Wetter.com gibt es mittlerweile seit fast 20 Jahren: Im November 2000 wurde die wetter.com AG im baden-württembergischen Singen gegründet. Die Idee der beiden Gründer Manfred Klemann und Stefan Blondzik war es, ein neues Online-Angebot zu schaffen, das einen großen Mehrwert für eine breite Zielgruppe bietet. Ihre Mission von Anfang an: Wir sind ein verlässlicher Alltagsbegleiter und ermöglichen es unseren Kunden, Wetter in ihrem individuellen Kontext zu nutzen und Gefahren zu vermeiden.
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Unsere Fragen zum Dienst hat uns Co-CEO Christoph Kreuzer beantwortet.
Macwelt: Herr Kreuzer, mit wie vielen Mitarbeiter ist wetter.com gestartet und wie ist die Situation heute?
Christoph Kreuzer: Wetter.com ist damals mit einem kleinen Team von etwa 6 Leuten gestartet. Heute beschäftigen wir mehr als 50 Mitarbeiter an 3 Standorten.
Wo ist der Firmensitz, was ist die Aufgabe der einzelnen Mitarbeiter?
Unsere Gründungsgeschichte liegt im Hegau nahe des westlichen Bodensees, dem wir bis heute treu geblieben sind. In Konstanz liegt vor allem das technische Herz von wetter.com. Hier arbeiten mehr als 25 Mitarbeiter aus den Bereichen IT & Entwicklung, Produktmanagement, Sales und Grafik daran, dass Webseiten und Apps wie ein Uhrwerk 24 Stunden, 7 Tage die Woche funktionieren. Für die Inhalte auf unseren Plattformen sorgen unsere rund 20 Meteorologen und Redakteure in München. Alle wetter.com-Wettervideos und die komplette Berichterstattung auf unseren eigenen Kanälen inklusive zahlreicher Kundenproduktionen für Radio-, TV- und Printmedien entstehen in der bayerischen Landeshauptstadt. Seit diesem Jahr haben wir einen weiteren Standort in Berlin eröffnet, wo unser neues Produkt, das Wintersport-Portal Snowthority, gerade am Wachsen ist.
Wann ist die erste Wetter-App bzw. der Webauftritt auf dem Markt erschienen?
Die Webseite ging im Februar 2001 erstmals online. Das Deutsche Wetter Fernsehen – heute wetter.com TV – feierte im Oktober 2004 Premiere. Mobil sind wir seit 2011 . Zunächst ging die App für iOS an den Start, ein Jahr später folgte die Android-Version.
Wie groß ist das Entwickler-Team für die Apps und die Webseite?
Das Entwickler- und Produktteam für unsere Webseiten und Apps besteht aus rund 15 Mitarbeitern.
Betreiben Sie eigene Wetter-Stationen und/oder findet ein Verbund von Stationen statt?
Nein, wir betreiben keine eigenen Wetter-Stationen.
Woher beziehen Sie die aktuellen Wetter-Daten?
Aktuelle Wetterdaten, also Daten, die das Wetter zum aktuellen Zeitpunkt beschreiben und auf Messungen basieren, lassen sich in zwei große Gruppen unterteilen. Zum einen gibt es die Messungen an einem Punkt, die durch eine Wetterstation, aber auch durch Bojen, Schiffe oder Flugzeuge durchgeführt werden. Die Daten der Wetterstationen beziehen wir aus dem globalen Datennetzwerk aller teilnehmenden Wetterdienste, einer Kooperation zum weltweiten Austausch von Messwerten. Hinzukommt ein erweiterter kostenpflichtiger Datensatz für Europa aus dem Verbund der europäischen Wetterdienste ECOMET. Zudem greifen wir auf verschiedene lokale Messnetze zurück, um die Stationsdichte zu erhöhen. Und neben den klassischen Daten von Wetterstationen beziehen wir auch Spezialdaten, wie z.B. Blitze aus einem hochauflösenden Blitzmessnetzwerk, Daten aus Luftqualitätsmessnetzen, Wassertemperaturen oder Pegelstände.
Die zweite große Gruppe umfasst Messungen in der Fläche – entweder vom Boden mittels Radar oder aus dem All mittels Satelliten. Die Flächendaten werden mit dem Niederschlagsradar und Wettersatelliten erzeugt. Beides sind sehr aufwändige und teure Verfahren, deshalb werden sie bisher nur von staatlichen Institutionen mit nennenswerter Flächenabdeckung betrieben. Wir kaufen diese Daten direkt bei den Betreibern ein.
Aus den Punktdaten der Stationen und den Flächendaten aus Radar und Satellit wird dann über unsere Systeme in Echtzeit das aktuelle Wetter ermittelt.
Wie werden die Wetter-Daten ins Web und auf die Apps übermittelt, welche Rechnerleistung ist dafür notwendig?
Die Rohdaten werden zunächst nutzerfreundlich aufbereitet und fließen dann über eine automatisierte Schnittstelle in die Portale ein. Da wir im Dauerbetrieb laufen und einige Millionen Menschen auf unseren Dienst zugreifen, sind dafür natürlich immense Rechenleistungen notwendig. Einen genauen Wert kann ich Ihnen aber nicht nennen.
Es gibt unterschiedliche Wettermodelle zur Berechnung/Vorhersage des Wetters – welche Modelle benutzen Sie?
Christoph Kreuzer: Es gibt bisher kein Vorhersageverfahren, das die ganze Welt gleich gut bedienen kann, sowohl was die räumliche als auch die zeitliche Auflösung betrifft. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, mehrere Verfahren zu kombinieren. Dazu werden Basisdaten aus Vorhersagemodellen verwendet, die die ganze Welt abdecken und für regionale Besonderheiten durch spezialisierte Regionalmodelle unterstützt werden. So können die jeweiligen Stärken der einzelnen Modelle genutzt werden: z.B. regionale Modelle mit besonders hoher räumlicher Auflösung (bis zu 2 km), globale Modelle mit besonders langem Prognosezeitraum (bis zu 16 Tage) und statistische Modelle zur Korrektur von lokalen Besonderheiten.
Als Basisdaten verwenden wir derzeit GFS (NOAA), ICON (DWD), ECMWF, MOS (DWD), Europa Regionalmodell ICON EU NEST (DWD) sowie bei Bedarf weitere Regionalmodelle. Auf diese Basisdaten werden dann punktgenau für jeden Ort unsere eigenen Prognoseverfahren angewendet, die die Qualität nochmals erhöhen, z.B. in dem ein hochaufgelöstes (250 m) Höhenmodell der Landschaft eingerechnet wird.
Gibt es maßgebliche Unterschiede bei der Berechnung bezüglich der Wettermodelle für die Wetter-Vorhersage?
Die Unterschiede ergeben sich wie oben erwähnt vor allem aus der unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Auflösung der Modelle. Regionalmodelle und globale Modelle haben je nach Kontext ihre Vor- und Nachteile. Wichtig ist es, mit einer Kombination von beidem zu arbeiten, um hochwertige Vorhersagen erstellen zu können.
Kann ein Laie grundsätzlich erkennen, welches Wettermodel von welcher Wetter-App benutzt wird?
Ich denke nicht, dass ein Laie das kann. Da müsste er sich schon sehr genau auskennen und die unterschiedlichen Angebote akribisch miteinander vergleichen. Aber welchen praktischen Nutzen hätte er davon?
Was sind die großen Unterschiede von den Wetter-Apps am Markt?
Die Unterschiede sind gestalterischer, aber auch inhaltlicher Natur. Wer sich zum Beispiel nur auf die vorinstallierte Wetter-App auf seinem Smartphone verlässt, muss mit deutlichen Qualitätseinbußen in Sachen Vorhersagegenauigkeit leben. Deren Berechnungen basieren nämlich häufig auf dem globalen GFS-Modell, welches eine sehr grobe Auflösung hat.
Was ist in Zukunft geplant, wird es etwas Neues an Apps geben oder wird auf der Webseite noch mehr passieren?
Christoph Kreuzer: Natürlich arbeiten wir ständig daran, unsere Angebote weiterzuentwickeln und unseren Usern neue Features bereitzustellen. Mit Snowthority haben wir zudem ein ganz neues Angebot auf den Markt gebracht. App und Webseite geben für über 1.200 Skigebiete in Europa schnell und zuverlässig Auskunft über alles, was für einen gelungenen Ski-Trip wichtig ist: Von aktuellen und bevorstehenden Wetterlagen über Schnee- und Pistenverhältnisse bis hin zu Skipasspreisen und Angaben zur örtlichen Infrastruktur. Darüber hinaus stehen hochauflösende Pisten- und Loipenpläne zur Verfügung, die auch offline abrufbar sind. Hierzu werden wir in der nächsten Zeit noch einiges mehr berichten können.