Die Software für die smarte Assistentin ist seit Anfang an bei macOS Sierra bereits an Bord – und kann sich durchaus sehen lassen: Siri hat auf dem Mac deutlich hinzugelernt. Das fängt bereits bei den Einstellungsmöglichkeiten an: Neu unter Sierra ist die entsprechende Systemsteuerung „Siri“, die unter älteren Mac-Versionen noch nicht vorhanden war. Natürlich kann hier genau wie unter iOS auch ausgewählt werden, ob Siri mit einer männlichen oder weiblichen Stimme sprechen soll. Anders als unter iOS gibt es unter macOS Sierra die Möglichkeit, Siri ein eigenes Mikrofon zuzuweisen, das von dem internen Systemmikrofon getrennt ist. Das kann eine Freisprechanlage, ein dediziertes USB-Mikrofon oder ein Bluetooth-Headset sein, wichtig ist nur, dass es genau wie das Systemmikro mit dem Mac gekoppelt ist.

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Siri am Mac: „Das habe ich leider nicht verstanden“ – gutes Mikro hilft
Natürlich steht und fällt die Qualität der Siri-Spracherkennung auf dem Mac wie auch unter iOS mit der Qualität des Mikrofons und den Störgeräuschen. In der Praxis bedeutet das, dass Siri eine ruhige Umgebung braucht – und natürlich ein gut positioniertes Mikrofon. Das ist beim iMac und Macbook in aller Regel gewährleistet, Besitzer von Mac Pro und Mac Mini müssen hingegen auf externe Lösungen setzen. Schön: Die Siri-Systemeinstellung erkennt, ob sich ein Macbook im Clamshell-Modus befindet und erklärt dem Anwender mit dem schönen Satz „Verwende bei geschlossenem Bildschirm ein externes Mikrofon für optimale Leistung“, was zu tun ist. Die Warnung ist auch dringend nötig: Ist das Macbook tatsächlich an einem externen Bildschirm angeschlossen und zugeklappt, versagt die Spracheingabe weitestgehend. Siri ist nicht in der Lage, die Spracheingaben zu verstehen und meldet enttäuschend oft „Das habe ich leider nicht verstanden“.
Siri am Mac: So aktivieren Sie den Assistenten per Tastatur oder Sprache
Ist das Mikrofon hingegen ordentlich eingerichtet, ist die Erkennungsquote von Siri hoch. Aktiviert wird Siri entweder über das Menüzeilen-Icon, das Dock-Icon oder mit einer Tastenkombination wie Fn+Leerzeichen oder cmd+Leerzeichen, die sich bei Bedarf auch ändern lässt. Natürlich nur in den Grenzen, die Apple setzt, damit der Siri-Hotkey nicht andere macOS-Funktionen stört. Mit einem weiterführenden Trick können Sie Siri dann auch am Mac per Sprachbefehl starten.

Um das vom System vorgesehene Tastenkürzel zu ändern, öffnen Sie die Systemeinstellung Siri (entweder über das Symbol im Dock oder über „Apple-Menü > Systemeinstellungen“. In der Systemeinstellung Siri klicken Sie auf das Popup-Menü bei „Tastaturkurzbefehl“ und geben über „Anpassen“ einen Kurzbefehl ein, in unserem Beispiel ist das Befehl-9 (Command-9). Bitte wählen Sie keinen der von Apple vorgegebenen Kurzbefehle, denn mit ihnen funktioniert der Sprachbefehl-Trick nachher nicht. Eine Tastenkombination ist allerdings suboptimal – hier kämen die flexibel einsetzbaren OLED-Tasten, die sich zäh in den Gerüchten über künftige Macbooks halten, zu einem perfekten Einsatz.
Nachdem der Tastenbefehl festgelegt ist, folgt nun der Sprachbefehl. Gehen Sie dazu erneut in die Systemeinstellungen, wählen diesmal aber die Einstellung “Tastatur”. Dort wählen Sie den Reiter „Diktat“. Schalten Sie dort die Diktatfunktion ein und setzen Sie einen Haken vor „Erweiterte Diktierfunktion verwenden“. Bei unserem Test funktioniert der hier geschilderte Siri-Trick zunächst nicht, da macOS Sierra erst beim x-ten Versuch beginnt, die fast 900 MB umfassenden erweiterten Diktierfunktionen nachzuladen. Sobald diese geladen und installiert sind, klappt alles wunderbar. Falls unser Trick also
auf Ihrem Rechner ebenfalls nicht gleich funktioniert, prüfen Sie, ob die erweiterten Diktierfunktionen geladen sind. Falls Sie mehrere Mikrofone verwenden, können Sie hier das bevorzugte über das Popup-Menü unterhalb des Mikrofon-Icons und eine andere Sprache auswählen, falls die voreingestellte nicht passt.

Jetzt verlassen Sie die Systemeinstellung Tastatur und wechseln in die “Bedienungshilfen”. In der linken Spalte scrollen Sie nach unten bis zur Einstellung „Diktat“. macOS Sierra hat keine eigene Systemeinstellung namens “Diktat & Sprache” mehr, die Funktionen haben die Entwickler in die Systemeinstellung Tastatur und die Bedienungshilfen verlagert. Sobald Sie auf „Diktat“ klicken, können Sie ein Kommando wählen, auf das Siri reagieren soll. Das kann entweder das übliche „Hey“ sein, oder „Hallo“ oder ein beliebiger Befehl. Wir wählen den Begriff „Achtung“. Aktivieren Sie „Schlagwortphrase für Diktate aktivieren:“. Sobald das Häkchen vor der Option sichtbar ist, erscheint in dem Feld darunter in zartem Grau das Wort „Computer“. Tippen Sie hier den gewünschten Begriff ein. Jetzt klicken Sie oben auf „Diktierbefehle…“. In dem zugehörigen Fenster aktivieren Sie zuerst unten den Befehl „Erweiterte Befehle aktivieren“ und klicken dann auf das Plus-Zeichen. Nun können Sie die Bedingungen für den Sprachbefehl festlegen und zwar folgendermaßen:

- Bei „Nach Sprechen von:“ tippen Sie „Siri“ ein.
- In der Zeile „Beim Verwenden:“ wählen Sie über die Vorauswahl „Beliebiges Programm“.
- In der Zeile „Ausführen:“ wählen Sie über die Vorgaben „Tastaturkurzbefehl drücken…“ und geben anschließend die in Schritt 1 für Siri festgelegte Tastenkombination ein.
Falls sich Siri nach dem Eintippen der Tastenkombination meldet, müssen Sie die Eingabe wiederholen und darauf achten, dass das Eingabefenster der Bedienungshilfen aktiv ist. Bestätigen Sie nun die Eingabe mit „Fertig“. Nach einem Neustart Ihres Macs können Sie Siri mit dem neuen Kommando ohne Tastendruck aktivieren.
Siri am Mac: „Ich kann etwas für Dich notieren“ – und noch viel mehr
Die üblichen Anfragen an Siri funktionieren reibungslos: Wer „Hilfe“ ruft, bekommt eine Liste aller möglichen Befehle für die verschiedenen Apps. Siri öffnet genau wie unter iOS Programme, kann Notizen erstellen oder Songs abspielen – so weit, so bekannt. Praktisch ist auch der Zugriff auf Systemfunktionen: So ermöglicht Siri zum Beispiel die Einstellung der Bildschirmhelligkeit per Sprachbefehl und kann sogar das WLAN oder Bluetooth deaktivieren, was allerdings nicht ratsam ist, da Siri dann möglicherweise bis zur erneuten Aktivierung nicht funktioniert.
Siri am Mac: „Ich habe das hier gefunden…“ – Datenbanken statt Intelligenz
Natürlich kennt Siri auch auf dem Mac alle gängigen Sprachbefehle, die auch in der iOS-Version funktionieren. Zudem scheint Apple an den Spracherkennungsroutinen geschraubt zu haben, denn Siri erkennt auch Genuscheltes oder mit Husten unterbrochene Anfragen. Allerdings bleibt Siri auf dem Mac genau das gleiche Dummchen, das man auch unter iOS kennt – und vermutlich nicht selten verflucht: Die auf den ersten Blick so smarte Assistentin ist nämlich nicht mehr als eine Server gestützte Datenbank mit Spracherkennung, smart ist hier mangels K.I. nichts. Ähnlich wie vor 50 Jahren das Programm „Eliza“ von Joseph Weizenbaum gibt Siri dem Anwender nur das Gefühl, hinter dem Service verberge sich eine irgendwie geartete Intelligenz. In Wahrheit ist Siri aber genau wie jedes Computerprogramm nur so schlau wie die von den Programmierern eingefügten Optionen. Das lässt sich wunderbar feststellen, wenn man Siris Komfortzone verlässt, sprich keinen der voreingestellten Befehle einspricht. Bestenfalls startet Siri dann eine Websuche und meldet „Ich habe das hier gefunden…“, schlimmstenfalls reagiert die Gute gar nicht oder meldet, dass sie nichts verstanden habe. Das ist auf dem Mac genau wie auf dem iPhone der Fall – und die wohl größte Einschränkung des Siri-Systems.
Von daher ist es ratsam, sich zunächst mit einem fröhlich an Siri gerichteten „Hilfe“ die Möglichkeiten der Spracherkennung zu Gemüte zu führen: Hier fällt auf, dass in aller Regel nur Apple-Apps unterstützt werden. Zwar kann die Software auch andere Apps starten, auf Funktionen innerhalb dieser Programme kann sie allerdings derzeit nicht zugreifen. Allerdings dürfte sich das mit dem offiziellen Release von macOS 10.12 Sierra ändern: Apples neue Offenheit ermöglicht Entwicklern den Zugriff auf die Siri-SDK, wodurch sich künftige App-Versionen abhängig vom Willen der Entwickler in Apples System einklinken dürfen.
Siri am Mac: „Ich bin Siri, Dein virtueller Assistent“ – mit Luft nach oben
All diesen Einschränkungen zum Trotz ist Siri auf dem Mac allerdings eine echte Bereicherung für die tägliche Arbeit mit dem Mac – natürlich nur, wenn man den Mut besitzt, laut mit seinem Computer zu sprechen. In Großraumbüros ist das natürlich bestenfalls mit einem Headset möglich, zudem wirkt Spracheingabe auf dem Rechner wie auf dem iPhone nach wie vor auf Außenstehende befremdlich. Zumal es bereits vor geraumer Zeit Sprachsteuerungsroutinen unter OS X gab, die allerdings nie besonders beliebt und zwischendurch auch verschwunden waren. Ebenfalls nicht neu ist die Diktierfunktion, die bereits seit längerem fester Bestandteil des Mac-Betriebssystems ist – leider bietet Apple zumindest in der aktuell vorliegenden Fassung noch keine Kopplung von Diktierfunktion und Siri an. Dabei wäre genau das ein Game-Changer: Ausgerüstet mit einem guten Mikrofon könnte man Siris leistungsstarke Spracherkennung verwenden, um ganze Diktate (oder Artikel) in den Mac einzusprechen. Leider beherrscht Siri genau dieses hübsche Feature derzeit nicht: Diktate sind nur im kleinen Rahmen möglich, etwa in Form von Notizen, die Siri übereifrig nach wenigen Worten anlegt und danach nicht mehr verändern kann.
Siri am Mac: „Ich komm grad nicht an den Schalter…“ – Hoffen auf Drittanbieter-Apps
Unter dem Strich ist Siri für den Mac aktuell weitestgehend identisch mit der iOS-Version: Die bekannten Befehle werden unterstützt, doch dank der offeneren Struktur von macOS kann Siri auf dem Mac die ein oder andere Zusatzfunktion auslösen. Leider bleibt es dann auch dabei – die Entwickler von Drittanbieter-Apps müssen nun zeigen, ob sie mit dem Siri-SDK arbeiten können und wollen. Wer mit Siri unter iOS wenig anfangen konnte, wird auch Siri auf dem Mac eher unpraktisch finden – obwohl es dem Anwender viele Klicks und Suchen ersparen kann. Falls Siri nicht erwünscht ist, lässt es sich aber auch ausschalten: Die Siri-Systemsteuerung bietet dafür wie auch unter iOS einen Opt-Out per Häkchen. Der Anwender kann unter macOS Sierra also auch wie gehabt mit Spotlight arbeiten und auf die Sprachassistenz verzichten.