Mit “Episode 2 – Kinder von Arkham” setzt sich die für Bruce Wayne alias Batman bedrückende Erkenntnis fort, dass sein ermordeter Vater Thomas Wayne offenbar in dubiose Geschäfte mit der Mafia und dem immer noch amtierenden Bürgermeister Hill verwickelt war. Dies droht nicht nur den guten Namen der Familie Wayne und ihres Wirtschaftsimperiums in Gotham zu schwächen, sondern bedeutet für Bruce Wayne auch persönlich gesellschaftliche Schmähungen. Selbst der von ihm für das neue Bürgermeisteramt finanziell massiv unterstützte Staatsanwalt Harvey Dent wendet sich öffentlich von ihm ab, möchte aber weiterhin Waynes Spendengelder für seine Wahlkampagne einstreichen. Hier stehen wir vor einer der (eher milden) moralischen Entscheidungen im Spiel.
Denn wie schon in Episode 1 basiert das Spiel auf längeren, teils beeindruckend inszenierten Erzählsträngen, in denen man bestenfalls durch diverse Dialogentscheidungen zwischen drei oder vier Optionen eingreifen kann. Diese sollen sich angeblich auf das spätere Spielgeschehen auswirken. Gemerkt haben wir davon zumindest in Episode 2 noch nichts, wenigstens nicht bewusst oder nachhaltig. In einigen Quicktime-Events dürfen wir auch wieder, diesmal im Verbund mit Selina alias Catwoman, gegen hart gesottene Gangster sowie an deren oberster Spitze den maskierten Pinguin kämpfen. Diesmal wird auch ziemlich oft scharf geschossen und geballert – wiederum müssen wir nur flott genug die vorgegebene Aktionen auf dem Bildschirm ausführen, wie Pfeile streichen oder Punkte drücken. Auf die Dauer kommt man sich dabei etwas albern vor. Nicht mal ein etwas anspruchsvolleres Rätsel wie in Episode 1 (siehe weiter unten) an dem wüst hinterlassenen Tatort gibt es diesmal.










Sehr ärgerlich sind nach wie vor die drastischen Performance-Einbußen in manchen Szenen, bei denen man eine ganze Weile denken könnte, das Spiel sei total abgestürzt. Auch ein jüngstes Update auf Version 1.2 konnte dem nicht viel abhelfen. Hier muss Telltale dringend nachbessern, weil es den Spielspaß dramatisch senkt, wenn man sich stellenweise eher in einer Diashow als in einem Action-Adventure wähnt. Auch, wenn sich die Spielzeit von diesmal nur zirka 75 Minuten dadurch, nun ja, marginal verlängert….
Fazit nach Episode 2
Zwar wird die Geschichte spannend und in sehr guter Qualität präsentiert. Echte Herausforderungen gibt es aber nicht. Und solange Telltale die gewaltigen Performance-Probleme nicht beseitigt, ist das Spiel nicht zu empfehlen.
Unser Eindruck von Episode 1
Die Adventures von Telltale sind nicht dafür bekannt, besonders viel Wert auf knifflige Rätsel zu legen. Vielmehr erzählen sie Geschichten bekannter Charaktere nach eigener Interpretation wie etwa aus “Zurück in die Zukunft” ( von uns getestet) oder auch das düstere Zombie-Abenteuer “The Walking Dead “. Oft sind dabei auch moralisch relevante Entscheidungen zu treffen, die auf zukünftige Folgen der Reihe Auswirkungen haben sollen. Typisch ist es ferner für die Spiele von Telltale, dass ihre Spiele in mehreren nachfolgenden Episoden veröffentlicht werden.
Düster und spannend: ein echter Batman
So ist es auch mit Batman. Wir erleben hier einen maskierten Helden im gewohnt düsteren Gotham, der noch am Anfang seiner Karriere steht und über dessen wirkliche Absichten die Öffentlichkeit sowie Polizei und Presse noch nicht ganz sicher sind. Auch sein künftiger Erzfeind, der Staatsanwalt Harvey Dent, ist noch einer seiner besten Freunde. Später wird er ihm als Two-Face große Probleme bereiten. Und schließlich ist Commissioner Gordon hier noch Lieutenant, der sich aber bereits durch seine aufrichtige und integre Polizistentätigkeit von den korrupten Kollegen würdig abhebt.

©Macwelt

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Das Spiel beginnt relativ rasant mit einem Einsatz von Batman gegen ein paar maskierte Übeltäter. Flankiert wird er von der ambivalent auftretenden Catwoman. Auch dies sind bekannte Gestalten und Marken der Batman-Reihe. Im iPad-Spiel selbst wischt man flott über angezeigte Pfeile zum Ausweichen oder drückt vorgegebene Punkte, manchmal zwei gleichzeitig, um Aktionen wie Schläge auszulösen. Das stellt uns vor keinerlei Probleme, auch für eine langsamere Reaktionsfähigkeit bleibt dazu ausreichend Zeit. Dann wiederum haben wir es vornehmlich mit Batmans Alter Ego, dem Milliardär und scheinbaren Lebemann Bruce Wayne zu tun. Der als Kind bekannterweise miterleben musste, wie seine Eltern vor seinen Augen durch einen Gangster niedergeschossen wurden. Dieser Hintergrund taucht in Episode 1 immer wieder maßgeblich auf, auch, als es darum geht, ob das Wayne-Unternehmen etwa krumme Geschäfte mit der Mafia gemacht hat. Bruce selbst hat es aktuell ebenfalls mit der Mafia zu tun, in Gestalt des Paten Falcone.
Flotte Entscheidungen – zu wenige Rätsel
Im Spiel sind in Dialogen immer wieder – bevor der Zeitbalken abläuft – schnelle Entscheidungen zu treffen, ob man eher freundlich, ablehnend oder neutral reagiert. Diese Reaktionen sollen später Auswirkungen auf das Spielgeschehen haben. Das wird man spätestens ab Episode 2 beurteilen können. Nur am Ende von Episode 1 innerhalb einer Nachrichtensendung taucht das Verhalten gegenüber Falcone – hat man ihm vor allem die Hand geschüttelt oder nicht? – bereits einmal auf.
Am herausforderndsten ist zweifellos die detektivische Untersuchung eines brutalen Tatorts durch Batman, wo arg zerschundene Polizisten wie auch Gangster teilweise verstümmelt herumliegen. Zart besaitet ist das Spiel auf jeden Fall nicht, immer wieder spritzt Blut oder sind auch von Batman harte Entscheidungen zu treffen, um etwa Informationen aus einem Gangster heraus zu pressen. An dem erwähnten Tatort rekonstruiert Batman wie aus den “großen” Spielen bekannt den Tathergang nach Spurenanalyse mit virtuellen Inszenierungen, was recht eindrucksvoll ist.
Schön anzusehen, aber technisch unausgereift
Zu viel soll hier inhaltlich nicht verraten werden. Doch wie sieht es technisch aus? Wir spielen Batman Episode 1 auf einem iPad Air 1. Dabei klagen wir wie auch andere Nutzer im App Store über teils arg lange Ladezeiten und in manchen bewegten Szenen über ein deutlich wahrnehmbares Ruckeln und Stottern bis hin zur behäbigen “Diashow”. Auch die Figuren im übrigens sehr schön und detailliert gezeichneten Comic-Stil bewegen sich gelegentlich etwas staksig über den Bildschirm. Ganz schlimm ist eine gewisse Unschärfe, die sich wie ein leichter Schleier über die Szenen legt und in großen Schriften besonders sichtbar wird.
Sprachen, Speichern und Systemvoraussetzungen
Als Sprache steht ausschließlich Englisch zur Verfügung. Dazu werden deutsche Untertitel eingeblendet. Wir fanden das völlig in Ordnung, die Originalstimmen sind allesamt klasse ausgewählt. Pausen lassen sich jederzeit einlegen, gespeichert wird aber automatisch. Ob man auch Stunden später einfach dort weitermachen kann, wo man eine Spiel pausiert hat, ist etwas Glückssache. Meistens beginnt es einfach wieder ganz von vorn mit Vorspann und Einleitung.
BatmanEpisode 1 läuft ab iOS 9.0 und kostet im App Store 5 Euro, dies gilt auch für jede künftige der insgesamt fünf Folgen. Alternativ kauft man ein ”Mulitpack” für alle weiteren Episoden zum Preis von einmalig 15 Euro. Die Altersfreigabe liegt im App Store bei 17 Jahren – auf dem iPad muss man zudem über 1 GB Speicherplatz zur Verfügung stellen.
Fazit und Empfehlung
Batman-Fans kommen an der Telltale-Version des maskierten Fledermausmannes kaum vorbei. Sie ist spannend und optisch schön erzählt, wenn man vom allerdings störenden Ruckeln und der Unschärfe absieht. Ob sich die jeweiligen Entscheidungen in den nächsten Episoden wirklich spürbar auswirken, bleibt abzuwarten. Ein echtes Adventure ist auch dieses Telltale-Game nicht, dazu gibt es bei weitem zu wenige Rätsel und echte Aufgaben. Auch die Action-Sequenzen lassen sich leicht bewältigen. So hat man mit einer Spielzeit von knapp zwei Stunden im Grunde einen interaktiven Comic-Spielfilm, dessen Spannungsbogen und Wendungen aber durchaus zu gefallen wissen.