Apple hat Safari um eine neue Anti-Tracking-Funktion erweitert, die das Tracking von Nutzern verhindert, die auf eine Anzeige auf einer Website klicken und einen Kauf auf einer anderen, unabhängigen Website tätigen. Stattdessen wird die Verbindung verschwommen, so dass ein Werbetreibender nur die Gesamtwirkung einer kleinen Anzahl verschiedener Anzeigen über kurze Zeiträume verfolgen kann.
Der neue Ansatz, genannt Privacy Preserving Ad Click Attribution, haben Apples Entwickler in der Safari Technology Preview (Version 82) vorgestellt, und Apple kündigt an, dass die Neuerungen noch in diesem Jahr in einer neuen Safari-Version erscheinen werden – wahrscheinlich in der mit iOS 13 und macOS 10.15 integrierten. Apple stellte die Technologie auch der Web Platform Incubator Community Group auf der W3C vor mit dem Vorschlag, sie als Frühphase eines neuen Standards zu sehen. Die Organisation hat das Ziel, neue Standards für Browser und Webseiten zu definieren.
In einem Blog-Post auf der Seite von WebKit erklärt Apples Sicherheits- und Datenschutzingenieur John Wilander, wie die Kommunikation der Werbe-Website, des Browsers und der E-Commerce-Site in einigen technischen Details funktionieren wird, mit der Intention, Webseiten über kommende Änderungen zu informieren und den Entwicklern beizubringen, wie man den neuen Ansatz implementiert und testet.
Diese neue Safari-Funktion ist Teil von Apples Bemühungen, sich in Bezug auf den Datenschutz von Amazon, Facebook, Google und anderen zu unterscheiden, die im Rahmen ihrer Umsatzmodelle für Anzeigen- und Produktverkäufe weitgehend auf ein breites Nutzertracking angewiesen sind. Anzeigen, die Benutzer nach Alter, Einkommen, Standort und Interessen einordnen, nehmen mehr Geld ein. Safari wird resistenter gegen das Tracking von Benutzern und das Sammeln von privaten Daten, während gleichzeitig die Geschäftsmodelle dieser anderen Unternehmen unter Druck geraten.
So funktioniert es
Mit diesem neuen Ad-Click-Atttributionsmodell wird eine Werbeseite nicht in der Lage sein, umfangreiche und eindeutige Identifikatoren in einem Link anzubringen oder einen Benutzer mit Cookies zu verfolgen. Es werden auch so genannte “First Party”-Links benötigt, bei denen die Trackinginformationen vollständig von der Website stammen, die ein Benutzer besucht, und nicht von eingebettetem Code oder Webseitenteilen (sogenannte “Iframes”), die von einem Dritten bereitgestellt werden.
Mit der aktuellen Anzeigen- und Benutzerverfolgung können Netzwerke von Drittanbietern umfangreiche Profile über das Surf- und Kaufverhalten der Benutzer erstellen, ohne jemals eine ausdrückliche Genehmigung des Benutzers einzuholen. Diese Informationen werden verwendet, um die von Ihnen angezeigten Anzeigen zu gestalten. Wenn Sie sich jemals gefragt haben, warum der Kauf einer Familienpackung Feuchttücher auf einer Website bedeutet, dass Sie auf jeder Website, die Sie danach besuchen, Anzeigen für Feuchttücher sehen, dann ist es aufgrund dieses Webseiten-übergreifenden Trackings. Man kann davon ausgehen, dass 99,9 % aller Webseiten Codes von Google, Facebook & Co eingebettet haben. Über diese Einbettungen überall im Web kann beispielsweise Google Sie ziemlich genau nachverfolgen.
Im Apple-Konzept sieht ein potentieller Käufer eine Anzeige auf der Webseite beispiel.de, die eine Identifikationsnummer von 0 bis 63 haben kann. Diese Anzeigen von 0 bis 63 können selbstverständlich auf unterschiedliche Zieldomains führen. Gleichzeitig kann ein Werbetreibender auf der Zieldomain shop.de eigenen Anzeigen auf unterschiedlichen Webseiten, unter anderem beispiel.de, auch eine Identifikationsnummer von 0 bis 63 vergeben, so weiß er, dass ein Nutzer seine Anzeige 15 auf der Startseite beispiel.de angeklickt hat, weiß aber nicht, wer genau dieser Nutzer ist. Beim Übergang von der Startseite beispiel.de auf die Zieldomain shop.de werden Parameter im 6-Bit-Bereich übergeben, die den Einkauf identifizieren, aber nicht den Einkäufer. Dafür bräuchte es mehr Informationen im Link.
Wenn der Benutzer die Anzeige anklickt, erhält nur die Zieldomäne diesen Anzeigencode – es werden keine Cookies gesendet und andere Trackinginformationen werden entfernt.
Um die Effektivität einer Werbekampagne zu bewerten, muss ein Werbebetreiber wissen, welche Anzeigen auf der Startseite beispiel.de welche Aktionen auf seiner eigenen Seite shop.de hervorrufen. Bis jetzt benutzt man überall im Web Tracking-Pixel und Cookies, die gleich den Nutzer identifizieren. Apple will auf dieses Verfahren verzichten und schlägt ein neues vor: Nachdem ein Nutzer auf der Startwebseite beispiel.de eine Anzeige geklickt hat, speichert Safari diese Aktion als Ad Click. Die Zielseite shop.de weiß nun, dass jemand von der Webseite beispiel.de auf die Anzeige 15 geklickt hat, kann aber den konkreten Nutzer nicht identifizieren, weil die Cookies und Tracking-Pixel fehlen. Der gleiche Nutzer tätigt einen Kauf auf der Zielseite shop.de, seine Aktion wird ebenfalls mit einem 6-Bit-Parameter bewertet, diese Infos zu der Aktion “Einkaufen”, “Newsletter abonnieren”, “Abo abschließen” etc. werden an die Startseite beispiel.de weitergeleitet und in einem bestimmten Bereich gespeichert. Die Webseite beispiel.de weiß zwar, dass jemand unter den Nutzern bestimmte Handlungen auf der Webseite shop.de ausgeführt hat, etwa ein Produkt in den Warenkorb gelegt oder es sogar gekauft hat, kann diese Infos einem bestimmten Nutzer nicht zuordnen. Das Zusammenfügen der beiden Informationen – Klick auf die Werbung und der Kauf auf der Zieldomäne – werden von Safari nach einen Zufallsprinzip zwischen 24 und 48 Stunden später erledigt. So werden die Rückschlüsse auf die konkreten Nutzer verhindert, beide Parteien – die Werbeplattform beispiel.de und der Werbetreibende shop.de – erhalten jedoch die wichtigsten Infos zur Effektivität der Werbekampagne: Wie viele haben auf den Link geklickt, wie viele sind auf der Shop-Seite geblieben, wie viele haben was gekauft.
Durch die Beschränkung des Zahlenbereichs und die zufällige Protokollierung des Verhaltens eines Benutzers zu einem späteren Zeitpunkt liefert Safari aggregierte Informationen über das Ergebnis von Kampagnen durch Werbetreibende, aber nur sehr wenige Informationen, die direkt an einzelne Benutzer gebunden werden können. (Die IP-Adresse, von der aus ein Browser eine Anfrage stellt, wird weiterhin gesendet, aber Benutzer auf Laptops, Smartphones und Tablets haben ständig wechselnde Adressen, während private Internetdienstanbieter den Datenverkehr oft unter einer begrenzten Anzahl von internetfähigen Adressen aufteilen.)
Apple hat in den letzten Jahren in Safari und in iOS und macOS generell an der Entkopplung des User-Trackings auf verschiedene Weise gearbeitet. Intelligent Tracking Prevention, eingeführt 2017, verwendet eine Vielzahl von Techniken, um den Umfang der Browser-Cookies zu begrenzen, die von Dritten auf von Nutzern besuchten Websites bereitgestellt werden, um die internetweite Informationsbeschaffung einzuschränken. Inhaltsblockierende Safari-Erweiterungen, die zuerst 2015 auf iOS und 2017 auf macOS kamen, ermöglichen es Drittanbietern, Listen von Tracking-Sites und -Methoden zu erstellen, die Benutzer blockieren können.
Wie man das neue Feature testet
Entwickler, die die neue Funktion in der Safari-Vorschau testen möchten, müssen sich die neueste Version herunterladen und die Option Entwicklermenü in der Menüleiste in Safari > Einstellungen > Erweitert aktivieren. Wählen Sie dann Entwickler > Experimentelle Funktionen > Ad Click Attribution Debug Mode. Dies ermöglicht den letzten Schritt, in dem der Browser mit der E-Commerce-Seite kommuniziert, in 60 Sekunden statt in 24 bis 48 Stunden. Es ist auch eine Option zur Attributierung von Anzeigenklicks verfügbar, die die neue Option genau so aktiviert, wie sie in zukünftigen Standard-Safari-Versionen funktionieren wird.