Die Instar 8015 HD ist eine Indoor-Überwachungskamera, die bei ihrer Einrichtung und im Betrieb dem Nutzer etwas mehr abverlangt als andere, unkompliziertere Lösungen. Dafür bekommt man aber eine Reihe sinnvoller Funktionen, die andere Systeme nicht bieten. Auch garantiert der Ansatz von Instar eine bessere Privatsphäre.
Was die Kamera vor allem ein wenig kompliziert macht: Sie nutzt zwar auch die Cloud des Anbieters, die aber nur optional, um dort Videos abzulegen. Die Steuerung von außen muss über DDNS erfolgen, will man mit einem Browser auf die Kamera zugreifen und aus der Ferne alle Optionen wahrnehmen. Sprich: Eine Portweiterleitung im eigenen Router ist dafür erforderlich. Diese Notwendigkeit entfällt, nutzt man die iOS- oder Android-App von Instar, diese kann zwar auch Live-Bilder und Aufzeichnungen streamen, hat jedoch kleine Schwächen, wie wir im Folgenden darlegen.

Nicht ganz unkompliziert ist bereits die Einrichtung der Kamera, für die der Hersteller den direkten Anschluss an den Router empfiehlt. Alternativ kann man die Instar IN-8015 HD auch über WPS mit dem Speedport oder der Fritzbox verbinden, solange man Modelle einsetzt, die den Standard zur schnellen Erkennung von Drahtlosgeräten unterstützt.
Für die Einrichtung auf dem Mac benötigt man ein Tool, das im Wesentlichen die Kamera im Netz aufspürt und auf die Weboberfläche der Kamera führt, die mit einem Linux-System arbeitet. Die Konfiguration erfolgt Schritt für Schritt und lässt auch eine Verbindung via Wi-Fi aufbauen. Hier stießen wir aber zunächst auf Probleme, denn trotz erfolgreichen Tests der Netzwerkverbindung konnten wir die Kamera nicht mehr finden, nachdem wir sie vom Router abgestöpselt haben.

Auf des Rätsels Lösung kamen wir, als wir die Kamera auf Werksteinstellungen zurückgesetzt hatten und die Prozedur erneut angingen. Bei der Auswahl des Netzes hatte die Software dezent darauf hingewiesen, dass sie Zugangspunkte mit eindeutigem Namen bevorzugen würde. Beim ersten Einrichten war uns dieser Hinweis wohl zu dezent und wir banden die IN-8015HD mit unserem Mesh (Google Wi-Fi), das bietet bei uns aber nun einmal zwei gleichermaßen benannte Zugangspunkte. Verknüpfen wir die Kamera aber mit dem eindeutigen WLAN des Speedport, klappt alles zu unserer Zufriedenheit. Das Instar-Tool findet nun die Kamera unter einer anderen MAC- und IP-Adresse und lässt uns auf die Oberfläche. Was möglicherweise auch zu der Verwirrung mit dem Drahtlos-Netz beigetragen hatte: Die IN-8015HD funkt nur im 2,4-Ghz-Band und nicht in dem mit 5 GHz.
Höchste Ansprüche befriedigt
Im Web-Portal der Kamera, quasi der Bedienungszentrale, finden wir umfangreiche Funktionen, die höchste Ansprüche erfüllen, die man an die IP-Kamera stellt. So lassen sich etwa die Alarmzeiten auf die halbe Stunde genau per Klick auf eine Tagesmatrix festlegen. Das ist insbesondere bei unserer Platzierung sinnvoll, die Kamera steht im Flur und die Kinder haben noch Ferien – tagsüber schalten wir die Aufzeichnung von Ereignissen aus.

Dass man bestimmte Bereiche von der Überwachung ausschließen kann, um nicht etwa ständig die Katze zu filmen, kennt man auch von anderen höherwertigen Kameras. Doch die Instar IN-8015HD bietet uns sogar an, bis zu vier Bereiche zu definieren, die sie ansieht und den Rest ignoriert. Wir könnten so in etwa die Terrassentür und die Kellertreppe im Auge behalten und alles andere sein lassen. Apropos Terrassentür: Diese ist in der Grundeinstellung der Kamera etwas unscharf im Hintergrund zu sehen. Wollen wir aber genauer hinschauen, was im Garten vor sich geht, können wir mit einem mitgelieferten Werkzeug die Schärfentiefe des Objektivs verstellen. Dann sieht die Kamera in der Ferne gut, in der Nähe aber nicht. So sparen wir uns – zumindest bei hochgezogenen Rollläden – die Außenkamera.

Andere Kameras setzen auf extreme Weitwinkel, die Instar dreht stattdessen ihren Kopf, um in alle wichtigen Bereiche zu sehen. Die Kamera bietet dabei beinahe einen Rundumblick, sie lässt sich annähernd um 360 Grad in der Horizontalen und beträchtlich in der Vertikalen schwenken. So können wir – auch per App aus der Ferne – einfach mal den Blick durch die Wohnung schweifen lassen und selbst die Zimmerdecke ansehen. Bis zu acht Kamerapositionen lassen sich direkt speichern und sofort oder im Rahmen einer Tour anfahren.

Bestes Bild, auch bei Nacht
Die Kamera nimmt – wie ihr Name schon sagt – in Full HD auf, im Infrarotmodus auch bei Nacht. Die Optik stammt von Panasonic und ist gewisser State of the Art bei IP-Kameras. Einziger kleinerer Nachteil des Systems: Um das Echtzeitbild auf dem Mac auch in höchster Auflösung zu sehen, muss man Flash installieren und einschalten, ohne H.264-Unterstützung greift die WebUI auf HTML 5 zurück, liefert aber kein so klares Bild mehr.

Alarm! Cloud optional, aber schnell voll
Warum wir die Alarmzeiten selbst im Test strikt beschränken, sehen wir an unserem Postfach. Schon bei der Einrichtung müssen wir eine E-Mail-Adresse angeben und dafür sorgen, dass unser Router den SMTP-Server des Herstellers auch als einen solchen akzeptiert ( wir hatten die Whitelist des Telekom-Routers ohnehin ausschalten müssen, weil die Software Apples Mail-Server nicht kennen mag ). Mit der Benachrichtigung über einen ausgelösten Alarm schickt uns die Kamera sechs Standbilder aus dem aufgenommenen Video mit – das ist recht sinnvoll, sonst wären bald sämtliche Postfächer verstopft. Um mehr zu sehen, müssten wir nun auf die Web-Oberfläche der Kamera zugreifen, um von dort auf die Aufzeichnungen (MicroSD-Card, 16 GB im Lieferumfang, maximal 128 GB möglich) zu gelangen. Oder wir haben zuvor den wie erwähnt optionalen Cloud-Service aktiviert – dort finden wir die Videos ebenso und in der entsprechenden Benachrichtigungsmail auch einen Link darauf. Der Dienst ist zu einem fairen Preis zu bekommen, 10 GB kostet 30 Euro im Jahr, für 55 Euro bekommt man 20 GB und für 125 Euro 50 GB. Der erste Monat ist für Käufer gratis (10 GB), so lässt sich abschätzen, wie viel Platz man bei welchen Einstellungen benötigt. Die Server stehen im Übrigen in Deutschland, man kann also auch wenn man strengere Erfordernisse an den Datenschutz stellt, die Instar-Cloud nutzen. Insbesondere für Unternehmen dürfte das interessant sein.

Für den Privatgebrauch sollte es das eine Gigabyte aber auch tun, wenn man nicht andauernd das Geschehen zu Hause mitfilmt. In unserem Test war der Speicher nach nicht ganz einer Woche voll, etwas mehr als 250 Clips haben darauf gepasst. Leider haben wir keine Möglichkeit gefunden, ältere Filme automatisch löschen zu lassen, wir mussten selbst aufräumen. Wünschenswert wäre eine solche Funktion, welche die ältesten Filme einfach löscht, damit neue drauf passen, aber auf alle Fälle – mit Sicherheit wäre das auch bei höheren Speicherkapazitäten wichtig. Nichts ist ärgerlicher, als eine Überwachungskamera, deren Filme im Nirgendwo verschwinden – eine SD-Karte oder die komplette Kamera wäre bei einem Einbruch ja rasch entfernt.
App könnte intuitiver sein
Die IN 8015HD dient auch als Gegensprechanlage, die Tonausgabe ist angenehmer Weise nicht allzu laut, beim Testen mussten wir keine Rückkopplung fürchten. Da das Signal nicht erst über eine Cloud gehen muss, selbst wenn wir drei Meter daneben sitzen, sind die Verzögerungen beim Ton auch nicht besonders lang – schön!
Die App (iOS und Android) verwirrt uns zunächst ein wenig, wir kommen mit der Logik dahinter aber allmählich klar. Damit das iPhone via P2P auf die richtige Kamera zugreift, müssen wir zunächst einen QR-Code mit der App scannen – diesen platziert uns die WebUI auf den Mac-Bildschirm. Ebenso erlauben wir auf diese Art und Weise auch Push-Meldungen auf unser Smartphone.
Was uns bei nur einer Kamera ein wenig seltsam erscheint, bei mehreren aber vernünftig ist: In der Standardansicht der App sehen wir lediglich ein Standbild unserer Kamera – oder würden mehrere sehen, wenn wir sie eingerichtet hätten. Erst, wenn wir das Bild antippen, sehen wir live zu und erst ein weiterer Tipp auf drei Punkte unterhalb des Kamerabildes bringt die Werkzeuge zum Vorschein – ein bisschen versteckt eben. Auch wird uns nicht auf Anhieb klar, welches Symbol nun was auslöst, immerhin ist in der App – auch ein wenig versteckt – noch eine Legende enthalten. Was wir nicht testen konnten: Die Instar IN8015-HD lässt sich auch an Alarmanlagen (nicht mitgeliefert) anschließen und würde in diesem Fall also entweder eine Sirene ansteuern oder sich von einem externen Bewegungsmelder aktivieren lassen. Immerhin sehen wir in den sechssekündigen Clips (auch frei einstellbar) auch schon die kurze Zeit vor dem auslösenden Ereignis, die Kamera ist also stets präsent, speichert aber nur, wenn es nötig ist.

Fazit
Die Instar IN-8015HD ist eine der besten Kameras, die wir bisher ausprobieren konnten. Das liegt nicht nur an der Bildqualität, sondern auch am Konzept, das uns einen schnelleren und sichereren Zugriff auf unsere Aufnahmen bietet. Die Kamera ist zwar nicht nur für Experten, aber die etwas kompliziertere Einrichtung muss man in Kauf nehmen. Der Preis von 230 Euro ist mehr als angemessen, zumal man im Normalbetrieb auf keine kostenpflichtige Cloudspeicherung angewiesen ist.