Das iPhone 7 wird auf die Klinkenbuchse verzichten, so raunt es schon seit Monaten durch die Szene. Stattdessen werde der Audioausgang digital: Via Lightning oder Bluetooth. Das ermöglicht nicht nur, das iPhone besser vor Wasserschäden zu schützen, sondern sollte auch einen besseren Soundausgang bieten – der allenfalls mäßige D/A-Wander wird nicht mehr benötigt und Kopfhörerhersteller können selbst über die Qualität des Klangs bestimmen.
Längst ist auch Bluetooth als Übertragungstechnik für hochwertige Musik geeignet, dem Protokoll A2DP sei Dank, das Apple schon seit dem iPhone 3GS unterstützt. Im Herbst wird Apple womöglich auch das iPhone (wie schon das iPad) ohne Kopfhörer ausliefern, oder einen Lighthning-Kopfhörer beilegen. Optional dürfte Apple aber auch drahtlose EarBuds anbieten, die sich per Bluetooth mit dem iPhone koppeln und fest in der Ohrmuschel stecken. Apples EarBuds werden dann aber auch eine reichhaltige Konkurrenz treffen. Mit dem Plantronics Backbeat Go 3 hatten wir einen solchen In-Ear-Hörer im Test.
Mehr Musik als Gespräch
Das kalifornische Unternehmen Plantronics hat sich vor allem auf drahtlose Headsets für den Businesseinsatz spezialisiert, doch richtet sich der Backbeat Go 3 eher an Musikfreunde, die unterwegs auch mal erreichbar sein wollen als an Vieltelefonierer.
Der Backbeat Go 3 ist in schwarz und grau/bronze erhältlich, die beiden Ohrstöpsel hält ein schwarzes (oder in unserem Fall) graues Kabel zusammen, das vor allem dabei hilft, dass keiner der Ohrstöpsel verloren geht. Hersteller haben hier unterschiedliche Ansätze (siehe Bildergalerie), wir sind auch gespannt, wie viel Kabel eine kabellose Lösung von Apple mitbringen wird.

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld

©Macworld
Das Kabel, das man bequem im Nacken baumeln lassen kann, dient aber auch technischen Zwecken: Im zum rechten Ohr führenden Strang ist eine Fernbedienung sowie das Mikrophon eingebaut. Über die Laut/Leiser-Knöpfe können wir auch die Musikwiedergabe bedingt steuern, eine Taste in deren Mitte schaltet den Ohrhörer ein oder aus oder startet die Kopplung mit iPhone, Mac und iPad – oder nimmt eben Gespräche entgegen.
Die Energie bezieht das drahtlose Headset über den rechten Ohrstöpsel – auch deshalb sind die beiden Seiten miteinander verbunden – dort versteckt sich unter der Kappe eine Micro-USB-Buchse. Für den Ladevorgang hat Plantronics eine nette Idee: Der Backbeat bezieht seine Energie aus der optional dazu gelieferten Tasche. Genauer gesagt natürlich über den Akku darin, der leere EarBuds in gut zwei Stunden voll auflädt. Diese Ladung reicht dann etwa für sechs Stunden Musikgenuss, im Taschenakku ist eine weitere volle Ladung enthalten. Die Tasche ihrerseits bezieht ihre Energie über ein mitgeliefertes (Micro-)UBS-Kabel vom Mac oder einem üblichen Ladegerät.
Variabel in der Passform, ordentlicher Klang
Mit Ohrhörern – seien es so einfache wie diejenigen, die Apple mitliefert oder eben EarBuds – bestehen immer wieder Probleme mit der Passform. Sitzt der Knopf im Ohr nicht richtig, klingt der Sound einfach blechern. Die richtige Passform zu finden, ist aber eine Herausforderung, die wir im Test einigermaßen meistern. Plantronics liefert drei unterschiedlich große Sätze von Silikonaufsätzen mit, die sich fest auf den Speaker aufstecken aber leicht wechseln lassen. Nach einer Weile des Hin und Her und des Probehörens haben wir zwei passende Adapter gefunden – in verschiedener Größe, aber das ist ja nicht verboten.
Dann scheppert der Backbeat Go 3 auch nicht, sondern klingt satt im Bass und ausgewogen in Höhen und Mitten. Wir sind zufrieden, vor allem, weil nichts verrutscht und das Klangerlebnis so das gleiche bleibt – das kann man von einfachen Ohrhörern nicht behaupten.
Die Abschirmung gegen Außengeräusche ist sehr gut, man wird aber nicht völlig taub gegenüber Umweltklängen. Dennoch: Im Straßenverkehr sollte man den Backbeat nicht einsetzen, dafür schirmt er zu gut ab. Zumindest sollte man als Fußgänger dann nicht auch noch auf das Smartphone starren, für das Fahrrad sind derart starke Beeinträchtigungen des Gehörs gegenüber Verkehrsgeräuschen wahrlich nicht ratsam und zudem laut Straßenverkehrsordnung nicht zugelassen.
Wir haben den InEar-Hörer dennoch beim Sport benutzt – nicht auf dem Rad, sondern im Park beim Joggen. Hier spielt er einige Vorteile aus: Nicht verrutscht, nichts wackelt, selbst dann nicht, wenn wir ins Schwitzen kommen. Das Obermaterial des Hörers ist schweißabweisend, nach dem Laufen sieht der Backbeat im Gegensatz zu uns auch immer noch frisch aus.
Telefonieren bedingt empfehlenswert
Grundsätzlich sind EarBuds Geschmackssache, da man sich selbst praktisch nur noch über die Knochenleitung hört. Das mag beim Jogging noch gehen, beim Telefonieren wird es ein wenig bizarr. Dafür ist der Backbeat zwar auch gedacht, aber nicht das Gerät erster Wahl. Positiv: Seine Erfahrungen aus dem Geschäft mit Business-Headsets hat Plantronics sich hier zu Nutze gemacht.
Wir rufen mit dem Knopf im Ohr die Kollegin an, während draußen vor dem offenen Fenster ein Baufahrzeug so lärmt, das man kaum sein eigenes Wort verstehen würde. Sie versteht uns hingegen ganz gut, auch wenn wir das Fenster schließen und die Lautsprecher mit unserer Musik aufdrehen. Uns selbst verstehen wir hingegen eher schlecht – wie gesagt, die Knochenleitung. Für den dauerhaften Gebrauch im Office also weniger geeignet, erscheint uns der Backbeat aber als ideale Lösung für die Heimreise. In der lauten Bahn können wir fortan Gespräche bedenkenlos annehmen, den Gesprächspartner verstehen wir gut und selbst müssen wir nicht so laut brüllen, dass der ganze Wagon etwas davon hat.
App hat Luft nach oben
Der Plantronics Backbeat Go 3 kommt auch mit einer App, bei der wir aber ehrlich kaum einen Mehrwert fanden. Über die App kann man für die Ansagen des Ohrhörers über Ladezustand und Laufzeit andere Sprachen herunterladen, wir wären aber lieber bei der freundlichen kalifornischen Stimme der Werkseinstellungen geblieben. Die deutsche Stimme schnarrte uns etwas zu sehr im Befehlston. Und für die wenigen Ansagen dürfte weltweit das sanfte American English der Westküste verständlich sein.
Eine andere Funktion der App erschließt sich uns auch nur teilweise. Sicher, hat man den Backbeat einerseits mit dem iPhone und andererseits mit dem Mac gekoppelt, ist es fein, kann man einfach die Kopplung mit einem Tipperer in der App wechseln. Aber leider fehlt auf dem Mac das Gegenstück, auch für das iPad gibt es die App BackBeatGO3 nicht – zumindest noch nicht. Hat man sich also einmal vom iPhone verabschiedet, ist dann doch wieder Handarbeit vonnöten, um zurück auf das Telefon zu wechseln. Da wäre gewiss mehr drin gewesen, doch verzichtet Plantronics bewusst auf eine App für den Mac, weil der Backbeat Go nicht für den Dauereinsatz im Office konzipiert ist. Stets darauf achten muss man zudem, den Backbeat auszuschalten, wenn man ihn nicht mehr braucht – sonst ist er im Zweifelsfall am nächsten Tag in der Früh leer und für die zwei Stunden, die er in der Tasche lädt, nicht zu gebrauchen. Die automatische Abschaltung erfolgt nur, wenn das iPhone aus der Bluetooth-Reichweite gerät.

Fazit
Alles in allem ist der Plantronics Backbeat Go 3 ein angenehm zu tragender EarBud mit gutem Klang, wenngleich er mit einer seltsamen App daherkommt. Wer sich mit dem Prinzip Ohrstöpsel prinzipiell anfreunden kann, findet hier ein empfehlenswertes Gerät. Ohne Tasche kostet der Backbeat Go 3 knapp 100 Euro, mit Tasche 129 Euro.