So steht COBI für “Communication” und “Bike”. Die mehrteilige Lösung ist weit mehr als eine Fahrradhalterung für das iPhone , solche gibt es auch für ein Zehntel des Preises eines COBI.Bike-Systems. Dennoch muss man das iPhone als einen zentralen Bestandteil in das System integrieren, ein Stand-Alone-Gerät ist es nicht. COBI.Bike verknüpft dabei nicht nur traditionelle Fahrräder mit moderner Kommunikationstechnik, das von Bosch eBike Systems übernommene Startup hat sein System auch für die Erweiterung von E-Bikes konzipiert. So kooperiert man etwa mit dem Hersteller gehobener Fahrräder Riese und Müller , das COBI.Bike liest hier etwa auch die Sensoren des Elektrofahrrades aus und hilft bei der Steuerung der Elektronik – kann dabei aber dank iPhone weit mehr als die ab Werk verbauten Komponenten. Wir haben das System COBI.Bike Plus an unser Crossrad von Trek geschraubt und es im Hoch- und Spätsommer rund um München also mit einem Fahrrad getestet, das wir noch komplett selbst treten müssen.
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Ausstattung
Software
Bedienung
Licht
Während der Fahrt
Alarmanlage
Fazit
Vier Teile im Paket
Die Hardware besteht aus vier Teilen: Einerseits dem zentralen Hub, den man an den Lenker schraubt – die Montage verlief völlig unkompliziert, wir mussten an unserem Rad zuvor nur die Halterung für unser Batterielicht entfernen. Die zweite wesentliche Komponente ist das Mountcase für das iPhone, man muss bei der Bestellung schon wissen, welches Modell man verwenden will. (Für Android-Phones und andere Modelle als iPhone ab Generation 6 gibt es eine Universalhalterung). iPhone 6, 7 und 8 (respektive die Plus-Varianten) passen in die jeweils gleichen Halterungen, ebenso iPhone X und XS – für das XS Max wird man hingegen wieder eine neue benötigen – diese ist noch nicht verfügbar.
Am Fahrrad muss das iPhone nicht nur fest sitzen, weswegen es eben eine stabile Hülle benötigt, das COBI.Bike lädt optional das iPhone unter der Fahrt auch wieder auf – sinnvoll ja vor allem dann, wenn man intensiv den GPS-Chip verwendet. So hält neben dem engen Kunststoffrahmen auch noch ein Lightning-Zapfen das Telefon fest. Die Halterung selbst lässt sich leicht in die dafür vorgesehene Einsparung einschieben und gar nicht mal so leicht wieder davon entfernen – aber das ergibt auch Sinn. Kein Rütteln, kein Schütteln und schon gar kein Sturz des Telefons vom Lenker, das gefällt gut.
Hat man das iPhone mit den genannten leichten Mühen wieder vom Hub herunter gezogen, kommt man ohne Probleme an den Akku des Geräts, der mit einer Nennladung von 3.500 mAh einen ordentlichen Energievorrat liefert. Unser iPhone 7 (1950 mAh) bekäme also unterwegs etwas mehr als anderthalb frische Ladungen. Wie lange der Akku im echten Leben eines Bikers hält, haben wir in einem unfreiwilligen Versuch ein wenig abschätzen können. Denn etwas unachtsam stellten wir das Rad morgens in die Garage und schalteten den Hub nicht ab. Das Licht brannte im Dunkeln etwa acht Stunden, der in der Früh noch volle Akku hatte dann am Abend nur noch zehn Prozent seiner Ladung. Per Micro-USB haben wir über Nacht ihn wieder aufgeladen, um uns am nächsten Tag wieder auf Tour zu begeben …

Zwei weitere Bauteile sind in dem Paket enthalten, denen wir später eigene Abschnitt widmen müssen: Ein Rücklicht und ein Daumen-Controler für die App. Die Montage ist auch hier simpel, bei der Bedienung ergaben sich aber kleine Probleme.
Raffinierte Software mit gutem Bedienungskonzept und guter Navigation
Das Herzstück ist aber die Software, die im App Store kostenlos erhältliche gleichnamige App COBI.Bike . Nicht nur richtet man mit dieser den Hub ein, verbindet ihn mit etwaigen zusätzlichen Sensoren (Puls, Trittfrequenz, …) und Komponenten (Rücklicht). Während der Fahrt dient uns das iPhone-Display als geräumiger Tachometer und vor allem Wegweiser.

Die Navigation basiert auf Open Street Maps und ist auf Fahrradwege zugeschnitten. Wie schon das Garmin Edge Explore testeten wir diesen Aspekt meist auf bekannten Wegen, für die wir nicht nur vermeintlich bessere Alternativen kennen, was die Streckenführung betrifft. Doch das COBI.Bike findet für uns auch neue, interessante Wege auf nicht besonders bekanntem Terrain. Auf einen Trip in Richtung Münchener Süden ließen wir uns auch einmal auf die zuvor meist ignorierte Wegweisung ein und verließen einen gut ausgebauten, sicheren und recht schnellen Radweg. Stattdessen lernten wir einige ruhige Vorortstraßen kennen, durch die wir sonst nie gefahren wären – generell sucht das Navi den besten Weg abseits der Hauptstraßen, egal, ob diese einen Radweg bieten oder nicht. Bis auf geringe Ausnahmen war die Neuberechnung des Weges schnell erledigt, wenn wir von der vorgegebenen Route abwichen – das ist wichtig in der Fremde, in der man sich trotz der Anweisungen vom Lenker schneller mal verfährt.

Die Richtungsänderungen zeigt uns das Navi rechtzeitig auf dem Display an und informiert uns auf Wunsch auch per Sprache über die nächste Abzweigung. Bei der Ansicht haben wir die Wahl, uns anhand kleiner Pfeile neben der Geschwindigkeitsanzeige im Dashboard oder einem das iPhone füllenden Straßenbild in 2D oder 3D zu orientieren. Da das iPhone im Querformat vor uns am Lenker hängt, entspricht dies auch recht gut dem Eindruck des Echtbildes vor unseren Augen.

Mit dem Schalter wechseln und klingeln
Nun gilt für elektronische Geräte im Straßenverkehr im Allgemeinen und Navis wie iPhones im Speziellen: Nur dann draufschauen, wenn es nötig ist und nicht die ganze Zeit. Hier hilft die Energiesparfunktion der App weiter (Smart Display), der Bildschirm leuchtet nur dann auf, wenn es uns über Richtungsänderungen informieren will – das müssen wir aber erst in den Einstellungen so festlegen.

Dauerbeleuchtung schadet ja nicht, wenn man mit einem kurzen Blinzeln nach unten die aktuelle Geschwindigkeit oder die noch zu fahrenden Kilometer sehen möchte, muss man das Display nicht erst aufwecken. Während der Fahrt kann man beide Hände aber stets am Lenker behalten, dank des bereits erwähnten Daumenschalters. Mit diesem schalten wir zwischen den einzelnen (Teil-)ansichten hin und her, regeln auch die Lautstärke oder wechseln den Musiktitel. Man darf sich zwar fragen, ob es wirklich musikalische Unterhaltung auf der Fahrradtour sein muss, wenn aber, ist das auf diese Weise gut gelöst.
Einziger kleiner Nachteil des Daumenschalters in unserem Test: Am Lenker ist bei uns die Anzeige für den eingelegten Gang so nah am Griff angebracht und diese ist so breit, dass wir Schwierigkeiten haben, alle Knöpfe am so nah wie nur möglich angebrachten Schalter zu bedienen. Oft müssen wir umgreifen und den Zeigefinger nutzen, was zu Lasten der Stabilität am Lenker gehen kann. Noch ein schönes Extra-Feature: Im Controller ist auch eine elektronische Klingel angebracht. Besonders laut ist sie nicht, aber zusammen mit dem starken Abrollgeräusch unserer Stollenreifen völlig ausreichend, um vor unserem Überholvorgang zu warnen oder um Platz dafür zu bitten.
Kontakte, ans Telefon!
Vor allem auf sportlichen Touren wollen wir unsere Ruhe haben und eben nicht erreichbar sein, aber wenn es denn unbedingt sein muss, können wir mit dem COBI.Bike auch fast ohne Hände telefonieren – einer der wichtigen Aspekte der Verschmelzung von Kommunikation und Fahrrad. Auch hierzu nutzen wir die Fernbedienung, wir müssen vorher aber erst einige unserer Kontakte in die App importiert haben, am Lenker haben wir keinen direkten Zugriff auf unser Adressbuch.
Es werde Licht – mit Verzögerung auch am Heck
Was einen großen Teil des Volumens des Hubs einnimmt, wir aber noch gar nicht behandelt hatten: Das Licht. Gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer werden, brauchen wir auch am Sportrad eine Beleuchtung. Das Licht ein- und ausschalten können wir über die App, leider nicht per Fernbedienung, aber mit schnellen Tipps auf die entsprechenden Symbole. Vier Modi stehen zur Auswahl: Aus, Abblendlicht, Fernlicht und Ambient Light. Gerade letzteres ist eine Empfehlung wert, liegen einige dunkle Unterführungen und Tunnels auf der Strecke. Wir stellen jedoch fest, dass die LED-Leuchte recht sensibel auf das Umgebungslicht reagiert und sich sogar am Hochsommernachmittag schon im Schatten von Bäumen einschaltet, eine Möglichkeit zur Feineinstellung haben wir nicht gefunden. Aber im Zweifelsfall geht das Licht besser ohnehin zu früh als zu spät an.

Nur mit der erwähnten Heckleuchte, die wir mit einem Gummiband am Sattelrohr montieren hatten wir wie erwähnt kleine Probleme. Bei der ersten Einrichtung wollte sich die Rückleuchte partout nicht mit dem Hub verbinden, etliche Versuche scheiterten. Erst als nach einer urlaubsbedingten Auszeit von drei Wochen uns das COBI.Bike bei der Wiederaufnahme unserer Tests ein neues Firmwareupdate zu installieren bat, klappte auch die Einbindung der Rückleuchte – und das auf Anhieb. Diese bietet noch eine Besonderheit, nutzt man das Hub zur Navigation, denn dann dient sie auch als Fahrtrichtungsanzeiger. Das ist aber nicht von der StVO gedeckt, Handzeichen muss man weiterhin geben.
Frei Schnauze oder auf Tour
Wir müssen das COBI.Bike ja nicht als Navi nutzen, wir kennen unsere Strecken ja schon ganz gut. Trotzdem zeichnen wir die Tour rund um die Emmeringer Leite auf und stellen zweierlei fest. Erstens: Anstatt der Richtungsanzeige des Navi sehen wir im entsprechenden Bereich der App nun einen Kompass. Zweitens: Die Daten schreibt COBI.Bike auch in die Health-, respektive Aktivitäten-App von iPhone und Apple Watch, aber erst, wenn wir das in den Einstellungen so festgelegt hatten.

Für Touren über unsere nähere Umgebung hinaus lässt sich das COBI.Bike auch wunderbar als Radwanderführer nutzen, über den Dienst Komoot lassen sich Tourenvorschläge laden oder anhand unseres Startpunkts welche zu bestimmten Punkten errechnen und auf das iPhone in die COBI-App laden. Alternativ lässt sich das COBI.Bike auch mit Strava verknüpfen, ein für Entwickler offenes SDK würde auch weitere Dienste erlauben – und auch Apps zu anderen Zwecken in das Dashboard einbinden lassen.

Alarmanlage: Ein bisschen Kosmetik
Den Hub montiert man wie erwähnt bequem in fünf Minuten, mit Hilfe von zwei Inbus-Schrauben, Schlüssel liegt bei. Langfinger könnten das teure Gerät daher ebenso leicht abschrauben, dem beugt aber eine Alarmanlage vor. Diese muss man aber beim Entfernen vom Rad aber auch aktivieren. Besonders laut und hell brüllt und blinkt auch diese nicht, auf das Fahrradschloss sollte man also nicht verzichten. Immerhin muss man nicht selbst die Anlage stets ab- und wieder anschrauben, dank IPX67-Zertifizierung kann man auch mal einen Regenguss nieder gehen lassen. Während der Fahrt schützt ein mitgelieferte Silikonüberzug das iPhone. Letzteres sollte man aber am besten mitsamt der Hülle vom Lenker nehmen, das Runterziehen ist zwar wie erwähnt etwas haklig, für iPhone-Diebe aber kein Hindernis.
Fazit
Das COBI.Bike ist uns eine Empfehlung wert, vor allem für diejenigen, die sich öfter in der Stadt orientieren müssen oder in der Freizeit interessante Touren abfahren wollen. Funktionen wie Ambient Light oder die einfache und verkehrssichere Bedienung mit dem Controller schaffen eine herausragende Verbindung von digitaler und analoger Technik. Der Preis für die von uns getestete Version von 339 Euro ist völlig gerechtfertigt, auch wenn das iPhone natürlich nicht im Lieferumfang enthalten ist. ( Aktueller Preis bei Amazon ) Die einfache Version COBI.Bike Sport ganz ohne Licht kostet 249 Euro, die Fassung mit Vorder- aber ohne Rücklicht ist für 299 Euro im Shop des Herstellers zu haben.
Mit etwas günstigeren Stand-Alone-Navis für das Fahrrad kann das COBI.Bike völlig mithalten, zumal es auch Fahrtlicht mitbringt und sich unkompliziert in das Apple-Universum mit Health und Aktivität einfügt. Die Offenheit für Apps von Drittentwicklern ergänzt das Bild einer empfehlenswerten Lösung für City- und Tourenradler. Der 3.500-mAh-Akku sollte auch für die meisten Zwecke als Energieversorgung für Hub und iPhone ausreichen, die Powerbank kann also auch daheim bleiben.