Das Problem tritt in kleineren und größeren Wellen seit Jahren auf Amazon auf: Betrügerische Anbieter unterbieten reguläre Shops der so genannten Marketplace-Händler und nutzen dazu gekaperte Shops und gefälschte Bewertungen. Vor allem im Mai 2017 gab es eine richtige Welle an Beschwerden, auch im Spätherbst 2018 haben sich Nutzer vermehrt über die gefälschten Shops bei Amazon beklagt. Verschwunden sind diese aber noch immer nicht. Wie erkennt man aber diese Fake-Shops? Oft sind es alte unbenutzte Benutzerkonten kleiner Händler oder Privatleute, die Hacker übernommen haben. Beliebte Produkte werden stark unterboten, dank Amazons Ranking-System landen diese betrügerischen Angebote dann sofort an oberster Stelle in den Angeboten.
Bei einigen Angeboten ist es leicht, einen Betrugsversuch zu erkennen: Ein neues Canon-Teleobjektiv für 15,88 statt 400 Euro ist einfach zu schön, um wahr zu sein. Offensichtlich hat der Anbieter hier entweder Objektiv mit dem Objektivdeckel verwechselt oder ist ein Betrüger. Schwieriger wird es aber, wenn das Produkt Raspberry Pi 896-8860 statt 36 Euro nur 15,88 Euro kostet. Vielleicht ja einfach ein Sonderposten? Komisch aber, dass der gleiche Verkäufer bei zwei völlig verschiedenen Produkten den gleichen Preis angibt.
Erster Tipp ist die Überprüfung des Verkäufers „DIRENJIE ZHANSHA“. Hier ist schon der Name seltsam, eigentlich war Di Renjie ein aus den Richter-Di-Romanen bekannter chinesischer Detektiv der Tang-Zeit. Dazu klickt man auf den Namen des Shops und wird auf eine Info-Seite von Amazon geführt. Gibt es hier kein Feedback von Käufern, sollte man vom Verkauf absehen. Hier handelt es sich um einen komplett neuen Account, es gibt weder positive noch negative Kommentare. Das ist kein gutes Zeichen, wir würden bei diesem Anbieter jedenfalls nichts bestellen. Bei vielen positiven Bewertungen und 100-Prozent-Note sind fehlende neuere Käufer einfach ein schlechtes Zeichen. Oft werden nämlich ältere Shops mit guten Bewertungen „gekapert“. Zahlungen landen dann natürlich nicht beim alten Shop-Besitzer, sondern beim Okkupanten.

Sinnvoll ist auch eine Internet-Suche nach dem Verkäufer, dabei ist aber weniger die Homepage des Anbieters interessant. Unter Umständen ist diese aufwendig gefälscht und macht einen hervorragenden und seriösen Eindruck. Wichtiger sind Kommentare von Nutzern, die oft unter den ersten Suchergebnissen auftauchen. Bei Fakeshops gibt es dagegen oft keinerlei Ergebnisse.
Auch bei den Versandmöglichkeiten gibt es Unterschiede: Versendet der Anbieter über Amazon „Versand durch Amazon.de“ hat man wenig Ärger zu erwarten. Vor allem ist eine Rückgabe des Artikels meist problemlos möglich. Ein Alarmsignal ist dagegen, wenn der Verkäufer eine Bestellung über eine E-Mai-Adresse verlangt. Diese Variante haben wir in der letzten Zeit aber kaum noch gesehen.
Einige empfehlen sogar, bei Verkäufen nur noch auf Prime-Angebote zu setzen. Im Interesse der vielen kleinen und unbescholtenen Marketplace-Händler finden wir diesen Tipps aber äußerst problematisch.
Was ist aber eigentlich der Zweck dieser Fake-Shops? Nicht bei allen dieser Betrugsversuche geht es anscheinend um das Geld des Käufers. Bei einigen der Fake-Verkäufer scheint es um das Abfangen der Verkäuferdaten zu gehen, sind doch Personendaten wie E-Mail-Adresse, Telefonnummern und Kreditkartennummer ebenfalls wertvoll.
Echter Verkäufer, aber aus Hongkong
Es gibt aber nicht nur Fake-Shops mit günstigen Angeboten, es gibt auch Direkt-Anbieter aus China. Bei der Suche nach einem günstigen iPhone 7 finden wir beispielsweise ein günstiges iPhone für 630 Euro. Auch der Verkäufer „RH Mobiles“ scheint nach unseren Tests keine Fake-Shop zu sein, er hat immerhin einige hundert positiven Bewertungen. Allerdings gibt es hier ein völlig anderes Problem: Der Firmensitz ist in Hongkong, was auch die hohen Versandkosten von 10 Euro erklärt. Man erhält also vermutlich kein EU-Gerät und auf Gewährleistung sollte man nicht hoffen, Ärger mit dem Zoll ist auch möglich. Besser also, man greift zu den anderen Angeboten.