Der langjährige Samsung-Chef Lee Kun-hee war für seine hohen Qualitätsmaßstäbe bekannt. So erinnern sich im Rahmen des Note-7-Fiaskos viele an einen Vorfall vor zwanzig Jahren: Vor den Augen der Belegeschaft ließt er 150 000 fehlerhafte Handys zu einem Stapel aufrichten und verbrennen. Vor kurzem gingen dann aber Bilder eines brennenden SUVs durch die sozialen Medien.
Die Gründen könnten bei Samsung tiefer liegen: Seit der Erkrankung Lees vor zwei Jahren ist die Nachfolge nicht geregelt, wie Bloomberg berichtet . Beim Auftreten der Akku-Probleme habe diese Führungskrise zu Problemen bei der Kommunikation mit der Öffentlichkeit geführt, aber auch die Planung des Note 7 war anscheinend betroffen.
Die Vorgeschichte ist länger, so der Bericht der koreanischen Korrespondenten. Das Note ist ein direkter Konkurrent des iPhone Plus und nicht mehr so erfolgreich wie beim ersten Erscheinen 2011. Etwa ein Jahr vor der Vorstellung des Note 7 hatte sich herumgesprochen, dass Apple bei seinem kommenden iPhone 7 nur wenig Design-Änderungen bringen würde. Das Management von Samsung, darunter der neu berufene Mobile-Chef Cho, sahen hier eine Chance, Apple zu übertreffen und sinkende Verkaufszahlen zu stoppen. Die Verantwortlichen gaben eine Vielzahl neuer Funktionen vor, außerdem wurde der Erscheinungstermin gegenüber dem Vorjahr um zehn Tage vorverlegt, auf den 3. August. Dieses Mal waren Zulieferer unter größerem Zeitdruck als gewöhnlich und Samsung änderte häufig Vorgaben, so eine Quelle von Bloomberg. Zu den neuen Komponenten gehörte auch ein Akku der Samsung-Beteiligung Samsung SDI, dessen Kapazität gegenüber dem Vormodell von 3000 auf 3500 mAh stieg. Laut U.S. Consumer Product Safety Commission waren diese Akkus aber etwas zu groß, was zu einem leichten Zusammendrücken und Kurzschluss des Akkus führen konnte – mit den bekannten Folgen. Wie es Antha Lai von Bloomberg Intelligence zusammenfasst: Sie waren in Eile, Apple einzuholen, machten dann aber einen Fehler.
Betroffen sind übrigens nur Akkus von SDI, Energiespeicher des anderen Zulieferers Amperex sind nicht betroffen. Ab 28. September soll des Gerät in Korea wieder auf den Markt kommen, wann es in anderen Ländern erhältlich ist, ist unbekannt. Kritik erhielt Samsung für den Umgang mit der Krise. So war etwa der Rückruf in den USA nicht mit den zuständigen Behörden abgesprochen. Etwa zwei Milliarden US-Dollar wird Samsung der Geräte-Rückruf voraussichtlich kosten, das Unternehmen hat deshalb angekündigt Firmenanteile von Seagate, ASML, Rambus und Sharp zu verkaufen. Der Rufverlust wird allerdings als noch schwerwiegender eingeschätzt. Ist doch das Image-Desaster für Apple geradezu ein Geschenk.