Ist mit dem iMac Pro jetzt die Profiszene versöhnt? Braucht es dann nächstes Jahr überhaupt noch einen Mac Pro? Und noch heuer einen Mac Mini für einen bestimmten Kreis von Profis, denen die Leistung der Maschine nicht so wichtig ist, die ein spiegelnder Bildschirm aber abschreckt? Architosh hat die Pro-Situation sich genauer angesehen und kommt zu interessanten Schlüssen . Zum einen sei die von Steve Jobs seinerzeit definierte Vierermatrix von Desktops und Laptops für Consumer und Pros nicht mehr zeitgemäß, da sich die Bedürfnisse überlappten. Zum anderen sind die Gruppen auch nicht mehr so scharf voneinander abzugrenzen.
Apples Marketingchef Phil Schiller hatte im April erklärt , dass der Begriff des Profis sehr weit zu fassen sei, dazu gehörten unter anderem Grafiker, Cutter und Musiker, aber auch Programmierer, Ingenieure und Wissenschaftler. Der Mac Pro sei durchaus auch noch für einige Gruppen, die ihr Geld mit dem Mac verdienen, eine Option, aber auch iMac und Macbook Pro genügten schon vielen professionellen Bedürfnissen. Schon damals hatte Schiller eine Pro-Fassung des iMac für 2017 in Aussicht gestellt, seit Montag wissen wir mehr darüber, wie die Maschine aussehen soll und was sie kostet: Ab 5.000 US-Dollar, ab Dezember im Handel.

©Macworld

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Der Begriff Profi ist nicht allein am Kriterium “verdient sein Geld mit der Arbeit am Mac” auszumachen – da hätte Apple verdammt viele Profis unter seinen Kunden und kaum noch andere Arten von Anwendern. Vielmehr stellt sich Architosh die Frage, wer die Technik an ihre Grenzen ausreizen und damit Hersteller dazu bringen muss, diese weiter auszudehnen und in welchen Bereichen Apple eine nennenswerte Anzahl von Kunden fände. Pros in der Definition seien im Kreativ- und im TDES-Bereich zu finden, das steht für “Technical Design, Engineering und Science”. Dort seien Ingenieure, Programmierer und Architekten beschäftigt. An die Grenzen brächten die Technik aber zwei spezielle Kundschaften: Das Militär und die Filmindustrie, die stets besonders hohe Ansprüche an die Rechner stellten.
Höchste Anforderung zweier kleiner Gruppen
Diese Einschätzung stammt von dem 3D-Veteranen Akiko Ashley. Daraus folgt aber weder, dass der iMac Pro die Lösung für alle Anforderung von Filmindustrie und Militär bietet, noch, dass er generell zu schwach ausgestattet ist. Es gibt aber CAD-Arbeitsplätze, deren Bedürfnisse erst der modulare Mac Pro von 2018ff befriedige werde, meinen die Kollegen von Architosh. Der Mac Pro werde dort gebraucht, wo relativ wenige Nutzer extrem hohe Anforderungen an seine Leistung stellen, der iMac Pro hingegen spreche die deutlich größere Gruppe an, die “nur” hohe Anforderungen stellen.
Ein weiteres Profi-Kriterium sei nicht mehr so absolut zu sehen: Erweiterbarkeit und Austauschbarkeit von Komponenten. Zwar ärgern sich immer mehr Nutzer über die fest verlöteten Komponenten wie RAM oder SSD in den aktuellen Macs, braucht man nach Jahren mehr Arbeitsspeicher, einen flotteren Prozessor oder einfach nur mehr internen Datenspeicher, bleibt nur die Anschaffung eines neuen Gerätes. Doch sind laut Architosh diejenigen Nutzer in der Minderheit, die – überspitzt gesagt – jedes Jahr eine neue CPU und eine bessere GPU benötigten. Dies sei vor allem in der Filmproduktion und in der Wissenschaft eine wichtige Anforderung, Prozessoren mit 32 Kernen mittlerweile der Standard – und dazu noch GPUs, die mit ihrer Vielzahl an Kernen die Berechnungen unterstützen. Der iMac Pro wird bis 18 Kerne bietet, die heute teuerste Konfiguration des Mac Pro kommt mit maximal 12 Kernen. Immerhin wird macOS High Sierra verstärkt eGPUs unterstützen, wer sich an sein Macbook Pro ein externes Gehäuse mit einer Top-Grafikkarte anschließt, wird das ab Herbst mit weniger Aufwand nutzen können. Die parallele Berechnung von Tasks ist in Wissenschaft und bei Filmstudios wie Pixar der wichtigste Aspekt der professionellen Arbeit. Aktuelle Workstations könnten mit ihren 22 Kernen bis zu 44 parallele Tasks ausführen, der iMac Pro immerhin noch 18 (bisherige iMacs: maximal 4), der neue Mac Pro müsste da deutlich einen draufsetzen.
Fazit
Profis sind keine homogene Gruppe, sondern haben vielfältige Aufgaben mit den unterschiedlichsten Anforderungen. Der Mac Pro wird sich vor allem im absoluten High-End an die Kundschaft wenden, der iMac Pro hingegen überdeckt einen großen Bereich und überlappt sowohl in das obere Ende der Skala als auch dorthin, wo man eher den Prosumer vermutet, einen ebenso heterogenen Haufen von Mac-Anwendern mit den unterschiedlichsten Erwartungen. Grafik-Profis, die Gruppe, die den Mac einst groß gemacht hat, stellen aber vor allem Anforderungen an den Bildschirm, die der des iMac in vielen Fällen nicht erfüllen kann. Die Lösung hier wäre gewiss kein sauteurer Mac Pro oder ein immer noch recht kostenintensives Macbook Pro, sondern eher ein “headless iMac”, ein neuer Mac Mini eben. Aber hinsichtlich eines Upgrades des kleinsten Mac sieht es eher düster aus . Ob Apple überhaupt noch in diese Richtung denkt, werden wir vor Herbst kaum erfahren.