Nachdem Apple eine Zeit lang neuere Macbook-Pro-Modelle ohne das leuchtende Apfel-Logo und ohne den Start-Sound “Gong” ausgeliefert hat, feierte zumindest der klassische Boot-Sound mit macOS 11 Big Sur sein Comeback. Viele Nutzer werden sich darüber bestimmt gefreut haben: Immerhin begleitete der “Gong” die Mac-User seit gefühlter Ewigkeit. Tatsächlich kam der Sound bereits in den Achtzigern auf die Macintosh-Rechner und hat dort rund dreißig Jahre überlebt. Der “Gong” hat sich quer durch die Pop-Kultur in den USA eingebrannt, denn er taucht bei den Simpsons, in “Wall-E” und in “Sex and the City” auf. Sie wissen noch immer noch, von welchem Sound wir sprechen? Dann hören Sie noch einmal schnell rein:
So bekannt wie dieser kurze Sound auch sein mag: Den Erfinder des legendären Boot-Geräuschs kennt fast niemand. Der Erschaffer von “Gong” heißt Jim Reekes, der bereits 1988 bei Apple als Sound-Designer eingestellt wurde. Ursprünglich hatte er Musik studiert, um aber ein sicheres Einkommen zu haben, hatte er noch selbstständig das Programmieren gelernt, was zu einer Einstellung bei Apple führte.

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“Verklag mich doch”
Damals stritten sich Steve Jobs und seine Anwälte mit Apple Corps., der Plattenfirma der Beatles. Apple Corps. verlangte, dass selbst im Quellcode des Macs keine musikalischen Hinweise auftauchen. Als eine Mittelfinger-Geste haben Reekes und seine Team-Mitglieder in das Betriebssystem den Sound namens “sosumi” geschmuggelt. Was nach einem kryptischen japanischen Begriff klingt, ist eigentlich eine Lautmalerei der Aufforderung “So sue me” – “Verklag mich doch”. Apples Corps.’ Anwälte haben die Geste nicht verstanden und in einem endgültigen Vergleich durchgewunken, so findet sich der Sound bis heute in den Systemeinstellungen des Mac. Mittlerweile wurde der Name jedoch in “Sonumi” geändert.

Als seine nächste große Aufgabe sah Reekes einen neuen Startton. Der bisherige Sound bis zu Macintosh II war einfach scheußlich und nervte Nutzer und Entwickler. Reekes führt auf: “Der Startton auf dem Mac II war absichtlich so nervtötend gemacht. Die Nutzer hörten ihn dazu in einer Situation, in der sie aber schon zusätzlich gestresst waren – wahrscheinlich war ihr Mac gerade eben abgestürzt und sie hatten die Arbeit mehrerer Stunden verloren.” Reekes hatte mehrere Wochen darüber nachgedacht, wie der Ton klingen sollte, damit er zumindest nicht so nervt. So kam ihm die Idee mit dem Gong-Sound als Zeichen für etwas Neues. Aber wie genau sollte dieser Gong klingen? Moll-Töne wollte Reekes nicht verwenden, diese würden zu traurig klingen, Dur-Töne haben sich als etwas übertrieben optimistisch herausgestellt. So probierte Reekes unterschiedliche Naturtonreihen, eine davon lieferte die Grundlage zu dem Gong-Startton des Macs. Die Vorlage für die Inspiration lieferten nach Angaben des Apple-Ingenieurs unterschiedliche Werke der klassischen und Pop-Musik. Insbesondere ein Song hat die entscheidende Idee geliefert und der war ausgerechnet von den Beatles: “A Day in the Life” endet mit einer Orchesterkakofonie, diese schließt zu einer Naturtonreihe auf.
Diese direkte Referenz zu Beatles blieb rund dreißig Jahre unerkannt und ohne rechtlichen Folgen für Apple, bis die Entwickler sie wieder deaktiviert hatten. Doch seit letztem Jahr ist der klassische Boot-Sound mit macOS Big Sur wieder da. Sollte Sie dieser jedoch stören, können Sie ihn auch über das Terminal mit folgendem Befehl deaktivieren:
sudo nvram BootAudio=%00