Wie viele Apple TV denn nun über den Ladentisch gingen, verrät Apple ebenso wenig wie die Verkaufszahlen der Apple Watch . Nur zu relativen Aussagen lässt sich der Hersteller hinreißen: Im Jahr 2017 sei die Plattform um 60 Prozent gewachsen, angeschoben durch das Apple TV 4K, das auf kompatible Fernsehapparate Inhalte in 4K-Auflösung und HDR-Qualität bringt.
Eine neue Box ist nicht schon wieder fällig, wer aber von einer wesentlichen Neuerung von tvOS 12 profitieren will, der muss unter Umständen sich aber neue Soundhardware anschaffen, nachdem im letzten Herbst ja schon ein 4K-Fernseher vonnöten war. Denn nun will die Apple TV 4K auch Klang in höherer Qualität ausgeben und unterstützt den Standard Dolby Atmos. Kompatible Soundbars erzeugen mit der Technik einen Raumklang, wo bisher nur Stereo möglich war. Der Zuschauer sitzt also gewissermaßen mitten im Geschehen, lautet das Versprechen. Zwar hat bei weitem noch nicht jeder im iTunes Store angebotener Film die Tonspur in dem Format bereit, es werden aber immer mehr – Apples Kauf- und Leihvideothek hat nach eigener Aussage das größte derartige Angebot. Positiv: Wie schon im Vorjahr beim Umstieg auf 4K erfolgt der Austausch der Videodateien kostenlos: Wer einen HD-Film gekauft hatte, bekam die 4K-Fassung automatisch ausgeliefert, sobald sie verfügbar war, das passiert nun auch mit Dolby Atmos. Hat man schon einen Streifen in der Mediathek, der nun den immersiven Sound unterstützt, muss man für diese Version nicht noch einmal extra bezahlen. Apple rühmt sich zudem, überhaupt die weltweit größte Auswahl von 4K-Filmen via iTunes anzubieten.

Kabelfernsehen auf dem Apple TV
“Die Zukunft des Fernsehens sind Apps”, hieß es noch vor einigen Jahren bei Apple, als man angeblich bereits weit gediehene Pläne für ein eigenes TV-Abo aufgeben musste. Einen derartigen Dienst mit Live-Inhalten wird es wohl von Apple auch nicht mehr geben, doch hat der Konzern nun etliche Kabelprovider dazu gebracht, ihren Kunden ein Apple TV 4K anzubieten und ihre Programme darüber zu streamen. Den Anfang macht in den USA der zweitgrößte Kabelprovider des Landes, Charter Communications. Angenehmer Nebeneffekt derartiger Kooperationen: Das sogenannte Zero-Sign-On. Das Apple TV 4(K) erkennt automatisch das Breitbandnetz des Anbieters und loggt sich daher in alle darüber verbreiteten Programme ein. Ein Single-Sign-On hatte Apple bereits mit der App TV angeboten, das sich auf zu der Technik kompatible Apps mit nur einem allgemeinen Zugang verband. In der Schweiz hat Apple eine Kooperation mit Salt angestoßen, in Frankreich mit mit Canal+. Ähnliches fehlt in Deutschland, hier sind die Anbieterstrukturen aber auch andere und der Platzhirsch Telekom ist mit seinem Angebot Entertain nicht auf das Apple TV angewiesen. So werden wir hier weiterhin mehrere Receiver handhaben müssen …
Wo bleibt Apple Video?
Vor drei Jahren gab Apple auf der WWDC den Startschuss für sein Streamingangebot Apple Music, vor zwei Jahren bekam es zu diesem Anlass eine erste große Renovierung spendiert. In diesem Jahr blieben Neuigkeiten zu Apple Music auf der Entwicklerkonferenz aus und natürlich fiel auch kein Wort über Apples TV-Ambitionen mit originären Inhalten. Doch so zahlreich die Gerüchte auch sind, welche Regisseure welche Serien angeblich für Apple produzieren wollen und wie valide auch Nachrichten über entsprechende Personalien im Managementteam sind – Apple hat diese Pläne bisher weder bestätigt noch dementiert. Ein mögliches Konkurrenzangebot zu Netflix oder Amazon Prime Video wird einige Zeit des Vorlaufs benötigen, vor 2019 wird Apple Video kaum an den Start gehen. Womöglich erfährt man aber zur WWDC im nächsten Jahr mehr dazu.
Was 4K und HDR leisten können, zeigt Apple mit seinen Aerials genannten Bildschirmschonern, Luftbildern von Städten und Landschaften in beeindruckender Qualität. Ein neues kommt mit tvOS 12 hinzu, das Aerial “Earth”, aufgenommen von der ISS aus.

©Apple
tvOS 12 wird wie die anderen Updates im Herbst erscheinen, dann darf man sich auch noch auf weitere kleine Neuerungen freuen. So landet die Apple TV Remote automatisch im Kontrollzentrum von iPhone und iPad, Autofill-Passwörter übernimmt die Box von iPhone und iPad, und Systeme für die Haussteuerung wie Control4, Creston und Svant lassen nun auch das Apple TV bedienen, auch via Siri. Entwickler erhalten die erste Beta sofort, wann eine Public Beta verfügbar sein wird, ist noch nicht bekannt. tvOS 12 wird auf dem Apple TV der vierten Generation und dem Apple TV 4K laufen.
Nicht so bald
Wird das Apple TV den Kabeldecoder überflüssig machen? Die Ankündigungen Apples in dieser Woche ließen das vermuten. Dass es aber noch lange nicht so weit ist, erklärt Jared Newman auf Techhive . Denn zwar mag Charter Communications eine Kooperation angekündigt haben und sein Programm per Stream auf das Apple TV bringen, doch gab es derartiges (auch mit Zero-Sign-In) bereits für Roku, die Xbox One oder Samsung TVs. Und in all diesen Fällen konnte man den Kabelreceiver nicht abschaffen, es handelte sich nur um zusätzliche Angebote, für die es etwa keine Recording-Funktion gab. Andere Kabelprovider zieren sich noch mehr, das Apple TV scheint sich derzeit also eher als Zusatz in der Fernsehlandschaft zu bewähren und nicht als Ersatz. Was Apple stattdessen machen könnte, skizziert Newman gleichwohl. Wie der Anbieter Sling – oder in Deutschland Waipu.tv und Zattoo – sollte Apple eher eine App bringen, die die Streamingangebote diverser Sender in ein Bundle packt.