Promovideos hat man auf Apple Keynotes schon viele gesehen: Darin kommen Entwickler zu Wort, Marketingleiter, ganz normale Menschen. Manchmal auch Prominente. Aber dass viele dieser Prominenten nach Ende des Videos plötzlich auf der Bühne des Steve Jobs Theater stehen und noch mehr von ihrer Botschaft erzählen, das ist dann doch neu.
Besondere Ereignisse erfordern aber besondere Maßnahmen – und Apple war schon immer gut darin, seine Produkte und Services als “Weltklasse” zu vermarkten. So soll der neue Streaming-Dienst, der es mit den Originalen von Netflix, Amazon und anderen aufmehmen will, auch nicht weniger sein, das Angebot mit der höchsten Qualität im Storytelling: Apple TV+.
Weltumspannend soll das Angebot sein, in mehr als 100 Länder wird es starten: Im Herbst, wie Apple heute ohne Nennung eines exakten Termins angekündigt hat. Der Preis ist auch noch nicht bekannt. Eingebettet wird der “Original Video Abonnement-Service”, wie es im Apple-Sprech heißt, in die neue Fassung der App “TV”, die es schon heute für iPhone, iPad und Apple TV gibt und die bis Herbst auch auf den Mac kommen soll – vermutlich mit macOS 10.15. Doch nicht genug: Wie schon seit Januar bekannt, unterstützt Apple auch SmartTVs der Konkurrenz wie Samsung, Sony, LG oder Vizio – und gewissermaßen einen jeden Bildschirm. Denn auch auf die Settopboxen von Roku und Amazon (FireTV) kommt die App in Kürze.
A-Prominenz auf der Bühne
Apple TV+ wird gewissermaßen das Filetstück der neuen Anwendung, die es einfacher und bequemer machen soll, Inhalte von diversen Anbietern darin zu versammeln und zu verwalten. Die Prominenz, die Apple zu seiner Veranstaltung “It’s sowtime” aufgeboten hat, spielte auch in der ersten Liga. Gerade noch im stylischen Promovideo (schwaz-weiß) zu sehen und schon auf der Bühne, erklärte etwa der legendäre Regisseur Steven Spielberg, wie ihn schon als Kind die “Amazing Stories” aus dem gleichnamigen, seit 1926 erscheinenden Science-Fiction-Heft fasziniert und zu seiner späteren Karriere inspiriert hätten: Eine Neuauflage dreht er für Apple.
Zurück ins Fernsehen, respektive in die Fassung von Apple, kommt auch Jennifer Anniston, die mit Reese Witherspoon und Steve Carrell die Sitcom “The Morning Show” dreht: Amouröse Verwicklungen am Arbeitsplatz TV-Studio sind das Thema. Etwas ernster werden die Stories, die der aus Pakistan stammende Stand-Up-Komiker Kumail Nanjiani präsentierte: “Little America” zeigt wahre Geschichten von Immigranten, die den amerikanischen Traum leben. Hier wird die Show kurz politisch, denn ein derartiges Projekt sei nur mit Apple zu machen, wie Nanjiani erklärt: Humanität liege in der DNA Apples.
JJ Abrams erzählt in “Little Voice” die Geschichte einer jungen Musikerin in New York, Jason Momoa und Alfre Woodard entführen in “See” in eine postapokalyptische Welt. Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt, Apple rühmt sich dafür, die “kreativsten Storyteller der Welt” für seine selbst produzierten Filme, Serien und Dokus gewonnen zu haben, kurz waren dutzende Namen zu lesen:

Apple TV Channels
Softwarebasis wird wie erwähnt die App “TV”, die Apple nun auch für Dritte öffnet. Schon ab Mai diesen Jahres, also in spätestens acht bis neun Wochen, sind die Apple TV Channels verfügbar. Das ist gewissermaßen nicht viel Neues, aber bestand die Zukunft des Fernsehens vor ein paar Jahren noch aus Apps, will Apple die Zukunft nun in einer App gestalten, der eigenen. “TV” war bisher kaum mehr als ein Programmguide für allerlei Inhalte aus den Apps Dritter, die Angebote von Fernsehsendern, Videotheken (inklusive der eigenen) und Kabel-Kanälen konsolidiert Apple in eine Anwendung. Apple TV Channels sieht gewissermaßen wie ein Zwischending aus Amazon Channels und Netflix aus, denn die Oberfläche der App erinnert stark an die des führenden Streamingdienstes, etwa mir ihrer Sektion “Now Playing” und den Empfehlungen für weitere Serien, Filme und Folgen. Aus der App heraus kann man sich direkt in iTunes Filme leihen oder kaufen oder neue Streaming-Dienste wie Starz, Hulu oder Showtime abonnieren, zu keinem Zeitpunkt muss man die Anwendung verlassen. Außer man will ein Netflix Original sehen, denn Netflix ist natürlich nicht dabei – im Gegensatz zu Amazon Prime. Ein weiterer Vorteil der Konstruktion: Man benötigt nur noch ein Passwort, das seiner Apple ID. In mehr als 100 Ländern werde das neue Apple TV erhältlich sein, die Angebote werden sich lokal sehr stark unterscheiden. Wie auch in Apple TV+ sind alle Streams werbefrei, die selbst lernenden Algorithmen, die zu Empfehlungen führen, arbeiten nur lokal: Apple weiß nicht, was Sie sich wann angesehen haben und ebenso wenig werden Sie die Tracker der Werbetreibenden aufspüren können. In den Channels verspricht Apple alle Themen von Sport über Unterhaltung bis zu Nachrichten. Die Sendungen sind online wie offline verfügbar. Apple hat lediglich eine Sache zu den Preis erwähnt: Die Mitglieder einer Familienfreigabe können kostenlos mit schauen, anders als bei Apple Music ist kein gesondertes Familienabo notwendig.