Apple konstruiert den Mac Pro vollkommen neu, nachdem das Modell von 2013 in eine Sackgasse führte. Anregungen könnte sich Apple durchaus aus der Hackintosh-Szene holen, von jenen Herstellern, die nur halblegal macOS auf Standard-PC-Komponenten installieren . Hackintoshs sind nicht nur Folge des sportlichen Ehrgeizes und der Preis nicht deren einziger Vorteil: Denn die Maschinen befreien sich von den Einschränkungen des Zylinders aus Cupertino und lassen beispielsweise auch anspruchsvollere Grafikkarten installieren. Der größte Nachteil besteht in der Software, Update des Mac-Betriebssystem sind nur unter großen Schwierigkeiten und Risiken aufzuspielen, denn erst müssen sämtliche Treiber angepasst werden. Ars technica hat sich für ein ausführliches Stück über die Geschichte der Hackintoshs und was Apple daraus lernen kann, mit Leuten gesprochen, die macOS auf selbst zusammengestellte Rechner installieren und sie über die Gründe befragt, eine derartige Maschine einzusetzen. Die wichtigste Erkenntnis: Apple sollte den Mac Pro des Jahres 2018 wieder als Tower gestalten, alles andere hat keine rechte Zukunft.
Windows auf Apple, macOS auf PC
Die Geschichte der Hackintoshs reicht bis in das Jahr 2005 zurück, genauer gesagt zum 6. Juni des Jahres. Zur Eröffnung der WWDC hatte Steve Jobs Gerüchte bestätigt, dass Apple sein Mac-Betriebssystem von der PowerPC-Plattform auf die des Herstellers Intel umziehen wollte. Den ersten “Hackintosh” konnten Entwickler dann auch gleich für den Sonderpreis von 999 US-Dollar mitnehmen, einen von Apple gebauten Tower, der dem damals aktuellen Power Mac G5 glich und auf dem die Intel-Variante von Mac-OS X 10.4 Tiger lief. Etwas mehr als ein halbes Jahr später kamen mit dem Intel-iMac und dem Macbook Pro die ersten finalen Intel-Macs heraus, der Mac Pro sollte im Sommer 2006 den Power Mac ablösen. Schon bei der Ankündigung des Paradigmenwechsels hatte sich die Szene gefragt, wie lange es einerseits dauern würde, bis man auf einem Mac auch Windows würde installieren können und wie lange findige Hacker brauchten, um das für Intel angepasste Mac-OS X auf herkömmliche PCs aufzuspielen. Für die erste Methode bietet Apple seit April 2006 das Hilfsprogramm Bootcamp an, Hersteller von Virtualisierungen bieten Alternativen, die Windows-Software und Mac eher nahtlos miteinander verknüpfen. Für den umgekehrten Fall haben Apples Lizenzbestimmungen einen Riegel vorgeschoben: Die Installation von macOS ist demnach nur auf von Apple verkaufter Hardware erlaubt. Gleichwohl ist sie möglich, die ersten Hackintoshs gab es schon im Jahr 2006 zu erwerben, ein Hersteller aus Deutschland hat mit dem PearC gar versucht , den Mac auf Standardhardware zu legalisieren.
Nicht legal, aber geduldet
Mac-OS X auf Billigrechner zu bringen, war anfangs ein ziemliches Gefrickel, es gab auch bei weitem nicht für jede Komponenten – insbesondere GPUs – passende Treiber. So leicht, wie macOS Sierra auf einen Apple-Rechner zu installieren, ist das Einrichten eines Hackintoshs auch heute nicht, dank aktiver Communities aber bedeutend einfacher und vielfältiger geworden. Von den Lizenzbedingungen erlaubt ist das nach wie vor nicht, Apple geht auch gegen kommerzielle Anbieter vor, wie es in den Jahren 2008 und 2009 mit Psystar geschah. Privatanwender müssen aber keine Sorgen haben, dass der Apple-Anwalt klingelt und den Hackintosh konfiszieren lässt, es ist eher eine Politik der Duldung, die Apple hier anwendet. Hinzu kommt, dass Apple zu 80 Prozent Mobilrechner verkauft, Hackintoshs gibt es aber an sich nur für den Desktop. Apples wirtschaftliche Interessen sind von den Hacks also kaum betroffen – im Gegenteil könnte Apple aus der Szene lernen, was die Kunden vom kommenden Mac Pro erwarten.
Allerlei Einsatzzwecke
Die von ars Technica befragten Hackintosh-Anwender nutzen ihren PC mit Mac-System für die unterschiedlichsten Aufgaben, gemeinsam ist aber allen, dass sie mehr Speed fordern und Komponenten nutze wollen, die Apple in seinen Rechnern nicht verbaut. So besteht etwa der Softwareentwickler Daniel Alm auf Nvidias CUDA , ein System, mit dem man Berechnungen eines Programms auf die GPU verlagern kann. Effekt: Je nach Arbeitslast ist Alms Hackintosh 50 bis 100 Prozent schneller als sein Macbook Pro des Jahrgangs 2012, die Lüfter blieben meistens stumm.
Viele Musiker und Toningenieure hatten Apple in den letzten Jahren entweder den Rücken gekehrt oder nutzen ihre alten Anlagen weiterhin. Den Umstieg auf Windows und die dort gebräuchliche Software scheuen aber die meisten, da sie mit dem System, dem Workflow und ihren Plug-ins über lange Jahre vertraut sind, erklärt der Musikproduzent von Umlimited Records namens Soundae gegenüber ars technica. Der Herausgeber des iMagazine Wojtek Pietrusiewicz hingegen setzt auf seinem Hackintosh auf Lightroom, Photoshop und Final Cut Pro X.
Während für manche Hackintosh-Nutzer der Preis entscheidend ist, haben die meisten zum Marke Eigenbau gegriffen, weil Apple seit über drei Jahren den Mac Pro nicht mehr aktualisiert hatte und sie des Wartens leid waren. Zudem bietet Apple bei weitem nicht alle denkbaren Konfigurationen an, es fehlen etwa solche mit Dual-Core-i3-Chips.
Mehr Flexibilität
Was aber insbesondere professionelle Anwender stört: Macs lassen sich nicht aufrüsten. Die Ausnahmen bilden hier lediglich Mac Pro und iMac 27 Zoll, aber hier lässt sich auch nur der RAM austauschen. Alles andere ist fest verlötet, bei allen anderen Modellen muss man auch mit dem bei der Anschaffung eingebauten Arbeitsspeicher über die gesamte Betriebszeit des Gerätes klar kommen. Mit einem Paradigmenwechsel würde Apple aber Kunden (zurück) gewinnen: “Würde Apple einen Mini-Tower bauen, der aufrüstbar ist und in den man eine oder zwei vernünftige Grafikkarten stecken könnte, würde ich den ohne zu Zögern kaufen,” wünscht sich der Gründer von Realmac Software Dan Counsell auf seiner Website . Leider gibt es ein solches Gerät nicht, zumindest noch nicht. Apple hat zwar angekündigt, der neue Mac Pro werde “flexibel und erweiterbar”, ob Apple aber damit einen Tower meint, dessen diverse Slots auf Erweiterungen und Ergänzungen aller Art bereits stehen, darf man bezweifeln.
Was alle Hackintosh-Anwender, die mit ars technica sprachen, gemeinsam haben: Sie sind bereit, für echte Apple-Hardware einen Premiumpreis zu zahlen, so lange bestimmte Bauteile leicht austauschbar sind. Für den Desktop spricht Apple eben andere Anwender an, die mehr Wert auf Flexibilität als auf Design setzen, ein Desktop kann ruhig ein wenig langweilig im Vergleich zu hochgradig integrierten Systemen wie iPhone, iPad und Macbook sein.