Das Feuerwerk vor der Engelsburg an Peter und Paul (29. Juni) und die zahlreichen Festivitäten zum Indepence Day (4. Juli) haben die Saison eingeleitet: Im Sommer gibt es unzählige Sommerfeste, die mit einem spektakulären Feuerwerk enden. Manche Sommerfeste wie der Sommernachtstraum in München (23. Juli) sind allein dem Lichterzauber gewidmet. Besonders beeindruckend sind Feuerwerke am Wasser – etwa “Rhein in Flammen” in Koblenz am 13. August und in St. Goar am 17. September. Und klar: Silvester ist zudem der Höhepunkt für jeden Feuerwerk-Fan – da ist aber noch eine ganze Weile hin.
Das Fotografieren eines Feuerwerks ist übrigens gar nicht so kompliziert wie man vielleicht denkt. Ein Feuerwerk zündet man natürlich erst bei Dunkelheit, doch es strahlt von alleine so hell, dass Sie ähnliche Kameraeinstellungen wie bei Tageslicht verwenden können. Allerdings: Ist die Belichtungszeit so niedrig, wie es im Automatik-Modus der Kamera üblich ist, dann werden Sie nur kleine Lichtpunkte des Feuerwerks abbilden können. Erst bei längerer Belichtungszeit hält ihre Kamera das Funkeln erst richtig beeindruckend fest. Wir erklären im Folgenden zwei Vorgehensweisen. Einmal die solche mit dem großen Besteck, also Stativ und Spiegelreflex-Kamera und einmal die hemdsärmelige Methode nur mit einem iPhone beziehungsweise Smartphone Ihrer Wahl.
Feuerwerk fotografieren mit Stativ und Spiegelreflex-Kamera
Der große Vorteil eines Stativs ist klar: Sie können ein Feuerwerk auch mit einer längeren Belichtungszeit ohne Verwacklungen festhalten. Gepaart mit einer digitalen Spiegelreflexkamera beziehungsweise einer Systemkamera gelingen so optimale Aufnahmen des bunten Spektakels. Ideal ist zudem ein Fernauslöser, um so das Bild möglichst gar nicht zu verwackeln. Denn ein Feuerwerk nehmen Sie ja mit einer langen Belichtungszeit auf.
Fotografieren Sie im manuellen Modus, denn die Automatiken der Kamera stoßen bei diesen extremen Bedingungen an ihre Grenzen. Doch keine Angst, sollten Sie bislang noch nie vollständig die Kontrolle über die Belichtungseinstellungen ihrer Kamera in die eigenen Hände genommen haben. Hier erhalten Sie eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der Sie das Feuerwerk gut in den Kasten bekommen.
Objektiv: Sie brauchen beileibe kein teures Objektiv für wirklich beeindruckende Fotos eines Feuerwerks. Es reicht ein herkömmliches Kit-Objektiv, beispielsweise mit der gängigen Brennweite von 18-55 mm. Empfehlenswert ist je nach Ihrem Standort eine geringe Brennweite von 18 mm, damit Sie das gesamte Feuerwerk auf das Bild bekommen. Sollten Sie nicht näher an das Feuerwerk herankommen, eine entsprechend längere Brennweite.
ISO: Die Empfindlichkeit Ihrer Kamera regeln Sie über den ISO-Wert, der üblicher Weise auf Automatik gestellt ist. Ändern Sie diesen auf den Wert 100 oder 200.
Blende: Die Blende bezeichnet die Öffnung am Objektiv, die den Einfall der Lichtmenge steuert. Eine offene Blende lässt am meisten Licht hindurch, eine geschlossene Blende am wenigsten Licht. Verwirrend ist, dass eine offene Blende einen geringeren Wert als eine geschlossene Blende hat. Für das Fotografieren eines Feuerwerks schließen Sie die Blende ziemlich weit. Denn nur so können Sie die Belichtungszeit höher wählen, ohne das Bild überzubelichten. Für Feuerwerksaufnahmen wählen Sie eine Blende von f 9 bis f16, je nachdem, wie lange Sie belichten möchten.
Verschlusszeit: Ein Feuerwerk nimmt man mit einer langen Belichtungszeit auf um so den Lichtschweif gut festzuhalten. Als Faustregel gilt hier zwischen einer und vier Sekunden. Je länger die Belichtungszeit, desto geschlossener muss die Blende sein, damit das Bild korrekt belichtet ist. Sie können außerdem mit der Bulb-Einstellung ein Bild solange belichten, wie Sie mit dem Finger – oder besser einem Fernauslöser – den Auslöser gedrückt halten.
Fokussieren: Der Autofokus Ihrer Kamera stößt bei einem Feuerwerk an seine Grenzen. Gehen Sie auf Nummer Sicher und fokussieren Sie auf Unendlich. Schalten Sie dazu vorher den Autofokus (oft mit AF bezeichnet) ab.
Beispiel-Einstellungen für ein Feuerwerk bei Nacht
Modus M
ISO 200
Blende: f11
Verschlusszeit: 2 Sekunden

©Markus Schelhorn
Experimentieren vor dem Feuerwerk
Ein Feuerwerk ist schnell vorbei und kein geeignetes Ereignis, erst dort die verschiedenen Belichtungseinstellungen zu testen. Sie können aber vorher mit einer Wunderkerze ein Mini-Feuerwerk simulieren um so ein gutes Gefühl zu entwickeln, wie Ihre Kamera auf die gewählten Einstellungen reagiert.
TIPP: Fotografieren Sie eine ganze Serie von Feuerwerken aus derselben Position, dann können Sie später am Mac die Bilder sehr leicht übereinanderlegen. Dazu können Sie beispielsweise die Programme Pixelmator , Affinity Photo oder Photoshop Elements verwenden. Diese beherrschen alle die Ebenentechnik: Sie können So mehrere Bilder übereinanderlegen und mit dem Modus „Negativ Multiplizieren“ die Feuerwerke überlagern.
Hier finden Sie das nächste Feuerwerk in Ihrer Nähe
Auf der Feurwerk-Fanpage.de gibt es eine gute Übersicht zu Feuerwerk-Terminen in Deutschland:
Feuerwerk fotografieren mit dem iPhone
Das kleine Besteck ist das iPhone. Sie können sicherlich einfach das iPhone in den Himmel halten, fotografieren und hoffen, das ein paar brauchbare Bilder dabei sind. Wirklich beeindrucken werden diese aber nicht. Und sicherlich gelingen Ihnen mit einer DSLR-Kamera und einem Stativ die besseren Bilder. Doch wer trägt schon immer eine solch große Ausrüstung mit sich herum, vor allem wenn seinen Spaß auf dem Jahrmarkt, Volksfest oder den sonstigen Veranstaltungen, auf denen ein Feuerwerk zu sehen ist, haben möchte? Ein iPhone ist immer dabei und besser als gar keine Kamera.
Die oben genannten Regeln gelten im Grunde auch für die iPhone-Kamera. Und diese doch fortgeschrittenen Einstellungen der Kamera können Sie mit der Kamera-App von Apple nicht verwenden. Denn diese beherrscht nur Automatik-Modi, die für derart extreme Situationen nur eingeschränkt verwendet werden kann. Zwar lassen sich so auch durchaus brauchbare Aufnahmen eines Feuerwerks erstellen, doch aufgrund der geringen Belichtungszeit, die die Kamera-App vorgibt, sind die Bilder nicht wirklich berauschend.
Der Schlüssel zu guten Fotos eines Feuerwerks ist eine Langzeitbelichtung. Hier müssen Sie Ihr iPhone am Besten ebenfalls auf einem Stativ befestigen. Ist dies nicht möglich, dann ist Improvisationstalent gefragt: Basteln Sie aus Steinen, Pullovern, Gläsern oder sonstigen Gegenständen ein provisorisches Stativ. Und verwenden Sie den Selbstauslöser um Verwacklungen zu vermeiden. Sollten Sie wenig Kaffee getrunken und ein Großmeister in Mikado sein, können Sie auch direkt auslösen.
Es gibt einige auch kostenlose Apps für das iPhone, die eine Langzeitbelichtung ermöglichen. Sie finden diese am schnellsten mit den Suchbegriffen „Slow Shutter“ oder „Langzeitbelichtung”. Wir stellen hier drei Apps vor, mit denen Feuerwerk-Aufnahmen gelingen:
ProCam 3: Diese 4,99 Euro teure App erlaubt Ihnen die volle Kontrolle unter anderem von der Belichtungszeit. So können Sie die Kameraeinstellungen Ihres iPhone beinahe so umfangreich einstellen wie bei eine DSLR-Kamera. Sollten Sie abgesehen von den doch recht seltenen Gelegenheiten der Feuerwerks-Aufnahme ambitioniert mit dem iPhone fotografieren wollen, dann lohnt sich die Ausgabe. Sehen Sie diese App direkt im App Store
Ultra Slow Shutter Cam PRO : Diese App eignet sich hervorragend zum Fotografieren eines Feuerwerks. Die Belichtung lässt sich unter anderem auf 2, 4 oder 8 Sekunden stellen, auch Bulb ist möglich. Nachträglich lässt sich der Belichtungseffekt ändern. Sehen Sie diese App direkt im App Store
LightningCam Lite: Eigentlich für die Aufnahme von Blitzen gedacht, eignet sich diese App auch hervorragend zum Festhalten eines Feuerwerks. Das Besondere: die App beherrscht eine Doppelbelichtung. Allerdings können Sie nicht selber auslösen, das erledigt die App automatisch. Sehen Sie diese App direkt im App Store.