Anfang dieses Monats stellte Microsoft das Surface Neo vor, ein seltsames Gerät, das aussieht wie zwei zusammengeklebte iPads, oder ein Laptop, bei dem die Tastatur durch einen zweiten Touchscreen ersetzt wurde. Als ich das Surface Neo zum ersten Mal sah, fragte ich mich sofort: Würde Apple ein solches Produkt herstellen? Und wenn nicht, warum nicht?
Das Konzept Microsoft Surface Neo
Beginnen wir mit der Feststellung, dass das Surface Neo nicht wirklich existiert. Die Gäste der Präsentation durften es nicht benutzen, das Unternehmen gab zu, dass einige seiner Hardware-Spezifikationen noch nicht festgelegt waren, der Verkauf würde in der Vorweihnachtszeit 2020 erst beginnen. Mit anderen Worten, was Microsoft Anfang dieses Monats angekündigt hatte, war die Absicht, das Produkt in mehr als einem Jahr zu liefern.
Aber trotzdem, zwei Tablets zu einem Laptop-Sandwich zusammen geklappt: Stellen Sie sich die Möglichkeiten vor! Angesichts der klaren Unterscheidung von Apple zwischen Laptopformen (die macOS verwenden) und Tablets (die iPadOS verwenden), würde man meinen, dass das nicht Apples Fall wäre. Oder vielleicht doch?
Das hypothetische Macbook Neo
Wenn Sie die langjährigen Trends bei Apples Produktdesign berücksichtigen, gibt es ein starkes Argument, dass Cupertino davon träumt, eine Laptop-Tastatur ohne bewegliche Teile herzustellen. Die Schmetterlingstastatur mit ihrem geringen Hub die in allen aktuellen Macbook-Serien eingebaut ist, war ein Schritt in diese Richtung – aber das ging nach hinten los. Alle Gerüchte deuten darauf hin, dass Apple in neuen Modellen, die vielleicht noch in diesem Herbst, aber sicher im Laufe des Jahres 2020 kommen sollen, eine andere Art von Tastatur einbaut.

Hat Apple seine Lektion gelernt und wird nie wieder versuchen, die Computertastatur neu zu erfinden? Das könnte durchaus sein, meine ich. Aber ist die Unzuverlässigkeit der Schmetterlingstastatur, weil winzige Staubpartikeln, Krümel und anderen Ablagerungen unter die Tasten geraten können, nicht auch ein Beweis dafür, dass Apples Wunsch, bewegliche Teile loszuwerden, richtig ist? Auf einem Touchscreen kann man sich keine Krümel einfangen.
Ich bin sicher, dass Apple in seinen Labors damit experimentiert hat, die Touch Bar so zu erweitern, dass sie zu einer virtuellen Tastatur samt Trackpad wird, eine Steueroberfläche, die sich so anpassen lässt, damit sie so ziemlich alles sein kann, was Sie wollen. Ist das nicht die ultimative Lektion des originalen iPhone?
Das Problem an diesem Szenario ist, dass es die Tatsache ignoriert, dass Apple noch keine Anstrengungen unternommen hat, die Mac-Oberfläche an Touch anzupassen. Wie sähe dann dieses hypothetische Macbook Neo aus, wenn macOS keine Touch-Eingaben unterstützt? Gibt es eine völlig separate Oberfläche auf der Unterseite, die vom Mac getrennt ist, wie die Touch Bar? Es scheint eine Platzverschwendung zu sein, wenn macOS diesen Bildschirm nicht als zweites Display verwenden kann – aber ohne eine berührungsfreundliche Oberfläche scheint das ja überflüssig zu sein.
Das hypothetische iPad Neo
Kommen wir zum iPad, bei dem Apple gezeigt hat, dass es offener für die Erweiterung der Funktionsweise des Geräts mit alternativen Eingabemethoden ist. Apple hat die Tastatureingabe auf dem iPad mit dem Smart Keyboard übernommen und sogar eine Mausunterstützung in iPadOS 13 hinzugefügt.

Vielleicht noch wichtiger ist, dass es bei der Erweiterung von iPadOS 13 um Unterstützung mehrerer Fenster um mehr geht als nur um neue Möglichkeiten des Multitasking. Sobald iPadOS und alle seine Anwendungen die Idee verstehen, in mehreren Fenstern zu laufen, steht die Tür auch für die Ausführung dieser Anwendungen über mehrere Bildschirme offen – also auch auf den beiden Bildschirmen des hypothetischen iPad Neo.
Dennoch ist das Surface Neo wie ein Laptop geformt – das Scharnier definiert die Hardware recht eindeutig. Bisher hat Apple eine ziemlich harte Linie bei den Geräteformen erreicht: Wenn es ein Scharnier hat, ist es ein Laptop, und Laptops laufen unter macOS. Wenn es sich um einen einzelnen Touchscreen handelt, haben wir ein Tablet – und die Tablets laufen unter iPadOS. Das würde Apple nicht davon abhalten, ein solches Gerät zu bauen und iPadOS darauf zu installieren, aber es würde sicherlich eine Änderung der Einstellung erfordern.
Hängen geblieben
Der beste Tipp ist also: Apple stellt ein solches Gerät schlicht nie her. Während Cupertino sich im Laufe der Jahre einen Ruf als innovatives Unternehmen aufgebaut hat, ist es bei seinen Produkteinführungen bemerkenswert konservativ. Apple ist kein Unternehmen, das eine Menge verschiedener Produkte gegen die Wand wirft und sieht, was daran hängen bleibt. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Ich bin sicher, dass Apple alle möglichen Dinge wie diese im Geheimen herstellt und dann absolut rücksichtslos Produkte tötet, die nicht den Standards entsprechen.

©Microsoft
Die Zukunft des Computings?
Die eigentliche Frage ist: Denkt Apple, dass die Zukunft des Computings – vor allem des Laptop-Computings – ein Gerät mit zwei Bildschirmen beinhaltet? Wenn ja, ist dieses Gerät ein erweitertes iPad oder ein Macbook? Der Mac ist hier wahrscheinlich die bessere Wahl – mit der Ausnahme, dass Apple die Mac-Oberfläche konsequent davon abgehalten hat, berührungsempfindlich zu sein.
Wer weiß – vielleicht hat Apple ein Produkt im Labor, das schon kurz vor der Präsentation steht, von dem wir aber noch nicht einmal ein Gerücht gehört haben. Vielleicht ist es in der Planung für eine Herbstkeynote im nächsten Jahr, in diesem Fall würde es sogar noch vor dem Surface Neo marktreif sein. Das wäre doch was!