Kürzlich erst haben wir intensiv den mobilen Seitenscanner IRIScanBook Executive 3 getestet . Doch nicht nur, dass dieser nicht so funktionierte, wie wir uns das erhofft hatten. Er schien uns auch überflüssig zu sein in einer Zeit, da man mit iPhones und anderen Smartphones von Textvorlagen oder Bildern sehr gute Aufnahmen machen und diese anschließend in Bezug auf den Text durch eine gute und günstige OCR-Software oder auch App in ein editierbares Dokument verwandeln lassen kann. Wozu sollte man also rund 100 Euro für ein im Vergleich unhandliches Gerät ausgeben?
Handliches Scannen und Übersetzen
Insofern waren wir sehr interessiert an dem deutlich kleineren IRISPen Air 7 , den man im Prinzip locker fast wie ein Handy in der Gesäßtasche tragen kann (man sollte sich aber besser nicht darauf setzen!). Oder ihn vorzugsweise in die Laptop-Tasche für das Macbook oder in die Aktentasche für das Büro steckt und so immer dabei hat, beispielsweise für wissenschaftliche Texte oder Vertragsentwürfe und Ähnliches. Freilich kann man mit dem IRISPen Air 7 nur zeilenweise Text in die passende Software übertragen – wir haben dies mit iPad und iMac getestet. Unser etwas älterer iMac unterstützt jedoch nicht Bluetooth 4.0, was eine Systemvoraussetzung für den drahtlosen Betrieb des kleinen Stiftscanners ist. Hier konnten wir seine Funktionalität nur über das USB-Kabel untersuchen, was aber bei einem Desktop-Computer kein echtes Hindernis ist, immerhin ist er auf diese Weise ständig aufgeladen und einsatzbereit. Mit unserem iPad Air dagegen klappte die drahtlose Verbindung einwandfrei. Besonders gespannt waren wir auf die integrierte Funktion, Fremdsprachen zu erkennen und übersetzen zu können – beispielsweise auch mit nicht-lateinischen Buchstaben wie im Griechischen, Kyrillischen oder Hebräischen.
Leicht und relativ flott
Doch zunächst ein paar äußere Werte: Der IRISPen Air 7 verfügt über die schmalen Maße von knapp 14 x 3,5 Zentimetern und wiegt lediglich 30 Gramm. Der integrierte Akku lässt sich über das USB-Kabel am Computer aufladen und soll nach 2,5 Stunden Aufladezeit für 4 Stunden zur Verwendung bereit stehen. Um eine Zeile zu scannen, fährt man mit dem schräg aufgerichteten Stift recht flott über den gewünschten Text, wobei leichte Wellenbewegungen die Erkennung nicht beeinträchtigen. Dennoch braucht es ein bisschen Übung, bis das einwandfrei klappt. Man sollte sich auch die entsprechenden Entwickler-Videos zum Gebrauch ansehen. Beim Scannen leuchtet die transparente Stiftspitze in einem etwas blendenden Rotlicht auf.
Wir probieren den mobilen Scannerstift zunächst mit dem iPad aus. Dazu scannen wir zeilenweise Abschnitte aus dem letzten Macwelt-Printmagazin (September 2015), was bei breiteren Texten wie dem Editorial leichter fällt als bei den schmalen Spalten im Fließtext der Tests und Berichte. Dennoch klappt auch das nach einiger Zeit schnell und einigermaßen fehlerfrei. Die Software dazu auf dem iPad oder iPhone heißt Irispen 7 Air. Zuvor stellt man dort die Sprache ein, in der man scannen will, optional auch die Zielsprache für die Übersetzung. Wir lassen unseren Macwelt-Text ins Englische übersetzen, was, wie von solcher Software gewohnt, nicht ganz überzeugend klingt, aber doch so, dass man verstehen kann, worum es prinzipiell geht. Das ist besonders spannend bei Texten etwa aus dem Chinesischen! Parallel geben wir den Text in Google Translator ein, die Übersetzung ist wortwörtlich dieselbe. Was darauf schließen lässt, dass die Irispen-Software, die dazu online sein muss, auf Googles Übersetzungskünste zurückgreift. Das bestätigt sich auch bei anderen Versuchen. Etwa mit den ersten Absätzen aus dem englischsprachigen Harry-Potter-Band ”The Goblet of Fire” – auch hier ist die Übersetzung, diesmal ins Deutsche, in beiden Fällen identisch. Um einen weiteren Vergleich zu haben, nutzen wir die Scan-Funktion von Google Translator über die iPad-Kamera direkt. Der Text wird wie zu erwarten sehr viel schneller und kompletter erfasst, die Übersetzung ins Deutsche ist streng genommen zwar ebenso ”grottig“, aber auch nicht sehr viel weiter entfernt als über den ursprünglichen Scan mit dem IRISPen Air 7.

©Macwelt

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Übung muss sein
Ähnliche Unternehmungen machen wir mit anderen Sprachen wie Griechisch oder Hebräisch, was ebenso gut oder im Vergleich der Übersetzungen schlecht klappt wie die anderen Versuche. Natürlich kann man über die Tastatur immer ein bisschen nachbessern, wodurch man oft deutlich brauchbarere Ergebnisse erhält.
Dann machen wir uns an das Mac-Programm: Irispen 7 Air. Die jeweils geeignete Software ist übrigens auch für Windows und Android erhältlich. Ganz schlimm finden wir das Icon der Mac-Variante: dieses ist völlig pixelig und ganz offensichtlich nicht für die Mac-Oberfläche angepasst (siehe Screenshot). Hässlich!
Ansonsten nistet sich die Software als ausklappbares Bedienfeld an der linken Monitorseite an, was sich auch nicht ändern lässt. Ungünstig, wenn man gerade dort sein Dock eingerichtet hat. Immerhin haben wir eine Option für Links- oder Rechtshänder. Nun lässt sich direkt zeilenweise in die Irispen-Anwendung hinein scannen. Auch hierzu gibt man die Ausgangssprache an, wobei gut 50 Sprachen zur Verfügung stehen, darunter eben auch solche mit nicht-lateinischen Buchstaben wie Russisch oder Griechisch, Hebräisch oder Arabisch und verschiedene Varianten Chinesisch, Japanisch und so weiter. Wiederum liegt es an etwas Übung und der passenden Vorlage, ob das Einscannen gut funktioniert. Denn beispielsweise mag der Stift großgeschriebene Buchstaben nicht, wie etwa bei Headlines. Auch farbige Buchstaben oder weiße auf farbigem Hintergrund erfasst der Scanner nicht. Dafür erkennt er unter günstigen Umständen sehr gut, welche Zeile genau man unter mehreren in die Mitte genommen hat und einscannen will. Per Knopfdruck lässt sich zudem auf das Erfassen kleinerer Bilder (wie Logos), einzelner Worte, Zahlen oder Tabellen umschalten. Hier liegt fraglos ein Vorteil gegenüber dem Abfotografieren mit der Kamera von iPhone oder iPad, denn derartig kleine Zeichen lassen sich damit kaum einzeln respektive separat erfassen. Das Einscannen von Barcode ist nur für die Windows-Version vorgesehen, doch immerhin erkennen Irispen-Stift und -Software die zugrunde liegenden Zahlen. Eine zweite Variante ist es, anstatt in die Software direkt in ein Textdokument wie Word oder Pages zu scannen, wobei jeweils ein Leerzeichen eingefügt wird. Auch hier braucht man für längere Abschnitte etwas Geduld und Geschick. Eine unmittelbare Übersetzung ist hier natürlich nicht möglich, dies geht nur innerhalb der Software von Iriscan.
Systemvoraussetzungen und Verfügbarkeit
Die IRISPen Air 7-Software für den Mac setzt mindestens OS X 10.8 voraus. Sie lässt sich 30 Tage lang kostenlos nutzen, dann muss man den Lizenzcode eingeben, die man mit dem Gerät erhalten hat. Aber ohne diesen ist die Software ohnehin sinnlos. Auf dem iPhone oder iPad gibt es die entsprechende App in Version 1.5 kostenlos im App Store ab iOS 7.1 in unterschiedlichen Sprachen der Benutzeroberfläche. Der Stift IRISPen Air 7 selbst ist beispielsweise bei amazon.de zum Preis von 142 Euro erhältlich, dies kann sich tagesaktuell ändern.
Fazit und Empfehlung
Billig ist der kompakte, mobile Scannerstift IRISPen Air 7 sicherlich nicht: über 140 Euro ist ein stolzer Preis. Dies mag durch die ausgereifte Technologie gerechtfertigt sein. Aber angesichts günstiger oder gar kostenloser Alternativen wie Google Translator, der gerade in Übersetzungshinsicht eine ganze Menge mehr an Text schneller und genauso gut erfasst, dürfte einem diese Entscheidung schwer fallen. Natürlich macht es gerade im geschäftlichen Umfeld einen besseren Eindruck, einen seriös wirkenden und stabil und stylisch verarbeiteten Handheld-Scanner hervorzuziehen, als ein Handy mit Google-Software. Und für kleinere Vorlagen wie Logos, Unterschriften hat er sicherlich seinen unmittelbaren Vorteile. Dennoch fällt uns eine Empfehlung für einen breiteren Nutzerkreis schwer. Es gibt einfach zu viele erschwingliche Alternativen heutzutage, die für die meisten Zwecke jeder in Gestalt seines iPhones (oder entsprechend eines anderen Smartphones) in der Tasche trägt. Wen dagegen die genannten positiven Gründe für den IRISPen Air 7 ansprechen und überzeugen, findet darin ein ordentliches und in den beschriebenen Grenzen zuverlässiges Gerät für das Scannen und Übersetzen unterwegs.