Will ein Mac-Anwender aktuelle Windows-Titel spielen will, hat er einige Kröten zu schlucken: Die unter PC-Gamern gerade aktuellen Titel sind oft nicht verfügbar und kommen meist erst Jahre später auf die Mac-Plattform – viele Spiele-Fans nutzen deshalb Bootcamp und installieren unter Windows ihre Games. Das zweite Problem: Die meisten Macs bieten nur eine integrierte Grafikkarte und sind somit trotz schneller CPU und SSD für aktuelle Titel viel zu langsam. Fast schon unseriös klingt da das Versprechen, man könne einfach Rise oft the Tomb Raider auf seinem alten Mac Mini von 2012 spielen.

Oder Playersunknowns Battlegrounds, The Witcher und dutzende weitere Titel. Der ab heute auch in Deutschland verfügbare Online-Dienst Geforce Now for Mac von Nvidia kann diesen Wunsch aber recht erfolgreich erfüllen und ist dabei sehr simpel bedienbar: Der Mac-Anwender installiert den knapp 100 MB großen Mac-Client, wählt eines der Spiele in einer Liste aus und kann es (nach Kauf beim Spiele-Anbieter Steam oder Blizzard) nach wenigen Sekunden spielen. Der Mac hat sich nämlich im Hintergrund mit einem sehr schnellen Server in Frankfurt verbunden, der eine Nvidia-Grafikkarte bereitstellt und auf dem die oft mehrere GB großen Programmdateien der Spiele verwaltet werden. In der aktuellen Beta-Phase ist der englischsprachige Dienst kostenlos nutzbar, Spiele muss man allerdings über die beiden Spiele-Anbieter erwerben bzw. schon besitzen.
Das Cloud-System hat einige Vorteile: Dank der gut angebundenen Server ist ein neues Spiel in Sekunden vom Steam-Rechenzentrum geladen, auf einem PC mühsam erreichte Spielstände werden für das Spiel am Mac übernommen. Es kommt außerdem auf dem Macbook zu keinen Platzproblemen, selbst dutzende Spiele belegen auf dem Heimrechner keinen kostbaren Speicher.
Praxistest
In einem Vorabtest, den uns Nvidia erlaubte, konnten wir bereits erste Erfahrungen mit dem neuen Service sammeln. Die Kurzfassung: Er funktioniert hervorragend.
Das aktuelle Playersunknown Battegrounds zeigte sich auf einem 12-Zoll-Macbook von seiner besten Seite, auch das Rennspiel Cars 2 beeindruckten durch hohe Bildqualität und gutes Gameplay. Die Bildqualität war in unserem Test durchwegs hervorragend, die Spiele werden in HD-Auflösung dargestellt und sind optisch äußerst eindrucksvoll. Für die offiziell unterstützten Spiele hat Nvidia die optimalen grafischen Einstellungen in Tests festgestellt, diese werden bei der Installation dann automatisch ausgewählt. Bis zu 1080p werden aktuell unterstützt, höhere Auflösungen sind aber geplant. Die Anforderungen an den Mac sind nur gering, schon ein Macbook ab 2008 ist laut Nvidia geeignet, Mindestsystemanforderung ist 10.10 . Wichtiger als aktuelle Hardware ist offenbar eine schnelle Internetanbindung…

Etwas Misstrauen hatten wir vorab, wie wohl die Reaktionsgeschwindigkeit auf Eingaben, die so genannte Latenz ausfällt. In unseren Tests zeigte sich der Dienst aber völlig problemlos, beim Spielen konnten wir keine Verzögerungen bei Spieleingaben feststellen: Gegenüber dem Spiel an einem aktuellen Spiele-PC gibt es bei eigentlich keine spürbaren Unterschiede. Die Latenz liegt laut Nvidia bei etwa 30ms, was manchen Profi-Gamern wohl zu lang ist, dem Feierabendspieler sollte dies aber kaum auffallen.

Der Spieler hat nur ein per Internet übertragenes Videobild des PC-Spiels auf seinem Bildschirm, in Wirklichkeit wird ja nur der Bildschirminhalt auf den Mac übertragen und die Befehlseingaben per Tastatur und Maus abgeglichen. Während der Beta-Phase ist die Nutzung dieser schnellen Spieleserver noch kostenlos – die Finalfassung wird wohl über die Nutzungszeit abgerechnet – die Höhe oder ob es ein Abomodell gibt, ist noch unklar. Noch nicht umgesetzt ist außerdem Mikrofon-Unterstützung.
Peripherie
Was uns zu unserer Überraschung in der Praxis-Erprobung vor allem störte: Die Eingabemöglichkeiten eines Macbook wie Tastatur und Touchpad sind für aktuelle Spiele eigentlich nicht ausreichend. Zumindest der Kauf einer USB-Maus ist zu empfehlen, ist doch bei einigen Spielen nicht zuletzt ein Scrollrad hilfreich. Nvidia hat bereits eine Empfehlungsliste empfehlenswerter Eingabegeräte veröffentlicht. So wird anscheinend neben einigen Gamepads von Logitech auch Sonys Dualshock 4 unterstützt – per USB und drahtlos. Noch ein Problem: Die Tastatur wird anscheinend als US-Tastatur erkannt, was vor allem bei Eingaben wie Passwörtern oder Sonderzeichen stört.
Preismodell und Verfügbarkeit
Die Preise für die Nutzung sind allerdings noch nicht ganz geklärt: Bei der Messe CES hatte Nvidia zwar etwas von 20 Spielstunden für 25 US-Dollar erwähnt, das ist aber noch in der Planung. So finden Eltern 25 Stunden Spielzeit pro Monat vermutlich „völlig ausreichend“ manch Gamer schafft dies aber locker an ein einem Wochenende. Hoch sind übrigens auch die Datenmengen des Videostreams, längere Spiele-Sessions können schnell mal 10 bis 50 GB Volumen beanspruchen.
Ein ähnliches Angebot bietet Nvidia Nutzern seiner Spiele-Konsole Shield bereits für 8 Euro im Monat, allerdings handelte es sich dabei um ein Komplett anderes Konzept, eine Art „Netflix for Games“. Bei dem neuen Abo-Dienst mietet man etwa nur die Spiele-Grafikkarte, Spiele muss man ja über die Dienste Steam oder Blizzard.net zusätzlich kaufen
Ziel von Nvidia ist es, bald 150 Spiele zu unterstützen. Dabei handelt es sich aber weniger um Änderungen am Spiel selbst, als das Festlegen der geeigneten maximalen Auflösung und weiterer Voreinstellungen.
Schnelle Internetanbindung nötig
Ein Problem für Landbewohner: Für die Nutzung ist eine Internetanbindung mit 25 oder besser 50 Mbit zu empfehlen. Für optimale Latenz sollte außerdem ein Anschluss per Ethernet zum Anschluss kommen, Besitzer eines aktuellen Macbook müssen dann leider zu einem USB-C-Adapter greifen. Ethernet ist aber nicht zwingend notwendig, für Spielen per Wi-Fi sollte es jedoch ein aktueller Router mit 5 GHz-WLAN sein. Eine Liste empfehlenswerter Router hat Nvidia ebenfalls veröffentlicht.
Alternativen?
Nvidia ist nicht der einzige Anbieter eines virtuellen Spielerechners. Sowohl Sony, als auch der russische Anbieter Playkey bieten ein ähnliches Angebot. Allerdings waren hier vor allem PC-Gamer und Playstation-Nutzer die Zielgruppe, ebenso beim Spiele-Abo Nvidia Shield und keines davon richtet sich direkt an Mac-Anwender.
Fazit:
Vor allem für Gelegenheitsspieler, die den Kauf eines eigenen Gaming-Desktops scheuen, ist der neue Dienst eine interessante Alternative. Ein echtes Schnäppchen wird es wohl nicht werden, sicher aber günstiger als ein Mac mit gleicher Spieleleistung. Was wir allerdings schade finden: Ist der Dienst sehr erfolgreich, wird es für Hersteller von Spielen noch uninteressanter, PC-Spiele als Mac-Version zu veröffentlichen. Und will man mit einem Spiel einen langen Flug oder eine Bahnfahrt überbrücken, hilft das Cloud-System leider wenig.
Steam, Gog: Halloween-Aktion mit Spiele-Schnäppchen
Tipp: Steam verspricht bei seiner Halloween-Aktion “gruselige Titel” zu niedrigen Preisen. Damit meint Steam nicht schlechte Spiele, sondern eher Spiele, die zum Thema Halloween passen. Auf dieser Aktionseite listet Steam alle eher zu Halloween passenden Angebote auf. Dazu gehören beispielsweise Prey (29,99 Euro statt 39,99 Euro) und Resident Evil 7 (24,99 Euro statt 49,99 Euro), die von Geforce Now unterstützt werden.