Stephanie Llamas, Director of Research and Consumer Insights beim Medienforschungsinstitut Superdataresearch , beschwert sich zunächst darüber, dass der zweite Teil des knallharten Computerspiel-Westerns “Red Dead Redemption” keinerlei tragende Frauenfiguren biete. Dafür aber sieben Männer in den Heldenrollen. Sie regt sich mit Recht darüber auf, wie Frauen auf Computerspielwebseiten oder bei Messen gerne als “Babes” oder gar “Bitches” für die spielbereiten Männer vermarktet werden oder, wenn die Frauen selbst zu Joystick und Maus und Tastatur greifen, wie kindliche Anfänger behandelt würden. Dabei, so Llamas, sei der Frauenanteil unter den Computerspielenden in den USA erstaunlich hoch – er liege dort bei 40 Prozent. Von diesen Frauen würden sich 17 Prozent als “Hardcore”-Gamer bezeichnen, immerhin 44 Prozent noch als Gelegenheitsspielende (“Casual”, wobei damit auch der regelmäßige Gebrauch von leichteren Spielen gemeint sein kann). 39 Prozent sehen sich als “Mid-core” irgendwo dazwischen.
Es folgt eine weitere Darstellung der Beliebtheit von bestimmten Spielegenres im Vergleich von Männern und Frauen. Dabei liegen bei den Action-Spielen Männer und Frauen (46 zu 49 Prozent) ebenso wie bei Action-Adventures (46 zu 43 Prozent) praktisch gleichauf. Bei Shootern entspricht die Verteilung noch eher dem Klischee, hier “führen” die Männer mit 48 Prozent , die Frauen kommen lediglich auf 33 Prozent. Dafür liegen sie bei Simulationen und Puzzle-Spielen wieder deutlich vorn.
Es ist unklar, wann und wie die Zahlen genau erhoben und validiert wurden ( Hintergrundinfo zum prinzipiellen Verfahren bei Superdataresearch gibt es jedoch hier ). Jedenfalls fordert Stephanie Llamas, die Beteiligung von Frauen unter den Computerspielenden auch stärker und mit weniger Rollenklischees und Stereotypen in diesen Games selbst zur Geltung kommen zu lassen, so wie etwa in Elizabeth in “Bioshock Infinite”, Ellie in “Last of Us” oder Yuna in “Final Fantasy”. Zu erwähnen ist hier sicherlich weniger die auf dem Reißbrett für Männer entworfene Lara Croft (obwohl sie sich diesbezüglich “gebessert” hat), dafür aber starke und selbstbewusste Frauenfiguren wie in “Beyond Good and Evil”, oder auch pfiffige Lösungen wie in der Scifi-Spieleserie “Mass Effect”, wo sich Held oder Heldin von vornherein als Mann oder Frau in der Commander-Rolle spielen lässt. Andere Beispiele fallen gewiss auch ein – aber letztlich ist es richtig, dass Frauen in den Heldenrollen nach wie vor unterrepräsentiert sind. Die Spieleindustrie sollte sich hier ihre Zielgruppen noch genauer ansehen – auch für sogenannte “härtere Spiele”.