Auf dem iPhone ist zwar schon eine Wetter-App vorinstalliert, im App Store findet sich aber ein umfassenden Angebot von Meteorologie-Anwendungen. Diese sind teils gratis, für andere müssen wir Geld zahlen.
Aber wer steckt hinter diesen Apps, wer stellt den Service der aktuellen Wetter-Daten zur Verfügung und wer versorgt uns mit entsprechenden Wetter-Vorhersagen? Wie haben mit einem der führenden Wetter-App-Anbieter gesprochen, WetterOnline .
Wetter Online: Das bietet der Dienst
Die angebotene Wetter-App ist mit den Grundfunktionen kostenlos . Erst wenn man mehr Funktionen und weniger Werbung möchte, wird ein Entgelt via In-App Kauf verlangt, 0,99 Euro im Monat oder 6,99 Euro im Jahr. Die App ist auf iPhone und iPad verschieden, die Darstellung auf dem iPad umfangreicher.
Die Funktionen der kostenlosen WetterOnline App laut Anbieter:
• Wettervorhersagen im Stundentakt und für Tagesabschnitte
• Wettertrend für 14 Tage
• WetterRadar zeigt das Wetter weltweit live
• Unwetterwarnungen
• Informationen zu Wassertemperatur, Pollenflug und Wintersport
• Wetter Widget
Das Gespräch führen wir mit Matthias Habel, dem Leiter der Unternehmenskommunikation bei WetterOnline.
Macwelt: Wann und vom wem wurde Wetter-Online gegründet, was war das Ziel der Firmen-Gründung?
Matthias Habel: WetterOnline wurde 1996 von Dr. Joachim Klaßen gegründet, der bis heute als Geschäftsführer tätig ist und das Familienunternehmen als alleiniger Inhaber leitet. Das Ziel von WetterOnline ist seit dem ersten Tag die einfache und verständliche Aufbereitung von Wetterinformationen für den Endverbraucher.
Mit wie vielen Mitarbeitern ist WetterOnline gestartet und wie ist die Situation heute?
WetterOnline ist aus der Uni heraus von Dr. Joachim Klaßen als „Ein-Mann-Unternehmen“ gegründet worden. Heute beschäftigt WetterOnline 120 Mitarbeiter.
Wo ist der Firmensitz, was ist die Aufgabe der einzelnen Mitarbeiter?
Der Firmensitz des Unternehmens ist von Beginn an Bonn. Die Mitarbeiter gestalten innovative Produkte für Privat- und Geschäftskunden. Alle Wetterprognosen werden von WetterOnline selbst erzeugt. Im Unternehmen wird ein breites Spektrum an Berufsbildern in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Personal, Produkte, IT, Systemadministration und natürlich in der Meteorologie abgedeckt.

Wann ist die erste Wetter-App auf dem Markt erschienen?
Die erste Version der App erschien 2012. Zuvor bereits konnten Angebot von WetterOnline mobil abgerufen werden, bspw. über die damaligen WAP-Services. WetterOnline war der erste Wetteranbieter überhaupt, der zur Jahrtausendwende im deutschsprachigen Raum ein WAP-Angebot startete.
Wie groß ist das Entwickler-Team für die Apps?
Das agil arbeitende Team umfasst acht fest angestellte Mitarbeiter, die sich ausschließlich mit der Entwicklung der Apps von WetterOnline befassen.
Betreibt man eigene Wetter-Stationen?
WetterOnline betreibt keine eigenen Wetterstationen. Vielmehr greifen wir auf Daten zurück, die durch Messstationen staatlicher Wetterdienste erhoben werden. Diese Daten prüfen wir, bevor wir sie in meteorologische Analyseverfahren einfließen lassen. Dies bedeutet, dass die Werte der einem Ort nächstgelegenen Beobachtungsstation nicht direkt in die Vorhersage übertragen werden, sondern zusammen mit Beobachtungen aus der Nachbarschaft analysiert werden.
Woher werden die aktuellen Wetter-Daten bezogen?
Die Datenquellen sind vielfältig. Zum einen werden Rohdaten von verschiedensten nationalen Wetterdiensten bezogen. Aber auch private Unternehmen bieten Wetterdaten an, bspw. Live-Informationen über Blitzeinschläge weltweit. Darüber hinaus betreiben wir eigene Empfangsanlagen für Satellitendaten. Alle diese Daten laufen bei WetterOnline pausenlos zusammen und werden hochfrequent analysiert und verarbeitet. So entsteht aus den Rohdaten dann eine Wettervorhersage, deren inhaltliche Basis das fundierte meteorologische Know-How der WetterOnline-Mitarbeiter ist.
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Wie werden die Wetter-Daten ins Web und auf die Apps übermittelt, welche Rechnerleistung ist dafür notwendig?
Diese Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten. Grundsätzlich sind aber höchste Leistungen vorzuhalten, um insbesondere auch an Tagen mit vielen Zugriffen für jeden Nutzer verfügbar zu sein. An solchen „Hochlast-Tagen“ greifen bis zu sechs Millionen Menschen auf das Angebot von WetterOnline zu.
Es gibt unterschiedliche Wettermodelle zur Berechnung/Vorhersage des Wetters – welche Modelle benutzt Wetter-Online?
Uns stehen alle global führenden Wettermodelle zur Verfügung, deren Daten wir bei den Betreibern der Wettermodelle entweder einkaufen oder – je nach Datenrichtlinie des jeweiligen Landes – auch kostenfrei erhalten. Konkret sind das die Modelle GFS, ECMWF, NAVGEM, GEM, ICON, ARPEGE, EURO4, HIRLAM, COAMPS, COSMO und CAMS. Alle diese Modelle liefern aber noch keine fertige Wettervorhersage. Diese entsteht erst durch das Know-How der Meteorologen, die ihr fundiertes Wissen in Algorithmen haben einfließen lassen, die die Modelldaten mit weiteren meteorologischen Daten verschneiden. Es ist letztlich wie in der Küche: Es gibt viele Zutaten, aus denen unterschiedlich begabte Köche unterschiedlich schmackhafte Gerichte kochen. So ist es auch in der Meteorologie: Es gibt sehr viele Daten, aus denen Meteorologen dann Vorhersagen erstellen. Dies erklärt auch, warum sich Prognosen für ein und denselben Tag je nach Anbieter unterscheiden, denn es wurden bspw. unterschiedliche „Zutaten“ bei der Erzeugung der Prognose verwendet und die Meteorologen selbst verfügen wie Spitzenköche und Hobbyköche auch über unterschiedlich gute Fähigkeiten.
Was gibt es für maßgebliche Unterschiede bei der Berechnung bezgl. der Wettermodelle, für die Wetter-Vorhersage?
Jedes Modell hat seine Stärken und Schwächen bei der Berechnung bestimmter meteorologischer Parameter. Wichtig ist auch, die räumliche und zeitliche Auflösung der einzelnen Wettermodelle. Globale Modelle arbeiten mit einer größeren Maschenweite, stellen dafür aber Berechnungen für die gesamte Erde an. Lokalmodelle sind räumlich und teils auch zeitlich deutlich höher aufgelöst, können daher aber nicht global eingesetzt werden, da dies die Rechenzeit sprengen würde.
Kann ein Laie erkennen, welche Wettermodell von welcher Wetter-App benutzt wird?
Nein, ein Laie kann das nicht erkennen. Gerade bei den guten Wetterdiensten ist es zudem nicht so, dass die Berechnungen der Modelle 1:1 in einer App angezeigt werden. Vielmehr sind die Modellierungen die Basis für die individuellen Berechnungen des Wetterdienste (siehe das Beispiel mit den Zutaten und den Köchen).
Was sind die großen Unterschiede von den Wetter-Apps am Markt?
Die Unterschiede sind vielfältig und zum einen gestalterischer Art, aber natürlich auch inhaltlicher Art.
Warum werden bei Ihnen immer mindestens 10 Prozent Regenwahrscheinlichkeit angezeigt, auch wenn es das schönste Wetter ist?
Dies ist nicht der Fall. Sie finden bei uns – je nach Ort – auch Angaben von weniger als 10 Prozent. Aber: Wir geben die Niederschlagswahrscheinlichkeit in Klassen an. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit ist zudem ein Wert, der sich nicht nur auf den aktuellen Zeitpunkt bezieht, sondern auf einen Zeitraum. Sie gibt an, in wie vielen Fällen es irgendwann im betrachteten Zeitintervall regnen würde, wenn es 100 Mal dieselbe Wetterlage gäbe. Eine Regenwahrscheinlichkeit von 10 Prozent bedeutet also nicht, dass es am gleichen Tag regnet, sondern dass es in 10 von 100 Fällen bei gleicher Wetterlage regnen würde.
Was ist in Zukunft geplant, wird es etwas Neues an Apps geben?
Zu unseren Plänen für die Zukunft geben wir grundsätzlich keine öffentliche Stellungnahme ab, haben Sie bitte dafür Verständnis. Lassen Sie sich überraschen.