Emojis sind bunt, Emojis sind lustig, und vor allem sind Emojis einfach: Während man die bekannt gewordene Krack-Lücke nicht mit einem Satz erklären kann, sind die bunten Bilder von Zebras, Brezel oder einem Dino mit einem Blick erfassbar. So hat Apple bei dem aktuellen Update auf iOS 11.1 die Nutzer nicht mit neuen Funktionen oder geschlossenen Sicherheitslücken zur Aktualisierung gelockt, sondern mit vielen neuen Bildzeichen. Laut Emojipedia zählt das mobile Betriebssystem von Apple somit schon 2613 Emojis. Die Seite kommt auf diese Zahl, weil sie unterschiedliche Varianten eines Emojis, beispielsweise Hautfarben-Variationen der Menschendarstellungen als einzelne Bilder zählt. Aber auch ohne unnötige Aufbröselung wird die Liste in der Emoji-Tastatur langsam unübersichtlich – ein Kimono, ein Doktor-Hut, eine Kanne mit passierten Tomaten, einige Sportarten, die sich nicht mal ergoogeln lassen – diese Begriffe schreibt ein Durchschnitt-Nutzer äußerst selten, geschweige denn diese freiwillig in der unendlich langer Übersicht der sämtlichen iOS-Emojis zu suchen.
Dass die Unternehmen und Nutzer nach immer mehr standardisierten Bildern von zweifelhaftem Nutzen verlangen, hat auch eine andere, etwas unerwartete Kehrseite: Das Unicode Konsortium, das unterschiedliche Schriftzeichen für die digitale Verwendung auf einen gemeinsamen Nenner bringt, dazu gehören auch die Emojis, hat wegen immer neuen Bilder-Anfragen keine Zeit und Kapazitäten mehr, um wichtigere Aufgaben zu erledigen . Dazu gehört beispielsweise die Standardisierung der Schriftzeichen seltener Sprachen. Wie es sich anfühlt, wenn die stupide Maschine statt des eigenen Namens unleserliche Kritzeleien auswirft, müssen sich die zahlreichen Müllers, Möllers und Schröders in der Bundesrepublik und südlich der Alpen gar nicht lange ausmalen, sie wissen es aus eigener Erfahrung.
Es ist auch nicht so, dass Apple die neuen Zeichenbilder unbedingt als Aushänge-Schild für das aktuelle Update gebraucht hätte. Alleine schon wegen der langen Liste der berichtigten Sicherheitslücken hat sich die Aktualisierung gelohnt. Es ist auch verständlich, dass das Unternehmen eine aktive Update-Politik verfolgt, zumindest für die iPhones und iPads, und so mit allen Mitteln versucht, die Nutzer so schnell wie möglich zu dem Update zu bewegen. Nur bleibt hier das Vertrauen in die Vernunft auf die Strecke: Nicht alle Nutzer sind kleine Kinder, die man nur mit einem bunten Bonbon zu einer nützlichen Arznei bewegen kann. Schließlich entscheidet man sich für das iOS und somit für ein iPhone oder iPad nicht wegen der Emojis, die bunten Bilder können die anderen Betriebssysteme ja auch. Wir haben die dunkle Vermutung, dass die Mehrheit der Nutzer auf ein Betriebssystem aktualisiert, wenn dieses merkliche Gewinne bei der Geschwindigkeit oder bei den Akkulaufzeiten der Geräte bringt und nicht wegen eines neuen Brezel-Emoji…