Kaum zu glauben, aber die Schnittstelle Thunderbolt wird demnächst zehn Jahre alt. Zunächst als Light Peak vermarktet, schaffte wohl Thunderbolt den größten Durchbruch, als die dritte Iteration den Formfaktor von USB-C übernahm. Unter Macbook-Nutzern ist die Schnittstelle etwas unbeliebt, hat doch Apple 2016 konsequent alle Ports außer Thunderbolt 3 abgeschafft, Nutzer plagen sich seitdem mit unzähligen Adaptern und Docks , die die alte Peripherie mit den neuen Geräten verbinden können. Das Versprechen von Intel und von Apple klingt zunächst verlockend: ein einziges Kabel bzw. Standard für jede mögliche Hardware und sagenhafte Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung.
Noch ist diese Zukunft nicht da, zuletzt kam aber etwas mehr Bewegung in den Markt. Intel hat bereits im Mai 2017 verkündet , dass die kommenden Generationen der eigenen Chips ab Werk Thunderbolt-Controller bringen werden. Dazu hat das Unternehmen die Spezifikation der Schnittstelle als freie Lizenz veröffentlicht, vormals mussten Hardware-Hersteller noch Lizenz-Gebühren an Intel zahlen, wollten sie Thunderbolt-Schnittstelle nutzen. Seit Windows 10 unterstützt auch Microsoft den Schnittstellen-Standard von Intel offiziell. Nun was ist jetzt? Wird Thunderbolt zum allgemeingültigen Standard? Oder bleibt die Technologie etwa nur Profis vorbehalten? Wir haben dafür mehrere Hardware-Hersteller gefragt, die sich seit Jahren mit dem Standard beschäftigen.
Thunderbolt 3 und USB C: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Der Grund für den Preisunterschied
Mehrere Hersteller wie Sonnet und Lacie hatten vor allem auf die Anfangsprobleme hingewiesen. Thunderbolt-Produkte sind teurer, weil die Zulassungsprozedur deutlich aufwendiger ist wie beispielsweise die für USB-C. Der Hersteller muss nachweisen, dass seine Peripherie mit allen unterstützten Rechnern funktioniert. Die Zertifizierung könnte so mehrere Wochen dauern. Vor allem bei den Grafikkarten gab es anfangs noch Probleme. Das können wir auch aus eigener Erfahrung bestätigen: Im Sommer 2016 wollten wir am Mac eine externe Graffikkarte von Nvidia im Gehäuse von Bizon ausprobieren, diese ließ sich nicht vernünftig ansteuern. Lacie hegt jedoch Hoffnung, dass die Zertifizierung nun etwas simpler und schneller stattfinden wird. Intel habe sich demnach entschieden, die Thunderbolt-3-Zertifizierung nicht im eigenen Hause durchzuführen, sondern diese Aufgabe an das USB-Konsortium herauszugeben.
Neben Intels Monopolstellung hat die Tatsache, dass der Standard bis vor einem Jahr noch als eine Profi-Anwendung angesehen wurde, zu den höheren Preisen der Thunderbolt-Peripherie beigetragen. Damit waren eben die Geräte wie etwa schnelle NVMe-SSDs oder eGPUs möglich, die (noch) nicht für den breiten Massenmarkt gedacht waren. Ein Sprecher von Western Digital sieht die Zukunft aber positiv: Größere Akzeptanz, vor allem auf dem PC-Markt, kann schon in nächster Zukunft zu Skaleneffekten führen. Mehr Thunderbolt-fähige Geräte würden bedeuten, dass die Hersteller verstärkt auch die Peripherie mit der Schnittstelle auf den Markt bringen, dies führt zu mehr Auswahl für den Verbraucher und gegebenenfalls zu mehr Konkurrenz. Den Preis der Thunderbolt-Peripherie muss man jedoch noch unter dem Aspekt der Bestandteile betrachten. Vor allem am Beispiel von SSDs wird sichtbar, dass fortgeschrittene und ausgereifte Technologie wenig kosten kann. Mit einem Seitenhieb auf Apple bemerkt Darragh O’Toole, Senior Produkt Marketing Manager von Western Digital, dass eine externe SSD des Unternehmens mit einem Terabyte Speicher genau so viel kostet, wie die Aufrüstung eines Macs auf die gleiche SSD-Kapazität.
Thunderbolt vor dem Durchbruch
Daran, dass sich Thunderbolt durchsetzen wird, haben die Hersteller keinen Zweifel. Laut Western Digital ist die Schnittstelle bereits fest in der Mac-Welt angekommen, langsam aber sicher beginnt nun die Verbreitung bei den Windows-Rechner. Die Übersichtsseite mit Thunderbolt-fähigen Geräten wird immer länger . Mittlerweile liefern alle großen Hersteller eigene Geräte mit der neuen Schnittstelle. Die Vorteile liegen auf der Hand, Akitio, noch ein Hersteller aus der Riege der Thunderbolt-Unterstützer, sieht im Standard eine Universell-Lösung für alle Bedürfnisse. Dadurch lässt sich der eigene Rechner beliebig komplex erweitern, von einer billigen USB-Speicherplatte bis zu einem 4K-Display und einer externen Grafikkarte. Zehn Steckdosen unter dem Arbeitstisch sind ebenfalls nicht notwendig – zu Not kann man sein iPad gleich am Rechner oder an der Peripherie aufladen, solange diese selbst an der Steckdose hängen.
Fazit
Thunderbolt ist gekommen, um zu bleiben. Mittlerweile ist die Schnittstelle auf dem Massenmarkt so verbreitet, dass immer mehr neuere Peripherie-Geräte mit Thunderbolt ausgeliefert sind. Das Adapter-Leiden wird sich hoffentlich bald lindern. Bezeichnend ist ein Zitat von Gaspard Plantrou, Lacie Professional Solutions Line Manager: “Wir sind Apple dankbar, dass das Unternehmen so rigoros auf Thunderbolt als Standard gesetzt hat und keine Kompromisse zugelassen hat. Nur so konnte sich diese Technologie auf dem Markt durchsetzen”.