Es ist ziemlich schwierig, eine anderthalb Jahre alte Hardware so neu anzustreichen, dass sie sich wie neu anfühlt. Apple hat mit WatchOS 3 dies versucht.
Kontrollzentrum, Scribble
Kevin Lynch startet die Keynote gleich mit der Vorstellung des neuen Betriebssystems. Vor allem bei der Bedienung hat Apple die WatchOS etwas an iPhone und iPad angepasst: Es gibt nun eine Art vom Kontrollzentrum mit dem Zugriff auf die wichtigsten Funktionen, etwas Ähnliches gab es bereits mit WatchOS 2, doch dieses Ur-Dock war bei den Checks versteckt. Das Kontrollzentrum wird sich nun mit der Seitentaste aufrufen lassen, die ist noch mit WatchOS 2 für Favoriten reserviert. Eine neue Eingabe-Art hat sich Apple auch überlegt: Das Tippen auf dem kleinen Display ist fast unmöglich, nicht immer kann der Träger laut antworten. Die Lösung heißt “Scribbles”, dies ist eine Art Schrifterkennungs-App für die Apple Watch. Kritzelt der Nutzer eine Antwort auf dem Display, soll die App die Eingabe verstehen und als Text weiter verschicken. Apple hat auf der Keynote gleich Scribble auf Mandarin gezeigt, wir gehen davon aus, dass mit den lateinischen Schriften die Erkennungs-App noch weniger Probleme haben wird. Hauptsache, die eigene Handschrift ist leserlich genug.
Neue Zifferblatt-Varianten, Activity-App ganz prominent
Zur Mickey Mouse gesellt sich nun die Minnie Mouse, sogar die Kleiderfarbe kann man passend zu dem jeweiligen Armband wechseln. Doch dies ist nur eine nette Spielerei. Etwas nützlicher finden wir, dass sich die Aktivitäts-App direkt in unterschiedliche Zifferblatt-Varianten integrieren lässt und so die Tagesübersicht gleich auf dem ersten Blick zu sehen ist. Zwar konnte man vormals die App als eine der vier Komplikationen direkt auf das Zifferblatt holen, die Darstellung war sehr klein, für die Details konnte man nicht umhin, die App zu starten.
Atem-App
Fünf Minuten Yoga will Apple für jedermann, so startet mit WatchOS 3 eine neue App “Breath”, die den Nutzer die richtigen Atem-Praktiken lehren soll und so zur Entspannung, zu dem Stress-Abbau beitragen soll. Die Grafiken und Taps über die Taptic Engine leiten den Nutzer durch die Atem-Übungen, man kann gleichzeitig den eigenen Herzschlag verfolgen und beobachten, ob dieser sich beruhigt.
Soziale Aktivität, aufgebohrt
Apple behauptet, die Aktivitäts-App ist die meistgenutzte auf der Apple Watch. Dies ist kein Wunder, denn die App protokolliert die eigenen Trainings und wertet sie aus. Nun soll die App eine ordentliche Überarbeitung bekommen. Zum einen wird es ab WatchOS 3 einen Hintergrundsmodus geben. Mit der Vorgängerversion bedeutete der Wechsel in die andere App, dass die Aktivitäts-App anhielt und das Training virtuell pausierte. Die Möglichkeit, die App in den Hintergrund zu befördern, ohne dass sie eine Pause einlegt, ist beispielsweise bei den Übungen wichtig, bei denen man eine Dritt-App benötigt. Zum Beispiel bei den High-Intensity-Intervals-Trainings ist ein guter Timer mit unterschiedlichen Phasen unabdingbar. Die beiden – Aktivität und Timer – lassen sich nun parallel betreiben. Zu einer höheren Motivation beim Training kommt noch die soziale Komponente. Die eigenen Kalorien, Schritten und Steh-Pausen kann man mit Familienmitgliedern und Freunden teilen und sogar Wettbewerbe veranstalten. Apple hat eine lange Tradition, seine Systeme für Menschen zu optimieren, denen herkömmlichen Mitteln verwehrt sind: Mit Voice Over gewinnt Apple regulär Preise bei den Blindenverbänden, mit WatchOS 3 soll die Apple Watch vor dem Rollstuhl keinen Halt mehr machen und Rollstuhlfahrern beim Training helfen. Statt einer Aufsteh-Erinnerung poppt auf dem Zifferblatt eine Roll-Erinnerung auf. Die Workout-App hat nun Zugriff auf das Gyroskop und auf den Beschleunigungssensor . Dies sollte bedeuten, dass mehr und unterschiedliche Trainings-Arten möglich werden. Bis jetzt bietet die Apple Watch Radeln, Gehen, Laufen und darauf basierende Bewegungsabläufe wie Stepper oder Crosstrainer. Mit dem Zugriff auf die neuen Sensoren hoffen wir auf die Yoga-, Aerobik-, Zumba- und Kraft-Trainings, die sich nicht mehr unter “Sonstiges” verstecken müssen.
Interaktive Nachrichten, SOS-App
Ein Teil der iMessage-Spielereien, die Apple für iOS 10 vorgestellt hat, wird ab Herbst auch auf der Apple Watch zu sehen sein. Die größeren und beweglichen Emojies, Spezialeffekte beim Empfangen einer Nachricht, Skizzen und sogar den eigenen Herzschlag kann der Nutzer verschicken. Eine andere Frage ist, ob sich der Empfänger darüber freut…
Eine weitgehend nützlichere App ist mit der Notruf-App dazugekommen. Auf dem iPhone seit Anfang an vorhanden, ist die App ab Herbst Bestandteil von WatchOS 3. Richtig eingestellt kann der Anwender einen Notruf tätigen, indem er auf die Seitentaste lange drückt. Der Trick funktioniert weltweit, nicht nur in den USA.
Verfügbarkeit
Nach Angaben von Apple “im Herbst” könnte dies die zweite oder dritte Septemberwoche bedeuten, nachdem der Hersteller das neue iPhone vorgestellt hat und iOS 10 die Beta-Test-Phase durchlaufen hat. Die Mindestanforderungen bleiben die selben: das iPhone 5 ab mindestens iOS 8.3.