auch in diesem Fall speichert Fotos zusätzlich zur Original-Datei das gedrehte Foto.
Fazit Platz sparen in der Fotos-Bibliothek
Der beste Garant für eine aufgeräumte und schlanke Fotos-Bibliothek ist die eigene Disziplin, nur ausgewählte Fotos und Videos und nicht alle Schnappschüsse zu sichern. Doch auch mit noch so viel Disziplin kann man nicht verhindern, dass die Bibliothek unnötig anschwillt, wenn man die Fotos bearbeitet. Zum Platz sparen sollte man daher grundlegende Änderungen wie das Drehen der Fotos vor dem Import erledigen.