H265 und FLAC unter Sierra und El Capitan nutzen
Ab High Sierra setzt Apple auf ein neues Videoformat, das hocheffiziente H.265 oder HEVC. Auf anderen Plattformen ist HEVC aber schon länger vertreten. So basiert auch DVB-T2 HD auf HEVC. Der Quicktime-Player kann aber erst ab macOS 10.13 Videos in diesem Format abspielen.
Will man auch auf einem älteren Mac dieses platzsparende Videoformat verwenden, ist dies unter anderem mit zwei Opensource-Tools möglich. Das Abspielen eines H.265-Videos übernimmt der bekannte Player VLC, wenn auch HD- und 4K-Videos in diesem Format eine schnelle CPU erfordern. Das Erstellen einer H.265-Datei ist ebenfalls unter älteren Systemen möglich, etwa mit dem bekannten Encoder Handbrake. Beim Encodieren eines H.265-Videos muss man nur unter „Video Encoder“ das Format H.265 (x265) auswählen.
Achtung : Ältere Versionen von Handbrake erstellen H265-Videos, die der Quicktime Player nicht abspielen kann . Sie müssen eine aktuelle Betaversion verwenden. Das Encodieren dauert etwa doppelt so lange wie beim Vorgänger H.264 und nicht jeder Empfänger kann damit etwas anfangen. Aktuelle Macs und iOS-Geräte sind aber auf dieses Format besser vorbereitet, da sie die Videos mit Hardwareunterstützung abspielen und erzeugen können.
Ein weiteres Medienformat, das Apple ab sofort unterstützt ist das schon etwas ältere Audioformat FLAC. Dieses Audioformat belegt etwa halb so viel Speicherplatz wie WAV oder AIFF, ist im Unterschied zu MP3 oder AAC aber verlustfrei. Verwendet wurde es von Hi-Fi-Fans auf dem Mac schon länger, so gibt es mit VLC einen guten Player und mit XLD einen guten Konverter für Audiofans.

Tracking-Schutz für Safari: Erweiterungen oder alternative Browser
Eine wichtige Neuerung von Safari 11 unter High Sierra ist ein in das System integrierter Tracking-Schutz: Automatisch erkennt das System Werbenetzwerke und schützt vor „Verfolgung“. Auch das ist eigentlich nicht neu. Unter den beliebtesten Safari-Erweiterungen befinden sich seit Jahren Adblocker, die Werbenetzwerke gleich komplett deaktivieren. Will man sich vor Tracking, also der Analyse des Surfverhaltens schützen, gibt es außerdem Erweiterungen wie Ghostery. Neben Apple bieten aber auch andere Browserhersteller Schutz gegen Tracking, bei Firefox ist eine entsprechende Funktion bereits integriert. Auch Chrome soll ab 2018 besonders aufdringliche Werbung blockieren – Google nennt wie Apple vor allem Autoplay-Videos als Beispiel.
Will man bestmöglichen Schutz vor Tracking und Datenspionen kann man zu VPN-Diensten greifen. VPN-Dienstleister wie Cyber Ghost und F-Secure gibt es zu Dutzenden und sie bieten eigentlich alle den gleichen Service: Sie stellen gegen eine Monatsgebühr einen VPN-Server bereit, über den man sicher surfen kann. Da man dadurch auch seinen eigenen Standort verschleiert, sind VPN-Dienste auch bei Video-Fans sehr beliebt, die BBC-Serien oder gesperrte Youtube-Videos sehen wollen. Andere nutzen sie für Filesharing. Eine App ermöglicht außerdem den sicheren Internetzugriff in unbekannten Internet-Cafés und Hotels. Tracking und Malware blocken die Server auf Wunsch oft automatisch.

Der Browser Opera bietet sogar ein Komplettpaket aus Tracking-Blocker, Adblocker und VPN. Als erster Browserhersteller hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, alle drei Dienste zu integrieren. Nebenbei bietet der Adblocker nicht nur mehr Privatsphäre, sondern auch weniger Volumenverbrauch: Surft man in einem Urlaubsort mit mäßigen Netz und ungewisser Sicherheit, ist Opera keine schlechte Wahl.
Neue Optionen für iCloud: One Drive, Amazon Prime, Magenta Cloud und Google Drive
Auf Wunsch lädt High Sierra wie schon sein Vorgänger alte Dateien automatisch auf die iCloud-Server, auf dem Rechner verbleiben nur Platzhalter. Das kann man natürlich auch eigenhändig tun und alte Daten bei einem beliebigen Speicherdienst sichern. Die Unterstützung von iOS ist für so gut wie alle Speicherdienste eine Selbstverständlichkeit.
Webspeicher wird immer billiger, oft ist Cloud-Speicher bereits in einem anderen Abo enthalten. Nutzern von Microsoft Office 365 steht beispielsweise während ihres Abos ein Terabyte Online-Speicher zur Verfügung, jedem Telekom-Kunden 25 GB Magenta-Cloud. Google bietet ebenfalls das unbegrenzte Speichern von Fotos, allerdings nur in Form optimierter Dateien. Kunden von Amazon Prime können unbegrenzt ihre Fotos auf den Amazon-Servern parken, der Webdienst unterstützt sogar viele gängige RAW-Formate. Nutzern einer lahmen deutschen DSL-Verbindung bleibt in der Regel nur das Auslagern von Daten auf eine Festplatte oder NAS.
Tipp : Vor dem Archivieren von Daten ist das Erstellen einer Katalogdatei sinnvoll. Auch ohne angeschlossene Festplatte oder Netzvolume hat man so eine Übersicht der externen Dateien. Empfehlenswert ist für diese Aufgabe das Programm Neofinder, für das Auslagern von Fotosammlungen bietet Lightroom interessante Katalogfunktionen.
Google Fotos und Lightroom statt Apple Fotos
Die neue Version von Fotos bietet nicht mehr nur Basisfunktionen: Immer mehr hochwertige Bildbearbeitungsfunktionen machen Apples Bildverwalter zur kostenlosen Lightroom-Alternative – zumindest für Fotografen ohne Profi-Ansprüche. Eine Bilderkennungstechnologie katalogisiert dabei Fotos automatisch: Man kann dadurch beispielsweise nach Begriffen wie „Strand“ oder „Sonnenuntergang“ suchen. Das bieten im Prinzip aber auch andere Bildverwalter.
Verwaltet man beispielsweise seine Fotos mit Googles Fotodienst, kann man über das Suchfeld inhaltsbasierte Suchen starten. Sucht man „Blumen“, listet die Suche sofort alle Fotos mit Blumen auf. Als „Diesen Tag neu entdecken“ präsentiert der Webdienst außerdem alte Fotos, etwa von einer alten Feier. Steuern kann der Nutzer diese Funktion aber nicht, sie läuft komplett im Hintergrund.
Für anspruchsvolle Anwender auf der Suche nach einer guten Gesichtserkennung empfehlen wir seit Version 6 übrigens Adobe Lightroom. Aber auch der Graphic Converter unterstützt die Suche nach Personen.

Whatsapp und Facebook Messenger statt Nachrichten-App
Nachrichten ist eine erstklassige Nachrichten-App, die unter High Sierra noch mehr bietet als in früheren Versionen. So ist ein Abgleich aller Daten per iCloud möglich. Leider hat Apple aber noch immer keine Versionen für Windows und Android herausgebracht. Um den kompletten Freundeskreis zu erreichen, kommt man deshalb aktuell nicht an Standards wie Facebook Messenger und Whatsapp vorbei. Einigen aber vielleicht noch unbekannt: Von Whatsapp gibt es seit kurzem eine eigene Mac-Version , die das Chatten auch an iMac und Macbook erlaubt. Man benötigt zwar weiter ein iPhone mit Whatsapp-Installation, kann die Unterhaltung so aber bequem am Desktop führen.
Statt Siri: Amazon Alexa und Google Now
Die Alexa-App für iOS nimmt eigentlich nur in der US-Version Spracheingaben entgegen. Mit Hilfe der App “Reverb” von Rain kann man Alexa jedoch auch ohne jede Amazon-Hardware benutzen – die App übernimmt dabei sozusagen die Rolle eines Hardware-geräts. Die Oberfläche besteht nur aus einem einzigen großen Knopf – hält man ihn gedrückt, kann man sprechen. Sogar eine Mac-Version von Alexa ist im App Store verfügbar, hier funktioniert die Nutzung auch ohne die zusätzliche App Reverb, wenn man sich zuvor über einen Amazon-Account angemeldet hat. Grundlage für diese Siri-Alternative ist ein frei verfügbarer Webdienst von Amazon, allerdings stellen wir bei der Mac-Version häufige Tonstörungen fest. Ähnlich arbeitet auch das Tool Google Assistant, das den Google Assistenten auf den Mac bringt.
Mit Hilfe der Virtualisierungssoftware Parallels Desktop kann man auf Wunsch auch Microsofts Cortana auf dem Mac nutzen – eine Windows-Lizenz vorausgesetzt. Der Sprachassistent wartet sogar im Hintergrund auf Befehle – trotz Virtualisierung. Nicht vergessen sollte man außerdem die Sprachsoftware Dragon von Nuance, die ebenfalls seit Jahren als echtes Mac-Programm verfügbar ist. Neben der Hauptaufgabe der Spracherkennung beherrscht Dragon auch einige Mac-Funktionen, beispielsweise E-Mails durchsuchen oder Systemfunktionen starten. An Siri reicht das Tool in diesem Bereich zwar nicht heran, beim Diktieren hat die Mac-App aber die Nase vorn. Kenner der Windows-Version von Dragon bemängeln allerdings immer wieder den hohen Preis der Mac-Version.
Notizen: Microsoft One Note, Evernote
Unter den unzähligen Notizbüchern für den Mac bieten sich vor allem zwei Apps als Alternative zu Apples Notizen an. Die auch für iOS und Windows verfügbaren Tools Evernote und Microsoft One Note. Evernote bietet zwar eine kostenlose Version, aufgrund vieler Einschränkungen sind aber eigentlich nur die kostenpflichtigen Versionen für 30 und 60 Euro im Jahr zu empfehlen. Die App hat einen hervorragenden Funktionsumfang, Texttabellen bietet sie etwa schon lange. Ohne Monatsgebühr ist die Microsoft-App One Note nutzbar. Kenner der Windows-Version sind zwar immer wieder vom Funktionsumfang der Mac-Version enttäuscht, dank guter iOS- und Windows-Versionen kann man One Note aber durchaus empfehlen.

Continuity nachträglich zufügen
Eine der wichtigen Neuerungen von Sierra ist Continuity. Nur Macs ab Baujahr 2012 unterstützen die Funktion, Hauptgrund ist die fehlende Zusammenarbeit mit Bluetooth 4.0. Das Nachrüsten dieser Funktion ist auf nicht unterstützten Mac prinzipiell ebenfalls möglich. Mit dem Continuity Activation Tool kann man unter macOS Sierra Continuity auch für ältere Modelle aktivieren; bis Redaktionsschluss (04.10.2017) arbeitet das Tool aber noch nicht mit High Sierra. Manchen Nutzern im Github-Forum ist es dennoch gelungen, mit dem Tool Continuity unter macOS High Sierra auf dem alten Mac zu aktivieren.
Die Oberfläche des Continuity Activation Tools ist simpel, nach dem Programmstart sieht man ein Terminal-Fenster mit vier Optionen vor sich. Über die Eingabe von Ziffern wählt man die einzelnen Funktionen aus. Über eine Uninstall-Funktion ist außerdem die Wiederherstellung des Originalzustands möglich – vor der Bearbeitung sichert das Tool die Kernel-Dateien nämlich im Nutzer-Verzeichnis. Unter High Sierra scheint die uns vorliegende Version zu funktionieren, leider werden die Aktionen nicht erfolgreich durchgeführt.
Für erfahrene Anwender ist Continuity Activation Tool eine mögliche, aber riskante Option, denn das Tool deaktiviert die beiden Kernel-Extensions IO80211 Family und IOBluetoothFamily und zusätzlich einige Sicherheitsfunktionen des Systems. Gedacht ist es für erfahrene Anwender, ursprünglich wurde es für die Nutzer eines sogenannten Hackintosh (eines PC mit Mac-Betriebssystem) programmiert.
Nur für Profis: High Sierra auf alten Macs installieren
Ein Mac Mini oder gar Mac Pro von 2009 ist eigentlich schnell genug, um High Sierra zu nutzen – vor allem, wenn man ihn mit einer SSD und zusätzlich Arbeitsspeicher aufgerüstet hat. Auf Wunsch Apples kommt aber nur neueren Rechnern das aktuelle System zugute.
Für Anwender, die dies nicht einsehen, gibt es mit dem macOS High Sierra Patch Tool eine Lösung. Eigentlich ist es nämlich nur eine simple Prüfroutine des Installationsprogramms, die eine Installation des neuen Systems verhindert – und diese kann man relativ einfach deaktivieren.
Versucht man, macOS High Sierra auf einem alten Mac zu installieren, verweigert das Installationsprogramm die Durchführung. Mit dem Tool macOS High Sierra Patcher von dosdude1 kann man ein Installationsmedium erstellen, das diese Installationssperre überwindet.
Die Bedienung der App ist einfach: Über ein Auswahlfeld wählt man zuerst den aus dem Store geladenen High-Sierra-Installer und einen frisch formatierten USB-Stick oder eine Festplatte aus. Das Tool erstellt nun ein spezielles Startmedium, das neben dem neuen System auch ein Patch-Tool enthält. Über dieses Spezialmedium kann man nun das heruntergeladene System installieren. Was die problemlose Arbeit mit dem neuen System ermöglicht: Nach der Installation muss man ein zweites Mal über dieses Medium booten und das frisch installierte System „patchen“. Der Hintergrund: Das Tool kann Prüfungen beim Booten deaktivieren und für Unterstützung von HDMI-Audio-Support und USB-Geräten sorgen.
Diese Funktion ist in die Oberfläche des Systems integriert und wählt die passenden Voreinstellungen automatisch aus..
ACHTUNG: Die Installation ist nur für erfahrene Anwender geeignet und funktioniert nicht immer zuverlässig. Vor allem die Probleme mit WLAN sind für die meisten Anwender wohl ein Ausschlusskriterium.
Leider hilft der Patcher nur einer begrenzten Anzahl an Macs. Dazu gehören der Mac Pro ab 2008 (Modell 3.1, 4.1), die iMacs 8.1 and 9.1 sowie die Macbooks Pro 4.1, 5.1, 5.2, 5.3, 5.4, and 5.5. Beim Macbook Air werden die Modelle ab Ende 2008 unterstützt, das Macbook Air 2.1, das Macbook 5.1 und der Mac Mini von Anfang 2009.
Es gibt außerdem einige technischen Probleme, von denen vor allem ältere Mobilmacs betroffen sind. Einige haben Ärger mit der Helligkeitseinstellung und das Touchpad des Macbook 5.2. wird als Maus erkannt. Man kann es benutzen, aber nicht konfigurieren. Bei vielen älteren Geräten funktioniert außerdem WLAN nicht — anscheinend fehlen High Sierra die Treiber für einige ältere WLAN-Karten. Hat man seinen Mac per Ethernet angeschlossen, ist dies jedoch kein Problem.

Unsere Empfehlung: High Sierra Patcher (siehe Kasten) wie Continuity Activation Tool sind nur etwas für risikobereite Anwender. Vor allem die Aktivierung von Continuity ist nach unserer Meinung den möglichen Ärger nicht wert. Nicht zufällig stammen die Tools aus der Hackintosh-Gemeinde, die versucht, macOS auf Windows-Rechner zu bringen. Wessen Mac für High Sierra nicht geeignet ist, der sollte besser bei El Capitan bleiben, denn zumindest Sicherheitsupdates wird dieses System noch einige Jahre lang bekommen.