Der Streit zwischen Apple und dem FBI über Hintertüren in iOS könnte erneut aufflammen, berichten Washington Post und Fast Company . Denn bei dem Attentäter, der vor gut zwei Wochen in einer Kirche in Texas zwei Dutzend Menschen erschoss, eher er auf der Flucht vor der Polizei ums Leben kam, hat ein iPhone SE hinterlassen, von dem sich die Strafverfolgungsbehörden unter Umständen neue Erkenntnisse zu den Motiven der Tat erhoffen.
Bereits am 9. November erging ein Durchsuchungsbeschluss, da die Forensiker nicht auf das iPhone SE des Mörders zugreifen konnten. Darin verlangt die Staatsanwaltschaft Zugriff auf das Telefon und auf dessen iCloud-Backup, so weit vorhanden. Auch ein zweites Gerät hat der Attentäter bei sich gehabt, ein billiges Telefon von LG, das ebenso in dem Beschluss erwähnt ist.
Apple habe die Behörden recht früh kontaktiert und technische Hilfe beim Entsperren des Telefons angeboten. So ist es etwa möglich, ein per Touch ID geschütztes Telefon auch mit dem Fingerabdruck eines Toten zu entsperren, wenn es nicht allzu lange gesperrt oder der Akku leer gefallen war. Innerhalb von 48 Stunden hätte man noch mittels dieser Methode das Telefon entsperren können, eine Antwort hat Apple auf sein Angebot vom FBI jedoch nicht erhalten.
Software zum Umgehen der Sicherheitsvorkehrungen von iOS hat Apple in sein Hilfsangebot nicht eingeschlossen, sollte die Polizei danach verlangen, würde die Antwort wohl die gleiche sein wie die aus dem Frühjahr 2016, als das FBI das Telefon des San-Bernardino-Attentäters vergeblich zu knacken versuchte. Verkürzt lautete die Antwort: Nein, auf keinen Fall. Auch seinerzeit hatten die Forensiker schwere Fehler gemacht und es etwa versäumt, das betroffene iPhone 5C noch ein iCloud-Backup erstellen zu lassen, auf das Apple nach richterlichen Beschluss Zugriff erhalten hätte, ohne die Sicherheit seiner Systeme zu gefährden. Der Fall endete damit, dass das FBI geschätzt eine Million US-Dollar ausgab, um eine Spezialfirma das iPhone 5C über eine bis heute nicht offen gelegte Lücke zu knacken – aus den Daten des getöteten Terroristen ergaben sich keine weiteren Erkenntnisse zur Tat, was auch im aktuellen Fall zu erwarten sein dürfte.