Mit dem neuen Mac-Betriebssystem macOS High Sierra kommt erstmals das neue Dateisystem APFS auf den Desktop. Während der Installation kann man zwischen den beiden Systemen wählen. Der Nachfolger von HFS+ bringt viele Vorteile, so spart das System Speicherplatz und ist für SSDs optimiert. Auf iPhone und iPad ist es bereits erfolgreich eingeführt, allerdings handelt es sich hier auch um ein geschlossenes System. Weit komplexer ist allerdings ein Desktop-Betriebssystem wie macOS, das etwa mit Netzvolumes, Festplatten und Software von Drittherstellern zurecht kommen muss.
Der Entwickler des renommierten Backup-Tools Carbon Copy Cloner warnt deshalb in seinem Blog davor, zu schnell auf APFS umzusteigen. Was ihn vor allem abschreckt: Das vor knapp 13 Monaten vorgestellte Dateisystem sei völlig unzureichend dokumentiert. Knapp zehn Seiten umfasst Apples Entwicklerdokumentation aktuell, auf zwei Seiten werden die APIs nur aufgelistet. Dagegen umfasst etwa die HFS+-Dokumentation immerhin 59 Seiten, inklusive detaillierter technischer Erklärungen.
Dieses fehlende Hintergrundwissen ist für Entwickler ein großes Problem. So liefert die Dokumentation beispielsweise keine Antwort auf die Frage, wie man den Platzbedarf eines Ordners bestimmt: Wie Bombich in einem Video zeigt , kann nämlich die neue platzsparende Kopierfunktion schnell für Verwirrung sorgen. Der Hintergrund: Dupliziert man eine Datei, belegt sie mit APFS keinen zusätzlichen Speicherplatz. Das funktioniert aber laut Bombich nur im gleichen Ordner. So kann sich, je nachdem wohin man eine Datei bewegt, der Platzbedarf erhöhen oder nicht. Auch der Finder liefert hier keine Angabe, wie viel Speicherplatz ein Ordner denn nun wirklich beansprucht.

Auch zu der neuen Snapshot-Funktion gibt es immer noch keine Dokumentation, so ist noch unbekannt, wie man die verschiedenen Versionen eigentlich verwaltet. Apple hat bisher ebenfalls nicht verraten, ob Dritthersteller überhaupt Zugriff auf diese Technologie erhalten. Nach Einschätzung von Bombich ist APFS deshalb noch nicht reif für den produktiven Einsatz auf dem Mac. Das habe aber Apple schließlich noch nie von der Markteinführung abgehalten. Auch beim Thema Sicherheit scheint es gegenüber HFS+ bisher keine erkennbaren Vorteile zu geben.
Er empfiehlt deshalb, beim Umstieg auf High Sierra weiter bei HFS+ zu bleiben und besser noch ein Jahr zu warten – HFS+ sei zwar ein altes Dateisystem mit Schwächen, aber ein bekanntes.
Unsere Meinung:
Als Hersteller eines Backup-Programms ist Mike Bombich natürlich besonders stark von Dokumentationsmängeln betroffen, trotzdem ist seine Kritik nach unserer Meinung berechtigt. Vor allem Anwender, die komplexe Netzwerkumgebungen verwenden oder Apps von Drittherstellern nutzen, sollten nach unserer Einschätzung vorerst auf APFS verzichten. Apples Beta-Test sollte zwar die wichtigsten Probleme aufspüren, allerdings sind ja verständlicherweise nur wenige Beta-Tester bereit, das unfertige System in einer aktiven Arbeitsumgebung zu testen.