Alive Core war der erste Hersteller auf dem deutschen Markt, der ein erschwingliches Gerät für die EKG-Messung gebracht hat. In weniger als einem Jahr folgte dann Apple mit der Apple Watch Series 4, die ebenfalls ein Ein-Kanal-EKG erstellen kann. Withings, der französische Hersteller von Lifestyle- und Gesundsheitsgeräten folgt diesem Trend und bringt einen Nachfolger seiner Fitnessuhr Move auf den Markt – Move EcG.
Design und Ausstattung
Withings Move ECG sieht wie eine herkömmliche Quarz- oder mechanische Uhr mit einem analogen Zifferblatt mit einem zusätzlichen Innen-Zifferblatt. Dieses hat lediglich einen Zeiger und eine Skala von 0 bis 100. Darauf kann man entweder seine eigene Aktivität im Laufe des Tages verfolgen oder den Fortschritt der EKG-Messung, aber dazu später mehr. Die Uhr kann man in zwei Varianten bestellen: Schwarz und Weiß, neben den Standard-Armbändern in Schwarz und Blau kann man auf der Hersteller-Seite noch aus fünf zusätzlichen Farben auswählen. Die Withings-Uhr misst im Durchmesser 38 mm, sieht aber in der Praxis etwas klobiger als die 40-mm-Variante der Apple Watch aus. Der Tracker von Withings ist 13 mm dick, neben einer Knopfbatterie (CR2430) muss das Gehäuse noch einen Bluetooth-Chip, einen Beschleunigungssensor, einen Höhenmesser und drei EKG-Elektroden beinhalten. Die Batterielaufzeiten weist der Hersteller mit 12 Monaten aus, den Batteriewechsel empfiehlt er bei einem Juwelier oder bei einem Uhrmacher. Anders als bei vergleichbaren Fitness-Trackern gibt es deswegen kein Netzteil zum Aufladen. Die Uhr ist noch bis 50 Meter Tiefe wasserresistent, man kann damit also ohne Probleme duschen. Etwas schade finden wir, dass die Zifferblattabdeckung offenbar nicht aus einem kratzresistenten Glas, sondern aus einer Art Plastik besteht, das Glas kann sehr schnell zerkratzen: Unseren ersten Kratzer haben wir bemerkt, als nach ein paar Tagen zu Hause die Hand etwas ungünstig nach dem Lichtschalter an der Wand gereicht hat. Withings Move ECK zusammen mit der Health Mate App sind mit den iPhones ab iOS 10 kompatibel, bei Android-Smartphones ist die Kompatibilität ab Android 6 gegeben.
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Health Mate
Wie bei vergleichbaren Fitness-Trackern, die beschränkte Anzeigemöglichkeiten auf ihrem Bildschirm haben, findet die Datensammlung und -auswertung in der begleitenden App statt. Withings bietet im App Store und Google Play Store die App “Health Mate”, die die Verwaltung der Uhr übernimmt. Über die Health Mate verbindet man am Anfang die neue Uhr mit dem iPhone. Seit iOS 13 weist der Hersteller darauf hin, der App einen permanenten Zugriff auf den Standort zu erlauben, hat doch die Uhr keinen eigenen GPS-Sensor und muss per Connected GPS auf die Standortdaten des iPhones zugreifen. Die sind vor allem bei Trainings ausschlaggebend, beim Joggen oder Gehen Outdoor beispielsweise. Sind die Standortdaten nicht freigegeben, kann die automatische Trainings-Aufzeichnung nicht mehr starten. Man muss in diesem Fall bei jedem Training die App auf dem iPhone öffnen. Ansonsten ist Health Mate selbsterklärend aufgebaut: Unter dem Reiter “Profil” findet man seine Konto-Daten, nach Wunsch kann man die App mit Extra-Passwort und Touch- bzw. Face-ID absichern. Unter “Geräte” findet man eine Zusammenfassung der Uhr-Einstellungen, wie die neuen Wecker, Kalibrierung und Zuweisung für das linke oder rechte Handgelenk. Leider fehlt uns an dieser Stelle der Batterie-Stand. Nach Nutzerberichten im Support-Forum blendet sich ein gelbes Batterie-Symbol ein, wenn die Knopfbatterie in der Uhr fast leer ist, hilfreicher wäre, den Nutzer über den Stand permanent zu informieren.
Der nützlichste ist der erste Reiter “Timeline”, hier sind alle Daten dargestellt, was Withings Move ECG gemessen hat, die möglichen Trainings, Schlafdauer und -qualität, die Auszeichnungen bei den Aktivitäten und die Messungen der EKGs. Die App unterscheidet zwischen der Tages- und Wochenansicht, in der Wochenansicht am Sonntag wird eine Zusammenfassung der Aktivität und Schlafüberwachung dargestellt. Ähnlich wie Apple und Fitbit spornt Withings die Nutzer mit diversen Auszeichnungen an: So hatten wir mal an einem Sonntag eine Marathon- und Burj-Khalifa-Auszeichnung für entsprechende Bewegung in der Horizontalen und der Vertikalen verdient. Interessant ist die Auswertung der Schlafüberwachung: In einer Übersicht stellt die App den zeitlichen Verlauf der Nacht dar, in einer Tagesübersicht kann man sich den Schlafensindex anzeigen lassen, mit Dauer, Tiefe, Regelmäßigkeit und Unterbrechungen.
Das EKG
Die interessanteste Funktion der neuen Withings Move EKG ist natürlich das Elektrokardiogramm. Die drei Elektroden sind in der Unterseite der Uhr und in der Lünette eingebaut. Edelstahl – daraus besteht die Unterseite der Gehäuse und die Lünette – leitet Strom wie bekannt sehr gut. Damit die Messung startet, drückt man kurz den Seitenknopf an der Uhr. Daraufhin springt der Zeiger im Innenzifferblatt auf null. Zur Messung muss man nun entweder die komplette Handfläche auf die Uhr legen oder zwei Finger auf die beiden Seiten der Lünette. Die zweite Methode bietet einen zusätzlichen Vorteil: Man kann die Fortbewegung des Zeigers beobachten, dieser zählt die für Messung notwendigen 30 Sekunden ab. Während dieser 30 Sekunden soll man ruhig sitzen, sich nicht bewegen und am besten nicht einmal reden.
Die Ergebnisse der Messung erscheinen in der Timeline, in der Detailübersicht kann man sich noch einen genauen Verlauf anschauen und ein PDF erstellen und abschicken. Der Hersteller weist die Genauigkeit der Messung im Bereich von 95 Prozent auf, allerdings sind bei der Berechnung die Fälle mit nicht genau definierten Ergebnissen bereits abgezogen.
Fazit:
Withings Move EKG hat neben der Apple Watch ab Series 4 fast schon ein Alleinstellungsmerkmal – kein Fitnesstracker der bekannten Hersteller kann das EKG messen, Alive Cor hat sein EKG-Armband aus dem Markt zurückgezogen, nachdem Apple seine Apple Watch Series 4 vorgestellt hat. Allerdings fehlen der Hybriduhr von Withings wichtige Merkmale wie ein Herzfrequenzsensor und (zumindest) rudimentäre Benachrichtigungen vom Smartphone, als dass sich das Gerät für einen Durchschnittsnutzer lohnen würde. Einzig die Menschen, die bei sich Vorhofflimmern vermuten und auf ein schnelles EKG angewiesen sind, können sich den Kauf überlegen. Karda Mobile von Alive Core kostet knapp 110 Euro, ein EKG-Gerät von Bauer gleich 130 Euro, da bringt Withings Move ECG mit knapp 120 Euro noch einene Mehrwert in Form einer Uhr und eines deutlich kleineren Formfaktors wie die oben genannten Geräte.