Vielen Surfern ist es gar nicht bekannt: Befindet sich auf einer Webseite ein Like-Button von Facebook oder ein eingebettetes Youtube-Video, werden sie von den beiden Werbegiganten sofort identifiziert und verfolgt. Über Cookies und andere Daten können die Konzerne einen Surfer über mehrere Webauftritte nachspüren, was den Konzernen zielgerichtete Werbung ermöglicht. Mit macOS 10.14 Mojave und iOS 12 will Apple hier einen Riegel vorschieben, zumindest bei der Nutzung von Safari.
Wie bei der Keynote zur WWDC von Craig Federighi vorgeführt, wird die kommende Safari-Version bei einem eingebetteten Facebook-Kommentarfeld oder eingefügten Youtube-Video dann eine Warnung zeigen, dass Nutzerdaten gespeichert werden. Der Nutzer sieht ein Pop-Up und muss der Weitergabe seiner Daten ausdrücklich zustimmen.
Der erstmals mit High Sierra eingeführte Schutz gegen Tracking, ITP1.0 genannt, hatte damals schon einen Aufschrei der Werbebranche ausgelöst. Mit den kommenden Safari-Versionen von macOS 10.14 Mojave und iOS 12 und ITP 2.0 verschärft Apple den Schutz gegen Werbenetzwerke noch mehr.
Aufwendige Technologie im Hintergrund
Wie ein ausführlicherer Artikel der Webkit-Entwickler zeigt , bemüht sich Apple bei seiner neuen Ausgabe der Intelligent Tracking Prevention (ITP) 2.0 einen Kompromiss zwischen Schutz und Komfort zu finden. Wollen ja die meisten Surfer das eingebettete Youtube-Video trotz Tracking sehen oder ihren Kommentar abgeben. Aber auch die Werbeanbieter sollen nicht komplett ausgesperrt, es sollen nur Einwilligungen der Nutzer angefordert und Tracking erschwert werden. Gibt etwa ein Nutzer seine Bestätigung, dass er das Youtube-Videos sehen will, gilt dies auch für weitere Aufrufe. Über eine neue Schnittstelle namens Storage Access API kann ein Anbieter von Inhalten dies ermöglichen, der Zugriff gilt dann vorerst für 30 Tage. Diese Frist wird durch jeden Zugriff verlängert.
Schlecht für Werbeanbieter: Es gibt noch weitere Verschärfungen bei der neuen ITP-Version. Bei den vor einem Jahr mit High Sierra eingeführten Versionen 1.0 und 1.1 gab es beispielsweise noch eine Art „Schonfrist“ für Tracking-Cookies. Werbecookies mit Tracking-Funktion wurden erst nach 24 Stunden bzw. 30 Tagen gelöscht, bei der neuen Version soll dies aber anscheinend sofort erfolgen. Ein Schutz gegen so genannte „First Party Bounce Trackers“ ist ebenfalls neu implementiert. ITP 2.0 erkannt dabei Webseiten, über die Nutzer nur umgeleitet werden, jedoch keine Inhalte darauf konsumieren. Diese Umleitung dient nämlich nur der Platzierung von Cookies und Sammlung von Nutzerdaten, Safari löscht diese Daten dann sofort. Es gibt aber noch weitere Tricks von Trackern, etwa die so genannte Tracker Collusion. Dabei unterstützen sich mehrere Tracking-Dienste gegenseitig bei der Identifizierung von Surfern. Die soll ITP ebenfalls erkennen können.
Zusätzlich will Apple aber auch das so genannte Fingerprinting erschweren, wie während der Keynote erläutert. Offenbar nutzten die Dienste nämlich Informationen über das System des Surfers, um diesen anhand seines Rechners zu identifizieren. macOS 10.14 Mojave gibt deshalb nur eine vereinfachte Systeminformation weiter, nur Standard-Schriften und keine Dritthersteller-Plug-ins.
Fazit:
Apple hat als Anbieter von Hardware einen echten Vorteil gegen seine Konkurrenten Facebook und Alphabet. Ohne Einbußen zu befürchten, kann Apple Schutz gegen Werbetracker bieten, ist das Unternehmen doch im Unterschied zu Facebook, Alphabet oder auch Twitter nicht auf die Währung Nutzerinformationen angewiesen. Die gebotenen Schutzfunktionen wirken beeindruckend, allerdings ist nach unserer Meinung etwas Kritik angebracht: Der Schutz gegen Tracker und Werbung gleicht oft dem Rennen zwischen Hase und Igel und Konzernen wie Facebook und Google gelang es in den letzten Jahren immer schnell, Schutzmechanismen auszuhebeln und Nutzer zu überzeugen. Unter Apples Schutzfunktion können sie außerdem einen Größenvorteil ausspielen, sind doch eingeblendete Youtube-Videos oder Facebook-Kommentare auf unzähligen Webseiten verteilt. Unter Umständen profitieren sie sogar von der Schutzfunktion, wird es doch für die konkurrierenden kleineren Werbeanbieter dadurch schwerer, ausreichend Nutzerdaten zu sammeln.