Überraschend hat Apple am Dienstag einen aktualisierten iPod Touch vorgestellt – viele hatten schon erwartet, Apple würde den iPod mit Erscheinen von iOS 13 komplett aus dem Programm nehmen. Dank neuem schnellen A10-Chip ist der iPhone-Cousin aber wohl für die nächsten Jahre gerüstet. Er ist nicht nur schneller geworden: Mit einer neuen 256-GB-Version gibt es sogar eine neue Top-Version mit viel Speicherplatz für Musik, Spiele und Videos. Es gibt wohl doch noch erstaunlich viele Nutzer. Ihre Anzahl ist in den letzten Jahren aber sicher stark gesunken: Vor zehn Jahren war der iPod für Apple eines der wichtigsten Produkte, mit dem Erscheinen von iPad und iPhone geriet der Medienplayer aber immer mehr ins Abseits. Im Rekordjahr 2008 hatte Apple insgesamt 54,3 Millionen (unterschiedliche) iPods verkauft, 2014 waren es noch 14,83 Millionen – danach wurden die Verkaufszahlen nicht mehr veröffentlicht. Offensichtlich hat aber Apple gute Gründe, den iPod Touch weiter im Angebot zu lassen – bei bestimmten Zielgruppen scheint er noch nicht durch das iPhone oder iPad ersetzbar zu sein. Nach unserer Einschätzung sind es wie beim Mac Mini völlig unterschiedliche Nutzergruppen, die den iPod Touch nicht missen wollen. Vor allem der Preis ist unschlagbar, kostet das 32-GB-Gerät in den USA doch 199 US-Dollar, hierzulande 229 Euro. Durch den schnellen Prozessor und leistungsfähigere Grafikkarte erschließen sich aber vielleicht sogar neue Nutzergruppen, etwa im Bereich AR.
Kinder und Jugendliche
Bei Zielgruppen für den iPod Touch denkt man zuerst an Kinder und Jugendliche. Das günstige iPod Touch bietet alle wichtigen Funktionen eines Medienplayers und Mini-Surfgerätes. Dass WhatsApp mangels Mobilfunkunterstützung nicht unterstützt wird, sehen manche Eltern vielleicht sogar als Vorteil. Auch für Spiele (und Lernanwendungen) bietet der neue iPod Touch jetzt wieder genug Leistung. So hebt Apple bei der Vorstellung ja das neue Gaming-Abo Apple Arcade eigens hervor. Erstmals unterstützt der neue iPod Touch ja sogar Augmented-Reality-Anwendungen.

Allerdings ist dies wohl längst nicht mehr die einzige Zielgruppe, meist bekommen Kinder und Jugendlich wohl heute das abgelegte iPhone oder iPad der Eltern vererbt. Es muss also auch viele ältere Nutzer geben, die den iPod Touch kaufen.
Hi-Fi-Fans
Fast wie ein Überbleibsel aus alten iPod-Zeiten wirkt die Gruppe der Musikfans: Noch immer gibt es viele Musikliebhaber, die ihre Musikbibliothek in möglichst hoher Qualität mit sich herumtragen wollen – etwa um weder von Funklöchern noch E-Mails und Anrufen gestört zu werden. High-End-Fans verschmähen außerdem oft Bluetooth-Kopfhörer und Lightning-Adapter, wissen deshalb ein Gerät mit Klinkenbuchse zu schätzen. In der Pressemitteilung zum neuen iPhone hebt Apple nicht zuletzt die gute Eignung für Apple Music hinzu – allein der umsatzkräftige Abo-Musikdienst wäre eigentlich ein Grund, einen guten Audioplayer im Programm zu behalten. Dessen Einfluss sollte man nicht unterschätzen, gerade im Bereich Musik sind oft einzelne Kunden für hohe Umsätze verantwortlich. Wohl nicht zufällig listet Apple auf der Produktseite des iPod Touch als Zubehör AirPods, Beats X und Beats Pill+ auf.

©Apple
Entwickler
Überraschend viele iOS-Entwickler nutzen für Tests oder Schulungen einen iPod Touch. Das ist verständlich, ist ein Touch doch für einen iOS-Entwickler der günstigste Weg, an ein vollwertiges iOS-Gerät zu gelangen. Es gibt zwar einen iOS-Simulator, für viele Anwendungen ist aber doch ein echtes iOS-Gerät sinnvoll. So nutzt etwa der Sicherheitsprofi Stefan Esser den Touch bei Schulungen: Jeder Teilnehmer eines seiner Seminare zum Thema iOS Kernel erhält einen iPod Touch ausgehändigt . Und dass der neue iPod Touch iOS 13 unterstützen wird, ist ja mehr als sicher.
Unternehmen
Auf eine andere unterschätzte Nutzungsart macht John Gruber aufmerksam : Viele Firmen verwenden Apples iPod als Mobilrechner für Aufgaben wie Einzelhandel, Lagerverwaltung und Medizin. Es gibt sogar spezielle Zusatz-Module, um einen iPod Touch zum Barcode-Scanner oder Kassensystem zu machen. Manche Museen nutzen sie für Audioguides, auch der Apple Store verwendet iPod-Touch-Geräte als mobiles Kassensytem. In den letzten Jahren scheint aber die Nutzung von iPods in diesem Feld eher im Rückgang zu sein. So ist einer der größten iPod-Touch-Nutzer, der US-Händler Target, ist bereits 2017 auf spezialisierte Android-Geräte von Zebra umgestiegen. Allerdings ergeben sich durch die neue Unterstützung von AR gerade für Firmen auch ganz neue Einsatzmöglichkeiten. (Nachtrag: Laut Wired ist ja ein iPod touch mit Signal sogar ein besonders abhörsicheres Kommunikationsgerät – allein schon, da man das Gerät mangels Mobilfunk nicht orten kann.)

Auto und Sport
Auf einige weitere Nutzungsarten machen Kommentare in Foren und Webshops aufmerksam: Viele Sportler nutzen den günstigen iPod für ihre Trainingsrunden – statt ihrem wertvollen iPhone. Aber auch manche Autobesitzer nutzen ihn als Autoradio-Ersatz – Car Play wird zwar nicht unterstützt, viele Anwender wollen aber im Auto anscheinend einfach nur Musik und Podcasts hören.