Der Standardrouter des Providers reicht meist nicht aus, um in der ganzen Wohnung, auf der Terrasse und in obere Stockwerken ein gutes drahtloses Netz zu haben. Einfache Repeater sind als Lösungen unbefriedigend : Zwar verlängern sie das WiFi, da sie aber auf dem gleichen Kanal hin- und herfunken, reduziert sich die Bandbreite merklich.
Am besten ist ja immer noch die harte Verkabelung, doch Ethernet durch die Stockwerke zu verlegen, erfordert großes Geschick oder einen bedeutenden finanziellen Aufwand. Zumal iPhones und iPads von einer Ethernet-Buchse nun überhaupt nichts haben – dann muss auch noch eine Airport Express oder Extreme her, solange Vorrat reicht . Alternativ zum Ethernet und Hotspots für den drahtlosen Zugang an dessen Buchsen bieten sich Powerline-Adapter an, die Daten über das Stromnetz im Haus schicken, manche Modelle spannen am vom Router entfernen Ende ein WLAN auf.
3er Pack Linksys Velop ab 280 Euro im Handel
Völlig drahtlos geht es aber mit den seit einigen Jahren in Mode gekommenen Mesh-Systemen . Was sie mit Repeatern gemeinsam haben: Sie erweitern die Reichweite eines WiFi, das sonst nur in unmittelbarer Nähe zum Funkrouter stark ist. Der Unterschied: Mesh-Knoten nutzen zwei unterschiedliche Bänder, um sich zu verständigen und Daten zu verteilen, es gibt also keinen Abfall in der Bandbreite, zumindest in der Theorie. Zudem verbinden sich Geräte immer automatisch mit dem nächsten Knotenpunkt (Node) und müssen nicht ständig das Netz wechseln – schont den Akku.
Nachgetestet: Linksys Velop Dualband
Im vergangenen Jahr hatten wir bereits in unserem privaten Setting das System Google WiFi von Google getestet und dessen Bandbreiten an verschiedenen Stellen des Hauses mit denjenigen verglichen, die uns der bloße Router des Providers bot – ein Speedport Smart von der Telekom. Das damalige Ergebnis: Endlich ein schnelles Netz auch unter dem Dach und auf der Terrasse, nur der Netgear Orbi – streng genommen kein Mesh , sondern einfach ein verdammt leistungsstarker Funkrouter – brachte sogar noch einen Tick bessere Ergebnisse.
Ein gutes Jahr später probieren wir nun das neue Mesh-System Linksys Velop aus, drei identische Nodes, die zusammen bei Amazon 280 Euro kosten (UVP des Herstellers: 299,99 Euro) und damit gut 100 Euro weniger als der Dreierpack Google WiFi . Es gibt Gründe, diesen Aufpreis zu zahlen, zumal wir in unserem Test seinerzeit festgestellt haben, dass in unserem Haus wir auch prima mit zwei Mesh-Knoten von Google auskommen. Der wesentliche Unterschied besteht jedoch darin, dass wir es mit einem Dualband-System zu tun hatten, das zwar anständige Ergebnisse liefert, sich aber mit dem Triband-System des Google WiFi nur bedingt vergleichen lässt. Linksys hat auch ein Tribandsystem im Angebot, bei dem drei Nodes bei Amazon 355 Euro kosten, der Zweierpack ist für 295 Euro erhältlich . Zwei Dualband-Velops kosten 219,99 (UVP), ein Node 119,99 (UVP). Die beiden Baureihen sind untereinander kompatibel.
Doch zu den Messergebnissen und ihrer schwierigen Einordnung später mehr, am Ende des Textes finden Sie auch noch Ergebnisse der Triband-Version.
Einfache Verarbeitung, langwierige Einrichtung
Der Dreierpack Linksys Velop kommt in einem für unseren Geschmack etwas zu großen Karton, Apple und auch Google verstehen es, weniger Verpackung einzusetzen – doch das sollte hier keine wesentliche Rolle spielen. Die drei Plastikpyramiden (quadratische Grundfläche, abgeschnittene Spitze) sind jedoch angenehm leicht und sehen elegant aus. Ein Mastergerät (wie beim Netgear Orbi) gibt es nicht, das ist ja auch der Sinn des Mesh. Es liegen drei Netzteile bei und nur ein Ethernetkabel – aber auch genau das soll so sein. Eines der Geräte schließen wir an unseren Speedport an und finden es flott über die Linksys-App, die wir zuvor auf das iPhone geladen hatten. Die Einrichtung danach nimmt aber etwas Zeit in Anspruch, was teils unsere Schuld ist.
Denn nach der Registrierung bei Linksys (warum eigentlich?) missverstehen wir den Einrichtungsassistenten gründlich und benennen das Netz so wie das des Standardrouters, natürlich auch mit dem gleichen Passwort. Man sollte nach Feierabend einfach Feierabend machen und nicht noch Testszenarien aufbauen …
Denkfehler unserseits am Abend: Das Linksys Velop verlängert eben nicht das bestehende WiFi, sondern baut ein eigenes auf. Das wollten wir mit dem des Telekomrouters ja auch vergleichen. Die ersten Messungen waren also für die Tonne, aber nach etwas Nachdenken dann eben neu versucht: Das Netz abgemeldet, alle drei Nodes zurückgesetzt und alles noch mal von vorne.
Das Aufsetzen des ersten Nodes mit einem neuen WiFi geht recht unkompliziert, dauert aber ein wenig. Allein der Start des Gerätes kann ein, zwei Minuten in Anspruch nehmen, erst dann kann man loslegen. Einen zweiten und später einen dritten Knoten hinzuzufügen ist ebenso unkompliziert, aber auch ein wenig zeitaufwendig. Das hat aber durchaus Gründe, denn die App lässt die Nodes zunächst miteinander kommunizieren und vermeldet, wenn die Verbindung zwischen den Knoten zu schwach ist, weil sie zu weit auseinander stehen.













Und gerade hier geraten wir in unserem Setting in Schwierigkeiten. Denn der Node steht im ersten Stock im Schlafzimmer ein wenig zu weit weg vom ersten im Erdgeschoss. Erst, als wir ihn im Flur aufstellen – näher an der Treppe – bekommt der dritte Node im zweiten Stock im Dachzimmer ein ausreichendes Netz. Ohne eine derartige Optimierung konnten wir das Netz des Linksys Velop im zweiten Stock nicht nutzen, was uns auch eine rot blinkende LED am Gerät zeigte. Vom Google WiFi waren wir da anderes gewohnt, dieses hat unserem Ergebnis nach eine bessere Reichweite und schert sich nicht darum, dass der zweite Knoten ein wenig um die Ecke herum angebracht ist.Hier zeigt sich wohl der Vorteil der Dreibandtechnologie.
Messergebnisse: Sinnvolle Erweiterung, aber nicht optimal
Um zu den Ergebnissen des Vorjahres einigermaßen einen Vergleich zu bekommen, messen wir auch diesmal mit einem Macbook Air (Sommer 2011) in Wohnzimmer, Schlafzimmer, Dachzimmer und auf der Terrasse, im Keller bemühen wir unseren iMac (Herbst 2015). Dieser liefert auch gleich einmal ein Nichtergebnis: Im Mittel der drei Messungen der Downloadgeschwindigkeit (über die DSL-Speedtest-Seite der Telekom) kommt das Linksys Velop auf 67,95 Mbps, der Speedport auf 77,91 Mbps. Der Fehler beträgt aber jeweils über 10 Mbps in der quadratischen Abweichung, und da wir im Keller keinen Node aufgestellt haben, war es auch nicht zu erwarten, dass wir ein besseres Netz hinbekommen als zuvor. Nur das Netgear Orbi hatte vor einem Jahr signifikant besser nach unten gefunkt.
Unsere Messmethode hat zugegebenermaßen zwei Haken. Der erste: Wir messen hier nicht den Datendurchsatz zum und vom Router, sondern den zum und vom Server der Telekom, dieser ist auch über Ethernet bedeutenden Schwankungen ausgesetzt. Der zweite: Während sich das System Linksys Velop selbstverständlich auch auf den Standard 802.11ac versteht, ist beim sieben Jahre alten Macbook Air bei 802.11n Schluss. Wir waren bei unserem Test aber etwas in Zeitdruck, konnten daher die Messreihe nicht beliebig ausbauen oder ein neueres Macbook Air heranziehen.
Einige Rückschlüsse sind dann aber doch möglich. Nicht bei den Messungen mit dem Macbook Air im Wohnzimmer, Speedport und Velop sind gleich weit entfernt. Hier geht es 32 zu 31 für das Mesh aus, das an dieser Stelle kein effektives Mesh sein kann. Auch hier wieder ein großer Messfehler von 10 Mbps. Gegencheck mit dem iPad Air 2, das bekanntlich auch auf 802.11ac funkt: Die Downloadrate ist deutlich höher, Speedport und Velop schenken sich nichts.
Ein Stockwerk höher dann das klare Ergebnis: Der Speedport lässt nach, während das Mesh von Linksys uns mit bestem Internet versorgt, im Download von 48,64 (±12,17) Mbps, der Speedport kommt nur noch auf 24,03 (±0,24) Mbps. Schön, aber erwartungsgemäß deutlich unter den Raten, die wir vor einem Jahr mit Google WiFi und Netgear Orb erreichten. Diese Messungen sind nur bedingt vergleichbar, wir haben aber schon angedeutet, dass der Standort, den die Geräte von Google und Netgear ohne Weiteres akzeptierten, für das Velop nicht optimal ist. Den Node im ersten Stock benötigen wir aber vor allem für die Erweiterung in den zweiten.
Und hier kommen wir wieder zu guten Ergebnissen für den Linksys Velop, nachdem wir die Aufstellung optimiert hatten. 60,37 (±5,89) Mbps zu 25,14 (± 1,64) Mbps sprechen eine eindeutige Sprache: Wer im zweiten Stock noch eine schnelle Leitung wünscht, benötigt ein Mesh und bekommt mit dem Dreierpack von Linksys Velop eine zufriedenstellende Lösung. Recht viel schneller war im Vorjahr das Google Wi-FI auch bei Verwendung von drei Nodes nicht, im Alltag kommen wir da oben aber wie erwähnt wunderbar mit einer Zwei-Node-Konfiguration zurecht.

Draußen vor der Tür
Bleibt ein letzter Härtetest: Wie ist das Netz auf der Terrasse, bei geschlossenen Fenstern und Türen, jeweils dreifach verglast? Die jüngste Outdoorkamera von Nest betreiben wir dort über das Google WiFi und sehen ohne Probleme Videos in voller Auflösung, 802.11ac macht es möglich. Um einigermaßen einen Vergleich zu bekommen, messen wir aber erneut mit dem Macbook Air, also über 802.11n. Das Ergebnis überrascht ein wenig: Der Speedport, der im vergangenen Jahr nur 16,45 (± 6,1) Mbps erreichte, schafft es bei der Messung heuer auf 26,13 (±1,24) Mbps, Linksys Velop steht mit 13,56 (± 2,56) Mbps deutlich hinter beiden Messreihen – die Signalstärke lässt also zu wünschen übrig. Gegencheck mit dem iPad Air 2 und 802.11ac: Auch hier liegt der Speedport vorne, mit 53 zu 31 Mbps. Für den Betrieb der Außenkamera setzen wir vielleicht doch besser wieder auf das Google WiFi …
Sinnvolle Funktionen in der App
Wir genießen unsere Messungen mit erheblicher Vorsicht, meinen daraus aber dennoch zwei Schlüsse ziehen zu können: Ein Mesh wie das Linksys Velop ist in größeren Wohnungen oder eben in mehrgeschossigen (Reihen-)Häusern sehr sinnvoll, um die drahtlose Reichweite des Routers zu verlängern. Das Velop ist in der Einsteigerversion aber ein wenig zu schwach auf der Brust, so benötigen wir mehr Nodes als bei anderen Systemen und kommen nicht gut genug durch Fenster und Wände. Wir sind auf einen etwaigen Nachtest mit der Triband-Fassung gespannt.
Doch bietet uns das Linksys Velop auch in der vorliegenden Version eine leicht zu bedienende Funktion, auf die wir und vor allem unsere minderjährigen Mitbewohner geradezu gewartet haben: Kindersicherung. Diese lässt sich in der App pro Gerät einstellen, das jemals mit dem drahtlosen Netz verbunden war. Von Whitelists und anderen Contentschranken halten wir nicht viel, das hat noch nie so richtig funktioniert. Aber die zeitliche Begrenzung, die man einrichten kann: Wunderbar! So könnten wir nicht nur iOS-12-Geräten ab einer gewissen Nutzungs- oder Uhrzeit die Leitung kappen, sondern auch allen anderen drahtlos verbundenen Computern. Leider lässt sich das nicht in sinnvolle Gruppen wie beim Google WiFi fassen, hat das eine Kind seine Zeit auf dem iPad verbraucht, wechselt es halt auf das iPhone, für viele Haushalte dürfte das aber eine adäquate Lösung sein, um die Onlinezeiten wenigstens ein bisschen zu kontrollieren und einzuschränken.
Das Einrichten eines Gastnetzes ist selbstverständlich erhalten, zudem bietet die App an, bestimmte Geräte im Netz zu priorisieren. Das kann etwa dann sinnvoll sein, wenn man TV über einen drahtlosen Receiver empfängt und der Stream dann natürlich volle Power bekommen soll, während andere Geräte hinten anstehen. Wir haben aber auf einen genaueren Test dieser Funktion verzichten müssen, der bisher aufgetretene große Messfehler hätte vermutlich kaum Rückschlüsse über die Wirksamkeit dieser Einstellung zugelassen.
Fazit: Dualband-Mesh
Ja, das Linksys Velop wirkt bis beinahe die letzten Ecken und steht teureren Lösungen wenig nach, wenn man die einzelnen Nodes optimal platziert hat. Dennoch scheint uns in einem Haus mit drei Ebenen (plus Keller) die Verwendung des Dreierpacks angebracht, während andere Mesh-Lösungen auch mit zwei Geräten auskommen. Das gilt es beim Preisvergleich etwa mit dem Google Wi-Fi zu berücksichtigen.
Update: Linksys Velop Triband
So sind wir denn nun gespannt, was das Triband-System des gleichen Herstellers zu leisten vermag. Die Geräte sind ein wenig größer und ihre Netzteile etwas wuchtiger, doch sonst von gleicher eleganter Form. Die Einrichtung geht zunächst ohne Probleme vonstatten und dauert etwa genau so lang, doch stellen wir bei der Erstaufstellung des Systems erfreut fest, dass es mit der Geometrie unseres Hauses bestens zurecht kommt – wir müssen keinen der beiden oberen Nodes im Treppenhaus platzieren. Zufrieden schalten wir das System wieder ab und kümmern uns eine Woche lang dann um andere Themen.

©Linksys
Beim Wiedereinschalten aber eine unschöne Überraschung: Einer der Nodes bleibt offline. Wir entfernen ihn aus dem Mesh, setzen ihn zurück und versuchen ihn neu einzubinden – was mit einer Fehlermeldung abbricht. Erst nach einem weiteren Tag Ruhe meldet sich der Node dann plötzlich doch im vermaschten Netz an, ohne dass wir die Einrichtung hätten neu starten müssen. Seltsam – und vermutlich etwas für das “Journal of Nonreproducable Physics”, für das wir auch gerne schreiben …
Reproduzierbar sind aber unsere Messungen, nachdem alle unsere Nodes laufen. Im Keller mit dem iMac (kompatibel zu 802.11ac): Kein Unterschied zwischen Speedport und Linksys Velop, beides sehr angenehm schnell. Im Wohnzimmer dann die erste Überraschung: Der Speedport lahmt (34,91 ± 0,27 Mbps) und das Linksys Velop öffnet uns die Schnellspur auf der Datenautobahn (92,94 ± 0,47 Mbps) – sehr schön. Bei unseren letzten Messungen war der Telekom-WLAN-Router zwar an dieser Stelle meist flotter als heute (31,22 ± 10,56 Mbps) , aber bei weitem nicht so schnell wie das Mesh.
Bleiben wir erst einmal auf der Ebene und verziehen uns mit dem Macbook Air auf die Terrasse, bei geschlossenen Türen und Fenstern. Der Speedport lädt Daten hierhin nur noch tröpfenweise (4,69 ± 2,7 Mbps), das Linksys Velop immerhin so schnell, dass man arbeiten kann (20,24 ± 3,58) Mbps.
Die Unterschiede sind auch im ersten Stock deutlich, im Schlafzimmer messen wir mit dem Speedport mäßige 17,02 ± 4,85 Mbps, das Linksys Velop versorgt uns mit einer Downloadgeschwindigkeit von 59,26 ± 13,61 Mbps.

Im zweiten Stock bekommen wir selbst mit zwei Nodes von Linksys anständige Ergebnisse: 54,48 ± 1,32 Mbps, der Speedport ist dort oben mit 18,44 ± 0,66 Mbps kaum noch zu spüren. Schalten wir einen dritten Node ein, haben wir auch wieder mehr von unserer 100-Mbit-Leitung der Telekom, nämlich 75,68 ± 3,34 Mbps. Das macht die Kaufentscheidung klar: Zwei Nodes reichen wie im Fall von Google Wi-Fi bei dieser Konfiguration durchaus, mit einem dritten hat man dann aber noch mehr Spaß. Und bequemer als eine Ethernetleitung durch die Stockwerke zu verlegen, ist ein Mesh in jedem Fall.
Dreierpack Linksys Velop bei Amazon kaufen (355 Euro)
Fazit: Linksys Velop Triband
Wir können hier nur eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen, der Preis ist in etwa der gleiche wie für das Google Wi-Fi, Komfort und Funktionalität in etwa die gleiche. Ob man mit zwei Nodes zurecht kommt oder drei benötigt, muss man aber selbst entscheiden.