Alle Jahre wieder läuft zur Weihnachtszeit der Film „Kevin allein zu Haus“ im Fernsehen: Der kleine Kevin wird von seinen reisefreudigen Eltern vergessen – und mit zwei Einbrechern konfrontiert. Die trickst er mit reichlich Gewalt gehörig aus. Der Film von 1990 könnte in dieser Form heute nicht mehr glaubhaft gedreht werden: Dank Smart-Home-Technologien wie Home-Kit hätten die Eltern nämlich zum Beispiel schon auf dem Weg zum Flughafen bemerken können, dass ihr Sohnemann sich noch im Haus befindet. Und auch die Einbrecher hätten vermutlich gar nicht versucht, das Haus zu betreten. Kevin selbst würde ohnehin durch die Technik wegrationalisiert: Seine Streiche zur Einbrecher-Anschreckung können heutzutage automatisch von Home-Kit durchgeführt werden – zumindest, wenn Sie nicht gerade planen, Türknäufe zum Glühen zu bringen und Einbrecher mit schwingenden Farbeimern oder improvisierten Flammenwerfern schwer zu verletzen. Dennoch: Alle 3,5 Minuten wird statistisch gesehen eine Wohnung und ein Geschäft geknackt, der jährliche Schaden beläuft sich auf fast eine halbe Milliarde Euro. Die Aufklärungsquote ist mit rund 16 Prozent ebenfalls eher lausig. Von daher ist es durchaus sinnvoll, Smart-Home-Lösungen als Kevin-Ersatz einzurichten, um die eigenen vier Wände vor unerwünschten Besuchern zu schützen.

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Kreativität ist bei Home Kit gefragt
Dummerweise gibt es dabei ein Problem: Die vorhandenen Home-Kit-Lösungen sind derzeit eher einfacher Natur. Dedizierte Lösungen zum Schutz vor Einbrüchen fehlen aktuell völlig : Es gibt keine Alarmanlagen, nur sehr wenige Kamera-Lösungen und vor allem keine Geräte, die unerwünschten Besuchern automatisch Murmeln vor die Füße streuen . Alle vorhandenen Home-Kit-Geräte sind derzeit für die Automatisierung von heimischen Standardaufgaben gedacht: Es gibt reihenweise smarte Glühbirnen und Lampen, die für Stimmungsvolle Beleuchtung sorgen, intelligenten Thermostaten und Wettersensoren, echte Smart-Home-Sicherheitslösungen für Home-Kit sind hingegen derzeit kaum zu finden. Schuld daran ist einerseits die strenge Zertifizierung durch Apple, andererseits vermutlich auch haftungsrechtliche Probleme: Wer einen Einbruchsschutz verkaufen möchte, muss im Zweifel haften, wenn die Lösung nichts gebracht hat. Deshalb ist Kreativität gefragt, um die Wohnung oder das Haus mit Home-Kit vor Einbrechern schützen zu können. Mit ein wenig Ideenreichtum lässt sich nämlich auch aus vorhandenen Home-Kit-Helfern ein wunderbares Kevin-allein-zu-Haus-Szenario basteln.

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Die Protagonisten: Smarte Steckdosen und Sensoren
Der Hauptdarsteller in diesem Szenario sind Elgatos smarte Home-Kit-Steckdosen Eve Energy , Fenstersensoren wie Eve Door & Window sowie ein Bewegungsmelder und/oder eine Heim-Kamera wie D-Links Omna . Ferner wird ein AppleTV der 4. Generation oder ein dauerhaft im Haushalt angebrachtes iPad mit iOS 10 benötigt: Das Apple TV der dritten Generation hat Apple im September 2016 mit dem iOS-10-Update als Hub für die Automatisierung gestrichen, wir konnten ein Gerät der dritten Generation im Test nicht zur Mitarbeit bewegen, obwohl Apple seit einiger Zeit wieder in einem Support-Dokument davon spricht, dass das Gerät unterstützt wird. Stattdessen landeten wir in einer iCloud-Schlüsselbund-Aktivierungsschleife. Mit dem Apple TV 4 geht es hingegen problemlos. Wer das nicht hat, kann natürlich auch zum iPad mit iOS 10 greifen, das dann aber zu Hause bleiben muss.

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Deshalb bietet sich ein Altgerät als Steuerzentrale an, etwa ein altes iPad Mini 2. Aktiviert wird die Einstellung unter “Einstellungen -> Home -> dieses iPad als Steuerzentrale verwenden”. Anschließend kann es auch schon losgehen, denn die Übertragung der Smart-Home-Steuerung erfolgt via iCloud – gesonderte Router-Einstellungen sind nicht nötig: Home-Kit lässt sich, eine Steuerzentrale in Form eines iPads oder Apple TV also problemlos von unterwegs nutzen.

Das Home-Kit-Setup bauen
Nun kann es im Grunde auch schon los gehen. In unserem Setup nutzen wir Fenstersensoren, Steckdosen und Bewegungssensoren von Elgato sowie die D-Link Omna-Webcam. Zunächst müssen alle Geräte ins Home-Kit-Setup aufgenommen werden. Dazu müssen Sie die Home-Kit-App öffnen und den Home-Kit-Code scannen, der sowohl auf dem Gerät selbst, als auch, je nach Hersteller, irgendwo in der Packung zu finden ist. Natürlich müssen die Geräte dafür aktiv und mit Strom versorgt sein. Um Einbrecher effektiv abzuschrecken, spielen vor allem die smarten Steckdosen eine herausragende Rolle: Da sie den Strom an- oder ausschalten können, eignen sie sich hervorragend dazu, bei Bedarf Lampen ein- oder auszuschalten oder – und das ist der eigentliche Clou – eine eigene Alarmanlage zu bauen, wenn Sie zum Beispiel in den Urlaub fahren. Das Setup ist dabei ebenso einfach wie effizient: Ein Sensor – etwa der am Fenster, der an der Tür oder ein Bewegungssensor – wird als Auslöser definiert, woraufhin die smarte Steckdose den Strom eines beliebigen Geräts einschaltet. Wenn Sie unerwünschten Besuchern einen Streich spielen wollen, können Sie zum Beispiel das Licht einschalten oder den Fernseher einschalten, um dem Einbrecher suggerieren, es sei jemand zu Hause.

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Szenario 1: Licht aus der Ferne anschalten
Nun gibt es natürlich mehrere Szenarien, die möglich sind, um das Zuhause zu überwachen und Einbrecher abzuschrecken oder auf frischer Tat zu ertappen. Gemeinsam haben sie, dass sie sich via Home-Kit frei kombinieren lassen. Die wohl einfachste Form des Einbruchschutzes ist dabei das zeitlich gesteuerte Ein- und Ausschalten einer Lampe, sobald Sie das Haus verlassen. Gerade wenn Sie abends das Haus verlassen, ist dieses Szenario einfach und effektiv. Denn allein die Tatsache, dass Licht brennt, schreckt Einbrecher in vielen Fällen bereits ab. Dafür benötigen Sie nichts weiter als eine smarte Steckdose und eine Lampe, die über eine Steckdose mit Strom versorgt wird:
1. Schalten Sie die smarte Steckdose zwischen Lampe und Steckdose und und richten Sie die Steckdose in der Home-App ein.
2. Schalten Sie die Lampe an – mit der smarten Steckdose dazwischen sollte sie zunächst allerdings aus bleiben.
3. Testen Sie das Setup jetzt mit der Home-App Ihres iPhones oder iPads im WLAN: Tippen Sie die smarte Steckdose an und prüfen Sie, ob das Licht bei Bedarf ein- und ausgeschaltet wird.
4. Wichtig ist jetzt, dass die Funktion auch von unterwegs gesteuert werden kann. Dazu muss das iPad oder Apple TV als Steuerzentrale aktiviert sein. Testen Sie die Verbindung jetzt, indem Sie auf dem iPhone die WLAN-Verbindung abschalten und die Lampe per Datenverbindung einschalten. Wenn das klappt, ist alles richtig eingerichtet.
5. Klicken Sie jetzt in der Home-App oben rechts auf das Plus-Symbol, und wählen Sie „Szene hinzufügen“, um eine Szene zu definieren.
6. Sie haben die Auswahl zwischen vier vorgegebenen Szenen. Wählen Sie „Zu Hause verlassen“ und aktivieren Sie hier die Lampe an der smarten Steckdose. Klicken sie auf „Fertig“. Das Szenario wird jetzt auf dem Home-App-Hauptbildschirm abgelegt und Sie können Sie bei Bedarf aktivieren.
7. Damit die Lampe von selbst angeht, wenn Sie das Haus verlassen, sollten Sie jetzt noch eine Automatik erstellen: Wechseln Sie jetzt unten in der Home-App auf „Automation“ und tippen Sie auf „Neue Automation erstellen“.
8. Wählen Sie hier als Profil „Meine Standortänderungen“ und im folgenden Fenster „Standortautomation“ Ihr Haus und, ganz wichtig, das Tab „Ich verlasse“. Hier können Sie einen Radius von hundert Metern oder mehr definieren: Sobald Sie diesen verlassen, wird das Licht abgeschaltet. Klicken Sie danach auf „Weiter“.
9. Nun müssen Sie noch die Szenen und Geräte wählen, die im Szenario „Haus verlassen“ eingebunden werden sollen. Das ist die in Schritt 5 gebaute Szene „Zu Hause verlassen“ sowie die involvierten Geräte. Klicken Sie auf „Weiter“.

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10. Zuguterletzt können Sie die Automatik noch so einstellen, dass sie nur nach Sonnenuntergang greift. Ein Klick auf „Fertig“ speichert die Automatik ab. Ab sofort geht das Licht an, sobald Sie, oder genauer gesagt Ihr iPhone, den näheren Umkreis ihrer Wohnung verlassen.

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Szenario 2: Kellerfenster/Eingänge sichern und Aktionen mit Sensoren auslösen
Der Einbruchschutz durch bloßes Licht ist bereits praktisch und dürfte schon einige Diebe abschrecken. Wirklich spannend wird es aber erst, wenn Sensoren eingebunden werden, die bei bestimmten Ereignissen bestimmte Aktionen auslösen. Also die etwa das Licht und ein altes Küchenradio anschalten, sobald zum Beispiel ein Kellerfenster geöffnet wird. Schließlich muss es ja nicht immer das heiße Bügeleisen aus „Kevin allein zuhaus“ sein – „normale“ Einbrecher dürften Licht und Krach bereits genug abschrecken.
Im Beispiel nehmen wir dazu den Bewegungsmelder oder den Fenster-Sensor von Elgato : Dieser muss zunächst irgendwo angebracht werden, wo es Sinn ergibt, etwa in Nähe der Wohnungstür oder im Wohnzimmer. Anschließend müssen Sie ihn so konfigurieren, dass er automatisch eine eine Steckdose einschaltet, wenn er ausgelöst wird.
1. Bringen Sie die Sensoren an einer sinnvollen Stelle an und verbinden Sie sie mit der Home-Kit-App. Wichtig: Das ist nur bei Fenstern und Türen sinnvoll, die eigentlich nicht geöffnet werden sollen, also Kellerfenster, Kellertüren und so weiter. Achten Sie darauf, dass diese mit dem WLAN in Verbindung bleiben.
2. Stecken Sie nun in Nähe des Fensters/der Tür eine der smarten Steckdosen ein und hängen Sie dort eine Steckdosen-Weiche 1-auf-2 an. So können Sie Radio und Lampe mit nur einem Stecker-Switch aktivieren.
3. Stellen Sie im Radio einen Sender ein und drehen Sie es laut. Schalten Sie die Lampe ein.
4. Legen Sie anschließend eine Szene an, die Sie „Alarm“ oder ähnlich nennen können. Fügen Sie hier die smarte Steckdose ein, an der Lampe und Radio hängen.
5. Stellen Sie die Szene durch Halten so ein, dass die automatischen Steckdosen bei Aktivierung den Strom für die Lampen eingeschaltet werden.
6. Erstellen Sie jetzt eine Automation, die zum Beispiel auf das Öffnen eines Fensters reagiert, indem Sie unter „Automation“ „Ein Gerät wird gesteuert“ auswählen und hier den Fenstersensor als Auslöser auswählen. Sobald das Fenster geöffnet wird, soll die Szene „Alarm“ aktiviert werden, sprich: Die Steckdose samt Lampe und Radio soll eingeschaltet werden.
7. Wenn Sie alles fertig eingerichtet haben, können Sie das Setup testen: Öffnen Sie das Kellerfenster und sehen Sie, ob Ihre automatische Einbrecher-Überraschung mit Licht und Radau funktioniert.
Hier können Sie freilich auch andere elektrische Geräte anschließen – wie wäre es zum Beispiel mit einem alten Schallplattenspieler mit gruseligen Sounds, eine elektrische Klingel oder einfach einen Alarm? Wichtig ist nur, dass Sie die Sensorik nur an Fenstern und Türen verbauen, die potentiell für Einbrecher interessant sind, aber nicht ständig geöffnet werden. Ausschalten können Sie das Ganze jederzeit per Home-App – auch von unterwegs.

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Szenario 3: Unerwünschte Besucher fotografieren
Zuguterletzt noch ein drittes Szenario, das dem Kevin-allein-zuhaus. Dafür benötigen Sie ausschließlich die Omna-180-Webcam von D-Link oder eine andere Kamera, die Home-Kit-fähig ist. Diese hat neben der eigentlichen Videoüberwachung nämlich auch einen Bewegungssensor eingebaut und besitzt eine Gegensprechanlage, was den Überraschungsfaktor perfektionieren kann.
1. Schließen Sie die Omna 180 auf die beschriebene Weise an und verbinden Sie sie mit dem aufgedruckten Home-Kit-Code mit Ihrem Home-Kit-System.
2. Aktivieren Sie jetzt die Push-Benachrichtigungen für den Bewegungssensor der Webcam, indem Sie diesen anklicken und „Details“ wählen.
3. Im folgenden Menü finden Sie unten bei „Status und Mitteilungen“ die Option „Mitteilungen erlauben“ aktivieren. Achtung: Das müssen Sie auf dem Gerät (iPhone, iPad) machen, auf dem Sie später unterwegs benachrichtigt werden wollen!

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4. Testen Sie jetzt den Bewegungssensor der Omna: Jedes Mal, wenn der eine Bewegung bemerkt, sollten Sie eine Push-Mitteilung auf Ihr iPhone erhalten.
5. Das war es im Grunde auch schon: Sobald sich etwas in Ihrem Haus bewegt, erhalten Sie eine Push-Mitteilung auf Ihr iPhone. Achtung: Home-Kit kann in der vorliegenden Version (iOS 10.3.1) leider noch keine zeitliche oder räumliche Einschränkung für Pushnachrichten vergeben. Sprich: Bei jeder Bewegung meldet sich ein Push, was relativ störend sein kann. Sie sollten die Funktion also sparsam einsetzen.

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6. Jetzt können Sie – dank der integrierten Omna-Gegensprechanlage – aktiv werden: Installieren Sie dafür zunächst die Omna-180-App von D-Link.
7. Zwar wird das Kamerabild auch direkt in der Home-Kit-App angezeigt, mit der Omna-App haben Sie aber von unterwegs die Möglichkeit, die Gegensprechanlage zu bedienen. Einerseits können Sie sich jetzt ein Livebild der Kamera anzeigen lassen.
8. Andererseits haben Sie ein Mikrofon zur Hand, um etwas zu sagen. Sprechen Sie den Eindringling doch einfach aktiv an, indem Sie auf das Mikrofon-Symbol und zum Beispiel „Achtung, hier spricht die Polizei“ sagen… Sie werden den Einbrecher ziemlich schnell laufen sehen.

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Fazit: Machbar, aber bitte keine Selbstjustiz
Wir erheben deshalb natürlich auch keinen Anspruch darauf, dass „Einbrecher-Fallen“ auf Home-Kit-Basis die Sicherheit tatsächlich steigern. Die genannten Szenarien sind Beispiele für die Möglichkeiten.
Natürlich können Sie durch Verknüpfung mehrerere Steckdosen und Sensoren auch ausgeklügeltere Szenarios entwickeln, um ihre persönliche Kevin-allein-zu-Haus-Sicherheitslösungzu basteln. Allerdings sollten Sie davon absehen, mögliche Eindringlinge mit elektrisch ausgelösten Fallen zu verletzen, denn das könnte juristischen Ärger geben. Das recht rigide US-Notwehrgesetz stellt im Film die Basis für das, was Kevin mit den Einbrechern treibt. Ein solches Gesetz gibt es in Deutschland jedoch nicht.
Überwachungssensoren können aber natürlich wunderbar genutzt werden, um das Zuhause zu überwachen oder nach dem Rechten zu sehen. Zudem können Sie so gegebenenfalls aus der Ferne die Polizei alarmieren, falls Sie das Gefühl haben, dass in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung etwas vorgeht. Wie gesagt: Kreativität ist hier alles, solange es keine dedizierten Home-Kit-Sicherheitslösungen gibt.