Der Trick von Mesh-Geräten, um die Reichweite von WLANs zu verbessern: Sie verwenden nicht den gleichen Kanal für Hin- und Rückweg der Daten, was die Reichweite verringern würde und sie nutzen die Verbindungen der einzelne Maschen des Netzes. So gesehen ist das System Orbi des Netzspezialisten Netgear kein echtes Mesh. Denn es besteht aus einem zentralen Dreiband-Router und einem oder mehreren Satelliten, die sich eben nicht miteinander verständigen, sondern nur Daten mit der Basisstation austauschen.
Das tut der Leistung des Orbi aber keinen Abbruch, wie wir in unseren Messungen feststellen. Wir verbinden dabei den Orbi Router per Ethernet mit unserem Speedport-Router, falls vorhanden, ließe sich das Gerät auch direkt an ein DSL-Modem anschließen, selbst hat es keines eingebaut.
Hier noch einmal die Herausforderung skizziert, wie wir sie schon mit dem System Google Wifi angegangen sind – einem echten Mesh: Der Router des Providers (Speedport Smart) steht im Erdgeschoss in einer Nische. Richtig zufrieden sind wir mit seinem WLAN nur im Keller (dort steht im unserem Home Office ein iMac von 2015) und im Wohnzimmer im Erdgeschoss – dort arbeiten wir meist mit einem Macbook Air von 2011, das wir auch für diesen Test als Messgerät einsetzen.
Weitreichendes Netz
Unterm Dach (2. Stock) hat Kind 1 sein Reich – und meckert stets und völlig zurecht über schlechten Empfang. Wir kennen das Problem aus früheren Zeiten, den dort oben platzierten iMac von 2007 mussten wir immer über einen Powerline-Adapter anschließen, damit wir überhaupt eine Netzverbindung hatten.
Nachdem wir prinzipiell mit dem Mesh-Geräten Google Wifi das Problem gelöst haben, testen wir nun nochmals im Vergleich dazu das Orbi RBK50. Das ist die stärkste, mit einem Preis um die 400 Euro für das Paket aus Router und einem Satelliten aber auch teuerste Konfiguration der Orbi-Reihe. Bis zu 350 Quadratmeter soll das Netz abdecken, gibt der Hersteller an. So viel Raum haben wir gar nicht, dafür aber mehrere Stockwerke und noch eine Herausforderung im Außenbereich, dazu später mehr.

©Netgear
Zunächst begeben wir uns in den Keller, wo wir bereits festgestellt hatten, dass Google Wifi den ohnehin schon recht guten Empfang nicht mehr weiter verbessert. Über den Speedport kommen bereits 86,11 Mbit/s im Download an (durchschnittlicher Wert nach drei Messungen), das Google Wifi bringt es auf 83,88 Mbit/s. Der Fehler jener Messungen lag zwischen 6,5 und 7,25 Mbit/s, insofern kann man hier keinen großen Unterschied ausmachen. Wohl aber mit dem Netgear Orbi, mit dem wir im Keller 91,91 ± 1,53 Mbit/s messen, also einen ersichtlich höheren Wert. An anderen Messstellen wird der Unterschied deutlicher ausfallen. Denn das Macbook Air von 2011 versteht sich nicht auf den Standard IEEE 802.11ac, sondern lediglich auf IEEE 802.11n. Unsere Router im Test sind mit allen Wifi-Standards kompatibel.
Netgear Orbi liefert beeindruckende Ergebnisse
Aber auch im Wohnzimmer ist der Netgear Orbi in unserer kleinen Messreihe das mit Abstand beste Gerät. 90,37 Mbit/s stehen hier 45,66 Mbit/s (Speedport) und 65,03 Mbit/s (Google Wifi) gegenüber, der Messfehler (quadratische Abweichung) bei letzterem hatte jedoch über 10 Mbit/s betragen.
Ein Stockwerk höher ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Speedport funkt hier nur noch schwach mit 31,34 Mbit/s, das Google Wifi mit seinem Mesh nur drei Meter vom Macbook Air entfernt schafft imposante 90,3 Mbit/s, der Satellit des Netgear Orbi noch imposantere 93,13 Mbit/s.
Schließlich messen wir noch ein Stockwerk höher und vergleichen hier die Konfigurationen mit einer Masche im ersten Stock respektive dem Satelliten an gleicher Stelle. Beziehungsweise ohne, den natürlich hat der Speedport in dieser Anordnung Probleme, überhaupt etwas nach oben zu funken: 17,26 Mbit/s kommen von unserer nominell 100-Mbit-Leitung dort oben noch an. Für das Netgear Orbi ist die Architektur kein Problem, sehr eindrucksvolle 89,93 ± 3,04 Mbit/s haben wir hier im Download. Mit dem Wert des Google Wifi von 54,43 Mbit/s waren wir in unserer damaligen Messung durchaus zufrieden, denn hier hatte sich in unsere Messungen ein Ausreißer nach unten eingereiht, der Fehler betrug satte 27,21 Mbit/s. Mit drei Google-Mesh-Geräten, jeweils eines im Erdgeschoss, im ersten und im zweiten Stock, kamen wir auch nur auf 64,14 Mbit/s, mit einem deutlich kleineren Fehler.

Draußen vor der Tür
Jedoch an verschiedenen Tag gemessen, weswegen wir noch eine weitere Messreihe anhängen, in der wir am selben Ort zur selben Zeit Speedport, Orbi und Google Wifi gegeneinander antreten lassen. Die Herausforderung ist nicht ohne: Draußen auf der Terrasse ist das WLAN-Signal vor allem wegen der Dreifachverglasung deutlich schlechter als im Wohnzimmer, fünf Meter näher am Router.
Was auffällt: Die Schwankungen der Messergebnisse sind größer, bei allen drei Geräten aber in der gleichen Größenordnung, wir können hier also wirklich gut vergleichen. Der Speedport schickt uns magere 16,45 ± 6,1 Mbit/s nach draußen, das Google Wifi liefert mit 18,26 ± 6,27 Mbit/s keine wirklich besseren Werte. Aber das Orbi glänzt auch hier mit 27,06 ± 5,23 Mbit/s. Beeindruckend!
Systematische und zufällige Fehler
Kommen wir zur Kehrseite des Tests und der des Orbi-Routers. Denn neben dem zufälligen Fehler, den wir aus den quadratischen Abweichungen der Messergebnisse berechnen, haben wir auch jede Menge systematische, deren Größenordnung schlecht einzuschätzen ist. Wir haben schließlich nicht unter Laborbedingungen gemessen, sondern unter denen der Praxis. So liefen während der Messungen auch stets zwei WLANs in unseren Räumlichkeiten, das des Speedport und das des jeweiligen Vergleichsgerätes Google Wifi oder Netgear Orbi – von den möglichen Störeinflüssen der Netze in der Nachbarschaft ganz zu schweigen. Auch genügen drei Messungen nicht wirklich wissenschaftlichen Ansprüchen, wir hätten zu unterschiedlichen Tageszeiten besser dutzende Male gemessen – dann wäre auch der zufällige Fehler in einigen Fällen geringer geworden. Für einen ersten Praxiseindruck sollten unsere Daten aber ausreichen: Mit einem Mesh verbessert man den WLAN-Empfang im Haus erheblich, auch und gerade mit dem Netgear Orbi, das streng genommen kein Mesh ist. Sondern einfach nur ein sehr gutes WLAN-Router-Satelliten-System.
Nachtest droht
Wo wir aber noch einmal ran müssen, ist die Konfiguration des Orbi. Denn für unsere Messungen verwendeten wir einfach das Standardnetz, dessen Name und das zugehörige Passwort sind auf dem Router aufgedruckt. Mit der Orbi-App haben wir jedoch keinen Zugang auf den Router erhalten, obwohl wir mit dessen Netz verbunden waren. Theoretisch lassen sich Netzwerkname und -passwort auch per Browser ändern, das haben wir unterlassen.
Was wir auch noch nicht klären konnten: Ist der USB-Port an Router und Satellit überhaupt schon funktionstüchtig? Im Test unserer Kollegen der Macworld im Frühjahr war er es noch nicht, der Hersteller vertröstete auf eine spätere Firmware, die den Anschluss im Netz teilbarer USB-Festplatten oder Drucker ermögliche. Bis dahin ist man auf Netzwerkspeicher oder Drucker angewiesen, die drei Ethernetanschlüsse von Router und Satellit machen das leicht möglich. Wir werden unseren Test bezüglich dieser Aspekte noch aktualisieren.