25.000 US-Dollar. Soviel kostet es, ein Exemplar jedes Pro-Produktes von Apple zu kaufen. Nur der Einstiegspreis, wohlgemerkt, will man die Ausstattung noch aufrüsten, wird es deutlich teurer. Das rechnet Kollege Michael Simon von der Macworld vor. Und er kritisiert es. Denn seiner Ansicht nach können sich selbst Profis die Pro-Produkte zunehmend nicht mehr leisten. Aber stimmt das?
Der Mac Pro im Wandel der Zeiten
In einem Punkt hat Simon schon mal recht: Der Mac Pro ist vom Preis so hoch angesetzt, dass kleine Unternehmen oder Selbstständige sich einen Kauf sicher zweimal überlegen. In der Grundausstattung kostet der Mac Pro bereits 6000 US-Dollar, und setzt sich von der verbauten Hardware kaum von der Konkurrenz ab. Der hohe Einstiegspreis ist auch dadurch bedingt, dass volle Aufwärtskompatibilität gegeben ist. Auch im günstigsten Mac Pro ist das leistungsstarke 1,4 KW-Netzteil verbaut, dass genauso die Vollausstattung befeuert. Und natürlich gibt es all die Steckplätze für RAM- und ROM-Speicher.
Dennoch, laut Simon ist der Einstiegspreis einfach zu hoch. Ohne ein großes Unternehmen mit reichlich Budget hinter sich, werden nur die wenigsten soviel Geld ausgeben. Und wer braucht schon Aufwärtskompatibilität, wenn man sich das weitere Aufrüsten auch nicht leisten kann. Wehmütig denkt er an Zeiten zurück, in denen der teuerste Mac-Tower für 3.400 US-Dollar zu haben war.
Um die Frage weiter zu beleuchten, müssen wir einen Blick in das Produkt-Portfolio von Apple werfen. Wenn sich ein Profi mit mittlerem Budget den Mac Pro nicht leisten kann, welche Alternativen stehen bereit?
Mit dem Portfolio ändern sich die Preise
Welcher Mac sich am besten für einen eignet, hängt natürlich vom Anwendungsbereich ab. Die Rede ist immer wieder von Profi-Anwendern, aber Profi ist nicht gleich Profi. Entwickler, Cutter, Musikproduzenten: Je nach Anwendungsbereich sind die Anforderungen unterschiedlich. Der neue Mac Pro mit seinen Leistungskapazitäten lässt keine Wünsche offen und kann problemlos von Anwendern auf Top-Niveau verwendet werden, zum Beispiel zum Schneiden von Kinofilmen oder der Entwicklung von extrem aufwendigen Programmen. Diese Anwender sind es gewohnt, fünfstellige Summen für die passende Hardware auszugeben. Auch Windows-Workstations von Anbietern wie Dell rangieren in dieser Preisklasse. Simon stellt auch gar nicht infrage, dass es Anwender gibt, für die der Mac Pro eine realistische Alternative zu traditionellen Windows- oder Linuxworkstations ist.
Filmstudios und Entwicklerfirmen mögen sich einen voll ausgestatteten Mac Pro leisten können, ein kleinerer Musikproduzent oder selbstständiger App-Entwickler jedoch nicht. Das liegt jedoch nicht an Apples Preispolitik, sondern daran, dass Hardware mit einer solchen Leistung dementsprechend viel kostet. Klar, ein Mac Pro der letzten Generation war für einen Anwender mit kleinerem Budget weitaus erschwinglicher als der aktuelle. Die maximal verfügbare Leistung, auch in Relation zur den technischen Möglichkeiten, war auch wesentlich geringer. Der Mac Pro hat sich von einem sehr leistungsstarken Tower-PC zu einer Profi-Workstations für die allerhöchsten Ansprüche entwickelt. So gesehen ist es richtig, dass viele Käufer, die sich vorher zur Zielgruppe von Apple zählten, inzwischen eher nicht mehr dazu gehören. Zumindest beim Mac Pro. Und hier setzt mein Widerspruch zu Simons Beschwerde ein, er als Profi mit kleinerem Budget sei quasi ausgeschlossen. Denn Apple bietet sehr wohl Alternativen, auch für den kleineren Geldbeutel. Im Oktober 2018 stellte Apple den überarbeiteten Mac Mini vor. Und das kleine Rechteck hat es in sich. Für rund 2.400 US-Dollar gibt es eine Konfiguration mit i7-Prozessor und 32 GB Arbeitsspeicher inklusive einer 512-GB-SSD. Nicht enthalten ist eine leistungsstarke Grafikkarte, die sich aber danke eGPU-Unterstützung gut ergänzen lässt. Klar, die Leistung ist Welten von der des Mac Pro entfernt, dennoch stellt sich die Frage, ob der Mac Mini nicht für die allermeisten Apple-Kunden ausreicht. Auch der iMac ist eine leistungsstarke Maschine, die (durch eine externe GPU ergänzt), in unserer Redaktion ausgezeichnete Arbeit beim Videoschnitt von 4K-Material leistet.
Auch ohne “Pro” ein Profi
Wir erleben zur Zeit einen Umbruch. Apple ist gefordert, die stagnierenden iPhone-Verkaufszahlen zu kompensieren und erfindet sich dafür neu. Das kann und muss nicht jedem gefallen, und gewiss werden sich für jede Entwicklung Fans und Gegner finden. Das Apple wieder mehr im Profi-Segment mitmischen möchte, ist ein logischer Schritt. Denn Apple findet damit zurück zu den eigenen Wurzeln, in Zeiten, in denen die Schwierigkeiten vor allem auf dem Massenmarkt zu finden sind. Die Pro-Reihe wird immer leistungsstärker, aber auch immer teurer, und somit immer weiter außerhalb der Reichweite “normaler” Kunden. Aber Apple hängt diese nicht ab, sondern stellt mit Produkten wie dem Mac Mini und dem iMac weiterhin genug Alternativen zur Verfügung. Der nostalgische Rückblick in die Zeiten, in denen sich auch ein normaler Redakteur noch ein Pro-Gerät leisten konnte, ist verständlich. Jedoch sollte man sich nicht zu sehr an der Bezeichnung “Pro” aufhängen, sondern einfach danach gehen, welches Apple-Gerät am besten zum eigenen Anwendungsbereich und Geldbeutel passt. Denn in den meisten Fällen wird man fündig.