Wenn man sich mit dem Thema Grafikkarte beschäftigt, denkt man meist an Spiele. Aber genau das interessiert uns hier nur am Rande. Weit sinnvoller ist der Einsatz einer eGPU bei der Videobearbeitung. So ist die Grafikkarte nicht nur für eine flüssige Darstellung auf dem Monitor verantwortlich, sondern kann mit ihren spezialisierten Prozessoren auch für Berechnungen herangezogen werden. Das spiegelt sich auch in den Empfehlungen der Hersteller von Videoschnittsoftware und Grafikkarten wieder.
Die großen drei Videoschnittprogramm Adobe Premiere CC, Apple Final Cut Pro X und Blackmagicdesign DaVinci Resolve funktionieren zwar mit den diskreten Intel-Grafikchips, empfohlen werden aber dedizierte Grafikkarte für eine optimale Performace.
Mac Mini aufrüsten
In unserm Projekt rüsten wir den Mac Mini zur Hochleistungs-Workstation für Kreative auf. Bisher erschienen:
Mac Mini (2018) mit RAM erweitern
Mac Mini (2018) erweitern: Externe Speicher
Derzeit werden von macOS nur die Grafikkarte von AMD unterstützt. Hierbei kann man aktuell zwei Klassen einteilen:
- Radeon RX 570/580, Radeon Pro 575, Radeon Pro WX 7100 für:
- Videokodierung
- 4K Videobearbeitung
- Kleinere Renderingprojekte
- Erstellen von einfachen und mittleren VR-Inhalten
- Radeon RX Vega 64/56, Radeon Pro WX 9100 für:
- Erstellen von anspruchsvollen VR-Inhalten
- Große Animationsprojekte
- 6K Videobearbeitung
- Anspruchsvolle Renderingprojekte
Wir haben uns für einen kleinen Test zwei externe Grafikkarten besorgt und wollten schauen, wie sie sich beim Videoschnitt und dem Rendering bemerkbar machen. Es sind die Einsteiger-eGPUs eGFX Breakaway Puck 570 von Sonnet und die Blackmagic eGPU aus dem Apple Store.
Der eGFX Breakaway Puck 570 setzt auf eine Radeon RX 570 Grafikkarte in einem sehr kompakten Gehäuse. Das Netzteil ist extern und Anschluss findet der Puck über einen einzigen Thunderbolt 3 Anschluss. Das ist konsequent, da eine eGPU die maximale Bandbreite von Thunderbolt 3 benötigt.

©Thomas Bergbold
Ganz anders die Blackmagic eGPU, hier ist neben einem weiteren Thunderbolt 3 Port auch noch ein USB-Hub mit vier USB 3.0 Anschlüssen vorhanden. Aber hier ist der zweite Thunderbolt-3-Anschluss nicht für weitere eGPUs oder Laufwerke gedacht, sondern für einen Monitor. Zum Beispiel dem LG UltraFine 5K Monitor aus dem Apple Store. Ein weiterer Anschluss für Monitore ist der HDMI-Anschluss. HDMI hat auch der eGFX Breakaway Puck 570, zusätzlich zu drei DisplayPorts. Als GPU setzt die Blackmagic eGPU auf eine Radeon Pro 580.

©Thomas Bergbold
Als Software für unsere Test setzen wir auf Final Cut Pro X und für 360 Grad Video das Fusion Studio von GoPro. Damit Soft- und Hardware optimal zusammenarbeiten, setzen sie macOS Mojave 10.14.1 oder höher voraus. Auf unserem Mac Mini ist die letzte Version 10.4.3 installiert.
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Sehr gespannt waren wir auf die Unterschiede der beiden GPUs. Auf der einen Seite eine Radeon RX 570 und auf der anderen Seite die Radeon Pro 580.
Blackmagic eGPU im Apple Store kaufen
Um diese Unterschiede zu spezifizieren, haben wir ein kleines Videoprojekt von 2 Minuten und 15 Sekunden erstellt. Das Video hat einige Effekte und Animationen, ebenso wie einen aufwendigen Titel. Das Quellmaterial kommt aus einer GoPro Fusion 360 und wurde in Fusion Studio 1.3 umgewandelt. Das ist sehr rechenintensiv, daher haben wir auch hier die Zeit gemessen.
Die Basis bildet der Mac Mini ohne eGPU, nur mit dem Intel Chip.


An den Messwerten kann man sehr gut sehen, dass sich die externen Grafikkarten positiv bemerkbar machen. Beim Einsatz von Final Cut Pro X ist es auf dem ersten Blick nicht so extrem wie bei Fusion Studio. Abseits der Messwerte ist es während des Videoschnitts deutlicher zu merken. Die Arbeit läuft flüssiger, die Videovorschau kommt nicht so schnell ins Stocken.

©Thomas Bergbold
Für die Videobearbeitung rentieren sich leistungsfähige Grafikkarten, doch wie sieht es bei Fotografen aus? Kann hier eine schnelle Grafikkarte helfen?
Leider Nein.
Wir haben die gleichen Aufgaben wie bei der Speicheraufrüstung des Mac Mini nochmals mit einem Sonnet Puck 570 gemessen. Hier gab es nur marginale Abweichungen. Wenn man sich die Auslastung der Grafikkarte und der CPU in der Aktivitätsanzeige ansieht, kann man das auch sehr schön sehen. Die Grafikkarte wird kaum belastet, Adobe Lightroom CC nutzt hauptsächlich die CPU.
Nur bei einer Aktion, da hilft die Grafikkarte sehr, was der Ausschlag in der Aktivitätsanzeige auch sehr deutlich zeigt, beim Scrollen durch den Bilderkatalog.

©Thomas Bergbold
Empfehlung
Beide Grafikkarten haben ihre Aufgaben über mehrere Wochen mit Bravour gemeistert. Für die Blackmagic spricht der integrierte USB-Hub und dass sie sehr leise ist. Der Lüfter ist nur kaum wahrnehmbar, was für eine sehr effektive Kühlung spricht.
Das kann der Breakaway Puck 570 nicht für sich in Anspruch nehmen. Wenn er gefordert wird, ist er nicht zu überhören. Das passiert aber zum Glück nur kurzzeitig. Trotzdem sind die Lüfter in dem sehr kleinen Gehäuse etwas lauter. Wir haben den Breakaway Puck 570 unter den Schreibtisch gestellt, damit ist er neben den Festplatten nicht mehr aufgefallen.
Das kleine Gehäuse ist auf der einen Seite sehr praktisch, nur auf der anderen Seite ist das Netzteil extrem groß und schwer. In den Messwerten unterscheiden sich beide eGPUs nicht, wo sich der Breakaway Puck 570 absetzen kann ist in der Anzahl der Videoschnittstellen. Mit drei DisplayPort und einem HDMI, kann er theoretisch zwei Monitore mehr bedienen.
Preislich liegt der Sonnet Puck mit seinen nicht ganz 600 Euro klar unter der rund 700 Euro kostenden eGPU von Blackmagic.