Wer Windows und Linux kennt, weiß: Schön ist es nicht, aber wer will, kann es schön machen. Windows 10 zum Beispiel lässt sich ganz einfach mit einem der zahllosen im Netz verfügbaren Theme-Packs optimieren. Sogar der Look von macOS ist möglich . Auch für die beliebten Linux-Desktop gibt KDE/Plasma, Gnome und Unity gibt es reihenweise Themes, ebenfalls sogar im OS-X-Stil . Und der Mac selbst? Nun: Hier hat Apple anscheinend gemeint, ein Schönheitsideal braucht sich an nichts anpassen und einen Riegel für solche Änderungen vorgeschoben. Exzessives Theming wird nicht unterstützt , seit Apple mit El Capitan den Systemintegritätsschutz eingeführt und mit Sierra auch noch den Root-User gekickt hat : Ehemalige Theme-Tools wie CandyBar oder Flavours 2 können so nicht mehr oder nur noch mittels exzessiver Hacks laufen. Doch das stimmt nur halb: Der Mac-Desktop lässt sich durchaus den persönlichen Bedürfnissen anpassen – man muss nur wissen, wie es geht.

©Christian Rentrop
Die integrierten macOS-Themes verwenden
Natürlich verhält sich Apple auch beim macOS-Theming äußerst restriktiv: Integriert sind unter Sierra im Grunde nur vier Farbkombinationen, um macOS den persönlichen Bedürfnissen anzupassen: In den Systemeinstellungen unter „Allgemein“ gibt es hierfür genau zwei Optionen: „Erscheinungsbild“ und „Dunkle Menüleiste und Dock verwenden“. Zur Auswahl stehen die Farbschemata „Blau“ und „Graphit“ sowie die Möglichkeit, Dock und Menüzeile schwarz zu unterlegen. Daraus ergeben sich die vier möglichen Varianten zur optischen Anpassung von macOS – nicht gerade das, was man unter „Theming“ versteht. Eine Schnittstelle für Themes ist ebenfalls nicht an Bord. Dennoch gibt es weitere Möglichkeiten, den Look von MacOS an die eigenen Bedürfnisse anzupassen – auch ohne Tools wie Flavours und CandyBar.
Praktische Dashboard-Icons auf dem Desktop
Zunächst bietet das gute, alte Mac-Dashboard eine wunderbare Möglichkeit, das System an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Zwar hat der Sidebar der Kommandozentrale hier funktional einiges übernommen – doch auch in Sierra ist das Dashboard samt zahlloser Widgets , die auch auf aktuellen Mac laufen, nach wie vor vorhanden. Und die lassen sich zur macOS-Anpassung wunderbar auf dem Desktop anzeigen. Wie? Nun, das ist einfach:
1. Zunächst müssen Sie den Entwickler-Modus von macOS aktivieren. Keine Sorge: Nachteile entstehen dadurch nicht. Öffnen Sie ein Terminal-Fenster und geben Sie hier den Befehl
defaults write com.apple.dashboard devmode YES
gefolgt von der Eingabetaste ein.
2. Öffnen Sie jetzt die Systemeinstellungen und wählen Sie „Mission Control“: Hier finden Sie den Punkt „Dashboard“, in dessen Dropdown-Menü Sie „Überlagerung“ auswählen müssen.
3. Setzen Sie außerdem bei „Dashboard einblenden“ eine Funktionstaste (z.B. F6), um das Dashboard schnell ein- und auszublenden.
4. Loggen Sie sich einmal aus und wieder ein, um die Änderungen zu übernehmen.
5. Tippen Sie jetzt die in Schritt 3 gesetzte Funktionstaste (Achtung: Gegebenenfalls Fn-Taste drücken!), um das Dashboard zu öffnen.
6. Mit dem Plus-Symbol unten links können Sie Widgets auswählen, etwa die Uhr, das Wetter oder den Kalender.
7. Klicken Sie das Widget mit der linken Maustaste an und halten Sie diese gedrückt.
8. Drücken Sie jetzt erneut die Funktionstaste. Lassen Sie die Maustaste nun los. Das Dashboard-Widget ist jetzt auf dem Desktop und wird hier permanent als Überlagerung eingeblendet. Sie können es wie im Dashboard einstellen oder verschieben.
9. Wiederholen Sie die Schritte mit anderen Widgets.
10. Um ein Widget zurück ins Dashboard zu legen, müssen Sie das Widget erneut mit der linken Maustaste halten und einmal mit F6 oder der von Ihnen gewählten Tastenkombination das Dashboard öffnen. Lassen Sie die Maustaste los. Das Widget liegt wieder im Dashboard.

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Einzelne Icons unter macOS Sierra austauschen
Das ist natürlich nicht alles, was möglich ist. Besonders schön ist die Möglichkeit, Programmen und Ordnern neue Icons zu geben. Die Vorgehensweise hat Apple in der inzwischen 13. Version seines Unix-Betriebssystems nur leicht geändert: Bislang musste das Icon einer Icon-Datei kopiert und auf einen Ordner oder ein Programm übertragen werden. Unter Sierra wird hingegen das Bild selbst verwendet, was im Grunde einfacher ist. Und das geht folgendermaßen:
1. Laden Sie ein Icon herunter, etwa von der Website Iconarchive . Ideal ist das ICNS-Format, doch das ist unter macOS Sierra nicht zwingend notwendig. Nur möglichst groß sollte das Icon sein.
2. Öffnen Sie die Icon-Datei per Doppelklick mit Vorschau.
3. Wählen Sie das größte enthaltene Bild aus und drücken Sie die Tastenkombination (cmd)+(c), um das Bild zu kopieren.
4. Klicken Sie nun ein Programm oder einen Ordner mit der rechten Maustaste an.
5. Wählen Sie „Informationen“.
6. Oben links ist das Icon des Ordners oder des Programms. Klicken Sie es an.
7. Drücken Sie die Tastenkombination (cmd)+(v), um das neue Icon einzufügen.
8. Das klappt übrigens mit allen Bildern: Sie können daher auch ein Foto als Icon verwenden.

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Mehrere Icons schnell und einfach wechseln
Natürlich gibt es auch unter Sierra die Möglichkeit, mehrere Icons im System schnell und einfach zu wechseln: Die Gratis-App LiteIcon bietet ein einfaches Interface, in dem alle Icons von Apps angezeigt werden. Diese können dann per Drag-and-drop geändert werden, ähnlich wie beim seligen CandyBar.

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Ein Klick auf „Apply Changes“ ändert das Icon anschließend. Richtig leistungsstark wird LiteIcon aber erst, wenn die System Integrity Protection (SIP) abgeschaltet wird. Die verhindert nämlich Änderungen an systemnahen Funktionen von MacOS, darunter eben auch der Standard-System-Icons. Achtung: Das ist nichts für Anwender, die nicht wissen, was sie tun!
1. Starten Sie den Mac neu und halten Sie die Tastenkombination (cmd)+(r) gedrückt.
2. Der Mac bootet jetzt in die System-Recovery.
3. Wählen Sie in der Menüzeile der Recovery unter „Dienstprogramme“ den Punkt „Terminal“.
4. Geben Sie hier den Befehl csrutil disable ein, um die Schutzfunktion komplett zu deaktivieren, oder csrutil enable –without fs , um sie, vom File-System abgesehen, aktiviert zu lassen. Beides funktioniert mit LiteIcon.
5. Drücken Sie die Eingabetaste, um die Einstellung zu übernehmen.
6. Beenden Sie das Terminal und wählen Sie in der Menüzeile den Punkt „Neustart“.
7. MacOS bootet jetzt wieder ins normale System.
8. Starten Sie LiteIcon und freuen Sie sich über die zusätzlichen Optionen.

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Sie sind jetzt in der Lage, auch systemnahe Icons zu verändern und macOS Sierra damit ganz nach Ihren Bedürfnissen anzupassen. Optisch zusammenpassende Icon-Sets finden Sie zum Beispiel bei DeviantArt oder eben im Icon-Archiv . Auch Interfacelift hat einige hübsche Gratis-Sets im Angebot.
Leider ist Apple, was die System Integrity Protection angeht, sehr restriktiv: Bei jedem Update wird sie wieder eingeschaltet. Bereits gesetzte Icons bleiben dabei aber erhalten. Wenn Sie die System Integrity Protection anschließend wieder aktivieren wollen, müssen Sie die Schritte 1 bis 7 wiederholen, im Terminal des Recovery-Systems aber csrutil enable eingeben.
Eigene Icons erstellen
Natürlich ist das noch längst nicht alles: Sie können auch mit einfachen Mitteln eigene Icon-Sets für macOS erstellen. Wenn das gewünschte Symbol nirgendwo aufzufinden ist, können Sie sich selber eines basteln: Die Apps image2icon und IconStiX erlauben das erstellen eigener Icons, und zwar anfangs erst einmal kostenlos, auch wenn bei häufiger Benutzung der Kauf der Vollversion sinnvoll ist.

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Noch hübscher ist Icon Slate – hier gibt es aber keine kostenlose Testmöglichkeit. Die Funktionsweise ist hier einfacher, dort komplexer – aber erlaubt in allen Fällen die einfache Erstellung eigener Icons für macOS. Die können dann manuell oder mithilfe von LiteIcon auf Programme und Ordner übertragen werden.

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Weitere kluge kleine Anpassungen
Das waren aber auch schon fast alle Möglichkeiten, macOS Sierra und seine Nachfolger optisch anzupassen. Die System Integrity Protection verhindert im Zweifel eine nachhaltige Änderung und ist Laien nicht zu empfehlen. Klar gibt es noch einige weitere praktische Funktionen, etwa das Dock an anderer Stelle einzublenden der mit einem anderen Effekt zu versehen (Systemeinstellungen -> Dock). Oder die Möglichkeit, Ordner im Dock als Stapel, Raster und so weiter anzuzeigen (Rechtsklick auf Ordner im Dock). Desweiteren lässt sich auch die Reihenfolge der Icons in der Menüzeile zu mitgedrückter (cmd)-Taste zu verschieben .
Tricks mit dem Hintergrundbild
Die wohl größte Veränderung erzielen Sie jedoch, wenn Sie das Hintergrundbild ändern. Unter Systemeinstellungen -> Schreibtisch & Bildschirmschoner können Sie hier Fotos aus Ihrer Fotos-Mediathek, voreingestellte System-Hintergrundbilder oder eigene Fotos aus Ordnern hinzufügen. Diese können Sie auch automatisch in einem Zeitintervall ändern. Richtig spektakulär wird der Desktop aber, wenn Sie ein dynamisches Hintergrundbild, etwa die Bildschirmschoner „Arabesque“ oder „Wirbel“ als Hintergrundbild in macOS Sierra einbauen. Und das geht so:
1. Stellen Sie den Bildschirmschoner ein, den Sie als Hintergrundbild verwenden wollen, in den Systemeinstellungen ein.
2. Öffnen Sie ein Terminal-Fenster.
3. Geben Sie hier /System/Library/Frameworks/ScreenSaver.framework/Resources/ScreenSaverEngine.app/Contents/MacOS/ScreenSaverEngine -background
ein, gefolgt von der Eingabetaste.
4. Der aktuelle Bildschirmschoner wird jetzt als dynamischer Schreibtischhintergrund angezeigt. Und zwar so lange, wie der Befehl im Terminal arbeitet, also das Terminal-Fenster offen ist.
5. Um wieder zum Normalzustand zurückzukehren, müssen Sie einfach das Terminal beenden.

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Achtung: Die Akkulaufzeit auf Macbooks verringert sich, ältere Systeme können quälend langsam werden! Auf dem Macbook Pro mit dedizierter Grafik klappte das wunderbar, auf einem 2013er Macbook Air kam das ganze System allerdings massiv ins Stocken und an den Rand der Unbenutzbarkeit. Falls das auch bei Ihnen der Fall sein sollte: Keine Panik, Ruhe bewahren, auf „Stopp“ klicken und abwarten. Anschließend können Sie wieder keinen animierten Hintergrund auswählen. Übrigens funktioniert jeder Bildschirmschoner, den Sie auf dem Mac installieren. Auf Github finden Sie eine kuratierte Liste aller Mac-Bildschirmschoner . Eine Alternative zu der systemeigenen Funktion bieten übrigens verschiedene Tools für dynamische Desktop-Hintergründe, darunter Live Desktop , Living Wallpaper HD , BluePlanet , EarthDesk und viele andere.

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Apple TV Screensavers auf den Mac holen
Wem die vorgefertigte Screensaver nicht genug sind, kann sich auch diejenigen des Apple TV schnappen. Sobald der Mac in den Ruhemodus geht, blenden sich die atemberaubende Videos ein, die Apple exklusiv für seine Settop-Box vorgesehen hat.
Die Applikation kann man hier downloaden: Github von John Coates . Nach dem Entpacken öffnet man die Datei “Aerial.saver” und bestätigt man die Installation. Anschließend wechseln Sie in die Systemeinstellung “Desktop” und wählen dort die Option “Aerial” als Standard. Die genaue Anleitung, wie man die App deinstalliert, gibt es hier . Das Beste: Die neuen Screensaver werden automatisch aktualisiert und auf dem Mac abgespielt.