Das Zentrum der US-Hightechindustrie befindet sich rund eine Autostunde südlich von San Francisco und umschließt das südwestliche Ende der Bay. Es erstreckt sich von San Mateo bis San Jose und hat seine ursprüngliche Keimzelle rund um die Stanford University. Wie im Ruhrgebiet gibt es hier Stadtgrenzen eher nur auf dem Papier und in den Zuständigkeiten der einzelnen Stadtverwaltungen, tatsächlich wirkt alles wie ein einziger großer Ort. Dabei hat jeder Ort mindestens ein Vorzeigeunternehmen. Mountain View hat sein Google, Cupertino sein Apple, Santa Clara sein Intel und Palo Alto sein Facebook.

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods

©Patrick Woods
Das Valley wirkt für Besucher zunächst fast unspektakulär. Denn hier gibt es keine Wolkenkratzer, die globale Macht demonstrieren, sondern fast ausschließlich niedrigere Gebäude mit zwei Stockwerken. Das Valley wirkt wie ein großer, ruhiger Vorort, nicht wie das Gewerbegebiet, das es gleichzeitig ist. Ein Grund dafür ist die traditionelle Vorortbauweise, ein anderer, dass die Bewohner der reichen Orte sich häufig gegen dichte Bebauung wehren. Und dennoch ist das “Valley” das Paradies für Startups, neue Ideen und Hypes, Softwareentwickler und Hardwareingenieure aus aller Welt.
Planung, übernachten und Transport
Obwohl das Silicon Valley zahlreiche Besucher anlockt, ist die Gegend nicht besonders touristisch geprägt. Öffentlichen Nahverkehr gibt es hier kaum, das Valley ist ein einziger gigantisch großer Vorort und US-typisch ist hier das Auto das notwendige Verkehrsmittel der Wahl. Zwar gibt es Buslinien und Zugverbindungen, die sind jedoch dünn gesäht. Der Caltrain verbindet San Francisco mit einigen Orten entlang des Valleys, wer jedoch wirklich etwas sehen will, benötigt ein Auto. Mietwagen sind in den USA relativ günstig, vor allem, wenn man schon vor der Reise von Zuhause aus reserviert. Wer kein eigenes Auto mieten möchte oder nicht kann (Mietwagen gibt es fast immer erst ab 25 Jahren), kann von San Francisco aus auch den Caltrain nutzen (Mountain View wäre eine gute Haltestelle) oder eines der Busshuttles nutzen. Besonders im Sommer gibt es von San Francisco aus Bustouren durch das Silicon Valley. Ist man alleine unterwegs, hilft Uber weiter, um relativ günstig von Ort zu Ort zu gelangen. Klassische Taxen gibt es hier längst nicht mehr.

©Patrick Woods
Mit einem Auto schrumpft das Valley auf überschaubare Größe zusammen und bei einer Tour zwischen den einzelnen Orten und Techfirmen benötigen wir meist nur rund eine Viertelstunde pro Anlaufstelle. Es gibt hier so viel zu erleben, dass es sich lohnen kann, gleich mehrere Tage im Valley zu verbringen. Hotels sind vorhanden, wenn auch selten, teuer und vor allem nicht direkt an den touristisch interessanten Orten. Tourismus ist hier schließlich kein bedeutender Wirtschaftszweig. Es ist jedoch gut möglich, per AirBnB und Co. eine Privatunterkunft zu bekommen – wenn auch nicht günstig.
Auf Tour gehen
Die größten und bekanntesten Unternehmen für eine Safari sind sicherlich Google, Apple, Facebook, Intel, AMD, Tesla, Spielepublisher Electronic Arts, Nvidia und Netflix. Auch B2B-Giganten wie Oracle, Cisco und HP sitzen hier, sind für den Endverbraucher sicherlich weniger spannend als andere Marken.
Die Interstate 101 ist die Hauptverbindung durch das Valley und meistens der schnellste Weg von Ort zu Ort und auch Anfahrtsweg vom Flughafen SFO oder San Francisco. Tagsüber ist hier freie Fahrt, nur zur Rushhour morgens und nachmittags staut es sich hier teils deutlich. Morgens Richtung Norden, abends Richtung Süden. Wer aus San Francisco anreist, hat dabei also Glück gehabt und fährt gegen den Strom.
Spezielle Parkplätze für Besucher gibt es bei den Unternehmen in der Regel nicht. Denn unter Besuchern verstehen die Unternehmen Geschäftspartner, keine Touristen. Dennoch sind alle Parkplätze der Firmen frei zugänglich, vor Pförtnern oder Schranken muss man sich nicht fürchten.
Parkplatzprobleme haben wir bei keinem Techriesen, man braucht aber schon etwas Glück. Die Parkplätze bei Facebook oder Google sind selbst in der Nebensaison teilweise in zweiter Reihe vollgeparkt. Anfang Oktober finden wir dennoch überall einen Parkplatz, sogar kostenlos. In der Hauptsaison dürfte es hier wilder zugehen. Das könnte auch bedeuten, dass die Toleranz gegenüber Touristen etwas abnimmt und nicht jeder auf jedes Gelände fahren darf oder einen Parkplatz bekommt. Zumindest wird es bei stärkerem Andrang zu längeren Wartezeiten auf freie Parkplätze kommen.
Wo lohnt es sich?
Man sollte sich aber immer bewusst sein, dass im Grunde kaum einer der Techriesen ein offizielles Angebot für Touristen hat. Dies sind Arbeits-, keine Pilgerstätten. In der Praxis gehen die Unternehmen ganz unterschiedlich mit dem Besucherandrang um.
Apple hat am Eingang des Hauptgebäudes einen Apple Store mit eigenen Produkten und zusätzlich Souvenirs, wie Tassen und Shirts, die nur dort zu bekommen sind. Intel hat ein kostenloses Besuchermuseum. Google hat ebenfalls einen Souvenirshop, das war es im Grunde an offiziellen Besucherangeboten.
Bei Facebook werden wir freundlich, aber bestimmt darauf hingewiesen, dass dies Privatgelände sei, als wir einen der vielen Securities nach öffentlich zugänglichen Bereichen fragen. Wir sollen gerne ein Foto vor dem bei Touristen beliebten Firmenschild machen, sagt der Mann. Kein Café, kein öffentlicher Park. Nur für das Hunderttausendste Daumenhoch-Selfie vor dem Gefällt-mir-Daumen muss niemand extra nach East Palo Alto fahren.

©Patrick Woods
Auch bei Teslas Hauptquartier gibt es für Besucher nichts zu sehen, außer einen überfüllten Parkplatz und die Lobby des Unternehmens. Wer Tesla näher erleben will, sollte lieber zum Tesla-Händler in der Nähe des Firmensitzes fahren oder versuchen, eine Fabrikführung in Fremont zu ergattern. Diese gibt es offiziell nur für Besitzer und Vorbesteller eines Tesla-Autos nach Voranmeldung. Angeblich soll es aber auch Touristen schon gelungen sein, bei einer Führung mitmachen zu dürfen. In Fremont, östlich der Bay, hat Tesla seine Hauptfabrik, eine ehemalige Fabrik von GM und Toyota, in der heutzutage Model S und Model X gebaut werden.
Ein positiveres Erlebnis ist Google. Dies ist das einzige Unternehmen, das sich relativ offen gegenüber Besuchern von außerhalb zeigt. Jeder darf über den Google-Plex-Campus spazieren, darf sich auf eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten draußen setzen, oder Fotos mit Requisiten machen.
Besonders zeigt sich die Offenheit bei den G-Bikes. Dies sind bunte Damen-Stadtfahrräder, die überall in Nord-Mountain-View, Googles Areal, herumstehen. Ohne Schloss, ohne elektronisches Mietsystem. Diese Räder sind für Mitarbeiter gedacht, die zwischen Gebäuden pendeln, aber auch Besucher können sich ein Rad schnappen und damit beispielsweise den knappen Kilometer zwischen Googleplex und Souvenirshop zurücklegen.
Google ist von allen besuchten Techriesen die bei weitem offenste und damit angenehmste Erfahrung. Nirgendwo sonst ist man Besuchern gegenüber so aufgeschlossen und lässt Touristen so nah heran. Mit Spaßrequisiten, Androidskulpturen und Co. ermuntert Google zum Fotos machen und über den Campus schlendern. Dazu wimmelt es in der näheren Umgebung in Mountain View vor lauter selbst fahrender Autos von Google, die sich hier in freier Wildbahn beobachten lassen.
Egal ob Apple, Google und Co.: Bei allen großen Unternehmen gibt es hier nur einen Teil der Büros an einem Ort zu sehen. Die Campus sind zwar die Zentrale, alle Unternehmen unterhalten aber zahlreiche weitere Bürogebäude (meist in der näheren Umgebung), um ihre Mitarbeiter unterzubringen. So wirken die Hauptquartiere dieser Weltkonzerne selbst im Vergleich zu deutschen Unternehmen im gehobenen Mittelstand beinahe klein.
Souvenirs mitnehmen
Auch wenn bei den meisten Unternehmen nur wenig vom tatsächlichen Geschäftsalltag zu sehen ist, gibt es zumindest die Möglichkeit, Andenken mitzunehmen. Google, Apple, Intel, NASA oder das Computermuseum haben Merchandise-Shops, um Urlaubserinnerungen zu kaufen. Meist handelt es sich dabei klassisch um T-Shirts, Tassen, Stifte oder Figuren. Die Preise sind relativ gehoben.
Computermuseum, NASA und Natur: Was kann man sonst noch besuchen?
Das Silicon Valley besteht nicht nur aus den großen Konzernen, sondern ist generell ein Anlaufpunkt für Tech-Startups und voller bekannter Unternehmen. Hier gibt es Symantec, LinkedIn, AMD und Tausende kleine Unternehmen. Auch US-Firmen, die ihren Hauptsitz eigentlich woanders haben, unterhalten im Valley Zweigstellen, beispielsweise Qualcomm, IBM oder Microsoft. Die ganze Gegend versprüht Hightech-Charme und internationales Flair in sub-urbaner Atmosphäre. Größere Stadtzentren gibt es hier kaum, jedoch große Einkaufszentren – die klassischen Malls – und nette kleine Hauptstraßen mit oft guten – vornehmlich asiatischen – Restaurants.

©Patrick Woods
Ein großer Tipp ist das Computer History Museum in Mountain View. Dieses ist eines der größten seiner Art weltweit und alleine hier lässt sich fast ein halber Ausflug verbringen. Hier gibt es einen enorm umfangreichen Einblick in die Computergeschichte und Raritäten wie einen Apple I und weitere zu bestaunen. Der Besuch lohnt sich für Geeks auf jeden Fall, der Eintritt für Erwachsene kostet 15 Dollar, dafür kann man sich hier rund drei Stunden über die Geschichte der Computer informieren. Von Rechenschiebern und mechanischen Gleichungslösungen über Röhrenrechner bis hin zu modernen Rechnern. Die Geschichte der Speichermedien wie Lochkarten wird hier ebenso abgebildet wie die Entwicklung der Halbleitertechnologie.
Auch die NASA hat einen Stützpunkt im Silicon Valley, genauer: in Mountain View. Öffentlich zugänglich ist nur ein großes Zelt mit nur wenigen guten Ausstellungsstücken, dazu ein Merchandising-Shop. Auf das eigentliche Gelände kommt man nur mit Einladung. Ein Tipp: wer in das Militärmuseum auf dem Anwesen möchte, darf durch und kommt den Hangars und Startrampen zumindest etwas näher. Achtung: das Museum hat Dienstags geschlossen, die NASA-Ausstellung Montags.

©Patrick Woods
Zum Mythos des Silicon Valley gehören auch Garagen. Genauer: Gründungsgaragen. Hier finden wir in Los Altos die frühere Garage der Familie Jobs, in der Apple entstand. Auch die Garage, in der Hewlett-Packard 1939 gegründet wurde und die deshalb als Keimzelle des Silicon Valleys eine Denkmalplakette trägt, ist in Palo Alto zu besichtigen. Beides sind jedoch Privathäuser, die jeweils keine Ruhestörung wünschen. Kurz anhalten und ein Foto machen ist ausdrücklich erlaubt, mehr aber nicht. Nur für Nerd-Touristen mit viel Zeit ratsam.
Fazit: was lohnt sich?
Man sollte sich von einem Besuch im Silicon Valley nicht versprechen, Entwicklern von Google oder Apple bei der Arbeit zusehen zu können. Ausnahmen gibt es, wenn man jemanden bei den Unternehmen kennt. In den meisten Fällen beschränkt sich ein Besuch darauf, das Gebäude (von außen) ansehen zu können und eventuell ein paar Souvenirs zu kaufen. Dennoch lohnt sich ein Ausflug in das Silicon Valley, wenn man schon in der Nähe ist und sich für Hightech interessiert.
Wer mehrere Tage im Valley bleibt, findet mehr als genug zu tun. Alleine mit der Tech-Safari kann man gut zwei Tage verbringen und hat dabei nur die größeren Firmen und Museen abgeklappert. Aber auch das Umland ist es wert, ein wenig länger in der Gegend zu bleiben. Denn der Südzipfel der Bay bietet in jede Richtung unzählige Parks und Wanderwege in den kalifornischen Hügeln. In 20 Autominuten sind wir raus aus der Hightechwelt und mitten in der Natur. Aber Achtung: Parks haben fast immer Öffnungszeiten und teilweise sind Parkplätze kostenpflichtig.

©Patrick Woods
Wer Kalifornien erleben will und nicht unbedingt San Francisco oder LA zum Zentrum seines Urlaubs machen will, kann das Silicon Valley auch gleich zu seinem Basislager des Urlaubs machen, denn viele Sehenswürdigkeiten sind von hier aus gut erreichbar. Die Küste mit schönen Orten wie Santa Cruz oder Carmel, die unendliche Hügellandschaft und auch San Francisco liegt nur 40 Autominuten entfernt. Dazu ist es sicher und es gibt hohe Lebensqualität mit guten Restaurants und vielen Freizeitangeboten. Ein Mietwagen ist Pflicht, was aber für beinahe alle Gegenden der USA gilt.
Tipps für einen Tagesausflug:
Wer nur einen Tag im Valley verbringen kann oder will, sollte sich auf die interessantesten Punkte konzentrieren. Das wären aus unserer Sicht:
Googleplex besuchen und auf dem Campus spazieren
Computer History Museum in Mountain View
Je nach Interesse noch bei Apple (Cupertino) oder Intel und dessen Firmenmuseum (Santa Clara) vorbeischauen.